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Nâzım Hikmet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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N&#226zım Hikmet (Ran) (* 15. Januar 1902 in Thessaloniki, † 3. Juni 1963 in Moskau) war ein türkischer Dichter und Dramatiker. Er gilt als Begründer der modernen türkischen Lyrik und als einer der bedeutendsten türkischen Poeten.

Leben

N&#226z&#305m Hikmet wird 1902 in Thessaloniki als Sohn eines Beamten des Außenministeriums geboren; sein Geburtsdatum wird gelegentlich auch mit dem 20. November 1901 angegeben, wobei es Unstimmigkeiten über das echte Datum gibt. Er wächst vor allem bei seinem Großvater, der Gouverneur des Sultans ist, in Aleppo und später Diyarbakir auf. Seine Familie bietet ihm reichlich intellektuelle Anregungen und er schreibt mit 11 Jahren sein erstes Gedicht ("Schrei der Heimat"). 1917 geht er nach Istanbul an die Marineakademie, die Oktoberrevolution beeindruckt ihn sehr. 1918 lassen sich seine Eltern scheiden. Im folgenden Jahr widersetzt er sich den Offizieren, die sich den Besatzungstruppen ergeben haben, er wird wegen Ansatachelung zum Aufruhr enlassen und nimmt in der Folge an Veranstaltung der Befreiungsbewegung teil.

1921 flieht er aus dem Istanbul und bereist mit seinem Freund Vâ Nû Anatolien, wo er Kontakt zum "einfachen Volk" wie auch zu sozialistischen Organisationen sucht. Im gleichen Jahr wird er als Lehrer nach Bolu gesendet. Ende des Jahres reist illegal in die junge Sowjetunion, wo er auch studiert und hat Kontakte zu den sowjetischen Futuristen (u.a. Wladimir Majakowski). Seit 1923 Mitglied der illegalen türkischen Kommunistischen Partei (TKP). Für seine politischen Überzeugungen und die Mitarbeit in der Zeitschrift Aydnılık wird er nach der Rückkehr in die Türkei verfolgt. 1925 flieht er erneut nach Moskau, beim Versuch zurückzukehren wird er 1928 verhaftet und 8 Monate interniert. Seine Geliebte Lena kann ihm nicht in die Türkei folgen und sie stirbt kurz darauf. Ab 1929 erste Erfolge als Autor trotz staatlicher Repressionen. In der Folge werden seine Schriften immer wieder zensiert und er selbst inhaftiert. 1933 bis 1935 erneute Haft in Bursa, dort entsteht "Das Epos von Scheich Bedreddin". 1936 heiratet er Piraye.

1938 in einem politischen Prozess wird er von einem Kriegsgericht zu 25 Jahren Haft verurteilt zudem wird ein Publikationsverbot über ihn verhängt. In der Haft ist er ungebrochen produktiv und er übersetzt unter anderem "Krieg und Frieden" von Lew Tolstoj. Mitte der 40er Jahre verliebt er sich in Münevver, und schreibt Liebesgedichte und -briefe an sie. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich Ende der 40er Jahre dramatisch.

1950 wird Hikmet nach einem Hungerstreik und internationalen Protesten in einer Generalamnestie begnadigt. Er beginnt zur Sicherung des Lebensunterhaltes Drehbücher zu schreiben. Er heiratet Münevver, die Anfang des Jahres 1951 den gemeinsamen Sohn Mehmet gebiert. N&#226zım Hikmet muß allerdings erneut &ndash und diesmal endgültig &ndash nach Moskau fliehen, nachdem ihm 49jährig die Einberufung zum Kriegsdienst zugestellt wurde. Im gleichen Jahr läßt er sich scheiden. In Moskau gehört er zur intelektuellen Prominenz und er bereist in den kommenden Jahren vor allem den Ostblock. Er produziert hauptsächlich parteikonforme Schriften und Theaterstücke. 1959 heiratet er Vera Tuljakowa. Münevver und Mehmet sieht er nur kurz 1961 bei einem Besuch in Warschau. Am 2. Juni 1963 stirbt er in Moskau, wo er auch begraben ist.

Werk

N&#226zım Hikmet hat es trotz Verfolgung, Publikationsverbot und Exil geschafft, die türkische Literatur nachhaltig zu prägen. Dazu gehört es, daß er die osmanische Versform überwindet und vielfältige (vor allem sowjetische) Einflüsse der Modernen aufnimmt. Dabei drückt er neben einem sozialrevolutionären Pathos immer auch eine Heimatverbundenheit mit der einfachen Bevölkerung (und zugleich eine Ablehnung des Orientalismus) aus.

Wichtige Werke:

  • Warum hat Benerjee sich umgebracht (1932)
  • In das "Das Epos von Scheich Bedreddin" (1933)
  • Menschenlandschaften (1938 ff)
  • Ein komischer Mensch (1953)
  • Hat Iwan Iwanowitsch wirklich gelebt? (1955)
  • Die Romantiker (1963)

Im Deutschen sind unter anderem durch Hannes Wader die folgenden Zeilen aus einem der berühmtesten Gedichte Hikmets, Davet (Einladung) besonders bekannt geworden:

Leben einzeln und frei
Wie ein Baum und dabei
Brüderlich wie ein Wald
Diese Sehnsucht ist alt

türkisch:

Yaşamak bir ağaç gibi tek ve hür
ve bir orman gibi kardeşçesine,
bu hasret bizim.

Literatur

  • D. Gronau: N&#226zım Hikmet, Reinbek: Rowohlt, 1991, ISBN: 3 499 50426 X.
  • N. Hikmet: Das Epos von Scheich Bedreddin, Sohn des Kadis von Simavne. Berlin: Ararat, 1982, ISBN: 3-92188-909-X.
  • N. Hikmet: Benerci Kendini Niçin Öldürdü? &#351iirler2, &#304stanbul: ADAM, 1987, ISBN: 975-418-017-2.
  • N. Hikmet: Eine Reise ohne Rückkehr - Dönü&#351ü Olmayan Yolculuk. Gedichte und Poeme, Stuttgart: Da&#287yeli, 1989, ISBN: 3-89329-108-3.
  • N. Hikmet: Das schönste Meer ist das noch nicht befahrene - En Güzel Deniz Henüz Gidilememi&#351 Olan&#305d&#305r, Liebesgedichte, Stuttgart: Da&#287yeli, 1989, ISBN: 3-89329-115-6.
  • N. Hikmet: Die Luft ist schwer wie Blei - Hava Kur&#351un Gibi A&#287&#351r. Gedichte, Stuttgart: Da&#287yeli, 2. Auflage, 1993, ISBN: 3-89329-105-9.
  • Türkenzentrum Berlin [Hrsg.]: Nazım Hikmet. Über sein Leben - Hayatı üstüne, Berlin: ElefantenPress, ohne Jahresangabe, ISBN: 3-88520-009-0.