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KZ Buchenwald

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Buchenwald-Denkmal von Prof. Fritz Cremer
Datei:Tor KZ Buchenwald.jpg
Eingangstor mit dem Spruch "Jedem das Seine"
Verbrennungsöfen im Krematorium am 16. April 1945
Spendenmarke
Das Torhaus des Häftlingsbereiches

Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Arbeitslager betrieben. Nach der Befreiung 1945 wurde das Gelände von der sowjetischen Besatzungsmacht für ein Internierungslager genutzt (Speziallager Nr. 2).

Geschichte

Der erste Lagerkommandant war Karl Otto Koch. Seine zweite Frau Ilse Koch (1906-1967) wurde wegen ihrer Brutalität „Hexe von Buchenwald“ genannt.

Buchenwald war kein Vernichtungslager mit regelrecht industrieller Vernichtung und Verwertung wie die großen KZs in Polen. Dennoch wurden viele Gefangene ermordet oder starben an den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen. Manche Häftlingsgruppen wurden jedoch zur sofortigen Ermordung in der Genickschussanlage ausselektiert, wie etwa die sowjetischen Kriegsgefangenen. Außerhalb des eigentlichen eingezäunten Lagers gab es eine Gruppe Isolierbaracken für prominente Insassen, bekannt unter dem Namen Fichtenhain. Inhaftiert waren hier u. a. Léon Blum, Rudolf Breitscheid, Mafalda von Savoyen, Fritz Thyssen.

Medizinische Versuche

An Häftlingen wurden medizinische Versuche durchgeführt. An den Folgen starben die meisten qualvoll. Sie wurden mit Fleckfieber infiziert, um Impfstoffe zu testen (Salzwasserversuche). Ebenso geschah es mit TBC-Erregern und dem Beifügen von Brandbombenverletzungen. Da die Häftlinge auf engsten Raum zusammenlebten, breiteten sich Krankheiten schnell aus, und es kam zu Epidemien, die jedoch nicht behandelt wurden.

Diese Verbrechen wurden im Nürnberger Ärzteprozess (1946/1947) angeklagt. Beschuldigte waren u. a. der Abteilungsleiter für Tropenmedizin am Robert-Koch-Institut in Berlin Dr. med. Gerhard Rose für die Fleckfieberversuche an Sinti und Roma in Buchenwald und der SS-Hauptsturmführer Dr. med. Waldemar Hoven, Lagerarzt des KZ Buchenwald.

Dokumentiert sind die Experimente in Buchenwald im Stationstagebuch von Dr. med. Erwin Ding-Schuler (SS-Hauptsturmführer), in Aussagen von europäischen Medizinern, die im KZ inhaftiert waren, sowie durch Berichte von Häftlingen wie dem österreichischen Soziologen und Philosophen Eugen Kogon, der 1946 unter dem Titel Der SS-Staat über das Leben in Buchenwald berichtete.

Die Publikation der vollständigen Dokumentation, der Wortprotokolle, des Anklage- und Verteidigungsmaterials erfolgte erst 1999 durch den Saur-Verlag München, die Analyse dazu lieferten 2001 Angelika Ebbinghaus/Klaus Dörner (Hg.): Vernichten und Heilen. Der Nürnberger Ärzteprozess und seine Folgen. Die Bundesärztekammer weigert sich, diese Edition finanziell zu unterstützen. Einzelspenden von 8000 Ärzten ermöglichen sie.

Organisierter Widerstand

In Buchenwald gelang es politischen Häftlingen in einem langen Kampf, Funktionsstellen im Lager zu übernehmen. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit war die so genannte Arbeitsstatistik, der Häftlingskrankenbau und der Lagerschutz.

In der Arbeitsstatistik wurde der Arbeitseinsatz der Häftlinge geplant, dort wurden aber auch Listen erstellt, welche Häftlinge in welches Außenlager sollten. So konnten z. B. gezielt zuverlässige Widerständler in das berüchtigtste Lager Dora-Mittelbau eingeschleust werden. In den Stollen des Lagers konnte kaum ein Häftling länger als 6 Wochen überleben. Dennoch schafften es Häftlinge wie Albert Kuntz, dort eine Widerstandsorganisation aufzubauen, die gezielte Sabotage an den V2-Raketen verübte.

Im Häftlingskrankenbau konnten Häftlinge kurzfristig vor der SS versteckt werden, manchmal gelang es, dort einen Häftling, dessen Leben unmittelbar bedroht war, für die Akten sterben zu lassen und ihm die Identität eines wirklich Verstorbenen zu geben.

Die Stellung der Kapos war schwierig. Sie verminderten die Härten des Lagerlebens für die Häftlinge, gleichzeitig konnten sie nur bestehen, wenn auch die SS von ihrem Nutzen überzeugt war. So überzeugte der Kapo Robert Siewert die SS, polnische Kinder zu Maurern auszubilden, damit die vielfältigen Baumaßnahmen mit geeigneten Fachkräften schneller vorankämen. Damit wurden die Jungen vor dem sicheren Tod gerettet.

Bruno Apitz beschreibt in seinem Roman Nackt unter Wölfen das Leben und Sterben im Lager, den Versuch, sich zu organisieren und Kinder zu verstecken, die der sicheren Vernichtung ausgesetzt waren.

Internationales Lagerkomitee

Mit dem Eintreffen von politischen Häftlingen aus den vom deutschen Faschismus besetzten Ländern in Buchenwald entwickelten die deutschen Antifaschisten Kontakte zu den jeweiligen nationalen Gruppen. Daraus entstand im Juli 1943 das Internationale Lagerkomitee (ILK), das unter Leitung des deutschen Kommunisten Walter Bartel als illegales, konspiratives Zentrum der politischen Nazigegner den Widerstand im Lager organisierte. Gründungsort und Treffpunkt des ILK war ein abgeschirmter Raum im Häftlingskrankenbau. Im ILK waren in einem romanischen Sektor und einem slawisch-deutschen Sektor alle großen Nationen vertreten. Unter ihrer Leitung wurde eine Internationale Militärorganisation (IMO) gebildet.

Die Befreiung

In den letzten Tagen des Lagers versuchte die SS, auf Weisung Himmlers, das Lager zu evakuieren. Die Häftlinge sollten auf Evakuierungsmärschen in Konzentrationslager nach Österreich oder Süddeutschland gebracht werden. Auf diesen unmenschlichen Todesmärschen fanden die meisten der daran teilnehmenden Häftlinge den Tod. Die Kontrolle durch die SS lässt nach und die Widerstandsbewegung kommt nach einem Bombenangriff in den Besitz einiger Waffen. Die illegale Lagerleitung ließ am 8. April 1945 über einen heimlich installierten Sender einen Funkspruch an die herannahenden amerikanischen Truppen ab, in welchem sie Ihre geplante Evakuierung mitteilte. Am 11. April 1945 um ca. 14.30 Uhr erreichte die 6. Panzerdivision der 3. US-Armee den SS-Bereich des Konzentrationslagers. Die Häftlinge entwaffneten nicht geflüchtete SS-Männer und führten ein kurzes Scharmützel. Um 15.00 Uhr war das Lager befreit.

Eine Selbstbefreiung hat es, in der Form wie es der Roman Nackt unter Wölfen schildert, nicht wirklich gegeben. Die Anzahl der im Lager befindlichen Waffen war zu gering, als dass mit Ihnen ein effektiver Widerstand gegen die SS, ohne Mithilfe der amerikanischen Truppen möglich gewesen wäre. Die Geschichte der Befreiung des Lagers durch die Häftlinge wurde durch das DDR-Regime forciert, da er gut in ihren antifaschistischen Gründungsmythos passte. Eine Befreiung durch den Klassenfeind, die Amerikaner, war deshalb nicht opportun.

Nach der Befreiung konfrontierten die Amerikaner die Anwohner von Weimar mit den Leichenbergen im KZ. Die Mehrzahl der Einwohner hatte behauptet, nichts von den Vorgängen im Lager zu wissen,

An die bewaffneten Aufständischen erinnert das weithin sichtbare Denkmal von Fritz Cremer, das zu DDR-Zeiten nach dem Abbruch des dort früher stehenden Bismarckturms errichtet wurde. Finanziert wurde die Errichtung der Gedenkstätte 1955 durch einen Spendenmarkenverkauf des Kuratoriums für den Aufbau nationaler Gedenkstätten.

Planungen für ein neues Deutschland

Schon während der Zeit der Naziherrschaft wurden von verschiedenen illegalen Komitees in Buchenwald Planungen für ein Nachkriegsdeutschland in Angriff genommen. Stellvertretend sei hier auf einen Entwurf von schulpolitischen Sofortmaßnahmen hingewiesen.

Nach der Befreiung des KZ Buchenwald wurden von verschiedenen Gefangengruppen Resolutionen und Erklärungen erarbeitet.

Zur Trauerkundgebung des Internationalen Lagerkomitees für die Toten von Buchenwald am 19. April 1945 wurde der Schwur von Buchenwald von 21 000 Überlebenden abgelegt.

Siehe auch: Gedenken und Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus

Opfer

Datei:Buchenwald-bei-Weimar-am-24-April-1945.gif
Der amerikanische Senator Alben W. Barkley besichtigt das KZ Buchenwald am 24. April 1945.
Gefangene im KZ Buchenwald, 1945
Datei:Buchenwald3.jpg
Gefangene im KZ Buchenwald, 1945
Ermordete Gefangene auf einem LKW die vor den anrückenden US-Truppen nicht mehr verbrannt wurden - 14. April 1945

Insgesamt waren etwa 250 000 Menschen aus allen Ländern Europas von Juli 1937 bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Opfer wird auf etwa 56 000 geschätzt.

Bekannte Gefangene

Mitglieder des illegalen Internationalen Lagerkomitees 1944/45

Durch illegales Lagerkomitee gerettete Kinder

Einige von hunderten Kindern, die gerettet wurden:

Literatur

CD-ROM

  • Willy Schmidt, Christoph Leclaire, Andrea Meschede, Ulrich Schneider: Buchenwald - Ein Konzentrationslager. Hrsg. von der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora, Bonn 2003, Pahl-Rugenstein Verlag, ISBN: 3-89144-335-8.

Filme

  • Und jeder hatte einen Namen
  • Nackt unter Wölfen
  • KZ Buchenwald/Post Weimar. Dokumentarfilm von Margit Eschenbach. Eine Produktion von Chronos-Film im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora; 1999
  • Thomas Geve. Nichts als das Leben. Ein Film von Wilhelm Rösing mit Thomas Geve und Josua Rösing; 1997

Siehe auch

Commons: Konzentrationslager Buchenwald – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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