Obernai

Obernai (dt.:Oberehnheim) ist eine Stadt in der französischen Region Elsass im Département Bas Rhin mit 10.471 (1999) Einwohnern. Die Stadt liegt im Arrondissement Sélestat-Erstein am Fuß des Odilienbergs und ist Hauptort (frz.: chef-lieu) eines eigenen Kantons.
Geschichte
Die ursprünglich fränkische Stadt Ehnheim, soll im 7. Jahrhundert Sitz des Merowingers Athich (auch Eticho, Etih oder Adalricus), Graf des Elsass, gewesen sein. Hier wurde seine Tochter, die Heilige Odilia geboren, deren Abtei auf dem nahe gelegenen Berg die Stadt später lange unterstandt. Da anstelle des gewünschten Sohnes Odilia, zudem noch blind, geboren wurde, wollte Athich sie töten lassen. Doch ihre Mutter ließ Odilia in das Kloster Beaume-les-Dames nach Burgund schaffen und dort taufen. Daraufhin erlangte Odilia der Überlieferung nach das Augenlicht. Bruder und Mutter brachten sie nach Obernai zurück. Athich tötete in seinem Jähzorn daraufhin den Sohn. Als Athich Ste. Odile mit einem mächtigen Heiratsbewerber zu verheiraten suchte, floh sie, die ihr Leben Gott geweiht hatte, über den Rhein. Ein gewaltiger Felsen rettete sie vor ihren Verfolgern. Der Legende nach schenkte Athich daraufhin als Zeichen seiner Reue die naheliegende Hohenburg, auf der Odilia das Kloster auf dem Odilienberg (frz.: Mont Ste.-Odile) an der Stelle eines mehr als 1.000 Jahre älteren keltischen Heiligtums gründete, dessen Umfassungsmauer, die sogenannte Heidenmauer (frz. Mur Païen), sich noch heute mehr als 10 km um die Abhänge des Bergs hinzieht.
Im 12. Jahrhundert kam Oberehnheim in den Besitz des Heiligen Römischen Reichs. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie mit einer doppelten, befestigten Stadtmauer umgeben. Oberehnheim war von 1240 bis 1648 freie Reichsstadt. 1354 trat sie dem Elsässer Zehnstädtebund, dem Dekapolis bei. 1444 spielte die Stadt infolge dessen auch eine wichtige Rolle bei der Abwehr der Armagnacen und den Belagerungsversuchen Karls des Kühnen im 15. Jahrhundert. Ihre Blüte erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert trotz der Unruhen infolge der Reformation, die dank der Familie Oberkirch in der Stadt Anhänger fand, aber nach 1587 zurückgedrängt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Oberehnheim nahezu vollständig zerstört. Die darauf folgenden Jahrhunderte überstand Oberehnheim ohne die im Mittelalter so häufig sich verheerend auswirkenden Großbrände. 1679 annektierte Ludwig XIV. die Stadt.
Der Minnesänger Gösli von Ehnheim und der Franziskaner Thomas Murner wurden in Oberehnheim geboren.
Denkmäler und Sehenswürdigkeiten
Obernai verfügt über einen der für das Elsass so typischen Renaissance-Sechs-Eimer-Brunnen von 1579. Am Marktplatz steht das zum Restaurant umgebaute ehemalige Kornhaus (frz.:Halle aux Blés) von 1554. Nachdem die gotische Kirche 1873 abgebrochen wurde, blieb der 60 m hohe Turm neben dem Rathaus (frz.: Hôtel de ville) als Kapellturm (frz.: tour de la chapelle) übrig. Über dem fünften Stockwerk erhält er eine Maßwerkbrüstung und einen schiefergedeckten Helm und dient der Stadt fortan als Belfried. Die Stadt verfügte einst über 20 Türme im inneren Stadtmauerring, der noch weitestgehend erhalten blieb.