Zum Inhalt springen

Mojmir II.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Mai 2014 um 23:00 Uhr durch 3mnaPashkan (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mojmir II. (lateinisch: Moymirus, Moimarius, slowakisch und tschechisch: Mojmír II., * nach 871; † nach 901) war seit 894 der letzte bekannte Fürst (dux) von Mähren aus der Herrscherdynastie der Mojmiriden. Bis 899 herrschte er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Svatopluk II.

Nach dem schrittweisen Verlust der von seinem Vater eroberten Gebiete (bis 897), einem Bürgerkrieg mit seinem Bruder (898–899) und mehrmaligen Plünderungen Mährens durch Bayern und Magyaren (899–900), gelang es Mojmir II. im Jahr 900 noch die mährische Kirchenorganisation zu erneuern und 901 ein gegen die Magyaren gerichtetes Bündnis mit dem Ostfrankenreich zu schließen. Das weitere Schicksal Mojmirs II. und Mährens ist unsicher. Er starb vermutlich Anfang des 10. Jahrhunderts im Kampf gegen die magyarischen Stämme.

Regierung 894 bis 901

Ungefähre Grenzen Mährens bzw. des mährischen Einflußgebietes beim Machtantritt von Mojmir II. im Jahr 894.

Nach dem Tod seines mächtigen Vaters Svatopluk I. im Jahr 894 bestieg Mojmir II. den mährischen Thron im Alter von etwa 22 Jahren. Noch 894 schloss er einen Friedensvertrag mit den Baiern, um seinen Machtantritt nach außen abzusichern. Im Jahr 895 spalteten sich die Böhmen vom Mährerreich ab, woraufhin Mojmir II. bis 897 vergeblich einen Rückeroberungskrieg gegen sie führte.

Im Jahr 898 brach in Mähren ein Bürgerkrieg zwischen Mojmir und seinem jüngeren Bruder Svatopluk II. aus. 899 griffen die Baiern auf der Seite des besiegten Svatopluks ein, befreiten ihn und sein Gefolge aus der Stadt, in welcher sie gefangengehalten wurden und brachten sie nach Baiern. Als Reaktion darauf unterstütze Mojmir 899 die Revolte des ostmärkischen Fürsten Isanrik gegen den „König in Baiern“. Im Jahr 900 folgte dann eine Plünderung Mährens durch die Baiern und deren böhmische Verbündete.

Gleichzeitig gelang es Mojmir jedoch, im Jahr 900 die Erneuerung der eigenständigen mährischen Kirchenprovinz zu erreichen. Der Papst entsandte auf die Bitte der Mährer hin einen Erzbischof und vier Bischöfe nach Mähren. Nachdem im selben Jahr die Ungarn bei ihrer Rückkehr von ihrem Raubzug aus Italien Pannonien besetzen, schloss Mojmir im Jahr 901 ein erneutes, gegen die Ungarn gerichtetes Friedensabkommen mit den Baiern.

Regierung nach 901 (unsichere Periode)

Auf dem Gemälde „Honfoglalás“ (Landnahme) von Mihály Munkács empfängt Mojmir II. den ungarischen Großfürsten Árpád mit seinem Gefolge

Laut der Schwäbischen Weltchronik wehrten die Mährer 902 einen Angriff der Magyaren ab. Der Annalista Saxo gibt für 906 ebenfalls ein mährischen Sieg über die Magyaren an. Die Raffelstettener Zollordnung belegt für die Jahre 903–906 einen intakten Handel Mährens mit den umliegenden Gebieten. Im Jahr 907 kam des dann zur Schlacht bei Pressburg, bei welcher die Anwesenheit Mojmirs II. und der Mährer nicht mehr erwähnt wird.

Die Historiker Ján Steinhübel[1] und Dušan Třeštík gehen vom Jahr 906 als dem Todesjahr von Mojmir II. und dem Ende der Mojmiriden-Herrschaft aus. Dabei vermutet Třeštík, dass das Ende Großmährens bei einer einzigen Schlacht bei Nitra besiegelt wurde, bei welcher das mährische Heer von den Magyaren besiegt wurde. Im Jahr 907 sollen die Baiern dann im Rahmen ihrer Gegenoffensive versucht haben, die alten Verhältnisse wiederherzustellen, Pannonien zurückzuerobern und den im baierischen Exil lebenden Svatopluk II. als neuen mährischen Herrscher einzusetzen. Die Baiern wurden jedoch von den Magyaren in der Schlacht von Pressburg vernichtend geschlagen, womit das Ende des mährischen Staates unabänderbar wurde. Dieser soll sich nun auf viele kleinere Lokalherrscher zerstückelt haben.[2]

Mojmir II. mit seinen Brüdern Svatopluk II. und Predslav, die von ihrem Vater Svatopluk I. zur Einigkeit belehrt werden (Abbildung im Schloss Prostějov)

Die Historiker Lubomír Havlík und T. C. Champion gehen dagegen von einem weiteren Fortbestand der Mojmiriden-Herrschaft bis zum Jahr 924 oder 925 aus. Argumentiert wird damit, dass noch für das Jahr 910 in schriftlichen Quellen von vier mährischen Bischöfen (bzw. einem Erzbischof und drei Bischöfen) berichtet wird. Die Voraussetzung für deren weiteres Wirken ist laut Champion eine funktionierende Staatsmacht, welche diese absichert. Bei einem Angriff 924 oder 925 sollen dann die letzten Angehörigen der Mojmiriden-Dynastie, ein gewisser Mojmir (evtl. Mojmir II.) und Svatopluk (evtl. Svatopluk II. oder ein Sohn Mojmirs II.) in Exil nach Salzburg geflüchtet sein.[3]

Drei ungarische Chroniken aus dem 13. Jahrhundert geben drei unterschiedliche Angaben zum Tod von Mojmir II. an. Nach der Anonymus-Chronik starb er eines natürlichen Todes und hinterließ eine Tochter, die den ungarischen Stammesführer Zolt geheiratet haben soll. Dadurch habe Zolt nicht nur ihre Hand, sondern auch die Herrschaft über ihr Land erhalten. Der Chronist Simon Kézai gibt an, der mährische Herrscher sei bei einer Schlacht bei Bánhid gefallen und die Ungarisch-Polnische Chronik verbindet den Untergang Großmährens mit einem Königsmord.[4]

Literatur

  • T. C. Champion: Centre and Periphery: Comparative Studies in Archaeology. Ausgabe 11 von One world archaeology series, Routledge, 1989.
  • Lubomír E. Havlík: Kronika o Velké Moravě [Chronik über Großmähren]. JOTA, o.O. 2013, ISBN 978-80-8561-706-1.
  • Autorenkollektiv: Kniha kráľov. Panovníci v dejinách Slovenska a Slovákov [Das Buch der Könige. Herrscher in der Geschichte der Slowakei und der Slowaken]. KLEIO, Bratislava 1998
  • Ján Steinhübel: Kapitoly z najstarších dejín českých 531–1004 [Kapitel aus der ältesten tschechischen Geschichte 531–1004]. Kraków 2011, ISBN 978-83-7490-370-7.
  • Ladislav Švihran: Kto nám vládol [Wer uns regiert hat]. Perfekt, Bratislava 2002
  • Dušan Třeštík: Počátky Přemyslovců. Vstup Čechů do dějin (530–935) [Die Anfänge der Přemysliden. Der Eintritt der Tschechen in die Geschichte (530–935)]. Nakladatelství Lidové noviny, o.O. 2008, ISBN 978-80-7106-138-0.

Einzelnachweise

  1. Steinhübel: Kapitoly, S. 74-75.
  2. Třeštík: Počátky Přemyslovců, S. 286-287.
  3. Champion: Center and Periphery, S. 235; Havlík: Kronika, S. 303-310.
  4. Kniha Kráľov, S. 38.
VorgängerAmtNachfolger
Svatopluk I.Fürst von Mähren
mit Svatopluk II.

894–902/906
NN