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Spanische Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Spanisch (español, castellano)

Gesprochen in

Spanien, Mexiko, großen Teilen Mittel- und Südamerikas, außerdem in den USA, Marokko, Äquatorialguinea und Westsahara
Sprecher insgesamt ca. 447 Mio. (Stand: 2000)
Muttersprachler ca. 388 Mio.
Zweitsprachler ca. 59 Mio. [1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Argentinien Argentinien
Äquatorialguinea Äquatorialguinea
Bolivien Bolivien
Chile Chile
Costa Rica Costa Rica
Westsahara Westsahara
Dominikanische Republik Dominikanische Republik
Ecuador Ecuador
El Salvador El Salvador
Guatemala Guatemala
Honduras Honduras
Kolumbien Kolumbien
Kuba Kuba
Mexiko Mexiko
Nicaragua Nicaragua
Panama Panama
Paraguay Paraguay
Peru Peru
Puerto Rico Puerto Rico
Spanien Spanien
Uruguay Uruguay
Venezuela Venezuela

Europaische Union Europäische Union
Mercosur Mercosur
UNASUR UNASUR
Organisation Amerikanischer Staaten OAS
Vereinte Nationen UNO
Afrikanische Union AU
Lateinische Union
Sonstiger offizieller Status in USA-New Mexico New Mexico, USA
USA-Kalifornien Kalifornien, USA
USA-Arizona Arizona, USA
USA-Florida Florida, USA
USA-Texas Texas, USA
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Philippinen Philippinen
Marokko Marokko
Sprachcodes
ISO 639-1

es

ISO 639-2

spa

ISO 639-3

spa

Die spanische oder auch kastilische Sprache (Eigenbezeichnung español [espaˈɲol] bzw. castellano [kasteˈʎano]) gilt als Weltsprache und gehört zum romanischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Innerhalb dieser bildet es mit dem Aragonesischen, dem Asturleonesischen, dem Galicischen und dem Portugiesischen die engere Einheit des Iberoromanischen[2]. Gemäß einer alternativen Sichtweise kann das Spanische zusammen mit dem Französischen, dem Katalanischen, dem Portugiesischen, dem Okzitanischen und weiteren kleineren romanischen Sprachen auch in die Westromania eingeordnet werden.

Spanisch wird mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Im modernen Spanisch werden der Akut-Akzent für Vokale und die beiden Zeichen ñ und ü verwendet. In älteren Wörterbüchern finden sich auch das ch und das ll noch als eigenständige Buchstaben.

Die Sprachkürzel nach ISO 639 sind es und spa.

Geschichte der kastilischen Sprache in einer Übersicht

Man kann das Spanische einteilen in die Zeit des Altspanischen von ca. 1200 bis ca. 1450, gefolgt vom Mittelspanischen von ca. 1450 bis 1650 und dann die Entwicklung des Neuspanischen seit ca. 1650.

Am Ende der punischen Kriege mit dem Sieg der Römer über Karthago, versuchte das Römische Reich seinen Einfluss vom Nordwesten Hispaniens aus über die ganze iberische Halbinsel schrittweise auszubauen. Die römische Militärpräsenz einerseits und der Ausbau der römischen Verwaltungsstrukturen andererseits führten dazu, dass die Lateinische Sprache sich fast im ganzen iberischen Einflussgebiet verbreitete. Latein wurde zur Amtssprache und so zur dominierenden Verkehrssprache im westlichen Mittelmeerraum. Aber es entwickelte sich auch ein regionales Volkslatein, sermo vulgaris oder Vulgärlatein[3], das in der Römische Kaiserzeit von den Militärpersonen, den Legionären, aber auch Händlern, Einwanderern aus anderen römischen Provinzen sowie den administrativen Organen, den Beamten gesprochen wurde und sich aber vielfach im Hinblick auf phonetische, syntaktische, morphologische und lexikalische Strukturen von der lateinischen Schrift- oder Hochsprache unterschied. Diese gesprochene Umgangssprache oder Volkslatein stellte aber keine fest umrissene Sprache mit einer definierten Struktur dar.[4]

In der Spätantike führten die politischen und ökonomischen Veränderungen letztlich zur Auflösung des römischen Imperiums. In dieser Zeit, zwischen 375 bis 568, kam es zur Völkerwanderung und der Teilung des Reiches (395) sowie den zwischen 476 bis 480 anhaltenden Untergang des Römischen Reiches im Westen, der Bildung des Weströmisches Reiches und den Übergang zum Byzantinischen Reich im frühen 7. Jahrhundert im Osten des Mittelmeeres. Es folgten die Zeit der westgotischen Okkupation sowie der Ausbreitung des islamischen Herrschaftsbereich im Süden (al-Andalus) der Iberischen Halbinsel. Dabei hatte die westgotische Kultur[5] weit weniger Einfluss auf die durch Bevölkerung gesprochene und in die Entstehung befindlichen spanischen Sprache als das durch die islamischen Okkupanten erreicht worden war (Mozarabische Sprache).[6] Im Zeitraum zwischen 711 bis 719 lösten die aus Nordafrika kommenden muslimische Eroberer (Araber und Berber) das Westgotenreich auf und eroberten fast die gesamte Iberische Halbinsel (Islamische Expansion). Die christliche Rebellion gegen die muslimische Herrschaft begann 718 in Asturien, und wurde zum Ausgangspunkt der Reconquista. Die Reconquista endete im Jahr 1492 mit dem vollständigen Auflösen des letzten muslimischen Herrschaftsbereichs im Emirat von Granada und der Vertreibung der Juden aus Spanien.[7]

Das erste bekannte schriftliche Dokument aus Spanien wurde von einem Mönch im Kloster San Millán de la Cogolla verfasst. Die Glosas Emilianenses, ursprünglich in lateinischer Sprache geschrieben, erschein es im Jahre 964 auf westaragonesisch (oder auch Navarro-Aragonesisch), einer iberoromanischen Sprache, die sich aus dem Vulgärlatein ableitet und eng mit dem Kastilischen verwandt ist.

Mit der Reconquista breiteten sich die Sprachen des Nordens in den Süden der Iberischen Halbinsel aus, besonders erfolgreich waren das Kastilische im Zentrum der Halbinsel sowie die Galicische Sprache im westlichen Teil, (siehe auch Alfons VI.).

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstanden die Historia Roderici sie erzählten zunächst auf Latein die Taten des El Cid. Später erschien im Jahr 1235 ein handschriftlicher und in Altspanisch geschriebener Epos den El Cantar de Mio Cid.[8] [9]

Dann kam mit Alfonxo X. genannt der Weise ein vielseitig gebildeter Monarch, der sich schon vor seiner Inthronisation durch das Verfassen von Texten auszeichnete. Während seiner Herrschaft vollendete er sein umfangreiche Gesamtwerk mit Themen zur Wissenschaft (Astronomie), Geschichte und Recht. Er war als intellektuelles Zentrum für die Konsolidierung der spanischen Sprache sowie deren Emanzipation aus dem Lateinischen bzw. der vulgärlateinische Sprache die herausragende Person im 13. Jahrhundert.[10] Im Jahre 1492 erschien von Antonio de Nebrija die Gramática de la lengua castellana – Grammatik der kastilischen Sprache. Nebrijas kastilische Grammatik war die erste gedruckte Grammatik einer romanischen und nichtklassischen Sprache.[11]

Portrait des Antonio de Nebrijas.

Der Chilene Andrés Bello beschäftigte sich auch mit den Sprachwissenschaften. Seine Befürchtung war, dass die spanische Sprache in den nun unabhängigen Ländern Hispanoamerikas eine ähnliche Entwicklung nehmen könnte, wie es das Lateinische mit ihrer Aufsplitterung in die verschiedenen romanischen Sprachen nahm. Sein erklärtes Ziel war es, mit seiner Grammatik zur Einheit der spanischen Sprache beizutragen.

Andrés Bello

Die Real Academia Española ist seit dem Jahr 1713 die maßgebliche Institution für die Pflege der spanischen Sprache. Regelmäßig erscheinen unter dem Dach ihres Hauses Wörterbücher, Grammatiken und Orthographische Wörterbücher. Sie Akademie stellt eine der wichtigsten Quellen der spanischen Sprachgeschichte dar. Ihre Vorgaben sind im Schulunterricht und Behördengebrauch Spaniens und der Spanisch sprechenden Länder Amerikas verbindlich. In der Umgangssprache wird sie häufig Real Academia de la Lengua („Königliche Akademie für Sprache“) mit oder ohne den Zusatz Española genannt.[12]Im Jahre 1771 wurde die erste Grammatik der Akademie veröffentlicht.

Die spanische Sprachakademie in Madrid, die Real Academia Española

Ursprung und Name

Das Spanische/Kastilische entwickelte sich aus einem im Grenzgebiet zwischen Cantabria, Burgos, Álava und La Rioja gesprochenen lateinischen Dialekt zur Volkssprache Kastiliens (die geschriebene Sprache war lange das Lateinische). Daher kommt auch der Name castellano (Kastilisch), der sich auf den geographischen Ursprung der Sprache bezieht.

Die andere Bezeichnung, español (Spanisch), stammt von der mittelalterlichen lateinischen Bezeichnung Hispaniolus ab, beziehungsweise von Spaniolus (Diminutiv von „Spanisch“). Ramón Menéndez Pidal befürwortet eine andere etymologische Erklärung: Die klassische Form hispanus oder hispanicus habe im Vulgärlateinischen das Suffix -one erhalten (wie in den Begriffen bretón (Bretonisch), frisón (Friesisch) usw.) und sich von hispanione zum altkastilischen españón entwickelt, „das sich durch die Dissimilation der beiden Nasale bald zu español weiterentwickelte, mit der Endung -ol, das nicht gebraucht wird, um Nationen zu bezeichnen“.[13]

Historische und sozioökonomische Entwicklungen und seine weit verbreitete Verwendung als Verkehrssprache machten das Kastilische zur Lingua franca der gesamten iberischen Halbinsel, in Koexistenz mit den anderen dort gesprochenen Sprachen: Man schätzt, dass in der Mitte des 16. Jahrhunderts bereits etwa 80 % der Spanier Kastilisch sprachen.[14] Durch die Eroberung Amerikas, das der Privatbesitz der kastilischen Krone war, breitete sich die spanische Sprache über den halben Kontinent aus, von Kalifornien bis Feuerland.

Castellano oder Español?

Während im nichtspanischsprachigen Ausland die Sprache fast ausschließlich als „Spanisch“ (spanish, spagnolo, espagnol, لغة إسبانية, etc.) bezeichnet wird, finden sich in spanischsprachigen Ländern die Begriffe español (Spanisch) und castellano (Kastilisch).

In Südamerika wird tendenziell castellano bevorzugt, während in Mittelamerika, Kolumbien, Mexiko und den USA eher español üblich ist. Die Verfassungen von Spanien, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, El Salvador, Paraguay, Peru und Venezuela verwenden den Begriff castellano; Kuba, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Mexiko und Panama español. In Spanien sind beide Bezeichnungen üblich. Die Real Academia Española empfiehlt außer in Situationen, in denen es gerade um die Unterscheidung zu den anderen in Spanien vorkommenden eigenständigen Sprachen (Katalanisch, Baskisch, Galicisch, etc.) geht, die Verwendung des Begriffs español.

Der Begriff castellano wird darüber hinaus auch als Bezeichnung für den im Mittelalter in Kastilien gesprochenen romanischen Dialekt (aus dem das moderne Spanisch hervorgegangen ist) und für den heute in dieser Region gesprochenen Dialekt verwendet. In Spanien ist die Entscheidung für die Verwendung des einen oder anderen Begriffs gelegentlich auch politisch motiviert.

Verbreitung


Die spanischsprachige Welt
Die spanischsprachige Welt
Kenntnisse des Spanischen in der EU (laut Eurobarometer, 2006)

Spanisch wird gegenwärtig von 329 bis 358 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen[15]. Die meisten Spanisch-Sprecher leben in Süd- und Mittelamerika sowie in Spanien. In den Vereinigten Staaten leben rund 45 Millionen Sprecher, damit liegen die USA nach Mexiko und noch vor Kolumbien und Spanien weltweit an zweiter Stelle. Obwohl die Sprache in keinem Bundesstaat Amtsstatus hat, liegt die Zahl der Sprecher in einigen Staaten des Südwestens wie beispielsweise in New Mexico oder Kalifornien, aber auch in Texas bei über 30 %. In Belize, Marokko, Westsahara, den Niederländischen Antillen und Aruba, den Philippinen sowie in Trinidad und Tobago wird Spanisch von einem großen Bevölkerungsanteil gesprochen. In Brasilien wird Spanisch aufgrund der Nähe zum Portugiesischen in der Regel gut verstanden, auch wenn die meisten Brasilianer die Sprache selbst nicht sprechen. Viele Brasilianer – besonders im Grenzgebiet zwischen Uruguay und Brasilien – verständigen sich mit Sprechern des Spanischen aber relativ problemlos in Portunhol. Ähnliches gilt für Portugal.

Inklusive Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher auf 450[16] bis 500 Millionen[17][18]. Damit nimmt Spanisch – nach Mandarin-Chinesisch und Englisch – Platz 3 der weltweit meistgesprochenen Sprachen ein. Der neuesten Angaben nach (Ethnologue 2013) steht das Spanische an der zweiten Stelle.[19] Nach Englisch ist Spanisch die weltweit am häufigsten erlernte Fremdsprache.[17] Als Amtssprache dient Spanisch in der Europäischen Union, in der Organisation Amerikanischer Staaten sowie bei den Vereinten Nationen.

Geschichtliche Entwicklung

Vorromanischer Einfluss

Rekonstruierte Sprachräume um 300 v. Chr.

Die ältesten uns bekannten Bewohner der Iberischen Halbinsel waren die Iberer. Um 600 v. Chr. wanderten keltische Stämme über die Pyrenäen ein, die sich daraufhin mit den Iberern zu den Keltiberern vermischten. Das Baskische ist der einzige sprachliche Überrest aus jener Epoche, das noch von ca. 850.000 Menschen am Golf von Biskaya beiderseits der spanisch-französischen Grenze gesprochen wird.

Gibt eine Bevölkerung unter dem Einfluss einer neuen Sprache die eigene Sprache nach einer Periode der Zweisprachigkeit zu Gunsten der prestigeträchtigeren neuen Sprache auf, so wirken sich dennoch Sprechgewohnheiten auf die neue Sprache aus. Man bezeichnet die aufgegebene Sprache dann als Substrat. Das Keltiberische wirkte sich nach Übernahme des Lateinischen wie folgt aus:

  1. Sonorisierung der intervokalischen Verschlusslaute p;t;k zu b;d;g (amica → amiga / apotheca → bodega).
  2. Lenisierung des Nexus [kt] über [çt] zu [it]. Im Kastilischen entwickelte sich der Nexus weiter. Das t wurde durch vorangehenden Palatal ebenfalls palatalisiert. Daher noctem → noche.

Das Baskische ist ein Adstrat, da keine der Sprachen aufgegeben wurde. Auf baskischen Einfluss ist folgendes Phänomen zurückzuführen: Ersatz des anlautenden f durch h, das jedoch im weiteren Verlauf ganz wegfiel (farina → harina, factus → hecho, filius → hijo, furnus → horno).

Lateinische Grundlage

Im 3. Jahrhundert v. Chr. begannen die Römer mit der Eroberung der Iberischen Halbinsel. Zu jener Zeit wurden hier unter anderem Iberisch, Keltiberisch, Baskisch, Tartessisch, Lusitanisch sowie vor allem in Küstenorten Punisch und Griechisch gesprochen. Seit Kaiser Augustus befand sich die gesamte Halbinsel in römischer Hand.

Durch eine starke militärische Präsenz und durch zahlreiche römische Beamte verbreitete sich die lateinische Sprache dort sehr schnell. Latein wurde so über den Weg des Vulgärlateins[20], zu der die Kultur bestimmende Umgangssprache, dass die iberischen, ursprünglichen Sprachen allmählich zurückgedrängte. Nur in den westlichen Pyrenäen stieß das Lateinische auf stärkeren Widerstand, so dass die Ursprache Baskisch dort erhalten blieb.

Germanischer Einfluss

Als die Westgoten im Jahr 414 in Spanien einfielen, sprach man schon auf der gesamten Halbinsel Latein mit lokaler Färbung. Obwohl die Westgoten die darauffolgenden drei Jahrhunderte Spanien beherrschten, beeinflussten sie Sprache und soziales Leben lediglich in geringem Maße (nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung waren Goten). Ein Grund dafür, dass sich Romanen und Goten nicht vermischten, war hauptsächlich religiösen Ursprungs: Die Romanen waren Katholiken, die Goten Arianer. Nachdem im Jahr 589 König Rekkared I. mit seinem Volk zum Katholizismus übertrat, verschwand das Gotische bald vollkommen.

Dennoch gibt es einige Wörter im Spanischen, die germanischen Ursprungs sind (z. B. ganso). Man nimmt aber an, dass diese nicht durch die Goten, sondern schon vorher durch die Römer, die in Gallien mit germanischen Stämmen in Berührung gekommen waren, nach Spanien gebracht wurden.

Auf die Sprache der Westgoten geht wahrscheinlich auch die Endung -ez vieler heutiger spanischer Familiennamen zurück.[21] Sie hatte die Bedeutung „Sohn von“ (Patronym), so war Rodríguez der Sohn von Rodrigo (Roderich). Ein Beispiel sind die Könige von Navarra aus dem Haus Jiménez in der Zeit von 905 bis 1076: Auf den Begründer der Dynastie Sancho I. Garcés folgten nacheinander García I. Sánchez, Sancho II. Garcés, García II. Sánchez, Sancho III. Garcés, García III. Sánchez und Sancho IV. Garcés, wobei der Nachfolger jeweils der Sohn des Vorgängers war.

Arabischer Einfluss

Einen dauerhafteren Einfluss auf das Vokabular des Spanischen hatten die maurischen Eroberer, die 711 von Afrika aus ihre Expansion nach Osten und Norden der Halbinsel begannen. Sie besetzten die ganze iberische Halbinsel mit Ausnahme des Kantabrischen Gebirges, wo Gruppen der christlichen Urbevölkerung Zuflucht suchten und von wo die spätere Rückeroberung (Reconquista-Bewegung) der iberischen Halbinsel ausging.

Als im Jahr 1492 diese Rückeroberung mit dem Fall von Granada abgeschlossen war, waren schon viele arabische Wörter in das Spanische eingedrungen. Nach Auswertung des Wörterbuches der Real Academia Española von 1995 enthält das heutige Spanische noch 1285 Entlehnungen aus dem Arabischen, die sogenannten Arabismen.[22]

Somit ist das Spanische die romanische Sprache mit den meisten arabischen Lehnwörtern; es handelt sich dabei nicht nur um Kulturbegriffe, sondern auch um Bezeichnungen für Begriffe des alltäglichen Lebens, z. B. aceite ‚Öl‘, aceituna (auch: oliva) ‚Olive‘, alfombra ‚Teppich‘.

Auch azafata (‚Flugbegleiterin‘) ist ursprünglich ein arabisches Wort.

Das Wort ojalá (‚hoffentlich‘) ist eine hispanisierte Form der arabischen Redewendung Inschallah (ان شاء الله) und bedeutet eigentlich ‚So Gott will‘.

Arabische Lehnwörter und ihre Ableitungen finden sich in den folgenden Wortschatzbereichen: Verwaltung und Staatswesen, Heerwesen, Münzprägung, Naturwissenschaften, Landwirtschaft (Ackerbau, Bewässerungsanlagen), Hausrat, Kleidung, Speisen, Pflanzen- und Tierbezeichnungen und andere. Ein beträchtlicher Teil dieser Wörter kommt ursprünglich aus dem Persischen, dem Aramäischen, aus indischen Sprachen (ajedrez aus čaturaṅga), aus dem Griechischen (guitarra über arabisch qiθārā, aus griechisch κιθάρα) oder sogar dem Lateinischen (alcázar aus lateinisch castra) und ist nur über das Arabische und in arabischer Form ins Spanische gelangt.

Im Gegensatz zu anderen Sprachen, die bei der Übernahme arabischer Wörter den arabischen Artikel al (ال) abtrennten, findet sich in vielen Lehnwörtern im Spanischen dieses al, zum Beispiel beim Zucker (span. azúcar, ital. zucchero, arab. السكر as-sukkar – hier wird das des Artikels assimiliert).

Einflüsse indigener amerikanischer Sprachen

Vor allem die lateinamerikanischen Dialekte des Spanischen enthalten eine Vielzahl von Ausdrücken indigener Sprachen. Beispiele:

  • el aguacate oder la palta (‚die Avocado‘)
  • el ají (‚die scharfe Paprika, die Chilischote‘)
  • la batata (‚die Wade‘)
  • el batey (‚das Dorf‘)
  • el bohío (‚die Schilfhütte‘)
  • el bohuco (‚die Rank- oder Schlingpflanze‘)
  • el cacique (‚der Kazike, der Häuptling‘)
  • el caimán (‚der Kaiman, das Krokodil‘)
  • la canoa (‚das Kanu‘)
  • el casabe (‚das Fladenbrot‘)
  • el cayo (‚die kleine Insel‘)
  • el cayuco (‚das Boot‘)
  • la chacra (‚das kleine Landgut‘)
  • el cocote (‚der Nacken‘)
  • el conuco (‚der Garten‘)
  • la guayaba (‚die Guave‘)
  • el huracán (‚der Hurrikan, der Wirbelsturm‘)
  • la lambí (‚die Flügelschnecke‘)
  • el maíz oder el choclo (‚der Mais‘)
  • el manatí (‚die Seekuh‘)
  • el maní oder el cacahuate (‚die Erdnuss‘)
  • la papa (‚die Kartoffel‘)
  • la sabana (‚die Ebene‘)
  • el tabaco (‚der Tabak‘)
  • el tiburón (‚der Haifisch‘)
  • la yuca (‚die Maniokpflanze, die Maniokfrucht‘)

Das heutige Spanisch

Das Lateinische, das von den Römern nach Spanien gebracht wurde, war nicht die klassische lateinische Sprache, sondern die gewöhnliche Umgangssprache der Legionäre (Vulgärlatein). Aus dieser Sprache entwickelten sich mit der Zeit unter verschiedenen geographischen und ethnographischen Einwirkungen unterschiedliche romanische Dialekte. Einer dieser Dialekte, das Kastilische, entstand in einer schwach romanisierten Gegend im Norden Spaniens, im Grenzgebiet der heutigen spanischen Provinzen Burgos, La Rioja, Vizcaya und Álava. Dieser Dialekt Altkastiliens zeichnet sich dadurch aus, dass er stärker von den vorromanischen Sprachen (Baskisch) geprägt ist, und wird später durch politische Umstände zur Schrift- und Nationalsprache Spaniens.

Es waren nämlich die Grafen Altkastiliens, die in andauernden Kämpfen gegen die Araber ihr Staatsgebiet nach Süden hin erweiterten. Im Verlauf dieser Reconquista-Bewegung schob sich das Altkastilische wie ein Keil in das übrige romanische Sprachgebiet hinein und drängte die anderen Sprachformen an die westliche (Asturisch-Leonesisch und Galicisch, aus dem sich später Portugiesisch entwickelte) und östliche (Aragonesisch, Katalanisch) Peripherie des Landes ab, wodurch sich der Bereich der kastilischen Sprache enorm vergrößerte.

In den von den Mauren eroberten Gebieten verdrängte sie auch das Arabisch und das Mozarabisch (romanische Dialekte, die in den maurisch beherrschten Gebieten von den Christen gesprochen, aber in arabischer Schrift geschrieben wurden).

In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde Kastilien zum Königreich ausgerufen und im Jahr 1085 Toledo zur Hauptstadt bestimmt. So wurde die kastilische Mundart zur Hof- und Umgangssprache des jungen Königreichs. Von sprachpolitischer Bedeutung sind die Reformen Ferdinands III. (1217–1252) und Alfons X. (1252–1282), durch die das Lateinische als Urkundensprache abgeschafft wurde und das Kastilische diese Funktion übernahm.

Schon im Verlauf des späten Mittelalters verbreitete sich das Kastilische nicht nur als Schriftmedium, sondern auch als gesprochene Sprache außerhalb Kastiliens. Die erste spanische Grammatik wurde im Jahre 1492 von Antonio de Nebrija verfasst. Das Spanische, wie wir es heute kennen, ist eine Weiterentwicklung der lateinisch-kastilischen Mundart mit toledanischer Färbung.

Im Jahr 1713 entstand nach französischem Vorbild die Real Academia de la Lengua, die als anerkannte Autorität in Sprachfragen gilt. Zwischen 1726 und 1739 wurde das Diccionario de Autoridades herausgegeben, im Jahr 1771 erschien die Grammatik der Akademie. Heute gibt die Akademie in Zusammenarbeit mit den Sprachakademien der anderen spanischsprachigen Länder unter anderem das Wörterbuch Diccionario de la Lengua Española und das umfangreiche Grammatikwerk Nueva Gramática de la Lengua Española heraus.

Rechtschreibung

Die Rechtschreibung des Spanischen kommt dem Ideal recht nahe, Laut für Laut das gesprochene Wort nachzubilden. So werden häufig auch übernommene Fremdwörter in ihrer Schreibung so angepasst, dass sich die Aussprache wieder automatisch ergibt (Beispiel: englisch bacon wird zu Spanisch beicon oder englisch football wird zu spanisch fútbol). Bei den lateinamerikanischen Varianten gilt dies nur mit Einschränkungen (teilweise werden Buchstaben anders ausgesprochen, wenn das Wort indianischen Ursprungs ist, besonders „ll“ und „x“).

Phonologie

Vokale

Das Spanische besitzt 5 Monophthonge.

Monophthonge des Spanischen
  vorne zentral hinten
geschlossen i   u
mittel e   o
offen   a  

Konsonanten

Das Spanische hat 24 Konsonanten. Die Frikative /β ð ɣ/ sind Allophone von /b d g/.

Konsonanten des Spanischen[23]
  bilabial labio-
dental
dental alveolar post-
alveolar
palatal velar
Plosive p b     t d     k g
Affrikaten            
Nasale m     n   ɲ  
Flaps/Trills       ɾ r      
Frikative β f θ ð s     x ɣ
Approximanten w         j  
Laterale       l   ʎ  

Eine Unterscheidung der Laute /ʎ/ und /ʝ/ bzw. /j/ erfolgt nicht im gesamten spanischsprachigen Raum, siehe dazu den Artikel zum Yeísmo.

Hörbeispiele

Gesprochen von einem Einwohner Madrids.

Das Buch Der Kleine Prinz auf Spanisch:

Spanien

Mexiko

Diese zwei Beispiele zeigen die Unterschiede in der Aussprache des europäischen und amerikanischen Spanisch. Bei den vorgelesenen Texten handelt es sich um zwei unterschiedliche Übersetzungen des französischen Originals.

Sprachbeispiel

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:

Todos los seres humanos nacen libres e iguales en dignidad y derechos y, dotados como están de razón y conciencia, deben comportarse fraternalmente los unos con los otros.
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Grammatik

Spanisch ist, wie andere romanische Sprachen auch, eine analytisch flektierende Sprache − im Gegensatz zu den synthetisch flektierenden Sprachen, wie etwa dem Latein – bei der die meisten Flexionsformen aus mehreren Teilen bestehen, z.B. el padre, del padre al padre, al padre los padres y las madres. Das Spanische weist zwei grammatischen Geschlechtern auf und über fünfzig konjugierten Formen pro Verb, aber einer eingeschränkten Flexion von Verben, Substantiven und Determinativen. Seine Syntax ist normalerweise Subjekt-Verb-Objekt, auch wenn Variationen häufig sind, und Adjektive werden für gewöhnlich, wenn auch nicht immer, dem Substantiv, auf das sie sich beziehen, nachgestellt. Es ist eine Pro-Drop-Sprache, d. h. Pronomen können weggelassen werden, wenn sie für das Verständnis nicht unbedingt notwendig sind.

Das amerikanische Spanisch

In den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas wird Spanisch als Muttersprache gesprochen. Da es sich hierbei um ein großes Gebiet handelt und seit der Kolonialisierung durch die Spanier bereits Jahrhunderte vergangen sind, weist das lateinamerikanische Spanisch gewisse Abweichungen zum europäischen Spanisch auf.

Diese sind in der Schrift- und Verkehrssprache nicht allzu groß; die Umgangssprachen und Dialekte der einzelnen Länder unterscheiden sich dagegen teilweise recht deutlich, und zwar nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Vokabular.

Einige Wörter haben in Amerika einen Bedeutungswandel durchgemacht und generell lässt sich der lateinamerikanische Wortschatz als archaischer als der kontinentaleuropäische beschreiben (d. h. die Ausdrucksweise mutet Europäern oft veraltet oder historisierend an). Einige Abweichungen sind auch auf den (in den einzelnen Regionen unterschiedlich starken) Einfluss indigener Sprachen zurückzuführen. Besonders in Mexiko, der Karibik, Zentralamerika und Venezuela sehr deutlich spürbar sind auch die Einflüsse des US-amerikanischen Englischen auf den Wortschatz des Spanischen, die wesentlich stärker als in Europa sind.

Auf grammatikalischem Gebiet sind bis auf Besonderheiten in der Verwendung der Vergangenheitstempora (Dominanz des Indefinido) und den „Voseo“ keine nennenswerten Abweichungen zum europäischen Spanisch festzustellen.

Ein besonders charakteristisches Erkennungszeichen lateinamerikanischer Sprecher ist die vom europäischen Spanischen stark abweichende Sprachmelodie. Die Unterschiede in dieser Beziehung sind jedoch zwischen dem andinen Spanisch, den La-Plata-Dialekten, Mexiko und Zentralamerika sowie den karibischen Dialekten praktisch ebenso groß wie gegenüber dem Kontinentalspanischen, so dass sich allgemeine Regeln nur schwer definieren lassen.

Obgleich auch Aussprache und Wortschatz zwischen und sogar innerhalb der einzelnen lateinamerikanischen Ländern mitunter stark variieren, lassen sich doch einige allgemeine Hauptunterschiede zwischen der Sprache Süd- und Mittelamerikas und dem europäischen Spanischen festhalten:

Grammatikalische Besonderheiten

  • Die Vergangenheitsform Pretérito Perfecto (he comprado) ist in einigen Ländern wie Argentinien relativ ungebräuchlich, stattdessen wird meist das Pretérito Indefinido verwendet (compré), soweit man das „Noch-Andauern“ einer Handlung nicht ganz explizit betonen möchte.
  • Die in Spanien nur als Höflichkeitsform (etwa dem „Siezen“ im Deutschen vergleichbar) im förmlichen Umgang verwendete Anrede „ustedes“ (< vuestra merced, übersetzt etwa: „Euer Gnaden“) ist in Lateinamerika die standardsprachliche und allgemein verbreitete Anredeform, unabhängig von Sprachebene oder Vertrautheit. So wird die 2. Person Plural im amerikanischen Sprachraum überhaupt nicht benutzt und stets durch die Anrede in der 3. Person ersetzt, an die Stelle des Personalpronomens „vosotros“ tritt immer „ustedes“ (eine der wenigen Regeln, die einschränkungslos für ganz Lateinamerika gelten).
Auch im Singular ist die Anrede in der 2. Person mit „tú“ in manchen Gebieten weniger gebräuchlich (oder gilt als unhöflich oder pedantisch) und man greift entweder zu „vos“, was ursprünglich der Höflichkeitsform wie dem deutschen „Ihr“ entsprach (siehe unten), oder zur 3. Person mit „usted“.
  • Eine grammatikalische Besonderheit, die in vielen Teilen Lateinamerikas verbreitet ist, ist der sogenannte Voseo. Hierbei wird anstelle des Personalpronomens oder ti in der 2. Person Singular das Pronomen vos (historisch für Ihr) verwendet. Die Verben werden dann anders konjugiert (beispielsweise vos sos: „du bist“, standardspanisch tú eres). Die grammatikalischen Regeln zum voseo werden regional unterschiedlich angewandt, so sind etwa Varianten wie vos tomás, tú tomás und vos tomas (standardspanisch tú tomas) möglich.
Voseo ist praktisch als Standard in Argentinien, Uruguay, Paraguay und Nicaragua, und in abgeschwächter Form auch in einigen anderen Ländern und Regionen Lateinamerikas, etwa Guatemala, dem Bundesstaat Zulia in Venezuela und der Region Paisa in Kolumbien, anzutreffen.
Costa Rica stellt einen Sonderfall dar, da nicht gebraucht wird, dafür aber vos und usted etwa gleichermaßen.
Eine abgeschwächte Sonderform des Voseo ist in Chile verbreitet, wo man in der informellen Sprache in der 2. Person Singular eine an die 2. Person Plural bzw. die Konjugationsformen des Voseo erinnernde Verbform verwendet. Die auf -ar endenden Verben erhalten in der 2. Person Singular die Endung -ái(s), wobei das Schluss-s nicht ausgesprochen wird. Die Verben auf -er/-ir erhalten die Endung -ís, wobei das Schluss-s manchmal nur gehaucht wird. Beispiele: ¿Cómo estás? wird zu ¿Cómo estái(s)?. ¿Qué haces? wird zu ¿Qué hacís? oder ¿Qué hací(h)?. ¿Te acuerdas? wird zu ¿Te acordái(s)?. Beachtlich sind hier die Parallelen zum Italienischen, wo die Endung der 2. Person Singular stets -i ist. Als Pronomen wird generell verwendet und nur selten vos, was einen noch stärker umgangssprachlichen (oft auch aggressiven) Charakter hat.
Phonetisch ähneln sich der Voseo in Chile und der in Venezuela (im Bundesstaat Zulia) da in diesem die Konjugation der klassischen Form (-áis, -éis, -ís) entspricht, das Schluss-s aber genauso wie in Chile gehaucht wird. Beispiele: ¿Cómo estáis?, ¿Qué hacéis?, ¿Venís?, die ¿kómo ehtáih?, ¿ké aséih?, ¿beníh? ausgesprochen werden.
Siehe auch die Tabelle unten

Unterschiede im Wortschatz

Es gibt viele Abweichungen zwischen dem kontinentalspanischen und dem lateinamerikanischen Wortschatz und überdies auch innerhalb Lateinamerikas von Land zu Land verschiedene semantische Eigenarten. Sie betreffen hauptsächlich die Umgangssprache und Begriffe des täglichen Lebens. Ernsthafte Verständigungsprobleme zwischen Sprechern aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Teilgebieten des spanischen Sprachraums gibt es in der Regel jedoch kaum.

Je nach Land gibt es auch eine unterschiedliche Anzahl Wörter, die aus den jeweiligen Sprachen der indigenen Völker entlehnt wurden. Einige davon haben auch das europäische Spanisch erreicht. Dazu gehören Begriffe wie aguacate (Avocado) oder patata (Kartoffel).

Einige Beispiele
Deutsch europ. Span. amerik. Span. ein Spanier oder Nicht-Muttersprachler könnte verstehen
Butter mantequilla manteca (Argentinien, Paraguay) Schmalz, Fett
Erdbeere fresa frutilla (Argentinien, Chile, Ecuador, Paraguay) Früchtchen
Eisschrank nevera refrigerador, heladera (Mexiko, Argentinien, Peru) Kühler, Eisverkäuferin
Rock falda pollera (Argentinien, Uruguay) Hühnerverkäuferin
Auto(mobil) coche carro (Kolumbien, Mexiko, Venezuela, Peru, Zentralamerika), auto (Argentinien, Chile, Ecuador, Peru), máquina (Argentinien; abgeleitet von italienisch macchina für Auto) Karren, Handwagen (carro); Maschine (máquina)
Banane plátano banano, guineo (Karibik, Zentralamerika), cambur (Venezuela), banana (Argentinien)
Bohnen judías alubias (Kanarische Inseln), caraotas (Venezuela), frijoles (Mexiko, Peru und Zentralamerika), fríjoles (Kolumbien), fréjol (Ecuador), porotos (Argentinien, Chile)
Kartoffel patata papa (Argentinien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Mexiko, Peru, Zentralamerika, Kanarische Inseln) Papst (dann jedoch mask.),
Vater (falls als papá endbetont)
Lastwagen camión troca (nördliche Staaten in Mexiko und „kalifornisches Slang-Spanisch“, aus dem amerikanischen truck)

Zu Missverständnissen kommt es am ehesten durch Wörter, die neben der allgemeinen Bedeutung in bestimmten Ländern eine umgangssprachliche Spezialbedeutung besitzen. So ist etwa das in Spanien unverfängliche und für alle möglichen Sachverhalte häufig gebrauchte Verb coger („nehmen, ergreifen, fangen“) in einigen Ländern Lateinamerikas (vor allem Argentinien, Uruguay und Paraguay) ein ordinärer Ausdruck für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs. Der Satz „Ich werde den Bus nehmen“ (Voy a coger el autobús) ist daher in Anwesenheit von Argentiniern ein sicherer Lacherfolg („Ich werde den Bus bumsen“). In ganz Lateinamerika wird anstelle von „coger“ häufiger das Verb „tomar“ („nehmen, einnehmen, trinken“) verwendet.

Auch das Wort guagua sorgt in diesem Zusammenhang immer wieder für Heiterkeit. Während es auf den Kanarischen Inseln, Kuba und der Dominikanischen Republik einen innenstädtischen Linienbus bezeichnet, steht es in Andenländern wie Chile, Peru oder Ecuador für Krabbel- oder Kleinkind (hier: Xenismus aus Quechua), so dass auch hier Missverständnisse vorbestimmt sind.

Besonders die Namen für Obst- oder Gemüsesorten variieren in den lokalen Varietäten der unterschiedlichen spanischsprachigen Länder sehr stark. So heißen etwa in der Dominikanischen Republik die Orange la china, die Mandarine la italiana, die Papaya la lechoza, die Banane el guineo und die Maracuja la chinola – Ausdrücke, die oft nicht nur in Spanien und Südamerika, sondern selbst in benachbarten Ländern wie Mexiko oder Kuba schon nicht mehr verstanden werden. Ähnliches gilt für Bezeichnungen wie frutilla für die Erdbeere (kontinentalspanisch fresa), ají für scharfe Paprika (chili) oder palta für Avocado (in Europa aguacate genannt), wie sie in Chile und einigen anderen südamerikanischen Ländern geläufig sind.

Für hübsch oder schön verwendet man in den meisten Ländern Lateinamerikas Adjektive wie bonito/-a oder lindo/-a; das in Spanien verbreitete guapo/-a ist dagegen ungebräuchlich und hat in manchen Ländern (etwa auf Kuba und in der Dominikanischen Republik) die Bedeutung aggressiv oder wild. Somit ist una chica guapa in Spanien ein hübsches, auf Kuba ein wütendes Mädchen.

Unterschiede in der Aussprache

Unterschiede in der Aussprache.

Viele lateinamerikanische Aussprachebesonderheiten erinnern an südspanische Dialekte und sind in Lateinamerika vor allem deswegen verbreitet, weil im 16. und 17. Jahrhundert die meisten spanischen Einwanderer nach Amerika aus dem Süden Spaniens (v. a. Extremadura und Andalusien) kamen.

  • Typisch für Lateinamerika ist der sogenannte Seseo. Während im europäischen Spanisch ein z zumeist wie ein stimmloses englisches th ausgesprochen wird, klingt es in lateinamerikanischer Aussprache wie ein normaler stimmloser s-Laut. Dasselbe trifft auf das c vor e und i zu (z. B. in nación).
  • Je nach Region mehr oder weniger ausgeprägt ist das Verschlucken oder Verändern bestimmter Endungen. Besonders auf Kuba und in der restlichen Karibik ist dies ausgeprägt und führt mitunter zu starken Verständnisproblemen bei ungeübten Hörern.
  • In der Karibik wird insbesondere die Wortendung „-ar“ abweichend als „-á“, „-al“ oder auch (z. B. im Norden der Dominikanischen Republik Nähe Puerto Plata) „ai“ ausgesprochen. Der Infinitiv „caminar“ wird demnach gesprochen zu „caminá“, „caminal“ oder „caminai“ - analog bei Verben auf -er oder -ir: „poner“ wird oft „ponel“ oder auch „ponei“ ausgesprochen.
  • „d“ wird am Wortende oft nicht gesprochen. Die Betonung bleibt aber auf der letzten Silbe. Beispiel: „ciudad“ wird gesprochen wie „siudá“. Das „d“ wird auch zwischen Vokalen meist ausgelassen, wobei die Betonung aber bleibt. Beispielsweise wird „cansado“ zu „cansao“.
  • „s“ im Silbenauslaut bzw. am Wortende wird oft nur gehaucht oder weggelassen. Dadurch lässt sich – bei tatsächlichem Wegfall der zweiten Person Plural im lateinamerikanischen Spanisch – auch die zweite Person Singular oft nicht von der dritten Person unterscheiden. Beispiel: „¿Qué quiere?“ („Was möchte er/sie?“) könnte bei Wegfall des „s“ auch „¿Qué quieres?“ („Was möchtest du?“) bedeuten.
Ausnahmen sind hier Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay, einige mittelamerikanische Länder und einige Regionen in Kolumbien, Venezuela und Bolivien.
In großen Teilen Chiles wird in der zweiten Person Singular statt „quieres“, „querís“ gesagt. Die Endung „-as“ wird durch „-ái“, während „-es“ durch ein „-ís“ ersetzt, wobei das Schluss-s entweder gehaucht wird oder in der Aussprache ganz wegfällt. In beiden Fällen wird die letzte Silbe betont, was teilweise zu einer Änderung der anderen Vokale innerhalb des Wortes führt. Beispiel: „Wohin gehst du?“ – „¿Adonde vai?“ statt „¿Adonde vas?“, „du kommst“ – „venís“ statt „vienes“, „du kannst“ – „podís“ statt „puedes“. Dies gilt auch für fast alle anderen Formen der zweiten Person Singular.
In Argentinien, Uruguay, Paraguay, einigen mittelamerikanischen Ländern und Teilen von Kolumbien und Bolivien wird statt „quieres“, „querés“ (auch oft mit gehauchtem Schluss-s) gesagt, welches seinen Ursprung in der Konjugationsform des altspanischen vos hat. In diesen Ländern wird außerdem statt „tú“, „vos“ gesagt, was ebenfalls „du“ bedeutet, aber eine andere Konjugation verwendet. So heißt es nicht „puedes“ (du kannst), sondern „podés“. Hier wird - anders als in der in Spanien gebräuchlichen vosotros-Form - das „i“ nicht ausgesprochen. Eine Ausnahme bilden die Verben der -ir-Konjugation, die der vosotros-Form entsprechen (z.B. „vivís“).
Die Konjugation des „vos“ in Venezuela (Bundesstaat Zulia) entspricht der des „vosotros“ (-áis, -éis, ís), obgleich das Schluss-s nur gehaucht wird, wodurch die Verben vom Klang her den chilenischen ähneln.
Durch diesen starken Unterschied zwischen der zweiten und der dritten Person Singular, trotz der Tendenz zur Schwächung des Schluss-s, tritt das oben aufgeführte Problem in den genannten Ländern nicht auf (siehe auch: Voseo).
VOSEO
Allgemein1 Chile Venezuela2
vivís
venís
podés podís podéis
querés querís queréis
¿qué hacés? ¿qué hacís? ¿qué hacéis?
¿cómo estás? ¿cómo estái? ¿cómo estáis?
¿adonde vas? ¿adonde vai? ¿adonde vais?
1„Allgemein“ bezeichnet alle anderen Länder mit Voseo
2im Bundesstaat Zulia
  • Beispiel für die letzten zwei Besonderheiten in einem Satz: „estamos cansados“ („wir sind müde“) wird bei der Aussprache zu „e(h)tamo(h) cansao“.
  • Auch die Tendenz, das s anzuhauchen (z. B. „ehtoy“ statt „estoy“) ist in vielen lateinamerikanischen Küstendialekten vorzufinden und ebenfalls mit dem Andalusischen zu vergleichen.
  • Je nach Region wird das „j“ mehr oder weniger hart ausgesprochen. Die Aussprache variiert vom spanischen harten und hinteren „ch“ über das deutsche eher weichere „ch“ (wie in Buch) bis hin zum normalen „h“.
  • Der sogenannte Yeísmo tritt vor allem in den Río-de-la-Plata-Staaten (Argentinien, Uruguay, Paraguay) auf. Diese Aussprachebesonderheit besteht darin, dass das Phonem ll nicht wie üblich wie ein deutsches Jot (Yeísmo), sondern stimmhaft wie ein weiches dsch, zum Teil auch stimmlos ähnlich einem deutschen sch (Šeísmo) ausgesprochen wird.

Siehe auch

Vom Spanischen abgeleitete Sprachen

Spanischbasierte Kreolsprachen

Hybriddialekte

Hybriddialekte (Mischsprachen) existieren dort, wo Spanisch und Portugiesisch aufeinandertreffen

Judenspanisch/Ladino

Judenspanisch ist das Spanisch der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden Sephardim. Sie leben heute in Israel, Griechenland, der Türkei, Nordmarokko und den USA. Die Sprecherzahl wird auf 150.000 geschätzt.

Sonstiges

Sprachfallen: „Falsos Amigos“

Mit den typischen Fehlern, die beim Erlernen und Übersetzen der spanischen Sprache auftreten können, beschäftigen sich folgende Beiträge:

Siehe auch

Literatur

  • Günter Holtus, Michael Metzeltin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik. 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band VI,1: Aragonesisch/Navarresisch, Spanisch, Asturianisch/Leonesisch. 1992.
  • Michael Metzeltin: Erklärende Grammatik der romanischen Sprachen. Praesens, Wien 2010.
  • Michael Metzeltin: Gramática explicativa de la lengua castellana. De la sintaxis a la semántica. Praesens, Wien 2009.

Spanische Sprachgeschichte

  • Antonio Tovar: Einführung in die Sprachgeschichte der Iberischen Halbinsel: das heutige Spanisch und seine historischen Grundlagen. 3. Auflage. Narr, Tübingen 1989.
  • Annegret Alsdorf-Bollee, Ingrid Neumann-Holzschuh: Spanische Sprachgeschichte. 5. Auflage. Klett, Stuttgart 2009.
  • Wolf Dietrich, Horst Geckeler: Einführung in die spanische Sprachwissenschaft: Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 5. Auflager. Schmidt, Berlin 2007.
  • Helmut Berschin, Julio Fernández-Sevilla, Josef Felixberger Die spanische Sprache. Verbreitung, Geschichte, Struktur. 3. Auflage. Olms, Hildesheim 2005.
  • Petrea Lindenbauer, Michael Metzeltin, Margit Thir: Die romanischen Sprachen. Eine einführende Übersicht. Egert, Wilhelmsfeld 1995.
  • Michael Metzeltin: Las lenguas románicas estándar. Historia de su formación y de su uso. Academia de la Llingua Asturiana, Uviéu 2004 (Google books)
  • Andreas Wesch: Grundkurs Sprachwissenschaft Spanisch. 5. Auflage. Klett, Stuttgart 2006.

Das ist Scheisdreck

Das Spanische in Asien und Ozeanien

  • Steve Pagel: Spanisch in Asien und Ozeanien. Lang, Frankfurt am Main 2010.

Spanische Wortschätze

  • André Höchemer: Man spricht Spanisch! Spanische Wortschätze auf gut Deutsch. Verlag Winfried Jenior, Kassel 2011
Wiktionary: Wörterbuch Spanisch–Deutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wörterbücher der spanischen Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Spanisch – Lern- und Lehrmaterialien
Wikisource: Spanische Wörterbücher – Quellen und Volltexte
Commons: Spanische Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Spanische Aussprache – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quelle hierfür ist das Buch: Spanische Sprachgeschichte von UNI Wissen von Annegret Bollée und Ingrid Neumann-Holzschuh. Auf der Seite 158 unter 4 „Die Hispanophonie, Sprecherzahlen“ heißt es: Die Hispanophonie umfasste im Jahre 2000 ca. 435 Millionen Sprecher. In der untenliegenden Fußnote heißt es: Andere Schätzungen gehen nur von 332 Millionen Sprechern aus (Anuario Cervantes 1999).
  2. siehe auch Vergleich von Spanisch und Portugiesisch
  3. einen Begriff der auf Hugo Schuchardt zurückgeht und den er in seiner 1864 veröffentlichten Dissertation "De sermonis Romani plebei vocalibus" erstmalig entwickelt
  4. Latein und seine Tochtersprachen. Universität München Lehramt. S. 1–11, online
  5. Marcos Roman Prieto: Spanisch-germanischer Lehnaustausch. Books on Demand (BoD), 2008, ISBN 3-6389-4414-X, S. 6 f.
  6. Wolf Dietrich; Volker Noll (Hrsg.) Einführung in die spanische Sprachwissenschaft Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-503-13719-0, S. 15 f.
  7. Leo Trepp: Die Rückeroberung Spaniens durch die Christen – Die Inquisition. In: Die Juden; Volk, Geschichte, Religion.Hamburg 1999, ISBN 3499 606186, S. 61/62.
  8. Hinweis für Philologen: Das Wort Mio im Werktitel ist ein im modernen Spanischen nicht mehr existierendes atonales Possessivpronomen (Verwendung strukturell ähnlich wie port. meu, ital. mio und frz. mon) und schreibt sich (anders als das moderne spanische Wort mío) ohne Akut.
  9. Untersuchung von Riaño Rodríguez und Gutiérrez Aja, 2003
  10. Reinhard Kiesler: Einführung in die Problematik des Vulgärlateins. Walter de Gruyter, 2006, ISBN 3-1109-1655-X, S. 105 f.
  11. Gustav Ineichen: Zur Stellung der spanischen Grammatik von Nebrijas. In Wolfgang Dahmen (Hrsg.): Zur Geschichte der Grammatiken romanischer Sprachen: Romanistisches Kolloquium IV. Bd. 357 Tübinger Beiträge zur Linguistik, Narr Verlag, 1991, ISBN 3-8233-4212-6, S. 227 f.
  12. Alonso Zamora Vicente: La Real Academia Española. Espasa Calpe, Madrid 1999, ISBN 84-239-9185-7, S. 33.
  13. Ramón Menéndez Pidal, Manual de gramática histórica española, Espasa-Calpe, 1985, S. 181.
  14. Irene Lozano, Lenguas en guerra, S. 92, Espasa Calpe, 2005.
  15. (SPANISH: a language of Spain). In: ethnologue.com. Abgerufen am 6. Juli 2010.
  16. www.fundacionblu.org/noticias.htm
  17. a b El español es el segundo idioma que más se estudia en el mundo, según el Instituto Cervantes. In: El País. 26. April 2007, abgerufen am 3. März 2010 (spanisch).
  18. terra.es: „La presencia del español en la Comunidad Europea y la expansión en Asia, retos inmediatos del Instituto Cervantes“ (abgerufen am 9. März 2008)
  19. Ethnologue, 2013 (abgerufen am 19. Dezember 2013)
  20. Christian Lehmann: Phonologie des Lateinischen und Vulgärlateinischen. Online
  21. Ralph Penny, Gramática histórica del español, Editorial Ariel, 2006, S. 31.
  22. Vgl. hierzu Volker Noll in Romania Arabica, Fs Kontzi, 1996, S. 299–313.
  23. SAMPA für Spanisch (englisch)

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