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Stiller (Roman)

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Stiller gilt als einer der Schlüsselromane des 20. Jahrhunderts und verhalf dem schweizer Schriftsteller Max Frisch 1954 zum Durchbruch. Die in diesem Werk in Tagebuchform behandelte Identitäsproblematik ist auch in den anderen Romanen Frischs als Schlüsselfunktion zu erachten.

Inhalt

Die Tagebuchaufzeichungen beginnen in einem schweizer Untersuchungsgefängnis. Der Verfasser dieser Zeilen - Jim Larkin White - wurde verhaftet, weil er einen Zollbeamten geohrfeigt hat, da dieser ihn an der Weiterfahrt hindern wollte. Der Zollbeamte war der Ansicht, dass der Pass Whites gefälscht sei. Zudem hatte ihn ein Mitreisender als den Bildhauer Anatol Ludiwg Stiller identifiziert. Eben dieser Stiller war sechs Jahre zuvor spurlos verschwunden, da er unter Verdacht stand einem sowjetischen Agenten als Mittelsmann bei einem Anschlag geholfen zu haben. White ist am verzweifeln, niemand - noch nicht einmal sein Pflichtverteidiger Dr. Bohnenblust - will ihm glauben, dass er nicht der gesuchte Stiller ist. Dr. Bohnenblust versucht zwar einerseits seinem Mandanten zu helfen, andererseits gehen die Gespräche mit ihm immer ins Leere, da beide aneinander vorbeireden.

Der Staatsanwalt konfrontiert White mit Julika, der Frau des verschwundenen Stiller. White fühlt sich im Nachhinein sogar zu der Frau hingezogen, obwohl auch sie ihn für Stiller, ihrem verschwundenen Mann hält. Julika hinterlegt eine Kaution, so dass White einmal pro Woche etwas mit ihr unternehmen darf, ohne dass die beiden von Dr. Bohnenblust begleitet werden.

Aus Julikas Erzählungen versucht White nun ihre Ehe mit Stiller zu rekonstruieren: Julika war Balletttänzerin, so lernte sie auch ihren zukünftigen Mann im Ballett kennen. Kurz nach der Hochzeit erkrankte Julika an einer leichten Tuberkulose. Zudem litt das Paar anhaltend unter Geldnot. Obwohl beide von den Gagen Julikas lebten, hielt Stiller die Arbeit seiner Frau für äußerst unwichtig ganz im Gegensatz zu seiner Tätigkeit als Bildhauer. Schließlich fing Stiller auch noch an, seine Frau zu betrügen.

Aufgrund ihrer Erkrankung kam Julika in ein Sanatorium in Davos, wo sie ihr Mann so gut wie nie besuchte. Er warf ihr vor, ihre Krankheit würde sie nur vortäuschen, um ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. Kurz vor seinem Verschwinden taucht Stiller noch ein letztes Mal in Davos auf, doch dieser Besuch endet in einem großen Streit.

Nach einer eingehenden Untersuchung hat sich endgültig herausgestellt, dass Whites Pass gefälscht ist. White versteht sich immer besser mit dem Staatsanwalt, der ihm sogar von seiner Frau Sybille erzählt. Bei dieser Sybille handelt es sich um die Frau mit der Stiller vor Jahren ein Verhältnis hatte, weshalb sich Staaranwalt und Sybille zeitweise getrennt hatten. Auch Sybille, die White in einem Krankenhaus besucht, erkennt ihn als Stiller wieder. White erfährt zudem, dass Sybille von Stiller schwanger war, das Kind aber abtreiben ließ, da ihre Affaire bereits dem Ende zuging.

Nachdem White in Stillers Atelier gebracht wird und dort dem Vater Stillers begegnet, notiert er in seinem Tagebuch, dass es Zeit wäre die Wahrheit niederzuschreiben: Zwei Jahre zuvor hatte er versucht sich zu erschießen. Er war mit der Pistole aber abgerutscht und verletzte sich nur leicht. In dieser Situation kam er auf die Idee ein neues Leben anzufangen.

Bei der abschließenden Gerichtsverhandlung wird bewießen, dass Stiller nicht an dem Attentat des sowjetischen Spions beteiligt war; zudem wird festgehalten dass White niemand anderer ist als Anatol Ludwig Stiller.

In einem Nachwort des Staatsanwalts wird erwähnt dass sich Stiller mit Julika an den Genfer See zurückgezogen hat, wo Julika ein knappes Jahr darauf, an den Spätfolgen der Tuberkulose, stirbt.