Tarifvertrag über das Entgelt-Rahmenabkommen
Mit dem Tarifvertrag über das Entgeltrahmenabkommen (ERA-TV) im Jahr 2003 wird ein neues System in der Metall- und Elektroindustrie geschaffen, um das Einkommen von Beschäftigten zu ermitteln. Der Grundgedanke ist einfach: Faire Bezahlung für alle und die Aufhebung der über 100-jährigen Zweiklasseneinteilung bei der Entlohnung (Lohn für Arbeiter, Gehalt für Angestellte). Der ERA-TV wird in jedem Bundesland spezifisch ausgestaltet.
Die Ziele des ERA-TV im Einzelnen
- Ein einheitliches, zeitgemäßes Entgeltsystem für Arbeiter und Angestellte: Ziel ist eine einheitliche, vergleichbare, moderne Arbeitsaufgaben umfassende Arbeitsbewertung und eine Bewertung von Belastungen über alle Beschäftigtengruppen hinweg.
- Ein höheres Maß an Entgeltgerechtigkeit: Gewachsene Entgelt-Ungerechtigkeiten sollen in einem Übergangsprozess - bei erheblichen unterschiedlichen Situationen zwischen den Betrieben - überwunden werden.
- Bewahrung des individuellen Besitzstandes bei gleichzeitiger Wahrung der betrieblichen Kostenneutralität: In einem Übergangsprozess wird sowohl eine betriebliche Entgeltsumme wie der individuelle Besitzstand gesichert. Bei Beteiligung der Belegschaft kann deren Akzeptanz für den ERA-Prozess sichergestellt werden.
- Starke individuelle und gemeinsame Rechte: Durch institutionelle Absicherungen mit Hilfe transparenter und begründeter Arbeitsbewertungen sollen Beschäftigte, betriebliche Interessenvertretungen und IG Metall über die Arbeitsbewertung mit entscheiden.
- Arbeitspolitik für gute Arbeit: Für Qualifizierungs- und Arbeitspolitik kann ein Ausgangspunkt gefunden werden.
Entgeltstruktur des ERA-TV
Der ERA-TV bietet einen einheitlichen Entgeltaufbau für Arbeiter und Angestellte. Die Elemente des Entgeltaufbaus im Entgeltrahmenabkommen sind:
- Grundentgelt, das sich aus den Anforderungen für die Ausführung der Arbeitsaufgabe ergibt,
- Belastungsentgelt bzw. -zulage (nur in einigen Tarifgebieten), die sich aus der Belastungssituation ergibt, sowie das
- Leistungsentgelt, das die persönliche Leistung im Rahmen der Arbeitsaufgabe widerspiegelt.
Diese Entgeltbestandteile sind vom ERA-TV direkt beeinflusst. Sie ergeben das persönliche Bruttoentgelt zusammen mit den nicht vom ERA-TV beeinflussten Entgeltbestandteilen, etwa Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit, ein vom Betriebsergebnis abhängiges Entgelt oder sonstige außertarifliche Zulagen.
Der ERA-TV-Prozess
Die Tarifvertragsparteien haben mit dem Abschluss des Tarifvertrags zunächst einen betrieblichen Übergangsprozess angestoßen. Hierbei soll die Neubewertung der Arbeitsaufgaben und Belastungen erfolgen. Danach gilt ERA-TV für den Bewertungsprozess in Folge sich ändernder Arbeitsaufgaben und Situationen.
In diesem Prozess ergeben sich unterschiedliche operative Aufgaben:
- Planung des Übergangsprozesses
- Bewertung der Arbeitsaufgaben
- Bewertung der Belastungen
- evtl. Gestaltung von Leistungsentgeltsystemen
Das Tarifvertragswerk des ERA-TV
Das Tarifvertragswerk besteht je nach Tarifgebiet aus unterschiedlichen Dokumenten, meist sind das mindestens:
- Entgeltrahmen-Tarifvertrag (ERA-TV)
- Tarifvertrag über Entgelte und Ausbildungsvergütungen
- Einführungstarifvertrag zum ERA-TV (ETV ERA)
- Tarifvertrag ERA-TV-Anpassungsfonds
- Tarifvertrag zur Fortführung von Bestimmungen des LRTV II in Nordwürttemberg/Nordbaden.
Geschichte
- 1988 Zwischenschritt bei den Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg mit der Verpflichtung, in die Verhandlung über einen ERA-TV einzutreten.
- 1989 Aufnahme der Gespräche über einen ERA-TV.
- 1996 Abbruch der Verhandlungen durch die Arbeitgeber wegen Streitigkeiten über die Schutzfunktion des Tarifvertrags. Nach einigen Monaten erneute Verhandlungsaufnahme.
- 2003 Am 23. Juni 2003 wird in Baden-Württemberg nach 9 Jahren eine erste Einigung über den Entgeltrahmen-Tarifvertrag (ERA-TV) zwischen der IG Metall Baden-Württemberg und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall erzielt.