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Buran 1.01

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Datei:Buran.jpg
Raumfähre Buran mit Trägerrakete Energija
Datei:Buran AN-225.jpg
Die AN-225 transportiert die Raumfähre Buran

Die Buran (russisch Буран für Buran - Schneesturm, Betonung auf der zweiten Silbe) war ein russisches Raumfährenprojekt, das äußerlich dem amerikanischen Space Shuttle stark ähnelte. Zeitweise arbeiteten 30.000 Menschen an diesem Projekt.

Als Trägerrakete sollte die parallel entwickelte Energija dienen.

Anders als das Space Shuttle hatte die Buran keine eigenen Starttriebwerke, so dass der Startschub nur von der Energija aufgebracht wurde. Beim amerikanischen Shuttle befinden sich die Haupttriebwerke am Orbiter selbst, welche beim Start von zwei seitlichen Feststoffboostern unterstützt werden.

Durch den damit eingesparten Treibstoff und den zusätzlichen Platz für stärkere Flugtriebwerke hätte die Buran 14 Personen oder 30 Tonnen Nutzlast beim Start und bei der Landung noch 20 Tonnen Last transportieren können. Jedoch war das System dem amerikanischen nicht technisch überlegen, denn die Bordcomputer arbeiteten nicht zufriedenstellend, auch waren die Lebenserhaltungssysteme seit den ersten russischen Weltraumprojekten kaum weiterentwickelt worden.

Bereits seit 1973 arbeitete der sowjetische militärisch-industrielle Komplex (VPK) unter der Bezeichnung BOR (Becpilotniye Orbitalniye Raketoplan) an einem Weltraumprogramm zur Erforschung von Raumfähren. Ziel des BOR-Programms war die Entwicklung von Hitzeschutzschilden und generellen aerodynamischen Strukturen einer Raumfähre. Mit den letzten vier dieser Testgeräte wurden orbitale Flüge durchgeführt. Die erste 1980 fertig gestellte Raumfähre Buran 1.01 diente über Jahre nur dem Test der Eigenschaften im Atmosphärenflug und wurde erst am 15. November 1988 zu ihrem einzigen orbitalen Flug gestartet. Der unbemannte Flug wurde nach zwei Erdumkreisungen planmäßig beendet.

Datei:Buran nah Moskau 2002.jpg
Die Buran im Moskauer Gorkij Park

Die zweite Fähre Buran 1.02, die 1990 unter dem Namen Ptitschka (russisch für Vögelchen) fertig gestellt wurde, sollte eigentlich 1991 den Flugbetrieb aufnehmen. Dazu kam es jedoch nie und das Programm wurde 1993 offiziell eingestellt. Der Bau drei weiterer modifizierter Fähren (Buran 2.01 bis 2.03) wurden begonnen, jedoch wurden die Arbeiten nach dem Ende des Programms eingestellt.

Darüber hinaus wurden sechs Mock-ups des Systems mit den Bezeichnungen OK-GLI, OK-M, OK-MT, OK-KS, OK-TVA und OK-TVI für verschiedene Tests gebaut. Eins der nicht flugfähigen Systeme (OK-TVA) steht heute als Ausstellungsstück im Gorkij-Park in Moskau und wird als Kino genutzt. Ein weiteres, die Buran OK-GLI, hat Russland vor den Olympischen Spielen in Sydney 2000 als Ausstellungsobjekt nach Australien verkauft.

Buran wurde in der Montagehalle „MIK-112“ auf dem Weltraumbahnhof in Baikonur gelagert und am 12. Mai 2002 zerstört, als die Decke des Hangars bei mangelhaft ausgeführten Reparaturarbeiten einbrach. Der Verbleib der anderen Fähren ist nicht mit Sicherheit bekannt. Ptitschka soll sich noch in Baikonur befinden und der dritte (unfertige) Orbiter in der Tushino-Fabrik in Moskau. Die beiden anderen sind vermutlich abgewrackt worden.

Datei:Буран rus.jpg
Buran bei der Landung

Bei Dreharbeiten für die Formel 1 in Bahrain kamen einem Düsseldorfer TV-Team im Jahre 2004 vermehrt Gerüchte über das Vorhandensein einer russischen Raumfähre zu Ohren, für die sich allerdings niemand interessierte. Als das Team diesen Gerüchten folgte, stieß es tatsächlich auf eine Raumfähre. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um die Buran OK-GLI oder BST-02, dem Prototypen des Raumfähren-Programms. Die Buran OK-GLI war als einzige Fähre mit eigenen Triebwerken ausgestattet und absolvierte erfolgreich 25 unbemannte Atmosphärenflüge, um das Landesystem des Raumgleiters zu testen. Lediglich die Buran 1.01 war in der Lage Orbitalflüge durchzuführen.

Buran BTS-002

Die Buran OK-GLI wurde als Ausstellungsstück anlässlich der Olympischen Spiele 2000 nach Sydney geholt. Die Ausstellung dort war allerdings wenig erfolgreich, weswegen ein anderes Projekt gestartet wurde. In Bahrain sollte die Raumfähre im Rahmen der Sommerfestspiele im Juni 2002 ausgestellt werden und wurde deshalb verliehen. Doch auch dieses Projekt scheiterte, und so blieb die Buran OK-GLI wegen ausbleibender Leasingraten erstmal zur Sicherung in Bahrain, wo sie dann wohl in Vergessenheit geriet.

Die Buran OK-GLI wurde inzwischen vom Technik Museum Speyer für einen nicht genannten hohen sechstelligen Eurobetrag gekauft und wird dort vermutlich ab Mitte 2006 ausgestellt werden.

Hauptsächliche Unterschiede zum amerikanischen Space Shuttle

Space Shuttle Buran
Orbiter Vehicle
Länge: 37,25 m 36,37 m
Spannweite: 23,80 m 23,92 m
Höhe: 17,25 m 16,35 m
Trockenmasse: 78 t 61 t
max. Abflugmasse: 110 t 105 t
max. Besatzung: 7 10
Strömungsrichtung/ Hitzeschutzkacheln:
Nutzlastbucht
Länge: 18,29 m 18,55 m
Breite: 4,57 m 4,65 m
Start-Kapazität: 25 t 30 t
Lande-Kapazität: 15 t 20 t
Anmerkungen:
Die Trockenmasse des Spaceshuttle variiert geringfügig je Orbiter. Die Start-Nutzlastkapazität beider Systeme ist stark abhängig von der Orbithöhe und dem Bahnneigungswinkel.
  • Die Buran war kein integraler Bestandteil eines Systems, sondern die Nutzlast der Energija-Trägerrakete. Deshalb konnte die Energija auch andere Nutzlasten mit bis zu 80 Tonnen Gewicht in den Weltraum befördern - wie es beim ersten Start geschah (theoretisch bis zu etwa 150 Tonnen durch Anbringung weiterer Booster). Für den Start der Buran wurden vier Flüssigtreibstoff-Booster, anstatt zwei Feststoffbooster wie bei den Space Shuttles, verwendet. Sie verbrannten Kerosin und flüssigen Sauerstoff und konnten, ausgestattet mit einer Oberstufe, als eigenständige Zenit-Raketen eingesetzt werden.
  • Buran war zum bemannten als auch zum vollautomatischen Flug fähig und sie konnte vollautomatisch landen. Die bemannte Version wurde nie in den startfähigen Zustand gebracht.
  • Die Raumfähre hatte keine Triebwerke, sondern kleine Düsen zum Manövrieren. Der Wegfall der großen Triebwerke bedeutet eine größere Nutzlast. Die größte Struktur des ganzen Systems war kein Treibstofftank wie beim Space Shuttle, sondern die Trägerrakete.
  • Die Energija-Trägerrakete – inklusive der Booster – wurde für die Wiederverwendbarkeit konstruiert. Die Booster sowie das Antriebsteil der Zentralstufe mit den Triebwerken sollten zur Erde zurückkehren und mit Hilfe von Fallschirmen landen. Budgetkürzungen hatten aber zur Folge, dass die Wiederverwendbarkeit nie umgesetzt werden konnte. Das amerikanische Shuttle hat wiederverwendbare Triebwerke in der Raumfähre sowie (theoretisch) wiederverwendbare Booster, allerdings werden die Feststoffbooster des Shuttles ebenfalls aus Kostengründen nur einmal genutzt.
  • Die Buran konnte 30 Tonnen in den Orbit befördern gegenüber den 25 Tonnen des Space Shuttle.
  • Das Verhältnis von Auftrieb zu Luftwiderstand im Gleitflug beträgt bei der Buran 6.5, beim Space Shuttle 5.5. Deshalb konnte die russische Raumfähre 20 Tonnen Nutzlast wieder zur Erde fliegen, anstelle von 15 Tonnen beim Space Shuttle.
  • Die Anordnung der Hitzeschutzkacheln der Buran ist optimiert, denn fast alle Fugen sind rechtwinklig zur Strömungsrichtung der Luft ausgerichtet. Spitze Winkel, wie sie das Spaceshuttle hat, fehlen.