Maschinenfabrik Esslingen
Die Maschinenfabrik Esslingen AG (ME) war ein Unternehmen zur Herstellung von Lokomotiven, Straßenbahnen, Eisenbahnwagen, bahntechnischen Ausrüstungen (Drehscheiben, Schiebebühnen), Brücken, Stahlhochbauten, Pumpen und Kesseln.
Die Gründung durch Emil Kessler erfolgte am 11. März 1846 in Stuttgart, vorausgegangen war eine Initiative des Königreichs Württemberg zu Schaffung einer vom (damaligen!) Ausland unabhängigen Eisenbahnindustrie. Emil Kessler brachte einschlägige Erfahrung aus Karlsruhe mit, wo er seit 1837 Mitinhaber, ab 1842 Alleininhaber einer Maschinenfabrik war.
Der Grundstein des neuen Werkes in Esslingen wurde am 4. Mai 1846 gelegt, ein Jahr später, im Oktober 1847, wird vertragsgemäß die erste Lokomotive an die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen, K.W.St.E., abgeliefert.
Das Unternehmen erwirbt sich einen sehr guten Ruf, zunächst im In-, zunehmend jedoch auch im Ausland. Mehrere Übernahmen anderer Firmen (Maschinenfabrik Gebr. Decker & Co, Maschinen- & Kesselfabrik G. Kuhn), die Gründung der "Costruzioni Meccaniche Saronno" (Italien) sowie 1913 der Bau eines neuen Werkes bei Esslingen-Mettingen zeugen vom Erfolg.
Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden insgesamt mehrere Tausend Dampf- und Diesellokomotiven weltweit geliefert, darunter zahlreiche Sonderausführungen. Einen besonderen Ruf erwarb sich die ME durch den Bau ihrer Zahnradlokomotiven in vielen Varianten. Mit einer solchen Maschine schloss auch der Dampflokomotivbau in Esslingen und damit zugleich in ganz West-Europa ab: Am 21. Oktober 1966 verließ als letzte eine für Indonesien gebaute Zahnrad-Dampflokomotive das Werk.
Zuletzt war die ME eine Tochtergesellschaft des Gutehoffnungshütte Aktienverein. 1965 erwirbt die Daimler-Benz AG das Unternehmen, um die Werksanlagen für ihre Produktion zu nutzen. Die Maschinenfabrik Esslingen AG besteht zwar weiter, aber nur noch als reine Grundstücks- und Verpachtungsgesellschaft.
Literatur
- Max Mayer: "Lokomotiven, Wagen und Bergbahnen - Geschichtliche Entwicklung in der Maschinenfabrik Eßlingen seit dem Jahre 1846", VDI-Verlag Berlin, 1924
- Katalog zur Ausstellung Emil Kessler 1813 - 1867, Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe vom 4.11. bis 2.12.1967, Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V., 1967
- Wolfgang Messerschmidt: "Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen 1841 bis 1966", Steiger-Verlag, Moers, 1984
- Wolfgang Messerschmidt: "Von Lok zu Lok", Esslingen und der Lokomotivbau für die Bahnen der Welt. Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1969
- Werner Willhaus: "Maschinenfabrik Esslingen", Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg, 1999