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Burkina Faso

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Burkina Faso
Flagge Burkina Fasos
Flagge Burkina Fasos
Wappen Burkina Fasos
Wappen Burkina Fasos
(Details) (Details)

Wahlspruch: Unité, Progrès, Justice
(franz. für „Einheit, Fortschritt, Gerechtigkeit“)

Amtssprache Französisch
Hauptstadt Ouagadougou
Staatsform Republik
Präsident Blaise Compaoré
Premierminister Paramanga Ernest Yonli
Fläche 274 200 km²
höchste Erhebung Ténakourou (749 m)
Einwohnerzahl 13 925 313 (S 2005)
Bevölkerungsdichte 51 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 352 US-$ (2004)
Unabhängigkeit von Frankreich am 5. August 1960
Währung CFA-Franc
Zeitzone UTC
Nationalhymne Une Seule Nuit
Kfz-Kennzeichen BF
Internet-TLD .bf
Vorwahl +226
Lage von Burkina Faso in Afrika
Lage von Burkina Faso in Afrika
Karte von Burkina Faso

Burkina Faso ([bʊrˌkiːnaˈfaːzo]; deutsch: „Land der Aufrichtigen“) ist ein Staat in Westafrika. Das Land stand bis 1960 unter französischer Kolonialherrschaft und hieß mit Beginn der Unabhängigkeit bis 1984 Obervolta.

Der auf einem Hochplateau liegende Binnenstaat liegt in den Savannen des Sudan, hat im Norden Anteil am Sahel und grenzt an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und die Elfenbeinküste. Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, zeichnet sich heute aber durch eine gewisse Stabilität und die kulturelle Vielfalt der friedlich zusammenlebenden Völker aus. Regelmäßig wiederkehrende Dürreperioden sorgen oft für große Not der hauptsächlich als Bauern lebenden Bevölkerung.

Nationalfeiertag ist der 11. Dezember.

Etymologie

Der Name Burkina Faso ist zweisprachig; Burkina ist Moré und bedeutet etwa „Unbestechlicher, Integrer, Aufrichtiger“. Faso entstammt der Sprache Dioula und heißt „Vaterland“ (fà: „Vater“, só: „Haus, Dorf'“). Burkina Faso bedeutet dementsprechend wörtlich „das Vaterland der aufrichtigen Menschen“. Die Bewohner von Burkina Faso nennen sich Burkinabè, wobei Singular/Plural und Maskulinum/Femininum/Neutrum nicht unterschieden werden. Das Pluralsuffix -bè ist der dritten Hauptsprache des Landes, Fulfulde (der Sprache der Fulbe) entnommen. Im amtlichen deutschen Sprachgebrauch ist die Einwohnerbezeichnung Burkiner vorgeschrieben; Kritiker bemängeln, dass dabei der von Burkinern auch in Fremdsprachen gewünschte Gebrauch ihrer Eigenbezeichnung übergangen wird. Burkinabe findet zum Teil als Synonym Verwendung in nichtoffiziellen Texten.

Geographie

Lage und Relief

Burkina Faso liegt in Westafrika unterhalb des Nigerbogens im Westen der Großlandschaft Sudan und hat im Norden Anteil am Sahel. Nördliches Nachbarland ist Mali, im Osten grenzt Burkina Faso an Niger, im Süden an Côte d'Ivoire, Ghana, Togo und Benin.

Burkina Faso liegt auf einer leicht gewellten Hochebene, aus der zahlreiche Inselberge herausragen. Dieses Plateau gehört zur so genannten Oberguineaschwelle. Im Südwesten befindet sich ein Sandsteinmassiv mit den höchsten Erhebungen des Landes, den pittoresken Pics de Sindou und den zum Teil steil abfallenden Felsen der Chaîne de Banfora. Höchster Berg Burkina Fasos ist mit 749 Metern Höhe der Ténakourou. Am tiefsten liegt das Flusstal des Pendjari mit 125 Metern.

Gewässer

In Burkina Faso entspringen die Quellflüsse des in den Atlantik fließenden Volta: Schwarzer Volta (Mouhoun), Weißer Volta (Nakambé) und Roter Volta (Nazinon). Auch der Pendjari, Grenzfluss zu Benin, gehört zum Volta-Becken. Ein weiterer Fluss ist der Comoé. Einige Flüsse im Norden und Osten (Béli, Goroual, Féléol) gehören zum Nigerbecken und fließen dem Niger zu.

Von den Seen sind Tingrelasee, Bamsee und Demsee zu nennen. Einige Wasserläufe werden zu Seen aufgestaut, z.B. die Bagré- und Kompienga-Stauseen im Südosten und zahlreiche kleine Staubecken. Die sogenannten mares im Sahel stellen wichtige Wasserreservoirs für Mensch und Vieh dar. Das Mare d'Oursi ist ein Ramsar-Schutzgebiet.

Klima und Vegetation

Das Klima ist tropisch-wechselfeucht mit einer Regenzeit von Mai bis September und einer Trockenzeit, in der der heiße Wüstenwind Harmattan Staub in Richtung Süden bläst. Das Land hat Anteil an den Klimazonen Sahel, Sudan-Sahel und Sudan-Guinea.

Zum größten Teil ist das Land von Trockensavanne mit spärlichem Baumwuchs bedeckt. An den Flussufern finden sich in dieser Zone häufig Galeriewälder. Im Südwesten wird die Vegetation im Übergang zu den Feuchtsavannen deutlich dichter, in den Dornstrauchsavannen des Nordens dagegen immer spärlicher und fehlt in den Halbwüsten des Sahel zum Teil fast völlig.

Während die sahelischen Savannen hauptsächlich von Akazien, insbesondere Acacia tortilis, geprägt sind, sind Combretaceae das dominierende Element der sudanischen Savannen. Die Krautschicht besteht nach Arten und Abundanz zu einem großen Teil aus Gräsern, wobei der Anteil hoher und ausdauernder Arten zum Süden hin zunimmt.

Der wachsenden Desertifikation versuchen diverse Wiederaufforstungsprogramme entgegenzutreten. Allein in den Jahren 1996 bis 2000 wurden zu diesem Zweck rund 23 Millionen Bäume gepflanzt.

Besiedlung

Burkinische Bauern

Die großen Städte des Landes unterliegen einem rasantem Wachstum, vor allem die administrative und kulturelle Hauptstadt Ouagadougou kann den Zustrom der zumeist jungen Landbevölkerung kaum bewältigen. Ihre Bevölkerung wuchs in den letzten Jahren auf über eine Million Menschen (1.119.775 Einwohner).

Im Westen des Landes liegt die wichtige Handelsmetropole Bobo-Dioulasso mit nun 366.383 Bewohnern. Dahinter folgen Koudougou (89.374 Einwohner), Ouahigouya (62.325 Einwohner) und Banfora (61.762 Einwohner). Der Stand der Zahlen ist jeweils von Januar 2006.

Siehe auch: Liste der Städte in Burkina Faso

Nationalparks und Schutzgebiete

Durch die steigende Bevölkerungsdichte wurde der Lebensraum der typischerweise die Savannen bewohnenden Tiere stark eingeschränkt. Zum Schutz von Elefanten und anderem Großwild wurden Schutzgebiete ausgewiesen. Die bedeutenden Nationalparks des Landes sind der Arly-Nationalpark sowie der W-Nationalpark, in denen das für die Savannen typische Großwild beobachtet werden kann. Diese Reservate sind im Gegensatz zum kleineren Kaboré-Tambi-Nationalpark gut für Touristen erschlossen. Reizvoll sind die Wasserfälle (cascades) im Südwesten Burkina Fasos und die im Norden gelegenen Sanddünen von Oursi, die die Nähe zur Sahara erkennen lassen.

Neben den Nationalparks bestehen besonders im Südosten und Norden weitere große Schutzgebiete, wie das réserve partielle de la faune du Sahel und das réserve de Pama. Das mare aux hippopotames ist ein UNESCO-Biosphärenreservat.

Daneben bestehen zahlreiche forêts classées; kleinere nationale Schutzgebiete, die besonders im Südwesten eine Rolle spielen, wo größere Schutzgebiete fehlen.

Bevölkerung

Völker und Sprachen

Angehörige der Bobo

Die dominierende Ethnie des aus etwa 60 Völkern bestehenden Staates sind die im 12. Jahrhundert in das Gebiet eingewanderten Mossi, die etwa die Hälfte der Bewohner des Landes ausmachen. Ihr traditionelles Siedlungsgebiet ist das zentral gelegene Mossi-Plateau um die Hauptstadt Ouagadougou. Während die Mossi eine vorherrschende Stellung in der Verwaltung innehaben, dominiert die zweitgrößte Ethnie, die Bobo (Bwa), den Handel und den fruchtbareren Westen um die Wirtschaftsmetropole Bobo-Dioulasso. Die über die ganze Sahelzone verbreitete Gruppe der Fulbe (Fulani, in Burkina meist Peul genannt) bevölkert mehrheitlich den trockenen Norden und Nordosten des Landes. Alle Regionen, besonders die Städte, sind jedoch deutlich durchmischt. Die traditionellen Scherzbeziehungen zwischen den veschiedenen Gruppen leisten hierbei einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben. Weitere Ethnien sind Gourmantche, Gurunsi, Senufo, Lobi, Bissa, Samo und Tuareg. Französisch ist Staatssprache, wird jedoch in ländlichen Regionen nur von einer Minderheit gesprochen. Neben der Sprache der Mossi hat auch Dioula eine große Bedeutung als Handels- und Verkehrssprache, vor allem im Westen des Landes.

Religion

Moschee in Bobo-Dioulasso

Verlässliche Angaben zur Religionszugehörigkeit der Burkiner (Burkinabe) lassen sich schwer machen, da sich viele Menschen oft zu mehreren Religionen bekennen, teils eher lockere Bindungen zu ihnen eingehen und oftmals die Glaubensgemeinschaften wechseln. Viele Christen und Muslime leben noch in Einklang mit den traditionellen (indigenen oder, veraltend, animistischen) Glaubensvorstellungen ihrer jeweiligen Volksgruppen. Burkina Faso wurde erst relativ spät islamisiert, etwa die Hälfte der Bevölkerung sind Muslime. Die Christen sind mit etwa 10 % eine Minderheit im Land.

Demografische Entwicklung

Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Bedingt durch die geringe Lebenserwartung und hohe Geburtenraten besteht ein hoher Anteil von jungen Menschen an der Gesamteinwohnerzahl.

Die extreme Armut ist Ursache der meisten Probleme, unter denen der größte Teil der Bevölkerung zu leiden hat: Krankheiten wie Aids, Malaria, Tuberkulose; eine hohe Kindersterblichkeitsrate und die niedrige Lebenserwartung von 43 Jahren (2005). Dürren und die Desertifikation zwingen viele Menschen zur Landflucht; mangelnde Bildung und Analphabetismus erschweren oft die Aufklärung der ländlichen Bevölkerung zu verschiedenen Problemen.

Burkinische Diaspora

Die burkinische Diaspora umfasst etwa drei Millionen Menschen, die in erster Linie als Gastarbeiter in der Elfenbeinküste leben, teils schon seit mehreren Generationen. Im Zuge der dortigen Konflikte seit dem Jahr 1999 wurden diese regelmäßig zum Ziel ethnischer Übergriffe, etwa 250 000 Menschen haben die Rückkehr in ihr Heimatland angetreten und treffen dort auf vielfache Probleme (z. B. Arbeitslosigkeit und fehlende Unterkünfte). Die Gewaltkriminalität ist als Folge dieser Situation deutlich angestiegen. Auch Frankreich, Italien und Kanada sind Ziele burkinischer Studenten und Auswanderer.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Archäologische Funde auf burkinischem Territorium beweisen eine Siedlungsgeschichte bis etwa zurück in die Zeit vor 14 000 Jahren. Die frühen Bewohner waren Jäger und Sammler bevor sie sich um etwa 3 600 v. Chr. bis 2 600 v. Chr. sesshaft machten.

Präkoloniale Ära

Einige der heute in Burkina Faso lebenden Ethnien waren schon zum Ende des ersten Jahrtausends n. Chr. auf dem heutigen Gebiet ansässig und in autonomen Gemeinschaften organisiert. Um das 12. Jahrhundert begann die Zeit der großen Wanderungen, die nach und nach die ethnischen Gruppen aus Ghana oder Mali ins Land brachten, die bis heute die burkinische Bevölkerung ausmachen. Dominiert wurde das Gebiet von den straff hierarchisch organisierten Mossi, mit dem Mogho Naaba als ihrem Kaiser, deren Königreiche im Gegensatz zu den kleinen Gemeinschaften der autonom verwalteten Völker standen. Stammvater dieser Herrscherdynastien der Mossi ist Ouédraogo, der etwa im 15. Jahrhundert über das Reich Tenkodogo herrschte. Es entstanden im weiteren Verlauf unter anderem Ouagadougou und Yatenga. Die Mossi-Reiche behielten ihre Macht und Bedeutung bis zur Ankunft der Franzosen Ende des 19. Jahrhunderts. Im Westen waren die Bwa in Königreichen organisiert und im Norden die Fulbe, die maßgeblich an der Islamisierung der anderen Völker beteiligt waren.

Französische Kolonialzeit

Nach der Kongokonferenz 1884/1885 waren es französische Entdecker, Abenteurer und Militärs, die von Norden in das Gebiet des heutigen Burkina Faso vorstießen. Durch Verträge und Waffengewalt hatte Frankreich im Jahre 1898 die Herrschaft über das Territorium erlangt und begann mit der administrativen Organisation der Kolonie Obersenegal und Niger, Teil des Territoriums Französisch-Westafrika. Sporadisch kam es zu Widerständen, vor allem der nicht zentral organisierten Völker. 1919 wurde eine neue Kolonie Obervolta mit dem Gouverneur Edouard Hesling geschaffen und ihre Ausbeutung in Angriff genommen. Die französischen Herrscher lösten diese 1932 wieder auf und teilte sie unter den Nachbarkolonien Elfenbeinküste, Niger und Französisch-Sudan auf. Als nach dem Zweiten Weltkrieg das Kolonialreich neu gestaltet wurde, führten burkinische Anstrengungen 1947 zur Wiederherstellung Obervoltas. 1956 bekam es einen Regierungsrat, wurde 1958 autonome Republik und erreichte schließlich am 5. August 1960 die Unabhängigkeit von Frankreich.

Unabhängigkeit Obervoltas

Erster Präsident der neuen Republik Obervolta wurde Maurice Yaméogo, der mit seinem ausschweifenden Regierungsstil das Land ruinierte und 1966 von den Massen zum Rücktritt gezwungen wurde. Die erste Republik war damit beendigt und mit Sangoulé Lamizana folgte ein Militär, der bis 1980 mehrfach die Regierungsformen änderte; nach vier Jahren der Militärherrschaft, wurde 1971 die Zweite Republik ausgerufen, es folgten in kurzer Folge Regierungen des Übergangs und der Nationalen Erneuerung. Die dritte Republik bestand von 1978–1980. In diesem Jahr übernahm das Militär durch einen Staatsstreich die Macht. Präsident wurde Saye Zerbo.

Revolution

Ein erneuter Putsch führte 1982 zu einer Phase von Umwälzungen, an deren Ende 1983 Thomas Sankara die Macht von Jean-Baptiste Ouédraogo übernahm. Sankara war ein panafrikanisch-sozialistischer Revolutionär, der mit den traditionellen Auslandsbeziehungen brach, sich an Ghana, Libyen und Kuba orientierte und das Volk mobilisierte, um den Kampf gegen die Armut aus eigener Kraft anzugehen. Held der Massen, vor allem der Jugend, benannte er das Land 1984 in Burkina Faso um, brachte mit seinem Regierungsstil aber die traditionellen Eliten gegen sich auf und wurde 1987 von seinem engen Verbündeten Blaise Compaoré gestürzt und umgebracht. Diese réctification der Revolution von 1984 wurde von Compaoré damit begründet, dass Sankara die Ziele ebenjener zu verraten im Begriff war.

Ende 1985 eskalierte ein Streit mit dem Nachbarstaat Mali um den wenige km² großen Agacher-Streifen zum offenen Krieg. Dieser Konflikt wurde jedoch bereits nach zehn Tagen eingestellt und schließlich durch einen von beiden Staaten akzeptierten Urteilsspruch des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag endgültig beigelegt.

Demokratisierung

Präsident Blaise Compaoré

Mit den weltpolitischen Umwälzungen 1989/1991 kam auch Burkina Faso unter Druck, sich zu demokratisieren. 1991 wurde eine neue Verfassung angenommen, die ein Mehrparteiensystem einrichtete. Gewählter Präsident ist seitdem Blaise Compaoré, der das Land bis heute unter seiner Kontrolle hat. Politische und wirtschaftliche Reformen konnten bis heute weder die Armut erfolgreich bekämpfen, noch echte Freiheit schaffen.

Bisherige Präsidenten

Politik

Politisches System

Burkina Faso befindet sich seit der Annahme der Verfassung 1991 in der Vierten Republik, die präsidialen Charakter nach französischem Vorbild aufweist. Staatsoberhaupt ist der Président du Faso, der nach der Verfassungsänderung von 2000 alle fünf Jahre (vorher alle sieben Jahre) gewählt wird und einmal wiedergewählt werden kann. Blaise Compaoré konnte bei den Präsidentschaftswahlen im November 2005, die zum ersten Mal nicht von der Opposition boykottiert wurden, 80,4 % der Stimmen gewinnen und damit die erste von nun zwei weiteren möglichen Amtszeiten antreten. Der Premierminister wird vom Präsidenten ernannt und heißt seit dem Jahr 2000 Paramanga Ernest Yonli. Alle fünf Jahre wird das Parlament gewählt. Von den derzeit 111 Abgeordneten gehören 57 der Regierungspartei Congrès pour la Démocratie et le Progrès (CDP) an, welche bei den Wahlen 2002 deutliche Verluste hinnehmen musste.

Innenpolitik

Die Opposition ist heillos zersplittert und dadurch keine Gefahr für den Präsidenten Blaise Compaoré. Zu nennen sind die von Gilbert Ouédraogo geführte Alliance pour la Démocratie et la Féderation-Rassemblement démocratique africain (ADF-RDA), die Union nationale pour la Démocratie et le Développement (UNDD) von Hermann Yaméogo und den bis vor kurzem vom bekannten Historiker Joseph Ki-Zerbo geleiteten Parti pour la Démocratie et le Progrès/Parti socialiste (PDP/PS). Mehrere sankaristische Bewegungen sind im Parlament vertreten; die ideologische Zersplitterung der Erben Sankaras, darunter auch tatsächliche Familienmitglieder (Bénéwendé Stanislas Sankara), konnte in den letzten Jahren nicht überwunden werden.

Das Land besitzt aktive Gewerkschaften, die zu Streiks und Demonstrationen mehrere Tausend Menschen mobilisieren können.

Die Presse hat gewisse Möglichkeiten, die Verhältnisse zu kritisieren. Trotzdem bestehen von der Staatsmacht ungeschriebene rote Linien, die zu überschreiten gefährlich werden kann, wie im Fall des ermordeten Journalisten Norbert Zongo zu vermuten ist. Die Journalisten sind oft schlecht ausgebildet, haben wenige Mittel zur Verfügung, und kritisch scheinende Artikel werden nicht selten sogar vom Staat lanciert, um den Anschein einer freien Presse zu erwecken.

Außenpolitik

In der Außenpolitik sind die Beziehungen zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich etwas unterkühlt, Hauptpartner der burkinischen Diplomatie ist Libyen. Deutschland ist traditionell stark in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Burkina Faso bemüht sich in den letzten Jahren intensiv, auf internationaler Ebene wahrgenommen zu werden, und bietet sich immer öfter als Ausrichter von Großereignissen an, wie beispielsweise dem Frankophoniegipfel 2004 und Treffen der Afrikanischen Union.

Administrative Gliederung

Hauptartikel: Administrative Gliederung Burkina Fasos

Burkina Faso ist in 13 Regionen (régions) unterteilt, die jeweils von einem Gouverneur verwaltet werden. Diese Regionen gliedern sich in 45 Provinzen (provinces), denen Hochkommissare vorstehen. Darunter folgen 350 von Präfekten verwaltete Departements (départements), die meistens die unterste Verwaltungsebene bilden. Im Rahmen der Dezentralisierungsmaßnahmen wurden allerdings viele Stadtgemeinden (communes urbaines) errichtet, nach und nach sollen in den ländlichen Departements auch Landgemeinden (communes rurales) entstehen, in denen im Jahr 2006 ebenfalls auf demokratische Weise Bürgermeister gewählt werden sollen.

Regionen

Regionen
Region: Hauptstadt:
Boucle du Mouhoun Dédougou
Cascades Banfora
Centre Ouagadougou
Centre-Est Tenkodogo
Centre-Nord Kaya
Centre-Ouest Koudougou
Centre-Sud Manga
Est Fada N'Gourma
Hauts-Bassins Bobo-Dioulasso
Nord Ouahigouya
Plateau central Ziniaré
Sahel Dori
Sud-Ouest Gaoua

Provinzen

Balé, Bam, Banwa, Bazèga, Bougouriba, Boulgou, Boulkiemdé, Comoé, Ganzourgou, Gnagna, Gourma, Houet, Ioba, Kadiogo, Kénédougou, Komondjari, Kompienga, Kossi, Koulpélogo, Kouritenga, Kourwéogo, Léraba, Loroum, Mouhoun, Nahouri, Namentenga, Nayala, Noumbiel, Oubritenga, Oudalan, Passoré, Poni, Sanguié, Sanmatenga, Seno, Sissili, Soum, Sourou, Tapoa, Tuy, Yagha, Yatenga, Ziro, Zondoma, Zoundwéogo

Infrastruktur

Bahnhof in Koudougou

Burkina Faso besitzt eine Eisenbahnstrecke, die in die ivorische Wirtschaftsmetropole Abidjan führt und bis zu den Unruhen dort eine der wichtigsten Lebensadern des Binnenstaates war. Zur Zeit verkehren täglich Güter- und Personenzüge innerhalb des Landes, die Verbindung nach Abidjan ist jedoch unterbrochen. Die Linie wurde während der Herrschaft Sankaras bis Kaya ausgebaut (bataille du rail), um die Bodenschätze aus dem Sahel leichter abtransportieren zu können. Nach seinem Sturz wurde der Ausbau eingestellt. Über zwei internationale Flughäfen ist das Land zu erreichen; europäische Fluglinien, die die Hauptstadt bedienen, sind Air France und die Chartergesellschaft Point-Afrique Voyages. Nationale Fluglinie ist Air Burkina. Das Straßennetz verbindet Burkina Faso mit allen Nachbarländern über Asphaltstrecken, deren Ausbau zum Teil von der Europäischen Union finanziert wird. Der Großteil des Netzes besteht aus Lateritstraßen; Asphaltierungsarbeiten sind jedoch im ganzen Land im Gange.

Der Versorgungsgrad mit Strom und Wasser ist im ganzen Land sehr niedrig. Mit dem neuen Stausee in der Nähe von Ouagadougou sollte jedoch zunächst dessen Wasserbedarf zu decken sein. Das Verlegen von Telefonleitungen war bisher kaum zu bezahlen. Entsprechend blüht das Gewerbe privater Telecenter, in denen Privatleute eine kleine Anzahl Telefonapparate zur öffentlichen Nutzung bereitstellen. Neue Möglichkeiten bietet die Mobiltelefonie; drei Anbieter buhlen um die Kundschaft und sorgen auch in kleineren Städten für die nötige Netzabdeckung. Internetzugänge existieren für Privatleute und kleine Organisationen entweder als Dial-in-Anbindung über die Telefonleitung oder über die in den größeren Städten boomenden Internet-Cafes. Größere Organisationen verfügen auch über Standleitungen zu den Internetanbietern.

Wirtschaft

Primärsektor

Baumwollverladung in Dédougou

Der größte Teil der Bevölkerung des zu den ärmsten Ländern der Welt gehörenden Burkina Faso besteht aus Bauern, die Subsistenzwirtschaft betreiben und dabei hauptsächlich Hirse, Sorghum, Reis und Mais anbauen. Bedingt durch das Bevölkerungswachstum und die klimatischen Bedingungen ist das Land auf Nahrungsmittelimporte angewiesen. Für den Export wird Baumwolle angebaut, wobei die derzeitigen internationalen Handelsbedingungen Hemmnisse für das Prosperieren des Sektors bedeuten. Traditionell ist Burkina Exporteur von Vieh (vor allem Rindern) in die Nachbarstaaten.

Nur wenige natürliche Ressourcen sind ausbauwürdig; Gold wird seit Jahrhunderten zu Tage gefördert und ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Der Manganabbau soll in Zukunft ausgebaut werden.

Industrie und Dienstleistungen

Der Industriesektor ist beschränkt auf Lebensmittel- und Textilindustrie, wobei letztere mit der Konkurrenz aus Asien zu kämpfen hat. Ein Privatisierungsprogramm ist im Gange und neuerdings werden in Ouagadougou Autos aus chinesischer Fertigung unter dem Markennamen Tenga montiert.

Im Handels-, Bau- und Dienstleistungssektor ist die libanesische Gemeinschaft stark vertreten, die seit Generationen in ganz Westafrika anzutreffen ist. Auch Franzosen zieht es immer wieder ins Land, vor allem nachdem die Situation in der Elfenbeinküste ein stark antifranzösisches Klima geschaffen hat.

Sonstiges

Burkina Faso nimmt an der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion UEMOA teil; Währung ist der CFA-Franc. 2005 wurde im Rahmen der HIPC-Initiative von Weltbank und IWF die Streichung seiner Auslandsschulden vereinbart.

Der befürchtete Einbruch der Wirtschaft in Folge der Konflikte in der Elfenbeinküste ist weitgehend ausgeblieben; Burkina Faso hat rechtzeitig die Bindungen zu anderen Nachbarlandern gestärkt, vor allem mit Ghana. Belastung und Chance zugleich sind die 250 000 Burkiner, die aus der Elfenbeinküste geflüchtet sind.

Kultur

Traditionelle Kultur

Die etwa 60 Ethnien in Burkina Faso sorgen für eine große Vielfalt an kulturellen Traditionen; Tanz, Musik und die Verwendung von Masken sind prägend für die sudanesischen Savannenvölker. Zu vielen verschiedenen Anlässen des Gemeinschaftslebens finden Feste und Zeremonien statt, bei denen das kulturelle Repertoire präsentiert wird. Bedeutend sind die Griots, die für die Wahrung und Weitergabe der Geschichte und Traditionen zuständig sind. Dies geschieht per mündlicher Überlieferung von einer Generation auf die nächste.

Das Kunsthandwerk der zahlreichen Ethnien hat sein Forum mit dem im Wechsel zum FESPACO stattfindenden SIAO (Salon international de l'artisanat de Ouagadougou).

Musik und Film

Kino Sanyon in Bobo-Dioulasso

In Burkina Faso hat sich bisher kein Musikstil entwickelt, der Einfluss auf seine Nachbarn hätte haben können. Auch international bekannte Künstler hat es nicht hervorgebracht. Farafina konnte vor einigen Jahren im Ausland auf sich aufmerksam machen. Die lokale Musikszene wird geprägt von Musikern, die Traditionelles mit modernen Einflüssen verbinden und für breite Schichten ansprechend verpacken, so z. B. Georges Ouédraogo, Amety Meria, Bil Aka Kora, Sami Rama oder Idak Bassové. Eine beliebte Sängerin im Lande ist Sonia Carré d'As. Für kritische Texte bekannt und außerst geschätzt war Black So Man, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere in einen Autounfall verwickelt wurde, an dessen Folgen er ein paar Jahre später starb. Zouk ist sehr beliebt und einen wahren Boom erleben Hiphop mit seinen Stars Smockey und Yeleen sowie Coupé-Décalé, der letzte Schrei aus Abidjan.

Als ein Zentrum des afrikanischen Filmschaffens gilt Burkina nicht zuletzt durch das seit 1969 alle zwei Jahre stattfindende panafrikanische Filmfestival FESPACO. International bekannt wurden die Regisseure Idrissa Ouédraogo, Pierre Yaméogo oder Gaston Kaboré. Auch Dani Kouyaté und Fanta Régina Nacro sind beachtenswerte Filmemacher. Dem Publikum werden meist aber Produktionen aus Hollywood oder Indien präsentiert.

Sport

Burkiner sind sportbegeistert, wie vielerorts ist Fußball Nationalsport, wobei der burkinische Fußball aufgrund seiner niedrigen Qualität nur wenig Begeisterung wecken kann. Basketball ist bei der Jugend sehr beliebt, afrikanisches Ringen (lutte traditionelle) wird als nationales Erbe gepflegt.

Medien

Die Medienlandschaft wurde in den letzten Jahren vielseitiger, eine Vielzahl Radiostationen wirbt um Hörer und private Fernsehsender versuchen sich neuerdings als Konkurrenz zur staatlichen RTB. Zeitungen sind zum Teil sehr dünn und der Mangel an Mitteln und Professionalität in jeder Hinsicht werden nur allzu deutlich.

Küche

Die burkinische Küche ist sehr einfach; Hirse- oder Maisbrei (tô) sowie Reis werden mit diversen Gemüsesoßen serviert. Rind- und Hühnerfleisch sind beliebt, aber auch Wildfleisch von Savannentieren. Zur Grundlage der burkinischen Küche gehören auch Maniok, Jamswurzel und Süßkartoffeln. Eine Süßspeise ist dégué. Im Lande gedeihen viele Früchte, beispielsweise Mangos. Zu Trinken gibt es Ingwersaft, Tamarindensaft oder bissap. Von zeremonieller Bedeutung ist zoom-koom, eine Art Hirsewasser. In den Städten wurde das traditionelle Hirsebier (dolo) von Flaschenbier verdrängt.
Brakina und So.B.Bra. sind einheimische Biermarken.

Feiertage
Datum Name Deutscher Name Anmerkungen
1. Januar Jour de l'an Neujahrstag Erster Tag im neuen Jahr
8. März Journée de la femme Tag der Frau Internationaler Tag der Frau; nur in Burkina Faso offizieller Feiertag
Variierend Tabaski Tabaski Muslimisches Opferfest aid al-adha
Variierend Lundi de Pâques Ostermontag Erinnerung an die Auferstehung Christi
1. Mai Fête du travail Tag der Arbeit Internationaler Tag der Arbeit
Variierend Ascension Christi Himmelfahrt Erinnerung an die Himmelfahrt Christi
Variierend Mouloud Mouloud Erinnerung an den Geburtstag des Propheten Mohammed
Variierend Pentecôte Pfingsten Christlicher Feiertag
4. August Anniversaire de la révolution Jahrestag der Revolution Erinnerung an die Revolution Sankaras 1983
5. August Fête de l'indépendance Unabhängigkeitsfest Erinnerung an die Unabhängigkeit 1960
15. August Assomption Maria Himmelfahrt Erinnerung an Marias Himmelfahrt
15. Oktober Anniversaire de la rectification Jahrestag der Verbesserung Jahrestag des Sturzes von Thomas Sankara, offiziell der „Verbesserung“ der Revolution von 1983
1. November Toussaint Allerheiligen Gedenken an alle christlichen Heiligen
11. Dezember Fête nationale Nationalfeiertag Erinnerung an die Ereignisse im August; verlegt in die kühlere Jahreszeit nach der Ernte
25. Dezember Noël Weihnachtstag Erinnerung an die Geburt Christi

Literatur

  • Erika Därr, Thomas Baur, Gerhard Göttler: Westafrika, Bd.1: Sahelländer. ISBN 3831714126
  • Raimund Hörburger, Helmut Nehr, Sabine Neuweg: Burkina Faso. ISBN 3925798498
Commons: Burkina Faso – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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