Zum Inhalt springen

Freibeuter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Januar 2006 um 11:31 Uhr durch Euli (Diskussion | Beiträge) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

--

Freibeuter waren staatlich geduldete Piraten im Mittelalter und der frühen Neuzeit, (vor allem 16. und 17.Jh.) die auf Kaperfahrt gingen. Im französischen Raum wurden Freibeuter Korsaren genannt.

Im Grunde genommen ist aber Freibeuter ein Synonym für Piraten und Seeräuber. Eben das "freie" machen von Beute. Aus dem Niederländischen Wort dafür: "vriybuyter" entstand im karibischen Raum das französische "flibustiers" und daraus das englische "filibuster". Diese Flibustiers agierten mit Kaperbriefen von lokalen Gouverneuren und waren also eigentlich Kaperfahrer. Im Deutschen wird nun Flibustiers leider zu oft mit Freibeuter übersetzt, wodurch eben diese Definitionsverwirrung entstand.

mehr dazu in: Robert Bohn, Die Piraten, C.H. Beck, München, 2003

In Kriegszeiten versuchten die kriegführenden Parteien, nicht nur die gegnerischen Kriegsflotten zu besiegen, sondern auch die Handelsschiffe des Feindes zu versenken und nach Möglichkeit vorher zu plündern. Da gewöhnlich nicht genügend Kriegsschiffe zur Verfügung standen, wurden zu diesem Zweck Kaperbriefe an Privatleute ausgegeben, die es ihnen erlaubten, feindliche Handelsschiffe während des Kriegs auszurauben. Die Besatzungen bekamen keinen Lohn oder Sold, sondern die Beute wurde unter den Männern aufgeteilt. Ein Teil der Beute, meistens 20%, musste für den Kaperbrief an die Krone oder die Regierung abgeführt werden.

Solange nur gegnerische Schiffe angegriffen wurden, waren die Überfälle durch den Kaperbrief gedeckt. Wurden aber auch eigene oder verbündete Schiffe überfallen, galten die Freibeuter ab diesem Zeitpunkt als gewöhnliche Piraten. Eine Reihe von Freibeutern wechselte so das Lager. Die berühmtesten Freibeuter der Nord- und Ostsee kamen im Mittelalter aus den Reihen der Vitalienbrüder.

Insbesondere die englische Königin Elisabeth I. unterstützte die Freibeuterei gegen die Spanier, teilweise sogar während offiziell zwischen beiden Ländern Frieden herrschte. Einer der bekanntesten von ihr unterstützten Freibeuter war Francis Drake.

"Moderne Freibeuter"?

Die historische Figur des Piraten, die in der Moderne vor allem in Romanen und Verfilmungen weiterlebt, wird wegen ihrer Symbolkraft in der Gegenwart immer wieder instrumentalisiert, um beispielsweise Verstöße gegen das Urheber- und Markenrecht in den Augen einer breiten Öffentlichkeit zu stigmatisieren - etwa durch Bezeichnungen wie "Internetpiraten" oder "Produktpiraten".

In Anspielung darauf benutzt Stephan Eissler die Bezeichnung "Moderne Freibeuter" nicht nur als Stilmittel, um den Missbrauch des Urheber- und Markenrechtes (beispielsweise im Zusammenhang mit zweifelhaften Abmahnungen) als zwar legalen aber dennoch moralisch verwerflichen Akt zu brandmarken und auf etwaige gesellschaftliche Folgen hinzuweisen, sondern zeigt auch tatsächlich einige interessante Parallelen zur historischen Figur des Freibeuters auf.

Literatur

Eine literarische Darstellung des Freibeuterwesens im Elisabethanischen Zeitalter findet sich in dem von Andreas Venzke herausgegebenen Buch Gasparan oder Die letzte Fahrt des Francis Drake (Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X).

Aus erster Hand vom Leben der Freibeuter der Karibik lesen kann man in Das Piratenbuch von 1678 - Die Amerikanischen Seeräuber von Exquemelin (Tübingen 1968, Erdmann-Verlag), wo unter anderem die Eroberung Panamas durch Henry Morgan beschrieben wird. Im selben Verlag sind unter dem Titel Freibeuter auch die Reiseberichte des Ozeanographen und Hobby-Freibeuters William Dampier erschienen.

Eine gute, einführende Vorstellung des Freibeuterwesens findet man in David Cordinglys Unter schwarzer Flagge (1997, DTV) sowie in : Robert Bohn, Die Piraten, (München 2003, C.H. Beck)

Ein interessantes wissenschaftliches Buch zum Thema ist die Dissertation Freibeuter in der Karibischen See. Zur Entstehung und gesellschaftlichen Transformation einer historischen Randbewegung von Frank Bardelle (Münster 1986, Verlag Westfälisches Dampfboot). Hier findet man auch eine umfangreiche Bibliographie.