Schmerzgeilheit
Schmerzgeilheit ist der bei sadomasochistischen Sexualpraktiken als Lust empfundene Reiz, der in anderen Situationen als Schmerz empfunden wird.
Früher wurde oft der Begriff Algolagnie gebraucht, der von Schrenck-Notzing geprägt wurde, doch heute kommt dieser Begriff und das dazugehörige Denkgebäude zunehmend außer Gebrauch.
Schmerzgeilheit gehört für die meisten nicht in der BDSM-Szenen verkehrenden Menschen zu den verwirrensten Phämonenen des Sadomasochismus, da Schmerz von den meisten als inbegriff der Unlust angesehen wird.
Der Reiz, der bei Schmerzgeilheit als erregend empfunden wird, wird von der gleichen Person in anderen Situationen, genau wie von anderen Menschen auch, als sehr unangenehm empfunden. Nur in der entsprechenden SM-Situation tritt eine extatische Form der Trance ein, die die Schmerzschwelle immmer mehr sinken lässt, so dass dann bei geübten Personen selbst Reize, die sonst als extrem schmerzhaft empfunden werden, in diesem Moment als extreme, die Lust stiegernde Reize empfunden werden.
Meist dauert es eine gewisse Zeit bis eine ausreichende starke Extase eintritt in der dann die Schmerzschwelle immer weiter fällt. Geht der Sadist in dieser Situation zu schnell bei Steigerung der Reizstärke vor und überschreitet er die Schmerzschwelle des Masochisten über mehr als einen sehr kurzen Moment, steigert sich die Extase des Masochisten nicht weiter sondern der Masochist wird "abgetörnt", so das seine Schmerschwele wieder steigt und er nun wiederum jeden weiteren Reiz als unangenehm empfindet, was diese Spirale weiterdreht und, wenn der Sadist dies nicht bemerkt, zu einem "Absturz" des Masochisten führt. Lässt der Sadist dann immer noch nicht von dem Masochisten ab, kann dies zu einer schweren psychischen Traumatisierung des Masochisten führen.
Deshalb ist eine sehr enge, oft nonverbale Kommunikation zwischen dem Masochisten und dem Sadisten notwendig, damit der Sadist den Reiz immer so zu dosieren vermag, dass ihn der Masochist ihn noch als Lust empfinden kann.
Deshalb muss der Sadist nicht nur Stärke, Härte und Selbstdiziplin zeigen, sondern auch ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen haben.