Deutschland beim Eurovision Song Contest
- Teilnehmende Rundfunkanstalt
- Das Erste
- Erste Teilnahme
- 1956
- Anzahl der Teilnahmen
- 58 (Stand 2014)
- Höchste Platzierung
- 1 (1982, 2010)
- Höchste Punktzahl
- 246 (2010)
- Niedrigste Punktzahl
- 0 (1964, 1965)
- Punkteschnitt (seit erstem Beitrag)
- 53,75 (Stand 2014)
- Punkteschnitt pro abstimmendem Land im 12-Punkte-System
- 2,66 (Stand 2014)
Dieser Artikel befasst sich mit der Geschichte Deutschlands als Teilnehmer am Eurovision Song Contest.
Regelmäßigkeit der Teilnahme
Deutschland nimmt seit dem ersten Eurovision Song Contest 1956 am Wettbewerb teil und hat seither jedes Jahr einen Beitrag eingereicht. Die einzige Finalrunde ohne deutsche Beteiligung fand 1996 statt, als der Sänger Leon die Qualifikationsrunde nicht überstand. Deutschland ist einer der 1997 eingeführten „Großen“ – Big Four (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien), seit 2011 „Big Five“ (mit Italien), die größten EBU-Beitragszahler – und hat damit einen garantierten Finalplatz.
Erfolge im Wettbewerb

Die weiße Linie zeigt die Teilnehmerzahl und somit die schlechteste erreichbare Platzierung
Deutschland konnte bisher zweimal den Eurovision Song Contest gewinnen, nämlich 1982 mit der Sängerin Nicole und dem Beitrag Ein bißchen Frieden, der von Ralph Siegel komponiert wurde, und 2010 mit Lena Meyer-Landrut und Satellite aus der Feder von Julie Frost und John Gordon. Vier deutsche Beiträge erreichten den zweiten Platz (1980, 1981, 1985 und 1987), fünf Beiträge den dritten Platz (1970, 1971, 1972, 1994 und 1999). Insgesamt erreichten 35 der 57 Beiträge eine Platzierung unter den ersten Zehn, wobei die Platzierungen aus dem Jahre 1956 nicht bekannt sind und eine solche Platzierung in den frühen Jahren des Wettbewerbs nicht zwangsläufig eine gute Platzierung widerspiegelt. Berücksichtigt man die Teilnehmerzahl der jeweiligen Jahrgänge, so landeten 31 Beiträge, also die Mehrheit in der „ersten Hälfte“.
Andererseits erreichte Deutschland fünf Mal den letzten Platz (1964, 1965, 1974, 1995 und 2005), 1964 und 1965 sogar mit null Punkten. Festzuhalten ist, dass die letzten Plätze 1964, 1965 und 1974 jeweils mit drei weiteren Ländern geteilt wurden und der drittletzte Platz 2008 ebenfalls punktgleich mit den beiden Letztplatzierten erreicht wurde. Seit 2004 gibt es ein Halbfinale als Vorqualifikation, Deutschland startet aber direkt im Finale, somit stellt das Ergebnis keinen Vergleich zu den im Halbfinale ausgeschiedenen Beiträgen dar.
Kommerzielle Erfolge
Viele deutsche Beiträge wurden nationale Hits. Insgesamt erreichten 39 der 48 Beiträge seit 1960 (seitdem zuverlässige Angaben vorhanden sind) die deutschen Singlecharts, darunter zwölf Top-10-Hits, von denen wiederum sechs den ersten Platz erreichten (Zwei kleine Italiener 1962, Dschinghis Khan 1979, Ein bißchen Frieden 1982, Can't Wait Until Tonight 2004, No No Never 2006 und Satellite 2010). Zwei kleine Italiener von Conny Froboess ist bislang der deutsche Wettbewerbsbeitrag, der sich am meisten verkaufte. Auf Platz zwei folgt Texas Lightning mit No No Never.
Der erste deutsche Sieger im Wettbewerb, Ein bißchen Frieden, war auch international ein Verkaufsschlager und erreichte in mehreren Ländern den ersten Platz in den Charts, darunter in Großbritannien und Irland. Der siegreiche Beitrag im Jahr 2010, Satellite, erreichte in Dänemark, Deutschland, Finnland, Norwegen, Schweden und der Schweiz den ersten Platz sowie in mehreren weiteren Ländern Top-10-Platzierungen.
Auch andere deutsche Beiträge waren in den deutschsprachigen Nachbarländern erfolgreich, so zum Beispiel Can't Wait Until Tonight, das in Österreich den zweiten Platz erreichte und No No Never, das sowohl in der Schweiz als auch in Österreich die Top 10 erreichte.
Sprachen
Sprachlich gesehen war Deutschland in drei Fällen ein Pionier im Wettbewerb: 1957 stellte man den ersten Beitrag, der einige Worte in Nicht-Landessprachen enthielt (einige Grußworte während Margot Hielschers Telefongespräch), 1960 das erste Land mit einem Liedtitel in einer fremden Sprache (Bonne nuit, ma Chérie) und 1961 das erste Land, das einen ganzen Refrain seines Beitrages in einer fremden Sprache singen ließ (Lale Andersen sang den letzten Refrain von Einmal sehen wir uns wieder auf französisch). Auch bei anderen Gelegenheiten wurde deutsch mit anderen Sprachen gemischt, meistens Englisch (1975, 1976, 2000, 2001 und 2007 sowie der nicht qualifizierte Beitrag 1996) sowie 2004 mit Türkisch und 1999 mit Englisch, Türkisch und Hebräisch.
Viele deutsche Beiträge wurden in anderen Sprachen aufgenommen, die meisten davon in Englisch. Nicole nahm ihren Siegertitel 1982 in sieben weiteren sowie einigen gemischten Fassungen auf, was einen Rekord für einen Siegertitel darstellt. Andere Beiträge wurden auch in weiteren Sprachen aufgenommen, so sangen unter anderem die drei Skandinavierinnen Siw Malmkvist, Wencke Myhre und Gitte ihre Beiträge auch in ihren Landessprachen Schwedisch, Norwegisch und Dänisch ein. Zwei Beiträge wurden von den Originalinterpreten sogar auf japanisch eingesungen, nämlich Freddy Quinns So geht das jede Nacht 1956 und Katja Ebsteins Wunder gibt es immer wieder 1970.[1]
Vorentscheidungen
In den meisten Fällen wurden die deutschen Beiträge in Vorentscheidungen gewählt, die bis einschließlich 1992 den Titel Ein Lied für … (ergänzt durch den Namen der Gastgeberstadt) trugen. 1959, 1966 bis 1968, 1974, 1977, 1993 bis 1995 sowie 2009 wurden die deutschen Beiträge von der ARD ohne Publikumsabstimmung ausgewählt, 1978 wurde der Vorentscheid nur im Radio ausgetragen.
Bis 1971 und von 1973 bis 1977 führte der Hessische Rundfunk den nationalen Vorentscheid bzw. die Direktnominierungen durch, 1972 und 1991 war es der Sender Freies Berlin, 1978 der Südwestfunk, von 1979 bis 1990 der Bayerische Rundfunk und von 1992 bis 1995 der Mitteldeutsche Rundfunk, seither ist es der Norddeutsche Rundfunk. Von 2010 bis 2012 wurde durch eine Kooperation des NDR mit ProSieben auch erstmals ein Privatsender in die Suche nach dem deutschen Beitrag eingebunden.
Liste der Beiträge
Farblegende: – Siege. – Punktgleichheit mit dem letzten Platz. – Beiträge ohne Finalteilnahme.
Liste der Kommentatoren
Verschiedenes
- 2005 erhielt Deutschland in der Finalrunde genau 4 Punkte, 2 aus Monaco und 2 aus Moldawien. Dabei waren diese beiden Länder die einzigen, die nicht per Televoting, sondern per Jury abgestimmt haben. Moldawien, das 2005 erstmals teilnahm, vergab seitdem nie wieder Punkte an Deutschland, auch nicht beim Sieg 2010.
- Auch 2008 bekam Deutschland nur aus zwei Ländern Punkte (aus Bulgarien 12 und aus der Schweiz 2). Die außergewöhnlich hohe Punktzahl aus Bulgarien hat ihren Grund mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Tatsache, dass No-Angels-Sängerin Lucy Diakovska aus diesem Land stammt und dort sehr bekannt ist.[3]
- Deutschland vergab seit 1975 durchschnittlich am meisten Punkte an die Türkei (9,8). Seit Einführung des Televotings hat Deutschland der Türkei jedes Mal 10 oder 12 Punkte gegeben – mit vier Ausnahmen: 2012 vergab Deutschland 8, 2001 7 und 2002 0 Punkte an die Türkei. 2011 war eine Punktevergabe nicht möglich, da die Türkei im Halbfinale ausgeschieden war.
- Die meisten Punkte hat Deutschland seit 1975 durchschnittlich von der Schweiz erhalten, nämlich 7,3.
- 1982, beim ersten Sieg, erhielt Deutschland aus 14 der 17 anderen Länder 12, 10 oder 8 Punkte. Lediglich aus den Nachbarländern Luxemburg, Österreich und den Niederlanden gab es 0, 1 bzw. 6 Punkte.
Literatur
- Jan Feddersen: Ein Lied kann eine Brücke sein, Hoffmann und Campe, 2002