Journalistenschule
Eine Journalistenschule ist eine Privatschule zur Ausbildung von Journalisten. Die Aufnahme erfolgt über eigene, aufwändige Aufnahmetests. Einige Einrichtungen erheben Studiengebühren, andere zahlen dagegen eine Beihilfe an ihre Schüler.
Neben den "klassischen" und offenen Journalistenschulen (Berliner Journalisten-Schule, Deutsche Journalistenschule München, Evangelische Journalistenschule Berlin, Henri-Nannen-Schule Hamburg) gibt es zahlreiche private und /oder verlagseigene Akademien, Institute und Bildungseinrichtungen, die zukünftige Redakteure schwerpunktmäßig für die Printmedien ausbilden.
Hintergrund
Die Ausbildung für Journalisten ist nicht staatlich geregelt und daher unter anderem über Privatschulen und Volontariate organisiert. Da die Pressefreiheit für jeden Bürger gilt, darf sich auch jeder „Journalist“ nennen. "Journalist" ist also im Gegensatz zu "Metzger" oder "Schreiner" keine geschützte Berufsbezeichnung. Allerdings hat auf dem Arbeitsmarkt in der Regel nur derjenige gute Chancen, der eine formale Ausbildung durchlaufen hat.
Träger
Einige Schulen sind an einen Verlag angeschlossen, der sie finanziert und die vor allem die verlagsinterne Ausbildung ergänzen oder ersetzen (z.B. Burda-, Holtzbrinck-, Axel-Springer-Journalistenschule, die Henri-Nannen-Schule von Gruner und Jahr); auch große Rundfunkanstalten wie RTL oder der RBB haben sich Einrichtungen geschaffen, die an die Stelle des betrieblichen Volontariats getreten sind - und so die Verlage und Sender von tariflicher Bezahlung des Nachwuchses entbinden. So zahlt beispielsweise die Axel-Springer-Schule kein Volontärsgehalt mehr, sondern lediglich ein Schulgeld.
Andere Träger sind etwa die evangelische Kirche (Evangelische Journalistenschule), die Gewerkschaft Deutscher Journalisten-Verband (Berliner Journalisten-Schule) oder der Berufsverband Deutscher Fachjournalisten-Verband (Deutsche Fachjournalisten-Schule). Die Deutsche Journalistenschule in München und die Kölner Journalistenschule wird von einem eigenen, gemeinnützigen Verein getragen.
Ausbildung
Etwa 10 Prozent der Redakteure haben eine Journalistenschule besucht. Etwa 20 Prozent haben an einer Universität oder Fachhochschule Journalismus studiert, die meisten Redakteure haben nach einem Studium eines anderen Faches ein Volontariat absolviert. Eine Reihe von Redakteuren sind auch Quereinsteiger aus anderen Berufen.
Liste von Journalistenschulen
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Journalistenschulen in Deutschland:
- Berliner Journalisten-Schule
- Burda Journalistenschule
- Deutsche Journalisten-Schule (DJS)
- Evangelische Journalistenschule Berlin (EJS)
- Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten
- Henri-Nannen-Schule
- Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp)
- Journalistenschule Axel Springer in Kooperation mit FU Berlin und Viadrina in Frankfurt (O.)
- Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft
- RTL Journalistenschule für TV und Multimedia
Welche Schule ist die beste?
Es gibt immer wieder Diskussionen darum, welche Schule die beste ist. Sicherlich ist der Erfolg schwer zu messen; so haben einige Schulen wie etwa die Deutsche Journalistenschule (DJS) oder die Henri-Nannen-Schule (HNS) viele Starreporter und/oder journalistische Führungsleute unter ihren Absolventen. Andererseits haben diese beiden Schulen auch mit Abstand die meisten Absolventen auf den Markt gebracht (die DJS über 2000!); einerseits, weil sie schon sehr lange bestehen, andererseits weil sie eine viel höhere Ausbildungsfrequenz als andere Schulen haben.
Ein interessanter Indikator für den Printbereich dürfte die Anzahl der an Schüler verschiedener Schulen verliehenen Helmut-Stegmann-Preise sein. Der Helmut-Stegmann-Preis ist ein Reportage-Preis, der seit 1999 von der DJS ausschliesslich an Schüler deutscher Journalistenschulen vergeben wird. Bisher wurden insgesamt elf Reportagen als "Siegerreporttagen" gekürt, es gibt insgesamt 12 ordentliche Preisträger. Auf die Schulen verteilt, haben Preise erhalten:
Deutsche Journalistenschule: 6 Absolventen Evangelische Journalistenschule: 2 Absolventen Henri-Nannen-Schule: 2 Absolventen Berliner Journalisten-Schule: 1 Absolvent Kölner Journalistenschule: 1 Absolvent
Kurzportraits von einzelnen Journalistenschulen
- Die Ausbildung an der verlagsunabhänigen Deutschen Journalistenschule (DJS) in München dauert 18 Monate. Es gibt zwei Ausbildungswege: Kompaktausbildung (18 Monate Praxis) oder Aufbaustudiengang (18 Monate Praxis + parallel 3 Semester Aufbaustudiengang Journalistik an der LMU München). Die Schule zahlt keine Ausbildungsvergütung und verlangt kein Schulgeld. Träger sind 49 Einrichtungen von A wie Abendblatt bis Z wie Die Zeit.
- Die Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten gehört zur Verlagsgruppe Handelsblatt, bildet jedoch in 18 Monaten auch darüber hinaus aus. Die Volontäre durchlaufen verschiedene Stationen unter anderem bei karriere, Wirtschaftswoche und Handelsblatt.
- Die zweijährige Ausbildung zum Redakteur an der Journalistenschule Axel Springer beginnt zum 1. Januar. Bei den Spezialgebieten stehen zur Auswahl: Grafik & Design, Foto, Online, Auto & Technik, Wirtschaft und Sport. Zu den Absolventen gehört „Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann.
- Die Ausbildung an der verlagsunabhängigen Evangelischen Journalistenschule (EJS) in Berlin dauert 18 Monate. Das Konzept ist klassisch: Lehrredaktionen Print, Online, Radio, Fernsehen und vier Praktika, eines davon beim epd oder einem anderen Organ der evangelischen Publizistik. Alle zwei Jahre werden 16 Plätze ausgeschrieben. Aufnahme nur nach Studium und/oder abgeschlossener Berufsausbildung. Altersgrenzen: zwischen 25 und 35 Jahren.
- Die Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule (BJS) dauert 15 Monate. Die Schule zahlt keine Ausbildungsvergütung und verlangt auch kein Schulgeld. Träger der Schule ist die Gewerkschaft Deutscher Journalisten-Verband (DJV), die nicht zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gehört.
- Die Kölner Journalistenschule (KS) bildet Print-Journalisten mit dem Schwerpunkt Politik und Wirtschaft aus. Die Ausbildung dauert vier Jahre, parallel dazu ist ein Studium der Volkswirtschaftslehre sozialwissenschaftlicher Richtung an der Universität zu Köln vorgesehen. Träger der Schule ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der sich unter anderem über Schulgebühren finanziert.
- Die RTL-Journalistenschule in Köln bildet in 24 Monaten TV-Journalisten aus. Die Schule gehört zum RTL-Konzern und nimmt alle zwei Jahre 30 Schüler auf. Der Aufnahmeprozess besteht in der ersten Stufe aus einer Reportage und in der zweiten Stufe aus einem mehrtägigen Auswahlverfahren vor Ort.
- Die ems Electronic Media School bildet innerhalb von 18 Monaten Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten für die Arbeit in den elektronischen Medien Hörfunk, Fernsehen und Internet aus. Träger der ems sind der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) und das Technik-Unternehmen Media Consult International (MCI).
- Im Jahr 2004 wurde die Zeitenspiegel-Reportageschule Günther Dahl gegründet. Diese neue Schule mit Sitz in Reutlingen möchte die Grundsätze des Journalismus vermitteln, aber gleichzeitig den Schwerpunkt bei der Reportage setzen.
- In der Schweiz war die Journalistenschule St. Gallen Pionierin der verlagsunabhängigen Ausbildungsstätten. Verlagsabhängige Schulen waren die "Jouschu" von Ringier (heute noch) und vom "Jean-Frey-Verlag". Heute findet die Journalistenausbildung am MAZ (Schweizer Journalistenschule) in Kastanienbaum und Luzern statt.
- In Österreich sind die Österreichische Medienakademie und das Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ) eine gemeinsame Einrichtung der österreichischen Medien und der Journalistengewerkschaft zur Aus- und Weiterbildung der Journalisten.
Weblinks
- Deutsche Journalistenschule, München
- Berliner Journalisten-Schule
- Kölner Journalistenschule
- RTL-Journalistenschule, Köln
- Evangelische Journalistenschule, Berlin
- ems Electronic Media School, Potsdam
- Zeitenspiegel Reportageschule Günther Dahl, Reutlingen
- Österreichische Medienakademie, Salzburg
- MAZ, Schweizer Journalistenschule, Luzern
- Henri-Nannen-Schule, Hamburg
- Journalistenschule Axel Springer, Hamburg
- Georg von Holtzbrinck-Schule, Düsseldorf
http://www.journalistische-praxis.de/pj/wschulen.htm
Auszug zum Thema "Journalistenschulen" aus dem "Klassiker" von Walter La Roche, "Einführung in den praktischen Journalismus"