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St. Leonhard (Nürnberg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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St. Leonhard
Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 26′ N, 11° 3′ OKoordinaten: 49° 26′ 23″ N, 11° 3′ 7″ O
Einwohner: 13.825 (2011)
Eingemeindung: 1898
Postleitzahl: 90439
Vorwahl: 0911
Karte
Lage des statistischen Bezirks 20 St.Leonhard

St. Leonhard wurde als Gemeindeteil von Sündersbühl am 1. Januar 1898 in die Stadt Nürnberg (Stadtbezirk 3 - Weststadt) eingegliedert.[1]

Lage

Der Stadtteil liegt im südwestlichen Teil von Nürnberg. Er wird grob begrenzt durch den Frankenschnellweg im Nordosten, die Schwabacher Straße und Geisseestraße bzw. die parallel dazu verlaufende S-Bahn-Linie im Südosten, die Gustav-Adolf-Straße im Westen und die Wallensteinstraße und Rothenburger Straße im Nordwesten.

Geschichte

Der Ursprung des Viertels liegt im 14. Jahrhundert, als dort ein Siechkobel ein gutes Stück außerhalb der Stadtmauern angelegt wurde, ein Ort, an dem Kranke und Aussätzige leben mussten. Zur Vermeidung von Ansteckung trennte die Reichsstadt Nürnberg so strikt die kranke von der gesunden Bevölkerung (weitere im gleichen Zeitraum entstandene Siechkobel befanden sich in den heutigen Stadtteilen St. Johannis, St. Peter und St. Jobst)[2]. Die vier mittelalterlichen Nürnberger Siechkobel waren Einrichtungen, in denen Kranke und Aussätzige betreut wurden, die im mittelalterlichen Nürnberg nach den Kreuzzügen zahlreich waren. Heute würde man sie als Sterbehospize bezeichnen.

Der Leonharder Siechkobel war mit der Kirche St. Leonhard zusammengebaut und stand im Bereich des heutigen Kirchenschiffes. Die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude waren auf dem Areal des heutigen Gemeindehauses errichtet. Der Siechkobel hier war wie das Pendant in St. Johannis nur für die weiblichen Kranken zuständig.[3] 1808/10 kam St. Leonhard zusammen mit anderen Siedlungsgebieten an die Gemeinde Sündersbühl. Noch 1809 bestand diese Ansiedelung um den Siechkobel aus 8 Häusern, die um den heutigen Leonhardsplatz lagen.

Im Zuge der Industrialisierung wuchs St. Leonhard stark an. Im benachbarten Schweinau entstanden zahlreiche Fabriken und in St. Leonhard die hierfür erforderlichen Arbeiterunterkünfte. Durch die Nähe zu den Arbeitsplätzen wurde St. Leonhard zu einem beliebten Wohnviertel. Weil es aber hier wie auch in Schweinau manche nicht beliebte Anlage gab, z. B. zur Fäkalienentsorgung, hatte die Gegend nicht den besten Ruf.[2]

Menschen aus allen Ecken der Welt ließen sich seit jeher in St. Leonhard nieder, nach dem Krieg auch Vertriebene, Aussiedler und Gastarbeiter. Das Viertel wurde immer bunter, so hat heute rund ein Drittel aller St. Leonharder keinen deutschen Pass.[2]

Siehe auch: Eingemeindungen in die Stadt Nürnberg

Das Kirchengebäude

Kirche und Kirchhof St. Leonhard v. NO, 16. Oktober 2005

Die Kirche St. Leonhard wurde am 25. Januar 1317 mit Erlaubnis von Bischof Wulfing von Stubenberg, Fürstbischof zu Bamberg (1304–1318) durch den Zisterziensermönch und wandernden Titularbischof Dytmarus von Gabulon geweiht. Die zuerst kleine Kapelle hatte zuerst viele Patrone (Maria, Katharina, Margareta, Erasmus und schließlich Leonhard) bis sich zuletzt Leonhard als Namenspatron durchsetzte. Gestiftet wurde die Kirche von dem Hilfsgeistlichen an St. Lorenz Herrmann Schürstab, der aus dem Patriziergeschlecht der Schürstab stammte. Um die Finanzierung des Gottesdienstbetriebes sicherzustellen, gründete der Rektor des Lorenzer Pfarrkollegiums, Pfarrer Walther, am 18. Februar 1362 die notwendige Pfründestiftung. Dies geschah mit Genehmigung des Bischofs Leupold von Bamberg. Unmittelbar nach dem Tod von Pfarrer Walther protestierte der Nürnberg Rat aus Angst den Siechkobel an das Fürstbistum Bamberg zu verlieren. Erzbischof Leupold musste daraufhin 1363 – kurz vor seinem Tod – die Genehmigung zurückziehen. St. Leonhard blieb so an St. Lorenz gebunden. Am 18. August 1446, also fast 100 Jahre später, wurde durch Pfarrer Dr. Knörr erneut eine Pfründestiftung beantragt, nun beim Rat der Stadt Nürnberg. Diese wurde am 10. Oktober 1465 genehmigt und am 25. Oktober 1483 mit dem Tod der Stifterin Dorothea Mörlin beurkundet. In dieser Urkunde wird erstmals ein Pfarrhaus neben der Kirche erwähnt. Die Gemeindestelle war weiterhin ein Vikariat von St. Lorenz.




Galerie

Literatur

  • Günther P. Fehring, Anton Ress: Die Stadt Nürnberg. Kurzinventar. Bayerische Kunstdenkmale. Bd 10. Deutscher Kunstverlag, München 1961. 2. Aufl. bearb. von Wilhelm Schwemmer. München 1977, 1982 (Nachdr.), S.308-310 u. 341ff. ISBN 3422005501


Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 602
  2. a b c Vom Siechkobel zum bunten Stadtteil, Nürnberger Nachrichten vom 21. Januar 2013, Seite 10
  3. Artikel über die Geschichte des Ortes St. Leonhard, Portal des BV Leonhard / Schweinau.
Commons: St. Leonhard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien