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Webspinnen

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Gliedertier Spinne. Weiteres siehe: Spinne.


Webspinnen
Datei:Mz000183-kreuzspinne.jpg
Vierfleck-Kreuzspinne (Araneus quadratus)
Foto: Matthias Zimmermann

Systematik
Stammgruppe: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnungen

Die Webspinnen (Aranaea), häufig auch als Echte Spinnen oder nur als Spinnen bezeichnet, sind die bekannteste Ordnung der Spinnentiere (Arachnida), einer Klasse der Gliederfüßer (Arthropoda).

Spinnen haben acht Beine, im Gegensatz z. B. zu den Insekten (Insecta), die nur sechs Beine haben. Kopf und Brust sind bei ihnen zu einem Stück, dem so genannten Cephalothorax verschmolzen. Darauf folgt der ungegliederte, gestielte und stark hervortretende Hinterleib.

Die vorderen Gliedmaßen des Kopfes, die großen Kieferfühler (Cheliceren), dienen als Kiefer zum Ergreifen der Beutetiere. Sie enden mit einer wie die Klinge eines Taschenmessers einschlagbaren Klaue, an deren Spitze der Ausführungsgang einer Giftdrüse mündet. Das Gift fließt in die durch die Klaue geschlagene Wunde und tötet kleinere Beutetiere fast augenblicklich. Auch die beiden anderen Kopfgliedmaßen, die Kiefertaster (Pedipalpen), haben im allgemeinen einen ähnlichen Bau und eine ähnliche Verwendung. Als Unterkiefer tragen sie einen mehrgliedrigen Taster, beim Weibchen von der Form eines verkürzten Beins, beim Männchen mit aufgetriebenem, als Begattungsorgan dienendem Endglied. Es folgen dann am Cephalothorax vier Paar Laufbeine. Diese Beine bestehen aus je sechs oder sieben Gliedern. Die meist langen, bei den einzelnen Gattungen sehr verschieden gebauten Beinpaare enden mit zwei kammartig gezahnten Krallen, oft noch mit kleiner unpaarer Afterkralle oder einem Büschel gefiederter Haare.

Der Hinterleib ist rundlich und durch einen dünnen Stiel mit dem Cephalothorax verbunden. Er trägt keine Beine. An seiner Bauchseite liegt die Geschlechtsöffnung, und seitlich von ihr befinden sich die beiden Stigmen (Spaltöffnungen) der so genannten Lungensäckchen, öfters auch noch ein zweites Stigmenpaar. Den After umgeben am Ende des Hinterleibs vier oder sechs Spinnwarzen, aus denen die Absonderung der Spinndrüsen hervortritt. Letztere sind birnförmige, zylindrische oder gelappte Schläuche. Ihr proteinhaltiges Sekret gelangt durch Hunderte feiner Röhrchen nach außen, erhärtet an der Luft schnell zu einem Spinnfaden und wird unter Mithilfe der Fußklauen zu dem bekannten Gespinst verwebt.

Das Nervensystem ist in das Gehirn und eine Brustganglienmasse geschieden. Die Augen sind unbeweglich und befinden sich auf der Oberseite des Cephalothorax. Hinter dem Stirnrand stehen acht, seltener sechs kleine Punktaugen in einer nach den Gattungen und Arten verschiedenen Anordnung.

Der Darmkanal läuft relativ geradlinig vom Mund zum After. Er ist in die Speiseröhre, den Magen mit fünf Paar Blindschläuchen und den Darm untergliedert. In den Darm münden die Lebergänge und zwei verästelte Harnkanäle. Der Lebersaft wirkt ähnlich dem der Bauchspeicheldrüse der höheren Wirbeltiere.

Die Atmungsorgane sind meist eigentümliche so genannte Fächertracheen oder Tracheenlungen, auch Lungensäckchen genannt; doch finden sich außerdem auch noch gewöhnliche Tracheen, in welche die Luft durch Luftlöcher (Stigmen) eintritt.

Das Herz liegt gewöhnlich als mehrkammeriges Rückengefäß im Hinterleib; es besitzt seitliche Spaltöffnungen zum Eintritt des Bluts und häufig Arterienstämme am vorderen und hinteren Ende. Das Blut fließt aus einem pulsierenden, im Hinterleib gelegenen Rückengefäß durch Arterien zu den Gliedmaßen und zum Kopf, umspült zurückkehrend die Lungensäckchen und tritt durch drei Paar seitliche Spaltöffnungen in das Rückengefäß zurück.

Kreuzspinne

Spinnen sind getrenntgeschlechtlich. Die Männchen, oft durch äußere Merkmale unterschieden und kleiner als die Weibchen, haben einen Hinterleib von geringerem Umfang als die Weibchen und besitzen paarige Hodenschläuche, aber in der Regel keine eigenen Begattungsorgane, so dass mitunter so entfernt gelegene Gliedmaßen wie die Kiefertaster die Übertragung der Spermien auf das Weibchen übernehmen. Das verdickte Endglied der Kiefertaster ist dazu löffelförmig ausgehöhlt und enthält einen spiralig gebogenen Faden nebst hervorstreckbaren Anhängen. Bei der Begattung füllt das Männchen dieses Glied mit Spermien und führt es in die weibliche Geschlechtsöffnung ein, wo sich ein besonderes Behältnis zur Aufbewahrung der Spermien (die Samentasche) befindet. Die Weibchen besitzen unpaare oder paarige Eierstöcke, deren Eileiter meist gemeinschaftlich am Anfang des Hinterleibs ausmünden. Zuweilen leben beide Geschlechter friedlich nebeneinander in benachbarten Gespinsten oder selbst eine Zeitlang in demselben Gespinst; in anderen Fällen stellt das stärkere Weibchen dem schwächeren Männchen wie jedem anderen Beutetier nach, und selbst bei der Begattung ist das Männchen gefährdet, dem Weibchen als Beutetier zu dienen.

Bei Spinnen ist das Verhalten des männlichen Tieres wichtig für eine erfolgreiche Befruchtung des weiblichen: Wenn das Männchen nicht das artspezifische Ritual einhält, kann es vom Weibchen nicht als Geschlechtspartner erkannt werden.

Alle Spinnen legen Eier. Die Entwicklung im Ei ist insofern interessant, als der Embryo eine Zeitlang einen deutlich aus 10 bis 12 Segmenten bestehenden Hinterleib besitzt, an dem sich auch die Anlagen von Gliedmaßen zeigen, die aber im weiteren Verlauf samt der Gliederung wieder verschwinden. Die Weibchen tragen die Jungen häufig in besonderen Gespinsten bis zu ihrem Ausschlüpfen mit sich herum. Die ausschlüpfenden Jungen erleiden keine Metamorphose, haben also meist schon die Form der ausgewachsenen Tiere, bleiben aber bis nach der ersten Häutung im Gespinst der Eihüllen.

Junge Spinnen erzeugen im Herbst lange Fäden (siehe Altweibersommer), mittels welcher sie sich hoch in die Luft erheben, um sich an andere Orte tragen zulassen.

Die Lebensdauer der Spinnen ist nicht wie bei den Insekten beschränkt; Weibchen häuten sich auch als erwachsene Tiere noch in bestimmten Zeiträumen und sind zu wiederholten Malen fortpflanzungsfähig. Sie besitzen ein zähes Leben, so dass manche monatelang ohne Nahrung existieren können. Ihre Regenerationsfähigkeit ist enorm. Verlorene Gliedmaßen können z.B. wiederersetzt werden.


Eine Kreuzspinne spinnt ihre Beute ein

Spinnen leben räuberisch und ernähren sich meist von erbeuteten anderen Gliedertieren, besonders Insekten, die sie aussaugen. Hierzu werden die Beutetiere zunächst mit einem enzymhaltigen Verdauungssaft aufgelöst, welchen die Spinne in ihr getötetes Opfer einbringt. Viele Spinnenarten bauen Netze, um ihre Beute einzufangen. Die Gespinste weichen bei den verschiedenen Gattungen im Aussehen stark voneinander ab. Oft halten sich die Spinnen in der Nähe der Netze in röhren- oder trichterartigen Verstecken auf. Es gibt aber auch viele Spinnen, die vagabundieren und ihre Beute im Lauf oder Sprung überfallen.

Fast sämtliche Spinnen sind Landtiere, die sich am Tage oft verborgen halten und nur in der Dämmerung oder nachts aktiv sind. Sie sind über den ganzen Erdkreis verbreitet, doch finden sich in den heißeren Zonen die meisten und größten Arten.

Weltweit gibt es ca. 30000 Spinnenarten, darunter die Tarantel, die Vogelspinne und die Große Zitterspinne. Fossile Arten finden sich z. B. in Bernstein eingeschlossen vor. Ein ausgestorbener Vertreter der Spinnen ist z. B. Megarachne.

Einige Spinnen können durch ihr Gift auch dem Menschen gefährlich werden, so die in Nord- und Südamerika beheimatete Schwarze Witwe, deren Biss tödlich wirken kann oder die in Australien beheimatete Atrax robustus. Europäische Spinnen wie die Kreuzspinne oder die italienische Tarantel dagegen sind harmlos. Dies gilt auch für die manchmal in Bananenkisten eingeschleppten Vogelspinne. Die einzige in Deutschland beheimatete Giftspinne, deren Biss unangenehme Begleiterscheinungen hervorrufen kann, ist der Dornfinger (Cheiracanthium punctorium).

Die Angst vor Spinnen nennt man Arachnophobie.


Siehe auch: Spinne des Jahres, Portal Lebewesen