Geschütz
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![]() Die Inschrift lautet: Der Greiff heiß ich. Simon goß mich. Meinem gnädigsten Herrn von Trier dien' ich. Wo er mich heißt gewalden, da will ich Dorn und Mauern zerspalten. |
Der Ausdruck Geschütz (urspr. die Waffe des Schützen, d. h. Bogen) bezeichnet im Militärwesen eine schwere, zum Handgebrauch nicht verwendbare Rohr-Waffe. Der Begriff Geschütz umfasst Mörser, Haubitzen und Kanonen, wobei Mörser ein kleines Verhältnis zwischen Kaliber und Rohrlänge haben (wenige Kaliberlängen), Haubitzen ein mittleres und Kanonen ein großes. Allerdings sind die Begriffe nicht scharf abgegrenzt. Die Geschütze sind in der Truppengattung der Artillerie zusammengefasst. Die Entwicklung der Geschütze war sehr stark abhängig von der allgemeinen technischen Entwicklung, sei es die Erfindung des Schießpulvers, die Gusstechniken, die Motorisierung usw. Reichweite und Feuerkraft wurden immer weiter gesteigert.
Geschichte
- In der Antike waren Geschütze mechanische Wurfmaschinen, wie das Katapult, die Balliste und der Onager.
- Im Mittelalter wurde die schwerste der mechanischen Wurfmaschinen erfunden, das Trebuchet, das auch nach der Einführung der Feuerwaffen weiter eingesetzt wurde.
- Die ersten Feuerwaffen waren die „pot de fer“, die zuerst 1324 in Metz eingesetzt wurden. Die erste Darstellung gibt es bei Walter de Milimete von 1326. Es waren bauchige Töpfe die auf tischähnlichen Gestellen lagen und schwere Pfeile verschossen.
- Für Edward III. wurde das ribauldeqin, eine Art Orgelgeschütz, gebaut.
- Die nächste Fortentwicklung war die Bombarde oder auch Steinbüchse. Ein jetzt zylindrisches Rohr aus Schmiedeeisen verschoss zunächst ca. 200 Pfund schwere Stein- später dann auch Metallkugeln. Kleinere Steinbüchsen wurden auch schon aus Bronze gegossen. 1415 benutzte Heinrich V. zehn Geschütze, um die Mauern von Harfleur einzuschießen. 1453 wurde die bis dahin uneinnehmbare, doppelte Mauer mit Wassergraben um Konstantinopel von den Türken sturmreif geschossen. Ebenso wurden die Lafetten entwickelt und in den Hussitenkriegen erstmals Geschütze auf Fahrzeugen montiert, außerdem bereits als Schiffsgeschütze auf Schiffen eingesetzt.
- Im 15. Jahrhundert wurden die Feldschlangen als erste Feldgeschütze entwickelt. Zusammen mit der (pferdebespannten) Lafette waren diese Geschütze erstmals mobil einsetzbar. Die Belagerungsgeschütze lassen sich in 4 Arten einteilen: Hauptbüchsen, Notbüchsen, Viertelbüchsen und Mörser. Der Mörser war ein Steilfeuergeschütz, das erstmals auch explodierende Munition einsetzte und das für Belagerungen oder im Rahmen der Festungsartillerie (als Festungsgeschütz) diente. Ein Mittelding zwischen dem Mörser und der Kanone war die Haubitze, die in Tschechien erfunden wurde.
- Im 16. Jahrhundert wurden die Belagerungsgeschütze zu Hauptbüchsen, Scharfmetzen, Kartaunen und Basilisken entwickelt. Ab 1550 wurde das auf Doppelkartaunen, Kartaunen und Halbkartaunen vereinfacht und auf das Kalibersystem umgestellt. Mitte des 16.Jhd. waren die Doppelkartaunen die schwersten Belagerungsgeschütze. Zu dieser Zeit wandelte sich auch das der Sprachgebrauch der das Geschoßgewicht zur Geschützbezeichnung werden ließ, z.B. Kartaunen wurden zu "40-Pfündern" und Halbkartaunen zu "24-Pfündern". Leichte Hinterlader wurden bevorzugt auf Schiffen in Drehbassen montiert. Bald kam man aber von den Hinterladern wegen mangelnder Gasdichte wieder ab. In den nächsten 200 Jahren sollte es zu keinen wesentlichen Veränderungen der Geschütze kommen. Lediglich kleine Verbessrungen in Form von Höhenrichtschrauben, die das aufwendige Höhenrichten von Hand mit Keilen und Hebeln unnötig und den Zielvorgang präzieser machten, fanden statt. Auch musste nicht nach jedem Schuss die Höhe neu ausgerichtet werden. Eine weitere Verbesserung Anfang des 18. Jahrhundert war die Einführung von Steinschlössern zur Zündung. Dadurch entfiel das ständige Bereithalten einer brennenden Lunte auch bei Kanonen.
- Mitte des 19. Jahrhunderts kam es infolge der industriellen Revolution zu weitreichenden Neuerungen: Die gezogene Kanone konnte explosive Langgeschosse verschießen, die durch die Züge in eine Rotationsbewegung versetzt wurden und die Zielgenauigkeit entscheidend verbesserten. Damit konnte erstmals die sinnvolle Reichweite über die Kernschussweite hinaus gesteigert werden. Bald führte man in Preußen auch Hinterlader ein. Ebenso führte die Erfindung der Eisenbahn auch zu ersten Eisenbahngeschützen. Die Geschütze wurdern auch vermehrt auf Pivotlafetten montiert was gerade auf See zu einer besseren Richtbarkeit der Geschütze führte und den Rückstoß auffing.
- Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand nach der Erfindung des rauchschwachen Pulvers und des Rohrrücklaufes 1897 das Schnellfeuergeschütz.
- Im ersten Weltkrieg wurden als Infanteriebegleitwaffe der Granatwerfer und Minenwerfer entwickelt, die im Verhältnis zum Kaliber leicht waren und eine geringe Reichweite hatten.
- Nach Entwicklung des Kraftfahrzeuges werden Geschütze zunächst durch Kraftwagen gezogen und später sehr mobil und z. T. gepanzert auf Panzern oder Selbstfahrlafetten angebracht.
Mystik
Seit der Erfindung des Schießpulvers hatten Geschütze auch immer etwas mystisches. Aus dieser Zeit sind einige Sinnsprüche überliefert, die in das Hinterstück der damaligen Geschütze eingegossen wurden. Ähnlich wie bei der Feldschlange oder Basilisken wurde dem einzelnen Geschütz eine mythische Bedeutung zugeordnet:
- Scharpff Hierss
- Ich bin genannt der scharpffe Hierß
- Wo ich zu einem Schloß ein Pierß
- Stoß ich nyder mit meym gehürn
- Pollwerck mawer prustwer vnd thuern
- Ercker vnd Zynnen fell ich nyder
- Kum ich dreyen malen wyder
- So wird das schloß von mir erschellt
- Das es über den pergk ab fellt.
- Scharpffe Metz
- Ich bin ein scharpffe Metzs genant
- Wo ich wirdt in ein S(t)att gesant
- Do thu ich übern Graben tantzen
- Durch rinckmawr zwinger vnd schantzen
- Durch kirche häuser keller kuche
- Gewelb stuben kammer thu ich suche
- Vnd was mich irrt am wyderprallen
- Das küssz ich so das es mueß fallen.
Die Tradition der Namensgebung für besondere Geschütze der Artillerie lässt sich bis ins 20. Jahrhundert verfolgen. Populär waren dabei immer wieder weibliche Vornamen. Im ersten Weltkrieg belegte man den 42 cm-Mörser der Firma Krupp mit dem Namen Dicke Bertha. Ein weniger bekanntes Beispiel sind die beiden Kanonen Silvia und Lucrezia der Festung Crestawald in der Schweiz aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg.