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Hans Welsch

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Datei:Hans Welsch 1991.jpeg
Hans Welsch

Hans Welsch (* 5. März 1923 in Lisdorf; † 27. September 1995 in Saarlouis) war ein saarländischer Unternehmer und Gründer der DSD Dillinger Stahlbau GmbH.

Leben

Hans Welsch wurde 1923 in Lisdorf als einziges Kind des Ingenieurs Johann Welsch und der Marktfrau Maria Welsch (geb. Jakob) geboren. Nach Besuch der höheren Handelsschule und Abschluss einer kaufmännischen Lehre diente er von 1939 bis 1945 in der deutschen Kriegsmarine. Unmittelbar nach Kriegsende kehrte er nach kurzer norwegischer Kriegsgefangenschaft in seine Heimat zurück. Welsch war in seiner Jugend ein außergewöhnlich schneller Sprinter. Während des Kriegsdienstes lernte er weite Teile von Goethes Faust auswendig. Er war insgesamt ein herausragender Autodidakt, der die durch Kriegszeiten entständene Lücken in der Schulbildung mühelos selbst schloss.1951 heiratete er Regina Welsch (geb. Hoffmann), Tochter des saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann, mit der er vier Kinder hatte. Die Familie wohnte zu seinen Lebenszeiten in Saarlouis, blieb jedoch auch seinem Heimatort Lisdorf verbunden, wo 1996 die "Hans-Welsch-Halle" nach ihm benannt wurde. Hans Welsch verstarb am 27. September 1995 im Alter von 72 Jahren nach kurzer Krankheit in Saarlouis. Zum Anlass seiner Beerdigung musste der Verkehr in der Innenstadt Saarlouis umgeleitet werden.[1][2]

Unternehmerisches Wirken

DSD Logo - Entwurf: Hans Welsch

Das unternehmerische Wirken von Hans Welsch ist eng mit dem Aufbau und der Entwicklung des Unternehmens verbunden, welches in späteren Jahren den Namen DSD Dillinger Stahlbau GmbH tragen sollte.[3] Das Firmenlogo entwarf Hans Welsch selbst: ein T-Träger in einer Röhre, umrahmt von einem Vierkantstahl.[4] Zusammen mit dem fast 20 Jahre älteren Techniker Hubert Linster gründete Hans Welsch schon kurz nach Kriegsende das Unternehmen Dillinger Stahlbau. Beiden gemeinsam war von Anbeginn die bemerkenswerte unternehmerische Vision, die den Wiederaufbau der Heimat als nahezu selbstverständlich ansah, jedoch weit über diese Aufgabe hinausging.

"Die ersten Schritte der kleinen Stahlbaufirma... wurden von uns gelenkt, buchstäblich bei Null mussten wir anfangen. Gemeinsam bestimmten wir den Geist dieser Firma, gaben ihren Weg vor."[4]

DSD Bauwerk SAUERTALBRÜCKE, Bauzeit: 1984-1987

So erfuhr das Unternehmen ein rasantes Wachstum und begann bald, nachdem etliche Abrissaufträge erfolgreich erledigt worden waren, der eigentlichen Mission, dem Stahlbau,[5] gerecht zu werden. Hoffmann zitiert Welsch folgendermaßen:

"Die Firma war ein waschechtes Nachkriegskind. In der Trümmerzeit waren wir als Unternehmensleitung vor schwere Aufgaben gestellt. Die gesamte Infrastruktur war zerstört, es herrschte Mangel in fast allen Bereichen: Rohstoffe, Material, Werkzeug. Kurz gesagt, der Anfang war alles andere als einfach."[6]

Hans Welsch war seit der Unternehmensgründung der kaufmännische Geschäftsführer der Firma. Nach dem Tod des Geschäftspartners Hubert Linster im Jahre 1974 wurde er der alleinige Vorsitzende der Geschäftsführung, bevor er im Alter von 68 Jahren Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die DSD Dillinger Stahlbau GmbH Niederlassungen in zehn europäischen Ländern und Vertretungen auf fünf Kontinenten.[7][8]

Führungsstil

Den Grundstein für den entstehenden Weltkonzern[9] legten die Firmengründer Hubert Linster und Hans Welsch gemeinsam. Trotz unterschiedlicher Führungsstile, oder womöglich genau aus diesem Grunde, ergänzten sich die beiden Persönlichkeiten hervorragend. Man lebte in unmittelbarer Nachbarschaft, teilte sich das Büro und verbrachte wochenlange Urlaube gemeinsam. Diese Partnerschaft ist als Grund für den erfolgreichen Aufbau eines Teams von engen Mitarbeitern anzusehen, das über Jahrzehnte das beachtliche Wachstum des Unternehmens mit bewirkte. Besonders enge Bindungen gab es unter jenen, die schon während der Gründerjahre im Unternehmen arbeiteten. Berichten zufolge ging auch hier die Gemeinschaftlichkeit über den Rahmen der beruflichen Zusammenarbeit hinaus. So machte man, um während der Aufbauphase die Kosten für Reinigungspersonal einzusparen, freitags gemeinsam "klar Schiff", ein Ausdruck den Hans Welsch in seiner Zeit bei der Kriegsmarine verinnerlicht hatte. Weiterhin kam es nach getaner Arbeit durchaus gelegentlich zu Wettläufen auf dem Firmengelände, da der kaufmännische Geschäftsführer ja in seiner Jugend ein hervorragender Läufer gewesen war.[10]

Das Observatorium auf dem Calar Alto mit DSD Stahlkuppel, Fertigstellung: 1979

Rückblickend bestätigte Hans Welsch 1995: "Ich habe mich bis zu meinem Eintritt in den Ruhestand immer gerne für das aufstrebende Unternehmen und seine qualifizierten Mitarbeiter engagiert."[11] Der Führungsstil von Hans Welsch ist als modern, aufgeschlossen und personenorientiert anzusehen. Begriffe wie "Organisationspsychologie" und "Unternehmenskultur" mussten jedoch für den Unternehmer dieser Generation Fremdwörter bleiben. Auf die Frage nach dem Geheimnis seines Erfolges antwortete er nüchtern: "Dazu kann ich nichts sagen. Ich stehe morgens auf und freue mich auf's Büro. Ich arbeite eigentlich nie. Ich gehe einem Hobby nach."[12] Zum Leidwesen vieler Gesprächspartner, die sich für seine Unternehmensphilosophie interessierten, blieb er Zeit seines Lebens seinem weitläufig überliefertem Motto treu: "Nicht reden! Handeln!"

In seiner Laudatio anlässlich des 50. Geburtstag von Hans Welsch würdigte der damalige saarländische Wirtschaftsminister Manfred Schäfer den Unternehmer dementsprechend:

"Hans Welsch ist eine Unternehmerpersönlichkeit mit zupackender Art, ein Mann, der zu keiner Zeit etwas für unmöglich hält. Er orientiert sich bei der Beurteilung von Risiken und Chancen stets an sich selbst und hat es damit zu spektakulären Erfolgen gebracht. Die DSD-Erfolge in der Bundesrepublik und darüber hinaus sind ohne jedes Beispiel."[13]

Außerordentliche Ämter

  • Aufsichtsrat Saarfürst Brauerei
  • Vizepräsident des Deutschen Stahlbauverband (DSTV)
  • Beirat Commerzbank
  • Beirat Karlsberg Brauerei

Ehrungen

Literatur

  • Ralf Hoffmann u. a., "Eine Zeit in Bewegung: Landkreis Saarlouis von den Trümmerjahren zum Strukturwandel", Herausgeber: Landkreis Saarlouis, Saarbrücken, Juni 1995. ISBN 3-925036-93-8
  • John Slof, "DSD Dillinger Stahlbau GmbH (A)", Fallstudie #0-390-033, DG-944-E, IESE International Graduate School of Management, Barcelona-Madrid, 1989.
  • John Slof, "DSD Dillinger Stahlbau GmbH (B)", Fallstudie #0-390-034, DG-945-E, IESE International Graduate School of Management, Barcelona-Madrid, 1989.
  • Jean Gaumy, Bertrand Deroubaix, "Le Pont de Normandie", mit einem Vorwort von Didier Decoin, Le Cherche-midi, Paris, 1994. ISBN 2-86274-334-8
  • VISAVIS. Saar-Lor-Lux Magazin. Bauen für die Welt von morgen. 6/1995.
  • Wilhelm Grotkopp, Ernst Schmacke, "Die Großen 500: Deutschlands führende Unternehmen und ihr Management", Düsseldorf, Droste Verlag, 1971. ISBN 3-7700-0267-9

Fussnoten

  1. Saarbrücker Zeitung, 1. Oktober, 1995.
  2. Hans Welsch auf der Webseite "Saarländische Biografien". Siehe Eintrag unter "Weblinks".
  3. Der spätere, ungewöhnliche Name DSD Dillinger Stahlbau GmbH ist auf die besondere Geschichte des Saarlandes zurückzuführen: Schon während der Zeit zwischen 1947 und 1955, als das Saarland einen politischen Sonderstatus hatte, gründeten die Unternehmer Linster und Welsch die Firma DSD, was für Dillinger Stahlbau Deutschland stand. Nachdem das Saarland 1957 wieder deutsch geworden war, fügte man 1963 beide Namen zusammen: DSD Dillinger Stahlbau GmbH.
  4. a b Grußwort Hans Welsch zum DSD-Jubiläum am 09.06.1995.
  5. In den ersten Jahren wurden leichte Stahlkonstruktionen gebaut, zunächst im Saarland und dann auch im angrenzenden Frankreich. Schon in den frühen 50er Jahren, nach der Gründung der ersten Tochtergesellschaften, entstand ein umfassendes Produktsortiment: Fertigung und Montage von Hallen, Brücken, Schachtgerüsten, Behälter- und Rohrleitungsbau sowie Luft- und Klimatechnik.
  6. Ralf Hoffmann Seite 43. Siehe "Literatur".
  7. Die Firmenbroschüre "DSD: Kompetent im Stahl und Anlagenbau" aus dem Jahr 1995 nennt Auslandsgesellschaften in Frankreich, Belgien, Luxemburg, Österreich, Schweiz, Niederlande, Spanien, England, Polen, Mexiko, Malaysia, Ägypten, Saudi Arabien, Chile, Venezuela, Indonesien, Nigeria, Thailand und den USA. Das Unternehmen beschäftigte zeitweise über 10.000 Mitarbeiter weltweit. Begünstigt wurde die globale Expansion der DSD Dillinger Stahlbau GmbH während der 70er und 80er Jahre durch die schrittweise Übernahme des Unternehmens durch die Essener Ferrostaal AG, ein Prozess der 1997 zum Abschluss kam.
  8. Die Entwicklung vom mittelständischen Unternehmen zum multinationalen Konzern erfolgte insbesondere in den 70er Jahren, wie diese vom Unternehmen veröffentlichten Zahlen belegen:
    Jahr Belegschaft Bilanzsumme* Leistungsumsatz*
    1970 5.378 199 278
    1975 5.542 318 450
    1980 9.916 529 756
    (*) in Mio. DM
    Die Saarbrücker Zeitung kommentierte diese Entwicklung am 5. Juli 1978 wie folgt:

    "Trotz der schlechten Lage des Stahlbaus geht es der DSD Dillinger Stahlbau GmbH, Saarlouis, auch für das Geschäftsjahr 1977 nach wie vor gut. … Dass DSD in einer schrumpfenden Branche weiter wächst, ist einmal seinem starken Auslandsgeschäft, zum anderen seinem breiten Liefer- und Leistungsangebot zuzuschreiben."

  9. In den späteren Jahren seiner unternehmerischen Laufbahn baute Hans Welsch zusammen mit den langjährigen Geschäftsführern Dionys Bies, Horst Biewer, Siegfried Lehmann und Dr. Kurt Linster, ein Neffe des Unternehmensgründers Hubert Linster, eine diversifizierte Firmengruppe auf, in deren Konzernstruktur das Kernunternehmen DSD Dillinger Stahlbau GmbH ein Unternehmen von mehreren darstellte. Die Firmenbroschüre "DSD: Kompetent im Stahl und Anlagenbau" aus dem Jahr 1995 nennt Tochtergesellschaften in den Produktbereichen Industriemontagen, Baustellen Service, Anlagenbau, Erdgas- und Umwelttechnik, Gas- und Tankanlagenbau, Behälter- und Rohrleitungsbau, Bausysteme und Lufttechnik. Insbesondere im Brückenbau machte sich das Unternehmen einen Namen. Beispiele hierfür sind die mit dem Europäischen Stahlbaupreis ausgezeichnete Sauertalbrücke und die filigrane Pont de Normandie (Siehe auch "Literatur").
  10. Slof in den Fallstudien "DSD DillingerStahlbau GmbH (A) und (B)". Siehe "Literatur".
  11. Ralf Hoffman, Seite 44. Siehe "Literatur."
  12. Slof 1988 im Gespräch mit Hans Welsch während der Recherchen für die DSD Fallstudien.
  13. Saarbrücker Zeitung, 6. März, 1973.

Hans Welsch in Saarland-Biografien