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Absolute Beginners

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Absolute Beginners, abgekürzt ABs, ist eine Bezeichnung für Erwachsene ohne Beziehungserfahrung. Beziehung ist hierbei als eine Liebesbeziehung zu verstehen, mit der ein enges zwischenmenschliches Vertrauensverhältnis, körperliche Zärtlichkeit und sexuelle Aktivität einhergeht. Der Begriff wird in Hardcore-ABs (Menschen ohne Sexualerfahrung, oftmals nicht einmal Händchenhalten oder Küsse) und Softcore-ABs (Menschen mit Sexualerfahrung, aber ohne Beziehungserfahrung) weiter unterteilt.

In der deutschen Sprache gibt es keinen gängigen, kurzen und prägnanten Begriff für Menschen ohne sexuelle Beziehungserfahrung. Verwandte Begriffe sind z. B. „Jungfrau“, „alte Jungfer“ und „reiner Jüngling“ bzw. „Hagestolz“, letztere drei sind allerdings veraltet.

Charakteristika

Ein kennzeichnendes Merkmal ist die Unfreiwilligkeit, wodurch sich die Erscheinung von der Asexualität, dem Zölibat und Bewegungen wie „Wahre Liebe Wartet“ unterscheidet. In den beiden letztgenannten Fällen liegt ein freiwillig gewähltes Lebenskonzept vor.

Neben den direkten negativen Auswirkungen aus dem Fehlen einer Beziehung unterliegen die Betroffenen nicht selten dem Leidensdruck, den Zustand der Unerfahrenheit zu beenden. Mit zunehmendem Alter wird dies als zunehmend schwieriger empfunden, da sich der Abstand zu den Beziehungserfahrungen Gleichaltriger vergrößert. Die Betroffenen schämen sich oftmals für den Zustand und verheimlichen diesen gegenüber der persönlichen Umgebung. Beide Empfindungen führen oft zu weiteren Hemmungen.

Der englische Begriff – wörtlich übersetzt „Absolute Anfänger“ – ist insofern irreführend, als dass die Betroffenen oftmals eben nicht begonnen haben, erste Erfahrungen zu sammeln. Die Betroffenen verfügen über keine oder sehr rudimentäre und ggf. lang zurückliegende Erfahrungen.

Es gibt keine klare Altersgrenze, ab wann eine Person den Absolute Beginners zuzurechnen ist und nicht mehr zur Gruppe derjenigen gehört, die lediglich spät ihre ersten Erfahrungen sammeln. Als willkürlich gewählte Richtgröße für eine Abgrenzung gilt ein Lebensalter von 20 Jahren, wobei erst ab Mitte 20 die Beziehungsunerfahrenheit im engeren Sinne des Begriffes „Absolute Beginner“ vorliegt.

Herkunft des Begriffs

Der Begriff Absolute Beginners stammt vom Begründer des ersten Internetforums zu diesem Thema. Er wurde dem gleichnamigen Song von David Bowie entlehnt und wird seit 1998 verwendet.

Kommunikation und Treffen

Es gibt keine formale Gruppenorganisation der Absolute Beginners, jedoch besteht eine rege Internetkultur, die über Foren und Chats kommuniziert. Das erste Internetforum zum Thema wurde 1998 eingerichtet; es existiert mittlerweile nicht mehr. Im Lauf der Jahre entstanden andere Foren unter wechselnder Administration und schlossen auch wieder. Es gibt (Stand 2013) ein zentrales Forum ("AB-Treff") und ein von der Teilnehmerzahl und dem Artikelaufkommen deutlich kleineres Forum ("Unerfahren"), welches jedoch eine eher untergeordnete Relevanz besitzt. Daneben sind die in unregelmäßigen Zeitabständen stattfindenden, regionalen Treffen erwähnenswert. Von 1999 bis heute dürften mehrere hundert solcher Zusammenkünfte stattgefunden haben (sowohl ein- als auch mehrtägige Treffen, die vor allem in Deutschland, seltener in der Schweiz und Österreich stattfanden). Pro Jahr finden 1 bis 3 Mehrtagestreffen und geschätzt 15 bis 20 Eintagestreffen statt. Zwischenzeitlich haben sich auch diverse örtliche Selbsthilfegruppen gebildet, die sich turnusmäßig (monatlich) zusammenfinden.

Gründe für die Beziehungsunerfahrenheit

Die Gründe für die Beziehungsunerfahrenheit sind wiederkehrend Gegenstand von Diskussionen in Foren. Es gibt keine speziellen wissenschaftlichen Untersuchungen; immer wieder genannt bzw. diskutiert werden folgende Vermutungen:

  • Schüchternheit bzw. Ängste,
  • Minderwertigkeitsgefühle,
  • körperliche Defizite / mangelnde äußere Attraktivität
  • wenig ausgeprägtes geschlechtsspezifisches Verhalten,
  • mangelnde finanzielle Leistungsfähigkeit (Annahme, dass der/die Betroffene einem Partner "nicht viel bieten" kann),
  • generelle Kontakthemmung,
  • bestimmte Umstände bzw. Konstellationen im persönlichen Umfeld (z. B. Mobbing, v. a. in der Pubertät) und zufallsbedingte ungünstige Lebensläufe
  • Einstellungen, zum Beispiel im Elternhaus erlernt (Beispiel: eine Mutter vermittelt ihrer Tochter verbal und/oder nonverbal die Einstellung „alle Männer sind Schweine“)
  • Bindungsstörung (eine psychische Störung). Die Bindungstheorie von John Bowlby geht davon aus, dass eine zwischenmenschliche Bindung ein wichtiger Schritt der menschlichen Entwicklung ist.

Weitere Thesen beinhalten oft gesellschaftliche Gründe, Gründe im Verhalten des anderen Geschlechts oder demografische Gründe.

Siehe auch

Literatur

  • Maja Roedenbeck: Und wer küsst mich? Absolute Beginners - Wenn die Liebe auf sich warten lässt. Ch. Links Verlag, Berlin 2012, ISBN 3861536889
  • Arne Hoffmann: Unberührt. Menschen ohne Beziehungserfahrung – Wege zu erfüllter Liebe und Sexualität. Kreuz Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-7831-2705-X.
  • Olaf Wickenhöfer: Unfreiwillig Single. Eine Studie zur Sozialisationsgeschichte und kulturellen Alltagspraxis. Tectum Verlag, Marburg 2004, ISBN 3-8288-8693-0.

Mediale Rezeption

Quellen

  1. Love Alien - 30, männlich, ungeküsst. Bayerischer Rundfunk, abgerufen am 11. Dezember 2013.