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Ernes Merck

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Ernes Merck (ca. 1924)
Ernes Merck (um 1923)

Ernestina Merck[1][2] genannt Ernes Merck geb. Rogalla von Bieberstein (* 2. Juli 1898 in Stolp, Pommern; † 25. November 1927 in Darmstadt) war eine deutsche Rennfahrerin.

Leben und Erfolge

Ein Mercedes-Benz Typ S aus dem Jahr 1928

Ernes Rogalla von Bieberstein war die Tochter von Oberstleutnant a.D. Hans Rogalla von Bieberstein. Am 7. Oktober 1918 heiratete sie den Darmstädter Industriellen Wilhelm Merck (1893–1952), ein Mitglied der Eigentümerfamilie der Firma E. Merck. Wilhelm Merck war zudem Mitglied des Aufsichtsrates der Daimler-Benz AG.[3] Durch ihren Ehemann Wilhelm kam Ernes Merck zum Motorsport. 1922 fuhr sie ihr erstes Rennen und kam an „ehrenhafter Position“ ins Ziel.[4] Beim Baden-Badener Automobilturnier belegte sie im selben Jahr den 2. Rang auf Steiger.[5] Danach wurde sie Mercedes-Werksfahrerin.[4] 1927 startete Merck beim Internationalen Klausenrennen in der Schweiz, das seinerzeit das populärste, längste[6] und schwierigste Bergrennen der Welt war. Am 13. August belegte sie mit ihrem Mercedes-Benz Typ S in der Klasse von 5 bis 8 Liter Hubraum den dritten Platz. Lediglich Rudolf Caracciola und der Schweizer Hürlimann waren an diesem Tag in dieser Klasse am Klausen schneller.[7] Am nächsten Tag startete sie in der Kategorie Tourenwagen. Hinter Caracciola und vor Hürlimann, sowie ihrem Mann Wilhelm – der im baugleichen Fahrzeug fuhr und Vierter wurde – kam sie mit der zweitschnellsten Zeit ins Ziel. Fortan war Ernes Merck im Automobilsport eine Berühmtheit.[8] Für das Publikum war die emanzipierte Fahrerin mit „Bubikopf und dem Rocksaum des Charlestonkleides knapp über dem Knie“, das Gesprächsthema.[9] Darüber hinaus als organisierte sie Weltfrauenkongresse und war als Fotografin in Afrika unterwegs.[10] Am 6. September 1927 startete sie in Hetzbach im Odenwald beim Krähbergrennen.[11]

Ernes Merck fuhr in den 1920er Jahren als einzige Frau Profirennen.[12][13] Für das Motiv der Frau in Rot diente sie Edward Cucuel 1928 als Vorlage. Cucuel signierte das Werbeplakat mit Cucuel Offelsmeyer. Es war in dieser Zeit eines der auffälligsten Werbeplakate.[14] Die Grafik zeigt sie in einem roten Rennanzug vor einem Mercedes-Benz Typ S.[15]

Johannes Peter Mercedes Merck (* 3. Februar 1927), ehemaliges Vorstandsmitglied der Merck KGaA, ist der Sohn von Ernes und Wilhelm Merck. Er selbst nahm in den 1950er Jahren an zahlreichen Motorsportveranstaltungen, unter anderem der Rallye Monte Carlo 1956, teil.[3]

Am 25. November 1927, im Jahr ihrer größten Erfolge und der Geburt ihres Sohnes mit Namen Peter Mercedes, nahm sich Ernes Merck in Darmstadt das Leben.[16][15]

Bei der Namensvergabe der Berliner Edith-Kiss-Straße, an der die Vertriebszentrale von Mercedes-Benz liegt, wurde im Jahr 2012 auch die Benennung der Straße nach Ernes Merck diskutiert, aber letztlich abgelehnt.[17][18][19]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Merck, Wilhelm In: Hessische Biografie Stand: 14. August 2012, abgerufen am 25. Mai 2014
  2. Velhagen & Klasings Monatshefte, Band 31, Ausgabe 2, 1917, S. 148.
  3. a b Benzin im Blut 55. Internationale Deutsche Schnauferlrallye, Programmheft, Juni 2010, S. 56–547.
  4. a b Abenteuerlustig und leidenschaftlich Bei: mercedes-benz.com abgerufen am 25. Mai 2014
  5. Kurzbiographien Bei: feldbergrennen.de abgerufen am 25. Mai 2014
  6. Legendäre Frauen des Klausenrennens Bei: wallstreet-online.de vom 29. August 2012
  7. 1927 Kategorie Sportwagen Internationales Rennen bei: klausenrennen.com abgerufen am 23. Mai 2014
  8. In der Favoritenrolle. Bei: mercedes-benz.com abgerufen am 25. Mai 2014
  9. Klausenrennen: Legendäre Frauen. In: Fridolin vom 6.September 2012, S. 25.
  10. «Ich war über die Strecke ganz erschrocken» - Der Mythos von den schnellen Frauen am Klausenrennen In: Neue Zürcher Zeitung vom 26. März 2002
  11. Erinnerungstour im alten Rennwagen. In: Darmstädter Echo, vom 12. Juli 2012
  12. Karin Schmidl: Geschichte vor der Haustür. In: Berliner Zeitung Nummer 37, vom 13. Februar 2014, S. 18.
  13. Begegnungen – die Frauen des Sterns. Pressemitteilung der Daimler AG vom November 2011, S. 42.
  14. Sporting elegance: The "Lady in Red" by Offelsmeyer Cucuel for Mercedes-Benz. Bei: mediacenter.studioline.net abgerufen am 25. Juli 2014
  15. a b Ernes Merck bei: Mercedes-Benz Museum GmbH abgerufen am 23. Mai 2014
  16. The original Woman in Red. Bei: prewarcar.com abgerufen am 25. Mai 2014
  17. Thomas Lackmann: Straßenumbenennung in Berlin - Daimler-Adresse ehrt NS-Opfer In: Der Tagesspiegel vom 13. Februar 2014
  18. Thomas Frey: Straße neben Mercedes heißt jetzt nach Edith Kiss In: Berliner Woche vom 14. Februar 2014
  19. Benennung der Planstr. D - Anschutz Areal - nach Ernes Merck Drucksache DS/0523-01/IV der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, vom 18. Dezember 2012