Nacktsport
Mit Nacktsport wird die unbekleidete Ausübung sportlicher Tätigkeiten bezeichnet. Die Ursprünge des Nacktsports gehen auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, als die Freikörperkultur begründet wurde. Getragen von einem romantischen Naturverständnis verzichteten die FKKler bei Ausübung des Sports auf Bekleidung, um sich so möglichst frei in unberührter Natur zu bewegen. Die Geschichte das Nacktsports ist aber viel älter.
Geschichte
Antike
Die gymnischen (griechisch: "gymnos" = deutsch: nackt) Sportarten der Antike, die - ihrem Namen entsprechend - nackt ausgeübt wurden, sind nicht die Basis des heutigen Nacktsports gesehen werden, da die Beweggründe hier andere waren als im Naturismus der Neuzeit. Dennoch wird von Nacktsportlern gerne angeführt, dass auch die Olympischen Spiele der Antike nackt ausgeübt wurden. Im Gegensatz zu der heute verbreiteten Vorstellung wurde Sport im antiken Griechenland nicht generell nackt ausgeübt. Dies galt vielmehr nur für Sparta, wo Jungen und Mädchen gemeinsam gymnastisch ausgebildet wurden. Auf Grund dieser Tatsache hatten die Frauen Spartas im übrigen Griechenland teilweise den Ruf der Scham- und Treulosigkeit. Die nur von Frauen ausgeübten Heräen, die möglicherweise eine Entsprechung der Olymischen Spiele für Frauen waren, wurden in kurzer Tunika mit entblößter rechter Brust ausgeübt.
Auch die teilweise oder völlige Nacktheit der römischen Gladiatoren, diente eher der Zurschaustellung gut trainierter Körper, als dem heutigen Naturismusideal.
19. und 20. Jahrhundert
Sport in seiner heutigen Form wurde erst im 19. Jahrhundert populär. Bis dahin war sportliches Training ein Privileg der gehobeneren Schichten. Insbesondere in den nordischen Ländern und Deutschland verbreitete sich mit der FKK-Bewegung ab dem frühen 20. Jahrhundert auch der Nacktsport. Auch wurden relativ anspruchsvolle Schwimmwettbewerbe zeitweise nackt ausgetragen, da sich einige Schwimmer durch den Verzicht auf Badebekleidung bessere Zeiten erhofften. Dieses Argument hat sich allerdings mit der modernen Sportbekleidung ins Gegenteil verkehrt, weswegen nur noch reine Freizeitsportler Nacktwettbewerbe austragen.
Heute
Der Nacktsport (Wandern, Reiten, Schwimmen oder auch Tennisspielen) sind mittlerweile als fester Bestandteil des Naturismus weitgehend akzeptiert und für viele - etwa im Urlaub - zur Normalität geworden.
Nacktheit als Provokation
Heute wird Nacktheit gerne als Mittel eingesetzt, um bei Protestaktionen mehr Aufmerksamkeit zu erreichen. Ein Beispiel hierfür ist World Naked Bike Ride am 12. Juni 2004, an dem mehr als 1000 Menschen in 24 meist nordamerikanischen Städten teilnahmen, um auf die Gefahr der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hinzuweisen.
Dieses Mittel wird auch in der oft zitierten Legende der Lady Godiva genutzt. Von dieser Gräfin des 11. Jahrhunderts wird erzählt, dass sie nackt, nur von ihrem langen Haar bedeckt, durch Coventry geritten sei, um damit gegen die hohe Steuerlast der Bürger zu protestieren.
Nacktreiten


Nach Auffassung der Nacktreitenden ergänzen sich Freikörperkultur und Reitsport in idealer Weise miteinander. Der nackte Aufenthalt in der Natur vermittelt den Anhängern der Freikörperkultur ein angenehmes Körper- und Freiheitsgefühl, da sie mit der gesamten Haut Sonne, Wasser, Wind und Temperaturunterschiede ungehindert wahrnehmen können. Auf dem Rücken eines großen, von ihnen als edel und anmutig empfundenen Tieres zu sitzen, und seine Bewegungen zu spüren, hat nach Ansicht der Reitenden wiederum eine positive Wirkung auf Körper und Geist. Darauf gründet auch das therapeutische Reiten.
Die Nacktreitenden reiten häufig auch ohne Sattel und Decke - das Pferd ist also auch nackt (englisch: bareback). Pferde mit hohem, knochigen Widerrist und hervortretender Wirbelsäule sind für das Reiten ohne Sattel (ob mit oder ohne Kleidung spielt hierbei keine Rolle) allerdings weniger gut geeignet. Vergleichbares gilt für Pferde, die einen besonders schwungvollem Trab aufweisen. Gesundheitliche oder hygienische Probleme, die auf die Nacktheit beim Reiten zurückgeführt werden könnten, sind nicht bekannt. Natürlich ist bei einem Sturz die Verletzungsgefahr höher als beim Reiten mit schützender Kleidung. Ebenso kann es wegen der mechanischen Beanspruchung der Haut (Reibung) bei längeren und sehr schnellen Ritten zu Hautirritationen kommen. Vereinzelt wird von Tierhaarallergien berichtet. Je nach Jahreszeit und Vegetation können Dornen, hochwachsende Brennnesseln und Insekten störend sein. Daher sind Strandbereiche am Meer ideal für das Nacktreiten geeignet.
Es wird oft behauptet, dass beim Reiten ohne Sattel die Gesäßknochen der Reitenden wegen der punktuellen Belastung den Pferderücken schädigen können. Beim Sattel dagegen wird das Gewicht auf eine größere Fläche verteilt. Inwieweit das Reiten ohne Sattel für das Pferd als unangenehm empfunden wird hängt in erster Linie vom Gewicht und vom Sitz der Reitenden ab, und natürlich auch von der Dauer des Rittes.
Möglichkeiten zur Ausübung
Seit einigen Jahren wird Nacktreiten unter Anderem in den FKK-Anlagen "La Chiappa" in Korsika, "La Jenny" und in "La petite Brenne" in Frankreich, "Lido Braco" in Jamaica, in "Pizzo Greco" in Kalabrien und in neuerer Zeit im "Sundance Natur Club" in der Türkei angeboten. In Namibia sind Nacktritte in die naturistisch orientierten Safaris eingebunden. Innerhalb Deutschlands wird unter Anderem auch in der Nordeifel und in der Nähe von Bonn nackt geritten.
Nacktwandern

Die Ursprünge des Nacktwanderns gehen auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, als die Freikörperkultur (FKK) begründet wurde. Getragen von einem romantischen Naturverständnis verzichteten die Nacktwanderer bei Wanderungen gänzlich auf Bekleidung, und verwirklichten auf diese Weise die freie Bewegung in nahezu unberührter Natur. So sprach sich Richard Ungewitter (18. Dezember 1868-17. Dezember 1958) – einer der Pioniere der FKK-Bewegung – im Jahre 1912 gegen „Zimmer-Luftbäder“ aus und fordert die öffentliche, der sozialen Kontrolle ausgesetzte FKK. In der Chronik der INF/FNI „Geschichte des Naturismus“ berichtet Carl Dreßen in diesem Zusammenhang von „zum Teil meilenweiten Nacktwanderungen“. Der erste Nacktwanderweg wurde am 12.Juli 1984 von Franz Rutar nahe Klagenfurt (Österreich) geschaffen. Er führte über eine Länge von 3 km durch öffentlich zugänglichen, lichten Laub- und Fichtenwald.
Die Nacktwanderer vertreten die Ansicht, Nacktwandern sei eine Natursportart und als solche auch heute noch in besonderer Weise geeignet, Natur auf unmittelbare Art zu erleben. Selbst größere Strecken werden zuweilen von ihnen barfuß erwandert. Sie verstehen dabei ihre Nacktheit nicht als Provokation, sondern als sinnvolle Erweiterung ihrer Sportart. Um Missverständnisse zu vermeiden, bevorzugen sie dabei weniger frequentierte Strecken.
Möglichkeiten zur Ausübung
In neuerer Zeit bilden die Badenden an den so genannten wilden FKK-Seen und teilweise auch die in Vereinen organisierten FKK-Anhänger die wichtigste Gruppe der naturistischen Nacktwanderer. Gewandert wird bevorzugt in kleinen Gruppen - typischerweise in Familienstärke - auf weniger frequentierten Feld- und Wiesenwegen. Als Wandergebiete sind alle öffentlich zugänglichen, landschaftlich schönen und mit abwechslungsreicher Vegetation versehenen Gebiete geeignet. So werden regelmäßig Nacktwanderungen unter Anderem im Rothaargebirge, dem Spessart, der Eifel, bei Berlin, im Isargebiet in und um München und in Kärnten (Österreich) sowie den Schweizer Alpen veranstaltet.
Reaktion der Öffentlichkeit
Nacktsportler berichten von neutralen, wohlwollenden und freundlichen Reaktionen bei zufälligen Begegnungen mit bekleideten Passanten. Ihren Aussagen nach wird ihre Nacktheit von den Passanten und anderen unbeteiligten Augenzeugen, im Gegensatz zum üblichen Flitzen, nicht unbedingt als Provokation, sondern viel eher als ein zusätzlicher Ausdruck ihrer Naturverbundenheit verstanden.
Da beim Nacktreiten der Pferdekörper die Sicht auf die Geschlechtsregionen der Reitenden weitgehend verdeckt erscheinen nackt Reitende "weniger nackt" als ohne Pferd.
Einige Nacktwanderer berichten, dass sie bei zufälligen Begegnungen mit anderen Wanderern gelegentlich auf erstaunte, aber durchweg positive Reaktionen gestoßen seien. Auch finden sich Presseberichte, in denen von einem friedlichen Nebeneinander von Unbekleideten und Bekleideten auch an nicht ausdrücklich für FKK vorgesehenen Orten berichtet wird. Dies wird bestätigt durch eine vom Westdeutschen Rundfunk zu naturistischen Nacktwanderungen durchgeführte Befragung und durch aktuelle Erfahrungen einiger Nacktwandernder, die gemeinsam England durchqueren.
Siehe auch
- World Naked Bike Ride in der englischsprachigen Wikipedia
- Female Nude Wrestling in der englischsprachigen Wikipedia
Literatur
- Tony Perrottet: The Naked Olympics, Random House 2004