Kantiana

Der Begriff Kantiana bezeichnet Artefakte, die mit dem Philosophen Immanuel Kant in Verbindung stehen. Dies sind zumeist seine hinterlassenen Schriften, seine publizierten, „antiquarischen“ Bücher, seine hinterlassenen Utensilien, seine Denkmäler, seine Gedenkstätten und sein Grab. Die Spanne in der Beschäftigung damit reicht von einer tiefgründigen Kantforschung bis zu einer fetischistischen Reliquienverehrung. Dies ist umso erstaunlicher, als Kant zeit seines irdischen Daseins nie Aufhebens um seine Person gemacht hat und ihm selbst abstrakte Dinge wichtiger waren als konkrete. Der Begriff Kantiana taucht zum ersten Mal für die Bezeichnung der Grablege Kants in Königsberg auf: der sogenannten Stoa Kantiana. Verwendet wird sie in wissenschaftlicher Form zuerst bei Reinhold Bernhard Jachmann gefolgt von Rudolf Reicke. Die Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität in Kaliningrad bezeichnet sich ebenso.
Bedeutungsentwicklung Kants
Ab Herbst 1803 war erkennbar, dass Kant nicht mehr lange leben würde. Seine Lebenskräfte waren verbraucht. Anfang 1804 war er kaum noch in der Lage, etwas zu essen und zu trinken. Engste Vertraute erkannte er nicht mehr. Als Wasianski ihm am 11. Februar Wein mit Wasser vermischt zu trinken gab, sprach er seine letzten Worte:" Es ist gut!" Am 12. Februar 1804 gegen 11:00 Uhr starb Immanuel Kant an "Altersschwäche". Viele Königsberger Bürger nahmen nun die Gelegenheit für einen Kondolenzbesuch wahr. Kants Stern schien bereits im Sinken begriffen. Obwohl er in der Kritik der reinen Vernunft dazu aufruft: „Mache diesen Fußsteig zur Heerstraße“, ist ihm als einer der Wenigen nur der Universitätsprofessor Carl Leonhard Reinhold gefolgt. Aber schon Johann Gottlieb Fichte, der anfänglich seiner Philosophie anhing, wandte sich zu Lebzeiten von ihm ab. Für den Deutschen Idealismus war der transzendentale Idealismus nur eine Pioniertat, aber noch nicht ein vollendetes philosophisches System. So wurde Kant 16 Tage nach seinem Ableben zwar würdevoll zu Grabe getragen, aber wissenschaftlich orientierte man sich bereits an anderen Philosophen. Als mit dem Scheitern der Märzrevolution 1848 auch die Ideale und der Optimismus des Deutschen Idealismus begraben wurden, war damit die Kantische Philosophie nicht zu Ende. Gerade der schärfste Gegner des Deutschen Idealismus, Arthur Schopenhauer, der Hegels Optimismus seinen Pessimismus entgegenstellte, verwarf keinesfalls die Philosophie Kants. Im Gegenteil, er bezog sich auf ihn als Grundlage und bezeichnete sich als seinen Schüler. Er warf dem Deutschen Idealismus vor, Kant überhaupt nicht verstanden zu haben. Einzig und allein Friedrich Nietzsche stellte sich radikal gegen Kant. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Philosophie wiederum in eine tiefgreifende Krise gelangt war, verlangte Hermann Cohen, dass Kant neu gelesen und interpretiert werden müsse. Vor allem sollte Kant nicht mehr als Wegbereiter angesehen werden, sondern die Kantische Philosophie stelle in der Tat ein System dar. Damit wurde der Neukantianismus begründet, die sogenannte Marburger Schule. Als dann im Verlauf der historischen Ereignisse in Europa, der Eiserne Vorhang die Welt in zwei entgegengesetzte politisch- ideologische Lager teilte, wurde Kant der Philosoph der bürgerlichen Gesellschaftsordnung, während die sozialistische Gesellschaftsordnung sich auf Georg Wilhelm Friedrich Hegel bezog und Kant nur als dessen Vorläufer betrachtete. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa begann man auch hier Kant mehr zu lesen und zu würdigen. Die Kantische Philosophie hat sich also nach seinem Tod langsam, aber entschieden durchgesetzt. Parallel dazu verläuft die Entwicklung der Kantiana, die umso wertvoller werden, je bekannter Kant wird.
Kant gehört heute zu den meist rezipierten Philosophen überhaupt.
Das Kant-Wohnhaus
Durch Vermittlung des Oberbürgermeisters Theodor Gottlieb von Hippel erstand Kant mit fast 60 Jahren, am 30. Dezember 1783 die Alte Landhofmeisterei von den Erben des Porträtmalers Johann Gottlieb Becker. Das Haus war zwischen dem Prinzessinplatz 87/86 (später Prinzessinstraße, ab 1924 Kantstraße) und Schloßgraben gelegen. Nach dem Zeugnis des ehemals in der Königsberger Stadtbibliothek in der Alten Universität aufbewahrten Kaufvertrages kaufte Kant das Haus am 30. Dezember 1783 für 5500 Gulden von der Witwe des Porträtmalers Johann Gottlieb Becker (siehe Bildportrait von Kant). Das Haus stand an einem Abhang, die Vorderseite lag höher, die Rückseite tiefer, unmittelbar am Schlossgraben. Die Rückseite des Hauses war unterkellert. Zum Hause gehörte ein Garten und wohl auch eine Zeit lang ein Hühnerstall. Im Erdgeschoß lagen der Flur (Vorhaus), der Hörsaal, die Wohnung der Köchin und die Küche. Seitlich angebaut war eine Sommerstube. Im Obergeschoß befand sich der Esssaal, die Bibliothek, das Studierzimmer, ein Besuchszimmer und der Schlafraum Kants. Unter dem Dach hatte der Diener Martin Lampe sein Zimmer. Die Wände waren weiß getüncht, die Möbel einfach. Der Hausrat war nicht üppig. Hatte er einmal eine größere Gesellschaft, wurden Lampe und die Köchin Louise Nitzschin, ferner von Lampes Frau und Tochter unterstützt. Weil sein Diener trunksüchtig geworden war, trennte sich Kant 1802 von ihm. Neuer Diener wurde Johannes Kaufmann. Eventuelle Reparaturen oder Anschaffungen überließ Kant dem Pfarrer Ehregott Andreas Christoph Wasianski. In diesem Haus wohnte der Philosoph bis zu seinem Tode.
„Kant besaß in den letzten siebzehn Jahren ein eignes Haus, das zwar mitten in der Stadt in der Nähe des Schlosses, aber in einer kleinen Nebenstraße lag, durch die selten ein Wagen fuhr. Das Haus selbst, welches acht Stuben in sich faßte, war für seine Lebensart bequem eingerichtet. Im untern Stock war auf dem einen Flügel sein Hörsaal, auf dem anderen die Wohnung seiner alten Köchin; im obern Stockwerk auf dem einen Flügel sein Eßsaal, seine Bibliothek und Schlafstube. Auf dem anderen sein Visitenzimmer und seine Studierstube. In einer kleinen Dachstube wohnte sein Bedienter. Die Studierstube lag nach Osten und hatte einen freie Aussicht über mehrere Gärten. Es war ein angenehmer Aufenthalt, wo der Denker ruhig und ungestört seinen Ideen nachhängen konnte. Er wäre mit seiner Studierstube noch mehr zufrieden gewesen, wenn er im Sommer öfterer die Fenster hätte öffnen können; aber daran hinderte ihn der unaufhörlich Gesang der Gefangenen in der nahegelegenen Schloßvogtei. Er beschwerte sich oft gegen Hippel über diesen geistigen Ausbruch der Langenweile, allein die Sache war nicht zu ändern.“
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Kant mit seinen Tischgenossen nach Doerstling
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Seitenprofil
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Erdgeschoss
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1.Stock
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Erdgeschoss und 1. Stock
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Dachgeschoss
Dort hielt Kant auch seine berühmten Tischgesellschaften ab. Dazu hatte er die Regel aufgestellt: nie weniger als drei und nicht mehr als sieben. Folgende Königsberger Persönlichkeiten hat Emil Doerstling (von links nach rechts) in seinem Bildwerk festgehalten: Martin Lampe, Johann Konrad Jacoby, Immanuel Kant, Robert Motherby, Christian Jacob Kraus, Johann Georg Hamann, Theodor Gottlieb von Hippel d. Ä., Johann Georg Scheffner,Ludwig Ernst von Borowski,Karl Gottfried Hagen.
Mit dem Tode Kants wurde das Haus vom von dem Kaufmann Johann Christoph Richter für 10110 Gulden ersteigert und sofort an Gastwirt Johann Ludwig Meyer verkauft, der eine Wirtschaft mit Billardtisch und Kegelbahn darin einbaute.
„Kants Haus ist verkauft, verkauft an einen Kaffetier. Unter all den wohlhabenden, reichen und sehr reichen Bewohnern meiner Vaterstadt fand sich auch nicht Einer, der das Andenken des Weisen durch den Ankauf und edlern Gebrauch dieses Hauses geehrt hätte; der [...] die geringe Summe, für die das Haus verkauft wurde, daran gewagt hätte, dem Landsmanne, um den bessere Zeiten uns beneiden und immer beneiden werden, ein Denkmal zu errichten [...] Jetzt klirren Biergläser, tönen bacchantische Gesänge aus dem Saale, aus eben dem Saale, den Jünglinge und Männer sonst mit Ehrfurcht betraten, und er ist besuchter als je!!! [...] Über der Thüre des Hauses steht, statt einer Marmortafel mit den Worten: Hier lebte Kant: Au Billiard royal - und niemand ahnet oder ahndet die Schmach dieser Entheiligung!“
Am 30. August 1836 erwarb der Regierungsrat Karl Friedrich Schaller in Berlin das Kanthaus in einer Zwangsversteigerung für 130 Taler und verkaufte es schon am Tage darauf für 2900 Taler an den Zahnarzt Karl Gustav Doebbelin weiter. Dieser restaurierte das Haus und wandelte es zur Praxis um. Auch brachte er eine Gedenktafel aus dunkelgrauem Marmor an, deren Inschrift lautete: "Immanuel Kant / wohnte und lehrte hier / von 1783 bis 12. Febr. 1804". Karl Rosenkranz, 1833 auf den Lehrstuhl für Philosophie nach Königsberg berufen und mit Friedrich Wilhelm Schubert Herausgeber von Kants Werken [3] waren die eifrigste Verfechter für die Nutzung als Kantmuseum.
„Man hätte dies Haus für die Universität kaufen und dem jedesmaligen Inhaber des philosophischen Lehrstuhls als Freiwohnung geben sollen [...] In diesem Hause hätte man ein Zimmer dazu arrangieren sollen, die Werke Kant's in allen Ausgaben, seine als Manuscript nachgelassenen Schriften und Briefe, die Übersetzungen seiner Werke in fremde Sprachen, die Schriften über Kant'sche Philosophie, genug, eine Bibliotheca Kantiana, außerdem eine Büste Kant's, alle Bildnisse und Reliquien von ihm, z. B. seinen Zopf und Spazierstock, ... aufzustellen.“
Auf der gegenüberliegende Seite wurde von der Post das Langewangsche Gebäude erworben und 1849 die Hauptpost errichtet. 1881 verkauften Doebbelins Erben das mittlerweile durch mehrfache Umbauten im Innern veränderte und in eine Häuserzeile eingegliederte Haus, in welchem zuletzt Kaufläden mit Schaufenstern eingerichtet waren. Es wurde gegen den Einspruch der Gesellschaft der Freunde Kants 1893 abgerissen um ein Erweiterungsbau des Waren- und Kaffeehauses der Firma Liedtke zu errichten. Fritz Gause kommentiert das Zerstörungswerk so:
„Der größte Verlust war der Abbruch von Kants Wohnhaus … Zwar war das Haus durch Umbauten verschandelt worden, aber es hätte sich in den alten Zustand bringen und als Gedenkstätte herrichten lassen, wenn man es nur gewollt hätte. Leider triumphierte der Geschäftssinn einer Firma, die ihr Kaufhaus vergrößern wollte, über das Gebot der Pietät.“
Als 1931 die Konditorei Gehlhaar ihr Unternehmen, welches durch den Weltversand des echten Königsberger Marzipans berühmt geworden ist, durch den Neubau in der Kantstraße erweiterte, richtete sie auch einen Orientalischen Kaffee-Salon auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein. Kurt Gehlhaar erkannte die Aufmerksamkeit, die durch Kant weltweit auf Königsberg gerichtet wurde. Geschäftssinnig verwies er sofort auf das Nachfolge-Haus von Kants Wohnhaus. Durch das Schiebefenster seines Cafés konnte man das auf der gegenüberliegenden Straßenseite 1924 angebrachte Schild lesen: "An dieser Stelle stand das Haus, in welchem Immanuel Kant 1783 bis 1804 lebte und lehrte."
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Prinzessinnenstrasse 1842
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Prinzessinnenstrasse 1850 im Hintergrund die Burgkirche
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Stahlstich nach dem Abriss Prinzessinnenstrasse 1881
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Schloss mit Kants Wohnhaus links
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Gartenseite 1844 Hintergrund Altstädtische Kirche
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Gartenseite 1852
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Gehlhaar gegenüber dem Kanthaus (Photomontage)
Das Kant-Häuschen in Moditten
Ein Ort der Verehrung des Philosophen war auch das Kant-Häuschen in Moditten, nordwestlich von Königsberg. Es handelte sich um das Sekretärs-Häuschen des Oberförsters von Moditten, unweit des Forsthauses gelegen. In dem Häuschen wohnte und arbeitete Kant während seiner häufigen Aufenthalte im Forsthaus, er empfing dort auch Gäste. Auf Anregung der Gesellschaft der Freunde Kants wurde das Sekretärs-Häuschen zur kleinen Gedenkstätte aus- und umgebaut. Das Inventar wurde 1944 in das Königsberger Schloss ausgelagert. Forsthaus und Kant-Häuschen lagen im äußeren Verteidigungsring von Königsberg und haben das Ende der Stadt nicht überlebt.
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Kant-Häuschen in Moditten
Darstellung zur Lebzeit Kants
Bildwerke
Gräfin Keyserling
Nachdem Kant seine Universitätsstudien beendet hatte, sah er sich gezwungen als Hauslehrer seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einer Überlieferung nach unterrichtete er vom Jahre 1753 an in der Familie des Grafen von Keyserling im Majorat Rautenburg bildete. Nach Promotion und Habilitation im Jahre 1755 riss der Kontakt nicht ab. Er kümmerte sich auch weiter um Erziehung ihrer beiden Neffen mit, die auf dem Gute Capustigall in der Nähe von Königsberg aufwuchsen. Die Zeichnungen stammen von der Gräfin Karoline Charlotte Amalie von Keyserling, geb. Reichsgräfin von Truchseß-Waldburg in deren Haus Kant unterrichtete. Es wird vermutet, dass es 1755 entstanden ist. Das Bild ist heute im Besitz des Museums Stadt Königsberg.
Gottlieb Doebler
Zur ältesten Kantdarstellung gehört das Gemälde des Berliner Malers Gottlieb Doeblers. Es befand sich ursprünglich in Besitz der Freimaurerloge Zum Todtenkopf und Phoenix in Königsberg und ging 1945 verschollen. 1795 wurde hiervon eine zweite Ausführung für den Philosophen Johann Gottfried Kiesewetter angefertigt, die sich noch erhalten hat. Die Zuschreibung dieses Gemäldes an den Maler Döbler beruht wiederum auf Tradition. Friedrich Wilhelm Schubert gibt in seinem biographischen Lehrbuch über Kant [6] an daß Doebler ein Schüler des Schotten Edmund Francis Cuningham gewesen sei. 1791 soll er Kant bei einer Durchreise in Königsberg gemalt haben und das Bild der Totenkopfloge geschenkt haben. 1795 soll er in Berlin Suizid begangen habe. Ansosten bleibt Döbler in der Kunstgeschichte unbekannt. Das Bild ist heute Eigentum des Museum Stadt Königsberg[7]
Becker
Das Bild wurde entweder von Johann Gottlieb Becker (1720-1782), von dessen Witwe er auch das Haus erwarb oder von Heinrich Becker gemalt. Es sind drei Kopien bekannt gewesen. Eines besaß Kant selbst. Bei der Versteigerung des Nachlasses erwarb es der Gastwirt Meyer, der Kants Haus kaufte; durch Vererbung gelangte es zuletzt in den Besitz des Rentiers Kinze in Dresden, von dem es der Königsberger Stadtrat Professor Dr. Walter Simon für das Stadtmuseum Königsberg zurückkaufte. Das zweite Gemälde dieser Gruppe befand sich im Besitz der Königsberger Buchhandlung Gräfe und Unzer Am 28. August 1768 erwähnt es Georg Hamann in einem Brief an Johann Gottfried Herder, dass die Buchhandlung nun Bilder von Geistesgrößen sammele und Kant bereits vertreten sei. Anhand diese Briefes wurde das Bild datiert. Ein drittes kleineres hat er seinem Bruder geschenkt, der der Pastor zu Alt-Rahden in Kurland war. Das Bild ist heute im Besitz des Schiller-Nationalmuseum und Deutsches Literaturarchiv in Marbach am Neckar
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Kant nach Caroline Charlotte Amalie von Keyserlingk um 1750
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Gemälde nach Becker 1768
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Kant 1791 nach dem Berliner Maler Gottlieb Doebler
Büsten
Bei Kant hat sich über die Jahrhunderte kein kanonisches Bildwerk herausgebildet. Im ganzen gibt es nur drei platische Darstellungen von Kant, die noch zu Lebzeiten des Philosphen angefertigt wurden.
Mattersberger
Die älteste stammt von Joseph Mattersberger, die er wohl in Königsberg 1795 angefertigt hat. Zwar ist darüber nichts aufgezeichnet, aber man kann davon ausgehen, dass er Kant gesehen hat. Allderings wurde diese Büste niemals in wertvollen Material gefertigt, sondern ist nur in Gips erhalten. David Minden bemerkt dazu, dass die Büste "weder in künstlerischer Beziehung [!] noch der Ähnlichkeit nach auf Beachtung Anspruch machen könne. [8]
Emanuel Bardou
Eine ebenfalls zu Lebzeiten Kants geschaffene Darstellung ist von Emanuel Bardou erhalten. Die Büste ist weißen Marmor gearbeitet, trägt vorn die Inschrift: Imanuel Kant; und auf der Rückseite die Bezeichnung: "E. Bardou fecit. 1798". Sie zeigt an der Oberfläche des Steins leichte Spuren von Verwitterung. Sie stammt aus der Werkstatt von Christian Rauch und wurde zur Ausstattung der Villa seines Schiegersohns Joseph Eduard d’Alton in Halle jahrelang im Freien aufgestellt. Alle entbehrlichen Modelle (im ganzen über 60) aus der Werkstatt von Rauch wurden dort aufgestellt. Rauch schien das Bildwerk nicht zu schätzen, sonst hätte er es nie im Freien aufgestellt. Auch muss bemerkt werden, dass weder Rauch, noch Schadow bei ihren Darstellungen von Kant auf die Darstellung von Bardou zurückgegriffen hätten. Die Büste ist heute im Bode-Museum ausgestellt.
Carl Friedrich Hagemann
Carl Friedrich Hagemann wurde von seinem Meister Johann Gottfried Schadow 1801 von Berlin nach Königsberg geschickt - er wollte die Reise selbst nicht unternehmen - um den berühmten Philosphen noch zu Lebzeiten (77 Jahre alt) zu verewigen. Dieser trat seine Reise am 7. Januar 1801 an. Es ist überliefert, daß Kant dem Unternehmen reserviert gegenüberstand und wollte während der Modellsitzungen durch angenehme Unterhalter entschädigt werden. Daher bat seinen alten Freund Robert Motherby, der kurz darauf verstarb, ihm Gesellschaft zu leisten. Auf Hagemanns gestellte Frage, "ob er ihn ganz getreu nachbilden solle", geantwortet Kant: "So alt und häßlich, wie ich nun bin, dürfen Sie mich eben nicht machen!" Wie alt und gebrechlich Kant 1801 schon war, zeigt Hagemann in seiner berühmten Zeichnung, wie Kant Senfkörner im Mörser zermahlt. Diese 8 cm hohe Federzeichnung gibt Kant in ganzer Figur stehend wieder. Von unbekannter Hand wurde auf dem ca. 9 : 16 cm großen Blatt folgende Beischrift zugefügt: "Die Figur Emanuel Kants, wie er für seine Tischgenossen den Senf zubereitet, gezeichnet von dem Bildhauer Hagemann zur Zeit er dessen Büste modelliert im Jahre 1801." Die Kleidung: Kniehosen mit Gamaschen, einen Rock, und eine Perücke mit Zopf und Schleife. Für seine Auftraggeber, Honoratioren der Stadt schuf Hagemann eine klassische Kant-Büste zwei verschiedene Versionen. Das Königsberger Exempar wurde zunächst in der Stoa Kantiana, der Grabkapelle Kants, am Dom aufgestellt und kam 1820 ins Auditorium Maximum der Alten Universität und 1862 ins Senatszimmer der Neuen Universität. 1945 rettete sie der Chirurg Oskar Ehrhardt aus dem Schutt und bewahrte sie bis zu seinem Abtransport 1948 in seinem Zimmer im Elisabeth-Krankenhaus auf. Während das Königsberger Marmor-Original als verschollen gilt, sind noch heute das von Hagemann in Königsberg angefertigte Gipsmodell in der Friedrichswerderschen Kirche und ein Gipsabguß der Königsberger Fassung in der Porträtsammlung der Staatsbibliothek zu Berlin erhalten. Das Hamburger Exemplar [9] in Marmor befindet sich seit deren Bestehen in der Hamburger Kunsthalle. Die Hamburger Version zeigt die für Kant charakteristische schiefe Stellung des Kopfes, und auch die das Gesicht durchziehenden Alterslinien sind schärfer gezeichnet. Es ist daher anzunehmen, daß die "Anpassung" bei der Königsberger Marmorausführung erfolgt ist, nachdem das realistischere Modell bei den Königsberger Auftraggebern und Kant auf Kritik gestoßen ist. [10] Schadow, der nach dem Tod Kants beauftragt war eine Büste von Kant für die die Walhalla nutze die Büste Kants von Hagemann ebenso wie seine Totenmaske als Vorlage.
„Am besten vorgestellt ist Immanuel Kant von meinem Gehülfen Hagemann, der die Reise nach Königsberg deshalb machte, und den Kopf dieses Weltweisen also noch im Leben nachbilden konnte.“
Daher nimmt es nicht wunder, dass die Darstellung von Hagemann zur Vorlage aller weitere Kantdarstellungen geworden ist, wie z.B. bei Max Liebermann 1915.
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Kant nach Mattersberger 1795
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Kant von Emanuel Bardou von 1798
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Büste von Hagemann (Hamburger Exemplar) 1801
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Büste von Hagemann (Königsberger Exemplar) 1801
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nach Hagemann in der Friedrichswerdersche Kirche
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Hagemanns Darstellung des alten Kants, (77 Jahre) wie er Senfkörner im Mörser zermahlt. 1801
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Kant nach Max Liebermann
Das Grab Kants
Testament
Die notarielle Eröffnung des Testamentes erfolgte drei Tage nach dem Tode, am 15. Februar 1804. Kant hat zwei Testamente gemacht: das ältere, am 29. August 1791 beim Stadtgericht niedergelegte, dessen Inhalt uns nicht bekannt ist, wurde durch das spätere, am 26. Februar 1798. Kant hinterließ ein ziemlich bedeutendes Vermögen von 42 930 Gulden, dazu das schuldenfreie Wohnhaus nebst Hof und Garten. Die eine Hälfte ging an die Schwester und die Schwesterkinder, die andere an den Bruder und die Bruderkinder. Der alte Diener Lampe sollte mit einer Jahrespension von 400 Gulden, der Testaments-Vollstrecker für seine Mühe mit einer Summe von 1500 Gulden bedacht. 22. Feburar 1802 nimmt er Lampe, den er entlassen hat, die zugesicherte Penson. 3. Mai 1802 und vom 7. Februar 1803 bestimmen eine Summe für Lampes Nachfolger. Kants Bibliothek (ca. 400 Bücher) erbte der Bibliothekar Johann Friedrich Gensichen (1759-1807).
Begräbnis
Das aufwendige Begräbnis kostete 1200 Gulden mit 100 Stück Trauerbillets und den Douceurs an drei Bediente für ihr Herumtragen bis zu den Kosten für den doppelten Sarg mit seinen Wappen, Griffen, Tuchbeschlag, Quasten und Fransen.
Materieller Nachlass
Die Auktion des hinterlassenen Mobiliar und Inventars fand in den Tagen vom 12. bis 14. März 1804 statt. Das Geldvermögen, das teils bei dem Handlungshause Green und Motherby, teils als Hypothek auf das Rittergut Garbenimken, teils bei der Königsberger Zucker-Raffinerie, also ziemlich gleichmäßig in Handel, Landwirtschaft und Industrie angelegt war, hatte sich in den letzten sechs Jahren von 42 930 auf 52 987 Gulden vermehrt. Das Haus mit Garten, mit einem Taxwert von 5589 Gulden wurde von dem Kaufmann Johann Christoph Richter (1768-1853), der damals in den Schloßkellern mit Johann Koch einen offenen Weinhandel und später mit der Witwe des aus Salzburg stammenden David Schindelmeißer die berühmten Weinstuben und Weinlager Blutgericht betrieb, zum Preis von 10110 Gulden erworben und gleich darauf an den Gastwirt Johann Ludwig Meyer verkauft. Der übrige Nachlass wurde in alle Winde zerstreut.
Stoa Kantiana I (1804 - 1880)
Sechzehn Tage nach seinem Tode am 12. Februar 1804 wurde Immanuel Kant im Professorengrablege genau an der Ecke der Nordostseite des Chorraumes des Königsberger Doms, beigesetzt. Die lange Zeit können der Maler Andreas Knorre nutzen, um einen Gipsabdruck von Kants Kopf zu erstellen. Auch der Privatdozent der Medizin und Prosektor am anatomischen Theater zu Königsberg Wilhelm Gottlieb überprüfte anhand der Physionomie des Kopfes unter Zuhilfenahme der Schädellehre des Franz Joseph Galls, die Eigenschaften des Philosphen.[12] Diese lange Zeitspanne war möglich, weil zum einen ein starker Frost in Königsberg herrschte und zum anderen sein Körper völlig ausgetrocknet war und notwendig, da der Boden derart zugefroren war, dass man kaum das Grab ausheben konnte. Das Professorengewölbe war eine offene Arkadenhalle, die von Prof. Krüger 1587 gestiftet worden war, ein von Säulen abgestützter Dachüberstand, unter dem die Professoren der Albertina beigesetzt wurden. 1809 wurde das Grab durch einen Stein kenntlich gemacht, den sein Freund Johann Georg Scheffner gestiftet hatte und der die Aufschrift trug: "Sepulcrum Immanuelis Kant / Nati a. d. X Calend. Maji a. MDCCXXIV / Denati pridie Id. Februar a. MDCCCIV /Hoc monumento signavit amicus Scheffner MDCCCIX"
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Kants Todesanzeige in der Hartungsche Zeitung 1804
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Das Professorengewölbe an der Kneiphofschen Kirche die Stoa Kantiana um 1810
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Die Totenmaske die Andreas Knorre 1804 abnahm
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Die Totenmaske die Andreas Knorre im Seitenprofil
Da Kant einer der letzte Professor war, den man dort bestattete. Die Professorengräber bald darauf auf beiden Seiten des Domes geschlossen, weil kein Platz mehr vorhanden war; Kants Grablege ging ja schon über den Seitenflügel des Domes hinaus. Kants Freund Johann Georg Scheffner ließ über alle Professorengräber an der Nordseite des Domes einen 135 Fuß (42,2m) langen und 15 Fuß (4,7m) breiten Wandelgang erbauen. Dieses neue Professorengewölbe wurde zu einer Spazierhalle für Studenten und Professoren der gegenüberliegenden Universität und Schüler des angrenzenden Kneiphöfisches Gymnasiums., Auf Anregung von Johann Georg Scheffner die Grabstätte Kants durch ein Gitter abgetrennt. Bald wurde dem Wandelgang der Name „STOA KANTIANA“ verliehen. Wahrscheinlich sind die Arkaden dem akademischen Publikum wie eine Säulenhalle vorgekommen. Tatsächlich geht der Name (griechisch Vorlage:Polytonisch – „bemalte Vorhalle“) auf eine Säulenhalle auf der Agora (Athen), dem Marktplatz von Athen, zurück, in der Zenon von Kition um 300 v. Chr. seine Lehrtätigkeit aufnahm. Am 22. April 1810, dem Geburtstage Kants, wurde die Grablege durch eine Kantbüste von Carl Friedrich Hagemann in Carrara-Marmor geschmückt und feierlich eingeweiht. Die zurückflutenden französischen Soldaten aus dem Russlandfeldzug ge- bzw. missbrauchten die Stoa 1812 als Wagenremise, was zu Beginn der aufgeheizten Stimmung der Befreiungskriege (siehe Konvention von Tauroggen) mit Empörung aufgenommen wurde. 1871 bildete sich ein Comité zur Wiederherstellung der Grabstätte Kants« am Königsberger Dom. Der 1809 errichtete kapellenartige Raum am Ostende der Stoa Kantiana war baufällig geworden. Bei der Gelegenheit exhumierte man die Gebeine Kants. Die Ausgrabung vom 22. bis 24. Juni 1880 führte der Maler Johannes Heydeck eigenhändig aus. Er fertigte einen Bericht über die Untersuchung der Grabstätte Kants" vom 25. August 1880 und hielt das Geschehen im Innern der Kapelle in einer Kreidezeichnung fest. Seine Abbildung zeigt wie Heydeck mit beiden Händen den Schädel Kants aus der von den Herren des Komitees umstandenen Grabgrube dem am Rande derselben knienden Kant-Forscher Emil Arnoldt reicht. Dabei stieß man auf das Problem, dass in unmittelbarer Nähe von Kants Grablege der Professor der Theologie und Oberhofprediger Johann Ernst Schulz bestattet worden war. Man konnte die Gebeine Kants aber anhand der Metallgriffe seines Sarges (Form von Schlangen) und einer ovalen Metallplatte mit der Aufschrift: "Cineres mortales immortalis Kantii", (d.h. "Die sterblichen Überreste des unsterblichen Kants) zuordnen. Der Professor der Anatomie und Medizin der Albertina Karl Wilhelm von Kupffer zusammen mit dem candidatus medicinae Fritz Bessel Hagen identifizierten schließlich den gefundenen Schädel durch Vergleich mit einem Gipsabdruck des Schädels Kants, der kurz nach seinem Tode gemacht worden war. In ihrem Bericht über die Bestimmung der Identität der Reste Kant's vom 14. September 1880 wird ausführt: "Die Vergleichung des Schädels mit dem Gypsabguss ergab nach zwei Seiten hin volle Uebereinstimmung, einmal in den Maaßen, dann in Hinsicht auf die individuelle Besonderheit der Schädelbildung, nicht zuletzt des einzigen noch vorhandenen Zahns, des vorstehenden rechten Eckzahns des Unterkiefers, dem an der Totenmaske das Abstehen der Lippe entspricht. [...] Kant's Schädelkapsel zeige eine mittlere Länge und Höhe bei beträchtlicher Breite und gleichmäßiger Wölbung und weise eine bedeutende Capacität auf. Der Inhalt des Schädels überschreite nämlich 1700 cm³, während das Mittel männlicher europäischer Schädel der Gegenwart zwischen 1400 cm³ und 1500 cm³ läge. [13] Während der Untersuchungen wurde die alte Stoa Kantiana abgebrochen und die neue errichtet.
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Stoa Kantiana I (1875)
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Stoa Kantiana I
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Die Exhumierung (1880) Personen siehe [14]
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Zeichnung des Schädels von Kant, wahrscheinlich von Johannes Heydeck. Gut erkennbar noch der eine Zahn im Unterkiefer.
Stoa Kantiana II (1880 - 1924)
Am 21. November (Totensonntag) 1880 wurden die Gebeine wieder beigesetzt, diesmal in einem metallenen Sarg und in der eigenen gemauerten Gruft. Dem Sarg war eine zugeschweißte Glasröhre beigegeben, die einen auf Hanfpapier aufgeschriebenen anatomischen Untersuchungsbericht enthielt. Über der Gruft erhob sich nun eine neogotische Backsteinkapelle mit einem doppelten Staffelgiebel, die sich an die Architektur des Deutschen Ordens, der Backsteingotik anschloss. Hinter der Kantbüste entstand ein Fresko, das der Schule von Athen von Raffael nachempfunden war. Doch durch diese geschlossene Bauweise wurde die Grabstätte wieder zweckentfremdet: Mit der Zeit verkam die Stoa Kantiana zu einem Zufluchtsort für Obdachlose.
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Stoa Kantiana II Blickrichtung Ost zur alten Universität
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Stoa Kantiana II Blickrichtung West, rechts das Professorengewölbe die Wandelhalle
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Stoa Kantiana II
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Stoa Kantiana II
Stoa Kantiana III (1924)
Die Wandelhalle, das ehemalige Professorengewölbe, musste 1898 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Zur Domrenovierung und Kants hundertsten Todestag in den Jahren 1904 - 1907 überlegte man, das Grab ins Innere des Doms zu verlegen. Der Oberbürgermeister Hans Lohmeyer sprach von der zweiten Stoa Kantiana als: „nicht in unseren Osten paßte." 1924 – zum 200. Geburtsjahr Kants – wurde, finanziert durch Hugo Stinnes, der Architekturprofessor an der Königsberger Kunstakademie, Friedrich Lahrs, mit der Neugestaltung der Grabstätte beauftragt. Er verband geradlinige Bauformen des Bauhauses mit den Mustern der Ordensgotik zu einer gelungenen Konzeption. Die Gitter und die freien Säulen aus Rochlitzer Porphyr sollten verhindern, dass die Grabstätte wieder von Obdachlosen genutzt wurde. Die Grablege Kants wurde dem neuen Gebäude aber nicht angepasst, so dass das eigentliche Grab etwas links und vorgezogen liegt, aber innerhalb der Stoa Kantiana, sodass der steinerne Castrum doloris des Lahrs-Bau so etwas wie ein Kenotaph ist. Darum ragt der Lahrsbau auch über den Königsberger Dom nach Osten hinaus. Zeitgleich versucht der Kunsthistoriker Karl-Heinz Clasen eine Wertung aller Kantportraits vorzunehmen [15] Im Zweiten Weltkrieg wurde der gesamte Kneiphof zerstört und abgetragen, nur der Dom blieb als Ruine erhalten. Ihn ereilte deshalb nicht das Schicksal des Königsberger Schlosses, weil für die Kommunisten Kant der Vorläufer von Georg Wilhelm Friedrich Hegel galt. So wurde die Grabstätte Kants der erste Anknüpfungspunkt der neuen Kaliningrader Bevölkerung mit der Geschichte des alten Königsbergs. Es entwickelte sich sogar die Tradition, dass die Kaliningrader Brautleute ihren Hochzeitsschmuck am Grabe Kants ablegten. Aus diesem Grund war auch der Dom das erste historische Gebäude, das nach der Einkehr der Perestroika in Kaliningrad rekonstruiert wurde.
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Stoa Kantiana III gut erkennbar ragt auch das Gebäude östlich über den Dom hinaus
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Stoa Kantiana III nach dem 2. Weltkrieg
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Stoa Kantiana III
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Der Katafalk des Stoa Kantiana III
Kant-Denkmal von Rauch
1864 wurde am Kantberg hinter Kants Garten mit Blick zum Altstädtischen Kirchenplatz das Kant-Denkmal von Christian Daniel Rauch aufgestellt. Auch wenn Rauch 1798 für kurze Zeit gegenüber von Kant gewohnt hatte und ihn daher wohl gesehen hat, so kann aber dennoch davon ausgegangen werden, dass er eine Vorlage benutzte: Die Kantfigur war eine Teilarbeit des Reiterstandbildes Friedrichs des Großen, das 1851 in Berlin Unter den Linden aufgestellt wurde. Die Königsberger Kant-Statue stand nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler auf einem roten Granitsockel vor einer Halbrundmauer mit Rundbögen. Dort stand sie einundzwanzig Jahre lang gleich vor seinem Haus in der Prinzessinstraße, bis sie dann 1885 der Freilegung des Schlosses und dem Ausbau der Schloßstraße weichen musste. Das Standbild wurde nun auf dem Paradeplatz südwestlich von der Universität neu errichtet. Dort blieb das Denkmal bis in die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges. Der Kulturbetreuer von Königsberg sorgte sich um das wertvolle Denkmal und bat Marion Gräfin Dönhoff, es sicher zu verstecken. Daraufhin wurde es im Park von Schloss Friedrichstein, dem 20 Kilometer entfernten Stammsitz der Dönhoffs, aufgestellt und vor Ankunft der Roten Armee vergraben. Als man es 1947 zurückbringen wollte, wurde es trotz intensiver Suche nicht wiedergefunden. Der Gräfin, der ZEIT-Stiftung und Friedrich Wilhelm Christians ist die Replik zu verdanken, die vom Bildhauer Harald Haacke geschaffen wurde. Der alte Sockel war noch vorhanden und hatte zwischenzeitlich einer Büste Ernst Thälmanns gedient. Am 27. Juni 1992 schließlich wurde im Rahmen einer Zusammenkunft einiger deutscher und russischer Kantianer das neue Denkmal gegenüber seinem alten Platz, rechts vor der Neuen Albertina aufgestellt.[16] Im Hintergrund des Denkmals steht nicht mehr das beseitigte frühere Stadttheater, sondern dort befinden sich Platten-Wohnbauten.
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Denkmal am Kanthaus Bild unten
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Denkmal vor dem Kanthaus Hintergrund Altstädtische Kirche
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Kantdenkmal vor dem Haus Hintergrund Altstädtische Kirche
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Replik vor Universität am früheren Paradeplatz
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Rauchs Darstellung von Kant (rechts) beim Reiterstandbild Friedrichs des Großen
Kant-Gedenktafel
Am 12. Februar 1904 – dem 100sten Todestag Kants – wurde am Königsberger Schloss eine in Bronze ausgeführte Gedenktafel, entworfen von Friedrich Lahrs, an der Zyklopenmauer rechts vom Westeingang (Gesekus-Platz) der Öffentlichkeit übergeben. Sie enthielt einen Satz aus dem Beschluss der Kritik der praktischen Vernunft:
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“
Die Original-Tafel ging wie so vieles 1945 verschollen. 1955 anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt Königsberg in der Patenstadt Duisburg wurde eine Replik der Kant-Tafel im Brunnenhof des Duisburger Rathauses enthüllt. 1994 wurde eine zweisprachige Kant-Tafel in Kaliningrad im nördlichen Auslauf der neuen Brücke über den Pregel Richtung Hotel Kaliningrad angebracht.
Kant-Museum
1924 wurde als Grundstock einer musealen Kant-Gedenkstätte in der Alten Universität (Stadtbibliothek) ein Kant-Zimmer mit Andenken an den Philosophen eingerichtet. 1928 wurden die Stücke in das Kneiphöfsche Rathaus (Stadtgeschichtliches Museum) überführt. 1938 hat man die Sammlung dann in erweitertem Rahmen als Kant-Museum in 5 Räumen im Erdgeschoss neu aufgestellt. Leihgeber waren die Staats- und Universitätsbibliothek, die Stadtbibliothek, das Prussia-Museum, die Albertus-Universität Königsberg und die Gesellschaft der Freunde Kants. Das Museum zeigte persönliche Gegenstände Kants, wie seinen Hut, seinen Gehstock und seine Handschuhe, sein Schreibpult, die Totenmaske, zahlreiche Bildnisse, Büsten, die Bibel mit handschriftlichen Eintragungen und Manuskripte aus Kants Nachlass. Wie reich das Museum ausgestattet war, zeigt ein Katalog aus dem Jahre 1936.[17]
Bohnenmahl
1804 beschlossen die Freunde Kants, jeweils zu seinem Geburtstag am 22. April zu einem Erinnerungsfest zusammenzukommen. Daraus entwickelte sich die Gesellschaft der Freunde Kants. 1814 schlug der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel vor, denjenigen, der jeweils im nächsten Jahr vor dem Festessen die Rede halten sollte, durch eine Bohne zu bestimmen, die in dem als Nachtisch gereichten Kuchen versteckt wurde. Wer das Kuchenstück mit der Bohne erhielt, wurde der Bohnenkönig und musste die nächste Rede ausrichten. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten: nach 1945 in Göttingen und später Mainz. Seit 2008 begehen "Freunde Kants und Königsbergs", aus denen 2011 die Gesellschaft der Freunde Kants und Königsbergs e.V. hervorging, den Geburtstag des Philosophen gemeinsam mit russischen Kant-Freunden im jetzigen Kaliningrad.
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Utensilien aus dem Kant-Museum im Stadtgeschichtlichen Museum in Königsberg
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Original der Kant-Gedenkplatte von 1904 (seit 1945 verschollen) am Königsberger Schloss
Chronologie der Ereignisse
- 22. April 1724: Kant wird geboren
- 12. Februar 1804: Kant stirbt
- 1822: Kant-Stiftung, jährliche Kant-Feier der Albertus-Universität Königsberg an Kants Todestag: 12. Februar
- 1864 (Oktober): Kant-Denkmal von Christian Daniel Rauch in Königsberg
- 1880: Exhumierung von Immanuel Kant
- 1893: Abbruch von Kants Wohnhaus
- 12. Februar 1904 (Jahrestag des 100. Todestages): Enthüllung der Tafel „Der bestirnte Himmel …“ am Königsberger Schloss mit einer Kant-Ausstellung in Königsberg
- 22. April 1924: Jahrestag des 200. Geburtstages mit dem neuen Kant-Grabmal von Friedrich Lahrs und einem Festakt in Königsberg
- 1927–1929: Kant-Zimmer im Stadtgeschichtlichen Museum in Königsberg [Aufbau der Sammlung], 1938 Erweiterung zu Kant-Museum
- 1929: Das „Kant-Häuschen“[18] in Moditten als Gedenkstätte
- 1944: Zerstörung aller Gebäude in der Königsberger Innenstadt, die einen Bezug zu Kant hatten, bei den britischen Luftangriffen im August 1944 (Dom, Alte Universität, Kneiphöfsches Rathaus). Nur das Kenotaphion am Dom blieb erhalten.
- 1944 Auslagerung des Kant-Denkmals nach Schloss Friedrichstein, dort seit 1945 verschollen
- 1954: 150. Todestag von Kant, Enthüllung einer Nachbildung der Tafel „Der bestirnte Himmel …“ in Duisburg (Patenstadt für Königsberg/Pr.)
- 1969: Einweihung des Kant-Denkmals von Knud Knudsen in Rüsselsheim, Immanuel-Kant-Gymnasium
- 22. April 1974 (Jahrestag des 250. Geburtstages): Erste Kant-Konferenz und Eröffnung eines neuen Kant-Museums in Kaliningrad
- 27. Juni 1992: Wiedererrichtung des Rauchschen Kant-Denkmals (in Deutschland hergestellte Replik) in Kaliningrad
- 1. September 1993: Enthüllung einer zweisprachig (Deutsch/Russisch) ausgeführten Kant-Gedenktafel „Der bestirnte Himmel …“ in Kaliningrad
- 8. Juli 2005: Kant wird Namenspatron der Russischen Staatlichen Universität Kaliningrads
Weitere Bilder von Kantiana
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Ein epochemachendes Werk
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Kant vor seiner Zuhörerschaft
Literatur
- Fritz Gause / Jürgen Lebuhn: Kant und Königsberg bis heute, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 1989,
- Marion Gräfin Dönhoff: „Heimkehr nach fünfzig Jahren“ in: Die Zeit Nr. 28 vom 3. Juli 1992
- Hans Graf von Lehndorff (1961): Ostpreußisches Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945–1947. 3. Auflage (München)
- Rudolf Malter / Staffa, Ernst / Wörster, Peter (1983): Kant in Königsberg seit 1945. Eine Dokumentation (Wiesbaden) (Schriften der Mainzer philosophischen Fakultätsgesellschaft, Nr. 7).
- Michael Wieck (1988): Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Ein „Geltungsjude“ berichtet (Heidelberg)
- Gerhard von Glinski / Wörster, Peter (1990): Königsberg. Die ostpreußische Hauptstadt in Geschichte und Gegenwart (Bad Münstereifel) [Ostdeutsche Städtebilder, Bd. 7].
- Juri Nikolajewitsch Iwanow (ru) (1991): Von Kaliningrad nach Königsberg. Auf der Suche nach verschollenen Schätzen (Leer)
- Gerhard von Glinski / Wörster, Peter (1992): Königsberg. Die ostpreußische Hauptstadt in Geschichte und Gegenwart, 2. durchgesehene Auflage (Bad Münstereifel) [Ostdeutsche Städtebilder, Bd. 7].
- Rudolf Malter: Denken wir uns aber als verpflichtet ... - Königsberger Kant-Ansprachen 1804-1945. Fischer-Verlag, Erlangen 1992. ISBN 3-89131-027-7
- Leonhard Kalinnikov (1992): Kant in Königsberg – Kant in Kaliningrad, in: Ostsee-Akademie 1992, 73-100
- Ostsee-Akademie (Hg) / Bucholz, Arnold (Bearb) (1992): Kant und der Frieden in Europa. Ansätze zur geistigen Grundlegung künftiger Ost-West-Beziehungen. Bericht über eine Tagung der Ostsee-Akademie. Veranstaltet in Travemünde vom 12. bis 15. Mai 1991 (Baden-Baden)
- Wilfried Böhm / Ansgar Graw (1993): Königsberg morgen. Luxemburg an der Ostsee (Asendorf)
- Juri Nikolajewitsch Iwanow (1993): Königsberg und Umgebung (Dülmen)
- Bernhart Jähnig (Hg) / Spieler, Silke (Hg) (1993): Das Königsberger Gebiet im Schnittpunkt deutscher Geschichte und in seinen europäischen Bezügen / Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen (Bonn)
- Norbert Weis (1993): Königsberg. Immanuel Kant und seine Stadt (Braunschweig)
- Wladimir Bryuschinkin (1994): Kants Philosophie und die moderne Logik. Eine Tagung in Swetlogorsk, in: KS 85/1994/085-087.
- Friedemann Kluge (Hg) (1994): „Ein schicklicher Platz“?: Königsberg/Kaliningrad in der Sicht von Bewohnern und Nachbarn (Osnabrück)
- Christian Graf von Krockow / Bellenhaus, Alexander-Pascal Graf von (Mb) (1994): Begegnung mit Ostpreußen (Stuttgart)
- Ulla Lachauer (1994): Die Brücke von Tilsit. Begegnungen mit Preußens Osten und Rußlands Westen (Reinbek/Hamburg)
- Peter Wörster (1994) Ausstellung*
- Lorenz Grimoni (2009) „Immanuel Kant 1724–1804“ Katalog zur Ausstellung anl. des 200. Todestages. Husum Verlag (Museum Stadt Königsberg)
Weblinks
- Uni Mainz
- Buch über Kants Leben
- Das Werk Kants
- Bilder zum Kant-Museum in Kaliningrad
- Werner Stark: Kants Grab in Königsberg
Einzelnachweise
- ↑ Reinhold Bernhard Jachmann: Immanuel Kant geschildert in seinen Briefen an einen Freund, Königsberg 1804
- ↑ [1]
- ↑ Kant's sämmtliche Werke 12 Bde., Leipzig 1838-1842
- ↑ Königsberger Skizzen, Danzig 1842 zitiert nach [2]
- ↑ Fritz Gause: Kant und Königsberg bis heute, Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 1989
- ↑ Friedrich Wilhelm Schubert :Geschichte der Kant'schen Philosophen, Leibzig 1840
- ↑ Inv. Nr. 74
- ↑ David Minden: Über Porträts und Abbildungen Immanuel Kants“ (Königsberg 1868), S. 11
- ↑ Bildnummer XKH151920 Originalgröße: 23 x 52 cm
- ↑ Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Juni 2002
- ↑ Johann Gottfried Schadow in Die Werkstätte des Bildhauers www.luise-berlin.de
- ↑ Ueber den Schädel Kants, Ein Beytrag zu Galls Hirn- und Schädellehre von Dr. Wilhelm Gottlieb Kelch [3]
- ↑ luise-Berlin
- ↑ Johannes Heydeck reicht den Schädel Emil Arnoldt, links neben ihm breitbeinig stehend Karl Wilhelm von Kupffer. Rechts Prosektor Paul Albrecht hält den Unterkiefer mit dem Zahn in der Hand, rechts neben ihm Fritz Bessel Hagen. Im Vordergrund die Griffe des Sarges und rechts unten das Metallschild: Cineres mortales immortalis Kantii
- ↑ Clasen, Karl-Heinz: Kant-Bildnisse.Mit Unterstützung der Stadt Königsberg hrsg. v. der Königsberger Ortsgruppe der Kantgesellschaft Königsberg, Pr.: Gräfe und Unzer, 1923, 30 Seiten Uni-Mainz
- ↑ H. M. Mühlpfordt: Das Kantdenkmal zu Königsberg/Pr., 1970
- ↑ Rudolf Malter: Denken wir uns aber als verpflichtet... - Königsberger Kant-Ansprachen 1804-1945. Fischer-Verlag, Erlangen 1992. S. 19. ISBN 3-89131-027-7
- ↑ Kant soll laut Aussage von Ludwig Ernst von Borowski im Alter kaum aus Königsberg herausgekommen sein. Nicht einmal Danzig habe er gesehen. Am häufigsten und längsten hielt er sich im Forsthaus Moditten auf. Der Oberförster und Wirt Wobser, ein einfacher Mann, wünschte sich seinen Aufenthalt. Dort soll das Werk über das Schöne und Erhabene („Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“) entstanden sein.