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Mühlhausen/Thüringen

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Wappen Karte
Datei:Mhl wappen.gif Deutschlandkarte, Position von Mühlhausen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Unstrut-Hainich-Kreis
Fläche: 86,34 km²
Einwohner: 37.615 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 436 Einwohner je km²
Höhe: 216 m ü. NN
Postleitzahlen: 99961 - 99974
Vorwahl: 03601
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Kfz-Kennzeichen: UH
Gemeindeschlüssel: 16 0 64 046
Stadtgliederung: 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Ratsstraße 19
99974 Mühlhausen
Offizielle Website: www.muehlhausen.de
E-Mail-Adresse: info@stadtverwaltung.muehlhausen.de
Politik
Bürgermeister: Hans-Dieter Dörbaum

Mühlhausen/Thüringen ist die Kreisstadt des Unstrut-Hainich-Kreises in Thüringen.

Mühlhausen ist bekannt für die größte Stadtkirmes Deutschlands, welche 1877 das erste Mal stattfand.

Geografie

Geografische Lage

Die Stadt liegt am Fluss Unstrut.

Stadtgliederung

Die Stadt besteht aus den Ortsteilen: (Einwohnerzahlen vom 31. Dezember 2003)

  • Mühlhausen (33.660 Einwohner)
  • Felchta (990 Einwohner)
  • Görmar (1.109 Einwohner)
  • Saalfeld (211 Einwohner)
  • Windeberg (260 Einwohner)


Geschichte

Mittelalter

967 wurde Mühlhausen erstmals urkundlich als "mulinhuson" durch Otto II. erwähnt; es war Zentrum eines bedeutenden Reichsgutbezirkes mit befestigtem Königshof, dessen Ursprünge in das fränkische Reich Karls des Großen reichen.

Im 11. Jahrhundert begann die Entstehung der Altstadt (Marktsiedlung), im 12. Jahrhundert folgte die der Neustadt um die Marienkirche unter Friedrich I. Barbarossa. 1135 Kaiser Lothar III. söhnte sich in der erstmalig so bezeichneten "villa regia" Mühlhausen endgültig mit Konrad von Staufen aus. 1180 Heinrich der Löwe eroberte Mühlhausen, das sich zu einem bedeutenden Zentrum der Reichsgewalt entwickelt hatte.

Um 1200 wurde die Stadtmauer um die Innenstadt (49 ha) mit 7 Doppeltoren und 38 Wehr- und Kanzeltürmen und einer Länge von 2,7 km erbaut. Mühlhausen, ursprünglich ein königliches Kammergut, erhielt zu Anfang des 13. Jahrhunderts Stadtrecht und dann Münz- und Zollrecht. Gegen die Burg, auf der ein königlicher Burggraf waltete, schloss sich die Stadt in der gleichen Zeit durch Mauern ab. Um 1220 wurde das Mühlhäuser Rechtsbuch nach des Reiches Recht - das älteste Stadtrechtsbuch in deutscher Sprache - aufgezeichnet. Es war auch für die Reichsstadt Nordhausen geltendes Recht. 1251 erhielt sie das Recht, den Schultheißen zu ernennen, und wurde dadurch freie Reichsstadt, wenn auch jenes Amt noch im 14. Jahrhundert eine Zeit lang an den Fürsten von Henneberg verpfändet war. Inzwischen hatte auch die Burggrafschaft ihr Ende erreicht, und ihre Befugnisse wurden von der Stadt erworben. Unter Karl IV., also Mitte des 14. Jahrhunderts erhielten die Zünfte Vertretung im Rat. Die Reichsstadt Mühlhausen war seit 1286 Mitglied der Hanse. 1292 wurde die Breitsülze, der an der Stadt entlang fließende Bach, in einem künstlichen Bachlauf zur Wasserversorgung in die Oberstadt geleitet. Das war für mittelalterliche Verhältnisse ein ingenieurtechnisches Meisterwerk. Der Bach wurde in einem Graben von 5.350 m Länge mit einem Gefälle von nur 0,33 mm pro Meter in die Oberstadt geleitet. Die Pläne für dieses Bauvorhaben stammen von einem Mönch, welcher der Sage nach einen Pakt mit dem Teufel traf und kurze Zeit nach der Fertigstellung verschwand.

1430 trat Mühlhausen gemeinsam mit Erfurt und Nordhausen, mit diesen beiden Städten seit 1310 im Thüringer Dreistädtebund vereinigt, dem starken Goslarer Bund innerhalb der Hanse bei. 1500 wird Mühlhausen Teil des Niedersächsischen Reichskreises.

Mit dem Bauernkrieg im Jahre 1525 wurde Mühlhausen durch Thomas Müntzer zum Zentrum der radikalreformatorischen Bewegung der Bauern, die durch die Stadt niedergeschlagen wurde. 1556 nahm sie die Reformation an. Nach der Niederlage der Bauern wurde der radikale Reformator Thomas Müntzer vor den Toren der Stadt hingerichtet. Die Stadt verlor ihre Reichsfreiheit; die Fürsten von Sachsen und Hessen wurden Schutzherren. Durch den Ankauf der Liegenschaften des Deutschen Ritterordens (1599) erwarb die Stadt einen großen Grundbesitz (im ganzen 220 km²).

Die freie Reichsstadt Mühlhausen um 1630, Stich von Matthäus Merian

Auf dem Fürstentag zu Mühlhausen (März 1620) gab der Kurfürst von Sachsen die Sache der Union preis und erklärte sich mit den rheinischen Erzbischöfen für den Kaiser.

1707/1708 war Johann Sebastian Bach Organist an der Hauptkirche Divi Blasii (Sankt Blasius). Zum Ratswechsel am 4. Februar 1708 entstand die Kantate BWV 71.

1802 kam Mühlhausen an Preußen, 1807 an Westfalen und 1815 abermals an Preußen. 1831 wanderte Johann August Röbling, geboren 1806 in Mühlhausen, in die USA aus und wurde dort zum Konstrukteur der größten Drahtseilhängebrücke der Welt, der Brooklyn Bridge in New York (1883). 1861 wurde Mühlhausen an das Telegrafennetz angeschlossen. 1887 klingelten in Mühlhausen zum ersten Mal Telefone.

Aus Meyers Konversationslexikon von 1888

"Mühlhausen in Thüringen, Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Erfurt, ehemals freie Reichsstadt, an der Unstrut und der Linie Gotha-Leinefelde der Preußischen Staatsbahn, 206 m ü. d. M., hat 5 Vorstädte, 7 Tore, 13 Kirchen (darunter die fünfschiffige Marien- oder Frauenkirche aus dem 14. Jahrhundert und die Blasiuskirche aus dem 12. Jahrhundert, mit alten Glasmalereien), eine katholische Kirche, eine Synagoge, ein altertümliches Rathaus, ein Theater, ein Waisenhaus etc. und 1885 mit der Garnison (3 Eskadrons Ulanen Nr. 6) 36.600 meist evangelische Einwohner, welche Fabrikation von wollenen, halb- und baumwollenen Stoffen, von Strumpfwaren, Näh- und Stickmaschinen, Holzwaren und Möbeln, Leder, Leim, Kesseln und Bierapparaten, Wollgarnspinnerei, Färberei, Bierbrauerei etc. betreiben.
Die Marienkirche ist die höchste Kirche Thüringens, noch vor dem Erfurter Dom.

Der Handel, besonders lebhaft in Getreide, Handelsfrüchten (Anis, Koriander etc.), Gartenerzeugnissen, Vieh, Wolle etc., wird durch eine Handelskammer. eine Reichsbanknebenstelle und 3 andre Bankinstitute unterstützt.

Mühlhausen ist Sitz eines Amtsgerichts und hat mehrere Gymnasien, ein Realprogymnasium und eine Musikschule."

DDR-Zeit

Bis zum Ende der DDR war Mühlhausen stark industrialisiert. Vor allem durch Verstaatlichungen in den Jahren 1952 bis 1972 entstanden aus den vor dem Zweiten Weltkrieg bestehenden Mühlhäuser Industriebetrieben u.a. folgende Volkseigene Betriebe:

  • Textilindustrie: VEB Mülana (»Obertrikotagen«), VEB Cottana (vorher: VEB Buntweberei Mühlhausen; ursprünglich: Binkebank & Hammer, Weberei), VEB Westthüringer Kammgarnspinnerei Mühlhausen, VEB Textilveredlungswerke Mühlhausen (entstanden aus Gebrüder Hecht KG, Textilveredlung, und Heinz Schüler, Garnveredlung)
  • Schwerindustrie: VEB Möve-Werk (Zulieferer für Fahrzeugtechnik, z.B. an IFA), VEB Förderwagen und Beschlagteile, VEB Stehlagerwerk, VEB Kinderfahrzeuge ZEKIWA, VEB Spezialnähmaschinenbau
  • Computerindustrie: Ab den späten 1970er Jahren wurde der VEB Röhrenwerk in den VEB Mikroelektronik »Wilhelm Pieck« umgewandelt. Als Teil des Kombinats Mikroelektronik Erfurt stellte der Betrieb elektronische Taschenrechner (darunter den einheitlichen Schultaschenrechner SR-1) her. Später kam die Produktion der verbreitetsten Heimcomputer-Serie der DDR hinzu: die sogenannten Kleincomputer KC 85/2, KC 85/3 und KC 85/4.

Zum 450. Todestag von Thomas Müntzer erhielt Mühlhausen 1975 den amtlichen Namenszusatz "Thomas-Müntzer-Stadt".

Gegenwart

Im Jahr 2005 trat Mühlhausen als erste deutsche Stadt dem Verein Deutsche Sprache bei.


Politik

Die Stadtrat Mühlhausen besteht aus 36 Stadträten und dem Oberbürgermeister. Die Sitzverteilung stellt sich seit der letzten Kommunalwahl am 27. Juni 2004 wie folgt dar:

CDU : 12 Sitze
PDS : 10 Sitze
SPD : 8 Sitze
FTP : 3 Sitzw
FW-MHL : 3 Sitze

Der Oberbürgermeister Hans-Dieter Dörbaum wurde am 14. Mai 2000 gewählt.

Wappen

Blasonierung: Geteilt von gold und rot. Oben einen wachsenden, schwarzen, rotbewehrten Adler und unten in Rot ein silbernes Mühleisen.

Bedeutung: Der Adler verweist auf den Status der Stadt als freie Reichsstadt und das Mühleisen auf den Namensursprung der Stadt. Die Farbpaarung silber-rot im unteren Teil des Wappens ist auf den jahrhunderte langen Einfluss des Erzbistums Mainz zurück zu führen.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Museum am Lindenbühl
  • Marienkirche - Müntzergedenkstätte
  • Bauernkriegsmuseum Barfüßerkirche (Kornmarktkirche)
  • Museumsgalerie Allerheiligenkirche

Bauwerke

  • mittelalterlichen Stadtmauerring mit erhaltenem Wehrgang
  • Reichsstädtisches Archiv
  • Divi-Blasi Kirche
  • St. Marien (zweit größte Kirche Thüringens nach dem Erfurter Dom)
  • Rathaus
  • Geographischen Mittelpunkt Deutschlands
  • Popperöder Quelle

Kulinarische Spezialitäten

  • Mühlhäuser Pflaumenmus (Deutschland bekanntester Pflaumenmusproduzent; hauptsächlich in Ostdeutschland aktiv; Expansion nach Westdeutschland geplant; Tochterunternehmen der Tegros Vertriebsgesellschaft)

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

  • Albert-Schweitzer-Gymnasium
  • Tilesius-Gymnasium
  • Evangelisches Gymnasium
  • Berufliche Schulen des Unstrut-Hainich-Kreises
  • Berufliches Gymnasium
  • Forstbergschule
  • Margaretenschule
  • Martinischule
  • Nikolaischule
  • Petrischule
  • Thomas-Müntzer-Schule

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt


Literatur

  • Christian G. Altenburg: Chronik der Stadt Mühlhausen. Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Mühlhausen, Verlag Rockstuhl, Reprint 1824/1999, ISBN 3-932554-83-3
  • Reinhard Jordan: Band 1 - Chronik der Stadt Mühlhausen bis 1525, Verlag Rockstuhl, Reprint 1900/2000, ISBN 3-934748-04-X
  • Reinhard Jordan: Band 2 - Chronik der Stadt Mühlhausen 1526 - 1599, Verlag Rockstuhl, Reprint 1903/2001, ISBN 3-934748-05-8
  • Reinhard Jordan: Band 3 - Chronik der Stadt Mühlhausen 1600 - 1770, Verlag Rockstuhl, Reprint 1906/2002, ISBN 3-934748-06-6
  • Reinhard Jordan: Band 4 - Chronik der Stadt Mühlhausen 1771 - 1890, Verlag Rockstuhl, Reprint 1908/2002, ISBN 3-934748-07-4
  • Gunter Görner & Beate Kaiser: Band 5 - Chronik der Stadt Mühlhausen 1891 - 1945, Verlag Rockstuhl, 2004, ISBN 3-934748-08-2
  • Jens Hiersemann: Mühlhäuser Strassennamen damals und heute, Verlag Rockstuhl, 2004, ISBN 3-937135-35-9
  • Dieter Fechner: Literarisches Mühlhausen in Thüringen, Verlag Rockstuhl, 2005, ISBN 3-937135-91-X
  • Dieter Fechner: Mühlhäuser Brunnenfest - seit 1605, Verlag Rockstuhl, 2005, ISBN 3-937135-77-4
  • Georg Wolff: Das Mundartbuch der Stadt Mühlhausen - Müllhüsches Schingeleich, Verlag Rockstuhl, 2005, ISBN 3-929000-28-8