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International Sport and Leisure

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die 1982[1]von Horst Dassler gegründete International Sport and Leisure (ISL) war eine in der Schweiz domizilierte Marketingfirma, die im Mai 2001 in Konkurs fiel.[2] Sie war im Sportrechtehandel tätig und der wichtigste Geschäftspartner der FIFA für die Fußball-Übertragungsrechte.[3] Im anschließenden Strafverfahren wurde strafgerichtlich festgestellt, dass die ISL in der Zeit von 1989 bis 1999 insgesamt 138 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld an verschiedenste Sportfunktionäre gezahlt hatte.[4]

Geschichte des Unternehmens

Die ISL wurde als Aktiengesellschaft vom damaligen Adidas-Miteigentümer Horst Dassler als Briefkastenfirma in Sarnen gegründet.[2] Später zog die ISL nach Luzern; ab 2001 hatte sie ihren Hauptsitz in Zug, einer Schweizer Steueroase. Es gab verschiedene ISL Unternehmen (z.B. ISL Worldwide oder ISL Marketing). Im 2000 wurde die ISL zu einer 90 % Tochter der Holding ISSM (International Sports Media & Marketing), die vorher Rofa und dann später Sporis hiess.

Die ISL erwarb von internationalen Sportverbänden Veranstaltungsrechte und gab sie an Sponsoren, Fernsehsender oder Lizenznehmer weiter. Ihren ersten Auftrag erhielt sie von der FIFA für die Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Innerhalb weniger Jahre wurde sie das weltweit größte Unternehmen für die Vermarktung von internationalen Sportanlässen. Die Kundenliste der ISL umfasste in den 1990er neben der FIFA, das Internationale Olympische Komitee (IOK), die Weltverbände in Leichtathletik (IAAF), Schwimmen (Fina) und die Tennis-Organisation ATP.

Im Jahr 1998 sicherte sich die ISL für insgesamt 1,4 Milliarden Schweizer Franken die weltweiten (mit Ausnahme von Europa und USA) Marketing-Rechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 in Südkorea und Japan sowie in Deutschland.

Die ISL/ISMM-Holding machte im Jahr 2000 grosse Verluste.[5] Am 21. Mai 2001 musste sie Konkurs anmelden. Die Gläubiger beklagten einen Schaden von 4 Milliarden Franken. Davon anerkannte der Liquidator eine Milliarde.[6]

Strafverfahren gegen ehemalige Manager

Gegen den ehemaligen Vizepräsidenten der ISL und fünf Manager erhob die Staatsanwaltschaft Zug 2007 den Vorwurf, es seien Tatbestände wie Veruntreuung, Betrug, betrügerischer Konkurs, Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung und Erschleichung einer falschen Beurkundung erfüllt.[7] Die Deliktsumme belaufe sich auf über 100 Millionen Franken. Im März 2008 begann vor dem Strafgericht des Kantons Zug ein Prozess. Dabei ging es um Schmiergeldzahlungen an Sportfunktionäre, auch die Übertragungsrechte für die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 und 2006 betreffend.[3] Der Vizepräsident Jean-Marie Weber schwieg während des Prozesses beharrlich und wurde mit zwei weiteren Angeklagten zu einer Geldstrafe verurteilt, die anderen drei Manager wurden freigesprochen.[4]

Strafverfahren gegen Unbekannt wegen ungetreuer Geschäftsführung

Ein weiteres Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Zug in diesem Zusammenhang gegen anonym gebliebene FIFA-Funktionäre wurde im Juni 2010 gegen Zahlung von 5,5 Millionen Franken eingestellt.[4] Im November 2010 wurden weitere Korruptionsvorwürfe gegen drei Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees laut: Ricardo Teixeira, Nicolás Leoz und Issa Hayatou. Sie sollen über Jahre Schmiergelder von der ISL erhalten haben.[8] Aus der Einstellungsverfügung, die im Juli 2012 gegen den Widerstand zweier FIFA-Funktionäre, die dafür bis vor das Schweizer Bundesgericht zogen, bekannt wurde, geht hervor, dass FIFA-Präsident Joseph Blatter von den Schmiergeldzahlungen gewusst haben muss.[9] Demnach nahm Ricardo Teixeira Zahlungen von über 12 Millionen Franken entgegen, der ehemalige FIFA-Präsident João Havelange erhielt mindestens 1,5 Millionen Schweizer Franken.

Einzelnachweise

  1. Barbara Smit: Drei Streifen gegen Puma. Campus-Verlag 2005, S. 189 -193.
  2. a b Carlos Hanimann: Bar und ohne Quittung. 22. Januar 2009, abgerufen am 23. November 2011.
  3. a b David Garcia: Dreck am Ball: Die Geschäfte der FIFA. In: Le Monde diplomatique. , abgerufen am 13. April 2011 (aus dem Französischen von Jakob Horst).
  4. a b c Jens Weinreich: Millionenschwerer Schmiergeldskandal. Fifa-Funktionäre kaufen sich frei. Spiegel Online, 25. Juni 2010, abgerufen am 10. März 2011.
  5. Michael Wulzinger: Easy Rider in Nadelstreifen. Spiegel Online, 9. April 2001, abgerufen am 23. November 2011.
  6. Andreas Flütsch: Schmutzige Wäsche der Fifa vor Gericht ausgebreitet. Tages Anzeiger, 7. März 2008, archiviert vom Original am 5. Oktober 2012; abgerufen am 8. Dezember 2010.
  7. Anklage. (MS Word; 1,9 MB) Staatsanwaltschaft des Kantons Zug, 19. Februar 2007, abgerufen am 8. Dezember 2010.
  8. Jens Weinreich: Korruption im Fußball. Neue Bestechungsvorwürfe gegen Fifa-Funktionäre. In: SPIEGEL ONLINE. 29. November 2010, abgerufen am 13. April 2011.
  9. Hohe Millionenzahlungen an Funktionäre - Blatter wusste es, Handelszeitung vom 11. Juli 2012