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Untertageanlage Lorch-Wispertal

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Die militärische Untertageanlage (UTA) Lorch-Wispertal der deutschen Bundeswehr liegt in der Nähe von Lorch im Wispertal.

Die Bauausführungen dieser Anlage dauerten zwölf Jahre (1962–1974). Die Anlage ist von der Außenwelt hermetisch abschließbar. Insgesamt mussten beim Ausbruch des Stollensystems ca. 290.000 Stein aus dem Berg gebrochen werden. Der Bau der Anlage kostete 1974 ca. 78.000.000 DM (knapp 40.000.000 ). Der Bundeswehrstandort Lorch ist seit dem 31. Dezember 2008 offiziell geschlossen.

Geographische Lage

Einfahrt Ost in die Untertageanlage
Frischluftschacht und gleichzeitig Notausstieg
Lagerstraße 1
Personenschleuse

Die Untertageanlage befindet sich als Felshohlraumbau im Ranselberg. Ein von Ost nach West durch den Ranselberg führender Hauptverkehrsstollen verläuft – ständig abfallend – in ca. 2 km Länge vom Röderfell / Wolfsloch zum Tiefenbachtal. Die Portale sind von der Landstraße Lorch – Bad Schwalbach (L 3303, Einfahrt) und Ransel (L 3397, Ausfahrt) erreichbar. Die Maße des Hauptverkehrsstollens ermöglichten den Verkehr mit Lastkraftwagen bis 3,30 m Höhe und 4,00 m Breite.

Aufbau und Infrastruktur

Die Anlage liegt schief im Berg: je 1 % von Süden nach Norden und 1 % von Osten nach Westen abfallend, um den Entsorgungsfluss zu gewährleisten. So würde auch eventuell eindringendes Wasser abgeleitet werden.

Im äußersten Süden der Anlage befand sich die Schalt- und Maschinenzentrale, von der aus zwei Luftschächte – ein Frischluftschacht sowie ein Abluftschacht – 200 m senkrecht zur Kuppe des Ranselberges führen. Der Frischluftschacht ist gleichzeitig als Notausstieg ausgebaut.

Die Länge der Lagerstraßen und Verkehrswege beträgt ca. 10 km. Zur statischen Befestigung ist Stahlgewebe durch Felsanker an den Stollenwänden befestigt und mit Spritzbeton ausgefüllt und abgedeckt.

Die Anlage beinhaltet 35 Stollenkammern von je ca. 100 m Länge in fünf unterschiedlichen Profilbreiten von 5,60 m bis 9,64 m und Profilhöhen von 4,80 m bis 8,36 m. Einige dieser Stollenkammern waren speziell für Verwaltungs,- Sozial,- Materialerhaltungs- und Instandsetzungszwecke sowie als Unterkünfte, zum Teil zweistöckig gestaltet und technisch eingerichtet. Die Verkehrs- oder auch Lagerstraßen genannt, umlaufen und durchschneiden das gesamte Stollensystem. Ein im Innern des Berges vom Hauptverkehrstollen abzweigender und wieder einmündender Stollen mit fünf Umschlagskammern (gleichzeitig als Klimaschleusen ausgeführt) diente dem Materialumschlag in die Lagerbereiche und aus ihnen hinaus. Die Klimaschleusen trennen den inneren klimatisierten Bereich von den nicht klimatisierten (zu den Portalen führenden) Verkehrswegen.

Die Untertageanlage benötigte besondere technische Betriebseinrichtungen. In der Maschinenzentrale waren unter anderem zwei Klimaanlagen installiert, die eine durchschnittliche Temperatur von 19–21 °C und eine Luftfeuchtigkeit von ca. 60 % ermöglichten. Die Klimatisierung (Bewetterung) erfolgte hauptsächlich durch zentrale Umluftventilatoren, die eine Leistung von 250.000 m³/h erbrachten. Zur Auffrischung der Umluft wurden durch den Frischluftschacht ca 30 % der Luft ständig erneuert.

In der Belüftungseinrichtung waren Ionisationsfühler als Rauchwarn- und Meldeanlage installiert. Bei auftretenden Kampfstoffen im Belüftungsschacht wurde die Luftzuführung automatisch über eine ABC Filteranlage gewährleistet.

Zur Betriebsstoffversorgung waren in einem Betriebsstollen 200.000 Liter Heizöl, sowie 200.000 Liter Dieselkraftstoff gelagert.

Notversorgung

Bundeswehr Feuerwache vor der Untertageanlage Lorch-Wispertal

Eine hauptberufliche Bundeswehrfeuerwehr führte den abwehrenden und vorbeugenden Brandschutz sowie die technischen Hilfeleistungen in der militärischen Untertageanlage (UTA) durch. In der Anlage waren über zweitausend Ionisationsrauchmelder installiert die, in der außerhalb gelegenen Feuerwache, mittels einer Computer gesteuerten Meldeanlage überwacht wurden.

Die vorhandene Luft die durch die Klimaanlage eingespeist wurde betrug 165.000 m³. In der Untertageanlage waren 500.000 Liter Löschwasser sowie 70.000 Liter Trinkwasser vorhanden.

Bei Ausfall der Stromversorgung wurde innerhalb einer Minute automatisch auf Dieselnotstromaggregate (3 Stück) mit je 580 kVA umgeschaltet. Zwischenzeitlich setzte automatisch die Notbeleuchtung ein.

Der Ölvorrat (Heizöl/Diesel) betrug 400.000 Liter. Dieser Betriebsstollen war mit einer Feuerlöschanlage mit 1.000 kg BC-Pulver ausgestattet, die durch Tasterschaltung per Hand oder automatisch mit einer thermisch wirksamen mechanischen Einrichtung (Schmelzlot) ausgelöst werden konnte.

Koordinaten: 50° 3′ 49,6″ N, 7° 50′ 57,3″ O