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Überwachung

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Überwachung oder Observation (v. lat. observare = beobachten) ist die aufmerksame Beobachtung von Personen bzw. Objekten zu technischen, politischen, militärischen oder anderen Zwecken.

Man unterscheidet u.a.:

  1. Verkehrsüberwachung
  2. technische Überwachung von Anlagen oder die Überwachung von Umweltdaten (z.B. des Ozonlochs). Erstere dient vor allem der Vermeidung von Störfällen [siehe auch TÜV), letztere zur Aufdeckung und Kontrolle von Umweltschäden.
  3. Eine medizinische Form der Überwachung ist z. B. die Überwachung von Kranken in der Intensivstation. Hier werden ständig lebenswichtige Daten wie Herzschlag, Blutdruck und Atmung kontrolliert, um im Notfall schnell eingreifen zu können.
  4. elektronische Überwachung: wird oft benutzt, um eine Beobachtung aus der Distanz mittels elektronischer Ausrüstung oder anderer technischer Mittel zu beschreiben.
  5. Neben technischen Maßnahmen kann Überwachung auch mit "low-tech" durchgeführt werden, etwa durch Beschattung.

Überwachungsmaßnahmen werden üblicherweise von staatlichen Geheimdiensten und der Polizei eingesetzt, können aber auch der Kontrolle von Arbeitnehmern in Firmen dienen. Diese zweite Art der Überwachung ist in Deutschland in hohem Maße illegal, während in USA Arbeitgeber Angestellte beispielsweise völlig legal mittels am Arbeitsplatz installierten Kameras überwachen dürfen. Auch das Mitlesen des E-Mail-Verkehrs ihrer Angestellten ist Firmen in den USA im Gegensatz zu Deutschland erlaubt.

Der Grad der Überwachung ist ein heißumstrittenes und sehr problematisches Thema. Einerseits werden beispielsweise in den skandinavischen Ländern und in Großbritannien die neuen Formen der elektronischen Kontrolle als "Errungenschaft der Demokratie" gepriesen. Andererseits befürchtet beispielsweise der Europäische Gerichtshof in seiner Herleitung für das Recht auf Datenschutz eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Wenn die Bürger nicht mehr wissen wann und in welchen Maße sie beobachtet werden, werden sie sich aus Angst vor Repressionen auch vorsichtiger Verhalten.

Überwachung mit Videokameras

Eine andere Form der Überwachung, meist durch Kameras, wird an öffentlichen Plätzen, z.B. Bahnhöfen, als Sicherheitsmaßnahme eingesetzt. In Deutschland wurden diesbezüglich Modellprojekte, etwa in Regensburg durchgeführt, die auf heftigen Widerstand unter Datenschützern stießen. Mittlerweile ist die Video-Überwachung kein Modellprojekt mehr, sondern wird in vielen Städten an öffentlichen Plätzen eingesetzt. Als Begründung werden manchmal "Erfordernisse des Marketings" [1] genannt, wie etwa in der oberösterreichischen Stadt Wels. Auch Kaufhäuser werden in der Regel videoüberwacht, um Ladendiebstählen vorzubeugen.

Es gibt Anstrengungen, die Videoaufnahmen mittels einer Software, häufig Gesichtserkennung oder pattern matching genannt, automatisch auszuwerten und mit bestehende Personenbildern zu vergleichen. Zur zweifelsfreien Erkennung genügen inzwischen schon kurze Aufnahmen von wenigen Signale, beispielsweise der Augenpartie. Mit dem Einsatz dieser Technik, wäre es nicht mehr möglich anonym an beispielsweise politischen Demonstrationen teil zunehmen. Bürgerrechtler befürchten eine globale Demonstranten-Datenbank oder enorme Repressalien, wenn beispielsweise die Polizei Fotos von Demonstrant an die jeweiligen Arbeitgeber weiter geben würde.

Flugverkehr

Im Flugverkehr verlangen die USA die Weitergabe von Fluggastdaten. [2]. Es wird ein System zur Früherkennung von "Terroristen" weiterentwickelt. Man sucht nach "verdächtigen" Mustern, um so Terroristen zu entlarven. Der Rüstungskonzern Lockheed-Martin wurde von der US-Transportbehörde "Transportation Security Administration" beauftragt, das System "Computer Assisted Passenger Pre-Screening" [CAPPS] weiter auszubauen. Dagegen formieren sich auch Widerstände ([3],edri.org). Ausländer und Kriegsgegner werden besonders genau kontrolliert. (heise.de)


Deutschland

Die besondere Sensibilität der Deutschen gegenüber jeder Form der Überwachung im Gegensatz zu anglo-amerikanischen Ländern lässt sich unter anderem auf die im Nationalsozialismus praktizierte Überwachung der Bevölkerung durch ein System von Blockwarten zurückführen. Auch das in der DDR durch die Staatssicherheit etablierte und nach der Wende aufgedeckte Netz von Inoffiziellen Mitarbeitern, das weite Teile der Bevölkerung bespitzelte, trägt zu einer besonderen Sensibilität bei.


Überwachung des Briefverkehrs

Da heute mehr und mehr Menschen Fax und E-Mail verwenden, verringert sich die Bedeutung v. a. des internationalen Briefverkehrs. Das Abfangen von Post bleibt dennoch eine wichtige Aufgabe des Geheimdienstes.

Es gibt keinen einfachen Weg festzustellen, ob die persönliche Post gelesen wurde, oder nicht. Da die Post Sortiermaschinen benutzt, die gelegentlich Briefe beschädigen, ist auch eine solche Beschädigung kein sicheres Anzeichen für eine Überwachung.

Heute werden große Datenmengen auch mit CDs auf dem Postweg verschickt. Diese sollte man vor dem "Brennen" mit einem bekannt sicheren Verschlüsselungprogramm, etwa GPG. verschlüsseln.

Audio - Überwachung

Neben den konventionellen Methoden wie versteckten Wanzen gibt es noch die ausgefallenere Methode der optischen Mithöreinrichtung. Hierbei wird ausgenutzt, dass eine Fensterscheibe im Takt mit dem Sprache schwingt. Um diese Schwingungen zu ermitteln wird ein Laserstrahl auf die Scheibe gerichtet und wieder aufgefangen. Aus den Abweichungen des Laserstrahl werden die gesprochenen Worte elektronisch rekonstruiert.

Telefonüberwachung

Das Abhören von Telefongesprächen ist in Deutschland für Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden relativ einfach möglich. Der Heise News-Ticker bezeichnet Deutschland sogar als Weltmeister der Telefonüberwachung [4]. Im Jahr 2002 wurden von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post knapp 22'000 Abhöraktionen in Deutschland gezählt. Neben dem direkten Abhören von Telefongesprächen und der gezielten Überwachung von Telefonanschlüssen, kommt es verstärkt dazu ungezielt eine große Anzahl von Anschlüssen zu überwachen. Hierbei werden einerseits die Verbindungsdaten aufgelistet und die Kommunikationszusammenhänge über lange Zeiträume ausgewertet, beispielsweise wird überprüft wer mit wem telefoniert und in welcher Beziehung die Partner stehen. Andererseits erlauben Spracherkennungsprogramme automatisch nach Stichworten wie Bombe oder nach verdächtigen Wortkombinationen, wie Palästina und Freiheit, zu horchen, die Verbindungsdaten zu markieren und für eine intensive Überprüfung zu empfehlen. Alle Auslandsleitungen der BRD liefen lange Zeit durch eine Computerstation der NSA in Frankfurt, welche unter dem Namen Echelon bekannt wurde.

TIA

Für das vom Information Awareness Office des Pentagon soll ein geplantes Data-Mining-System im In- und Ausland alle verfügbaren Informationsquellen erschließen: Es wird an einem gigantischen, umfassenden elektronischen Überwachungssystem namens TIA (Total Information Awareness) gearbeitet.

PC-Überwachungsprogramme

Mit bestimmten Überwachungsprogrammen können ahnungslose Computer-"Mitbenutzer" unbemerkt ausspioniert werden. Der "Kontrollor" kann sämtliche Aktivitäten nachträglich observieren. Auch Passwörter (PIN, TAN) sind davor ungeschützt, bei Online-Bankgeschäften kann sich dadurch eine geänderte Haftung bei einem Schahdensfall ergeben, da die Banken das Aufzeichnen der Passwörter verbieten. Die Anschaffung und Installation derartiger Programme ist legal - die Anwendung nur, wenn man seine eigenen Aktivitäten kontrolliert. Auch bei Besitzstörungen und Scheidungsverfahren ist der Einsatz illegal, er kann aber trotzdem in die freie Beweiswürdigung des Richters Eingang finden. In Österreich gibt es nur das Recht auf Unterlassung einer illegalen Überwachung.

kontaktlose Chipkarte (RFID)

Völlig neue Möglichkeiten der Datensammlung und Überwachung bietet der Einsatz der RFID-Technologie. RFID steht für Remote Frequency Identifier und erlaubt das kontaktlose Lesen von Daten über Distanz, ursprünglich entwickelt um den Strichcode z.B. auf Lebensmitteln oder anderen Objekten abzulösen. Um ein Objekt mittels RFID zu markieren, muss ein so genannter RFID-Tag angebracht werden, der teilweise nur wenige Millimeter groß sein muss um Daten über mehrere Meter senden zu können. RFID-Tags werden stillschweigend in immer mehr Produkten des täglichen Lebens eingearbeitet ohne die Kunden zu informieren. Da solch ein "Produkt-Kennzeichen" theoretisch eine unbegrenzte Lebensdauer besitzt, wird der Kunde zu einem wandelden Informationssender über die Waren bzw. Produkte die er bei sich trägt.

Siehe auch: Biometrie, Spionage, Echelon, Datenschutz,Überwachungsstaat, Telekommunikations-Überwachungsverordnung, Mitglied in einer kriminellen Vereinigung, Customer Relationship Management, Identität, Schutz der Sozialdaten, Telemetrie