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Sylvia Plath

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Sylvia Plath (* 27. Oktober 1932 in Jamaica Plain, bei Boston, Massachusetts; † 11. Februar 1963 in Primrose Hill, London) war eine US-amerikanische Lyrikerin und Schriftstellerin.

Leben

Sylvia Plath war die Tochter des deutschstämmigen Biologieprofessors Otto Emil Plath (1885 - 1940) und Aurelia Schober Plath (1906 - 1994).

Am 27. April 1935 bringt Sylvias Mutter Aurelia den jüngeren Bruder Warren zur Welt. Als Sylvia acht Jahre alt ist, stirbt ihr Vater am 5. Oktober 1940 an einer Lungenembolie, welche durch Komplikationen einer durch Diabetes bedingten Beinamputation verursacht wurde. Etwa um diese Zeit, im Alter von acht Jahren, beginnt Sylvia ihre ersten Gedichte zu schreiben. Bereits früh neigt sie zu einem konsequenten Perfektionismus und Ehrgeiz der ihr gesamtes Tun und Handeln bestimmen sollte. Ihre erste Veröffentlichung hatte sie bereits 1945 in der Schülerzeitung "The Phillipian". Gelegentliche weitere Artikel sollten folgen. Rastlose kreative Energie bestimmt ihre Jugendzeit. Innerhalb weniger Jahre entstehen mehr als vierhundert Gedichte.

1950 beginnt Sylvia ihr Studium am Smith College in Northampton, Massachusetts mit einem Begabtenstipendium. 1952 gewinnt sie den Schreibwettbewerb des College und es werden daraufhin Texte in der Zeitschrift "Mademoiselle" veröffentlicht. Als sie 1953 zusammen mit 19 anderen Frauen aus dem ganzen Land für "Mademoiselle" den Juni in New York verbringt, beginnen ihre schweren Depressionen, die am 24. August - sie ist 19 Jahre alt - in einem Selbstmordversuch mit Schlaftabletten gipfeln. Andeutungen hierzu finden sich später in ihrem halbautobiografischen Roman "Die Glasglocke / The Bell Jar". Bis zum Frühjahrsemester 1954 ist sie daraufhin in psychiatrischer Behandlung. Sie leidet an zunehmend starken Stimmungsschwankungen und Depressionen. Im Sommer 1955 kann sie Ihr Studium dennoch mit zahlreichen Auszeichnungen abschließen und geht in der Folge mit einem Stipendium an das Newnham College der Universität Cambridge in England. Dort lernt sie 1956 den Schriftsteller Edward James "Ted" Hughes kennen und lieben, den sie auch bereits nach wenigen Monaten heiratet. Vom Juni 1957 bis zum Oktober 1959 lebt und arbeitet das Paar in den USA und ab Dezember 1958 befindet sich Sylvia dort wieder heimlich in psychiatrischer Behandlung. Sie leidet an einer bipolaren Störung (einer manisch-depressiven Krankheit). 1960 besucht Plath ein Lyrikseminar von Robert Lowell, wo sie Anne Sexton kennenlernt. Nach der Rückkehr nach London kommt am 1. April 1960 die Tochter Frieda Rebecca zur Welt.

Im Oktober veröffentlicht Sylvia Plath The Colossus And Other Poems, eine Sammlung von Gedichten. Nach einer Fehlgeburt am 6. Februar 1961 bringt sie am 17. Januar 1962 den Sohn Nicholas Farrar zur Welt. Im Mai des Jahres erscheint The Colossus And Other Poems auch in den USA. Im Oktober 1962 trennen sich Sylvia Plath und Ted Hughes, nachdem die Ehe immer problematischer geworden ist. Am 11. Januar 1963 wird ihr einziger Roman Die Glasglocke / The Bell Jar veröffentlicht. Der Winter 1963 wird in London sehr kalt und die seelische, wie existenzielle Not der Schriftstellerin unermesslich. Ihr Mann hatte sie betrogen und sie samt der zwei kleinen Kindern ihrem Schicksal überlassen. Am 11. Februar 1963 begeht Sylvia an einem arktischen Wintermontag Selbsttötung, indem sie erneut Schlaftabletten schluckt, penibel ihre Küche abdichtet, den Gashahn ihres Herdes aufdreht und den Kopf hineinlegt. Es fanden sich noch ein paar Abschiedsbriefe sowie ein (wahrscheinlicher) Hilferuf an den Mieter unter ihr.

Gedanken zur Person

Sylvia Plath war eine ebenso tragische wie - nicht nur infolge ihrer psychischen Störung - zwiegespaltene Persönlichkeit. Einerseits spielte sie ihre, vom Gesellschaftsdenken der 50er/60er geprägte und aufgebürdete Rolle als perfekte Mutter und „Über-Ehefrau”, andererseits brach sie Konventionen auf und war in ihrer Gedankenwelt der Zeit bereits weit voraus war (was sich noch heute an ihrem lebendigen und modernen Schreibstil erkennen läßt). Sie war ein weiblicher Freigeist (Ariel), der gesellschaftlich in kein Schema paßte bzw.passen wollte, weil sie sich nicht mit der damals üblichen adrett-devoten Frauenrolle identifizieren konnte. Gegen diesen inneren Konflikt revoltierte sie zeitlebens und letztlich versagte ihre Psyche über dem permanenten Balanceakt aus Anarchie und Funktionalismus des Alltags, wobei natürlich ihre Krankheit mit ihren extremen Schwankungen der Emotionen und der Schaffenskraft eine wesentliche Rolle spielte. Innerlich dadurch und von ehrgeiziger Selbsterfüllung und ständiger Existenzangst zerrissen betrieb sie mit ihrem Leben einen enervierenden Raubbau: Sie stand bereits morgens in der Frühe um 4 Uhr auf, um in Ruhe ihre Gedichte schreiben zu können („vor dem Getrappel der Kinderfüßchen”, schrieb sie einmal in ihren Aufzeichnungen) und stand vor einer gescheiterten Ehe. Konklusiv zählt Plath zu den Vordenkerinnen der modernen, progressiven Frauenliteratur und wird gern vor den Karren des Feminismus gespannt und wie in ihrem wirklichen Leben für andere Ziele „zweckentfremdet”. Liest man hingegen aufmerksam zwischen den Zeilen ihrer Werke und Gedichte, offenbaren sich die seelischen Abgründe einer zeitlebens zutiefst bipolaren, unglücklichen, verunsicherten und verzweifelten Frau, deren akribische Sinnsuche letztlich mit nur 30 Jahren enden sollte. Sie suizidierte sich infolge ihrer Depressionen und eines Konfliktes mit ihrem Mann, der psychosozialen Stress beinhaltete. In ihrem einzigen - sehr autobiografisch gefärbten - Roman („Die Glasglocke”), den sie im Jahr ihrer Selbsttötung schrieb, beschreibt sie in schonungsloser Offenheit und in exzellenter Prosa die Innenwelt eines von Depression und Manie betroffenen Menschen und den verzweifelten Kampf einer Frau um eine menschenwürdige Existenz zwischen kreativem Schaffen und Psychiatrie.

„Dying is an art, like everything else. I do it exceptionally well.” (deutsch: „Sterben ist eine Kunst, wie jede andere auch. Ich verstehe mich in ihr außergewöhnlich gut.”)

Bibliografie / Werke (Auswahl)

  • „Die Glasglocke” von Sylvia Plath, (dt. Vorwort und Übersetzung von Reinhard Kaiser), bei Suhrkamp (2005), ISBN 3518456768
  • „Ariel” postum von Sylvia Plath, (dt. Übersetzung von Erich Fried), bei Suhrkamp (2001), ISBN 3518013807
  • „Zungen aus Stein” von Sylvia Plath, Fischer Taschenbuch, ISBN 3596107830
  • „Die Tagebücher” von Sylvia Plath, in der Frankfurter Verlagsanstalt (1997), ISBN 3627000110
  • „The Collected Poems” von Sylvia Plath / Ted Hughes (Herausgeber), bei Perennial (1981), englischsprachige Ausgabe, ISBN 0060909005
  • „Crossing the Water and Winter Trees” von Sylvia Plath, postum (1971) (englischsprachig)


Die meisten Werke Sylvia Plaths erschienen erst nach ihrem Tod in dem Gedichtband „Ariel” (1965).
Plaths gesammeltes Werk wurde 1982 postum mit dem Pulitzer-Preis für Lyrik geehrt.

Literatur

  • Eberhard J. Wormer: Bipolar – Depression und Manie. Leben mit extremen Emotionen. Knaur, München 2003, S. 133f, 138, 217, ISBN 3-426-66748-7

Film

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