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Volksmiliz (Russland)

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Volksmiliz ist die Eigenbezeichnung der prorussischen paramilitärischen Truppen in der Ostukraine.

Rekrutierung

Gesicherte Informationen aus welchen Personen sich die Volksmilizen rekrutieren liegen in Europa öffentlich nicht vor.

Die Milizen selbst geben an, sich aus Bürgern der Ostukraine zu rekrutieren. Es handle sich um "Landwehren" der örtlichen Bevölkerung. Diese Angabe unterstützt Russland. Die USA, Europa und die Ukraine gehen jedoch davon aus, dass es sich um Angehörige der Russischen Armee handelt und legten dafür nicht nachprüfbare Bildbeweise vor.

Nach Informationen der FAZ gibt es starke Indizien dafür, dass es sich um zumindets teilweise rekrutierte ausländische Krafte handelt. Die Gruppen treten in einheitlichen Uniformen ohne Abzeichen auf, haben gleiche Waffen und treten überaus koordiniert auf.

Der selbernannte Volksbürgermeister von Slowjansk und Miliz-Führer Wjatscheslaw Ponomarjow sagte, er habe in der sowjetischen Armee gedient und dabei auch an Spezialoperationen teilgenommen, bevor er 1992 ausgeschieden sei. Bei seinen Kräften handele es sich um Kameraden aus dieser Zeit, die „nicht nur aus Russland, sondern auch aus Moldau, Kasachstan und der Ukraine“ nach Slowjansk gekommen seien. Damit scheint es sich bei den Pro-Russischen Kräften unter seiner Führung um frühere Angehörige von Spezialkräften zu handeln. Gegenüber der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria-Nowosti sagte er zu dem Charakter der Bewaffneten in der Ostukraine, es handle sich dabei nicht um russische Soldaten, sondern „um meine alten Freunde, die mir zur Hilfe kamen.“ [1]

Organisation

Die Milizen werden von lokalen Führern kommandiert. Ob es ein "Oberkommando" gibt, ist nicht bekannt. Viele Milizionäre scheinen militärische Strukturen zu kennen.

Ausrüstung

Teilweise sind die Milizionäre einheitlich mit AK47 als quasi Ordinanzwaffe ausgestattet. Andere Gruppen sind mit einem Samelsurium von meist russischen Halbautomatischen Gewehren bewaffnet. Als gesichert gilt dass die Truppen über den vom russischen GNU Spetzsnaz stammenden Granatwerfer GM-94 verfügen.[2]

Neben Jagdwaffen gaben die Volksmilizen an auch Pistolen, Maschinengewehre und Granatwerfer zu besitzen.[3].

Deutsche Waffen

Beobachter vermuten, dass zumindets ein Teil der Waffen der Volksmilizen aus Beständen der Russischen Armee kommt. Dennoch liefert Deutschland nach wie vor Waffen an das Russische Militär. Die Bundesregierung (Kabinett Merkel III) in Berlin drohte Russland in der Ukrainekrise zwar mit Sanktionen. Rüstungsexporte in die Region seien nicht mehr tragbar, hieß es im April 2014 im Bundeswirtschaftsministerium. Gleichzeitig lief der Export von Waffen im ersten Quartal 2014 weiter.

Firmen aus Deutschland und anderen EU-Staaten führten über die Bundesrepublik legal Feuerwaffen und Munition nach Russland aus. Auch wenn die Exportegenehmigungen weitgehend der Geheimhaltung unterligen ist gesichert, dass Güter wie Pistolen, Revolver, Doppelflinten, Gewehre, Granaten, Munition und Geschosse, aber auch Waffenteile wie Läufe, Schäfte und Kolben weiterhin nach Russland geliefert werden und evtl. auch bei der Volksmiliz auftauchen können. Jan van Aken (Die Linke) sagte im April 2014 dazu: "Schlimm genug, dass Deutschland überhaupt Gewehre und Munition exportiert, ich kann aber gar nicht verstehen, dass selbst nach Russland immer noch Waffen geliefert werden, trotz Krimkrise und Sanktionsgetrommel."[4]

Ziele

Die Ziele der örtlichen, die milizen teilweise unterstützenden Bevölkerung sind unterschiedlich. Auch unterscheiden sich die Ziele der angehörigen der Milizen, je nach Herkunft. Die bewaffneten Bürger der Ostukraine treten meist für mehr Autonomie ihre Region innerhalb einer föderalen Ukraine ein. Andere Teile der Angehörigen wollen einen unverzüglichen Anschluss an die Russische Föderation. Viele sind sich unsicher, was sie genau fordern.[5]

Das Magazin Der Spiegel berichtete über Angehörige der Volksmiliz in Donezk. Ein Teil der Milizen rief eine "Republik Donezk" aus und versteht darunter einen eigenen Staat, andere eine autonome Provinz der Ukraine und ein paar wenige einen Teil Russlands. Das einzige, was die Unterstützer der Republik Donezk eint ist laut des Artikels ihre Ablehnung der neuen Regierung in Kiew.[6]

Aktionen

Bei Kämpfen in der Stadt Slowjansk sind laut Kiew fünf Angehörige der Volksmiliz durch die Ukrainischen Streitkräfte getötet worden. Die Volkmilizen wollten dies nicht bestätigen.[7] Putin bezeichnete den Vorfall als „sehr ernstes Verbrechen.“ Das russische Verteidigungsministerium ordnete im Anschluss eine Militärübung in Grenznähe zur Ukraine an.[8]

Im April 2014 kontrollierten die Milizen neun Städte der Region.

Bei Slowjansk schoss die Volksmiliz am 25. April 2014 einen Mil Mi-8 Transporthubschrauber der Ukrainischen Luftwaffe in Brand.

In Slowjansk wurde die ukrainische Journalistin Irma Krat von Volksmilizionären verhaftet. Mit verbundenen Augen durfte sie dem Russischen Staatsfersnehen ein Interview geben.

Ebenfalls in Slowjansk hält die Volksmiliz eine Gruppe von OSZE Militärbeobachtern fest. Die Gruppe sei im Besitz von "verdächtigem Material", sagte die Sprecherin der Miliz, Stella Choroschewa. Der selbsternannte Bürgermeister von Slowjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, teilte mit, dass sie sechs internationale Beobachter, einen Dolmetscher, fünf ukrainische Soldaten und einen Fahrer in ihrer Gewalt hätten. Unter ihnen befände sich ein "Spion der Regierung in Kiew". Im Fahrzeug der Gruppe habe die Miliz Lagepläne der Straßensperren entdeckt. „Sie sind keine Geiseln, sie sind Kriegsgefangene“, betonte Ponomarjow gegenüber dem Boulevardblatt "Bild".[9]

Einzelnachweise

  1. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/konflikt-in-der-ostukraine-wer-sind-die-gruenen-maenner-12905158.html
  2. http://www.armamentresearch.com/gm-94-grenade-launchers-in-use-with-russian-forces-in-crimea/
  3. Internetnachrichtenseite Slavgorod.com. nach FAZ http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/das-ringen-um-slawjansk-12909355.html
  4. Deutsche Waffen für Russland http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-04/deutschland-waffenexport-russland
  5. http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-wut-auf-kiew-treibt-milizen-auf-die-barrikaden-a-964626.html
  6. http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-wut-auf-kiew-treibt-milizen-auf-die-barrikaden-a-964626.html
  7. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/das-ringen-um-slawjansk-12909355.html
  8. http://www.mdr.de/mdr-info/tote-in-urkaine100_zc-885afaa7_zs-5d851339.html
  9. tagesschau.de http://www.tagesschau.de/ausland/osze-ukraine110.html