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Abtsgreuth

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Abtsgreuth
Koordinaten: 49° 40′ N, 10° 35′ OKoordinaten: 49° 39′ 57″ N, 10° 34′ 50″ O
Höhe: 340 m ü. NN
Einwohner: 89
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 91481
Vorwahl: 09166

Abtsgreuth (fränkisch: „Abtsgreid“) ist ein Dorf im Steigerwald mit etwa 100 Einwohnern. Es gehört zur Gemeinde Münchsteinach im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim und liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Würzburg und Nürnberg in Mittelfranken auf der Anhöhe zwischen Mittelsteinach und Altershausen etwa vier Kilometer nordwestlich von Münchsteinach auf 340 Meter über N.N.

Geschichte

Es wird vermutet, dass Abtsgreuth eine Gründung des Klosters Münchsteinach aus dem 12. oder 13. Jahrhundert war. Der Name deutet darauf hin, dass ein Abt des Klosters Münchsteinach das Dorf durch Rodung gegründet hat. Die Endung -greuth bedeutet durch Roden urbar gemachtes Land. Abtsgreuth bedeutet demnach Rodung des Abtes.

Überblick von Norden
Altershäuser Straße Richtung Osten
Altershäuser Straße Richtung Westen
Glockenturm

Als Keimzelle des Ortes wird der Schafhof (heute Anwesen Gugel und Schmidthammer) betrachtet, der früher von einer Mauer umgeben war und dem Kloster gehörte.

Geschichtlich erstmals erwähnt wurde Abtsgreuth am Dienstag, 2. September 1494, als der Erkinger von Seinsheim einen Hutstreit zwischen dem Kloster Münchsteinach und dem Herrn Heinrich von Stieber zu Steinach und Taschendorf mit einem Vertrag regelte.

Nach der Zerstreuung der Mönche 1525 durch die aufgebrachten Bauern im Zuge der Reformation und des Bauernkrieges wurde das Kloster Münchsteinch nicht mehr besetzt. Danach bestimmten die Markgrafen von Ansbach die Geschicke von Abtsgreuth, die bereits 1265 das Hoheitsrecht über das ehemalige Kloster Münchsteinach erhalten hatten.

In der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs werden 1647 Münchsteinach und die umliegenden Dörfer gründlich geplündert – die ganze Gegend ist 20 Wochen lang gänzlich unbewohnt.

Die Bevölkerungszahl wuchs bis um 1750 wieder an, was vor allem dem Zustrom von Exulanten, den aus den Alpenländern vertriebenen Evangelischen, zuzuschreiben war. Viele Einwohner Mittelfrankens haben Vorfahren, die aus österreichischen Landen gekommen waren. Bis 1791 waren sie Untertanen der Markgrafen von Ansbach, ab 1791 Preußen, ab 1807 Franzosen und schließlich 1810 Bayern. 1823 wird die Schulstelle zu Abtsgreuth aufgelöst. 1834 verkauft der Bauer Johann Conrad Mechs aus Abtsgreuth seinen Hof an den Bierbrauer Johann Georg Landbeck. Im Jahr 1835 wird in Abtsgreuth eine Schmiede errichtet, auf der im gleichen Jahr ein Türmchen mit Uhr und Glocke angebracht wird.

Im Jahr 1846 wird der Fuhrweg (Straße) zwischen Mittelsteinach und Abtsgreuth, nachdem er selbst mit kaum beladenem Wagen nicht mehr befahren werden kann, neu ausgebaut. 1849 lebten in der Gemeinde Abtsgreuth über 250 Menschen – so viel wie seitdem nicht mehr wieder.

Im Jahr 1869 sollen nach einer Entschließung der Regierung jeweils mehrere Orte zu einer Gemeinde unter einer Bürgermeisterei vereinigt werden. Abtsgreuth und Mittelsteinach wehren sich dagegen, nach Münchsteinach eingemeindet zu werden. Die Bürger protestieren beim Bezirksamt und erhalten schließlich 1873 das Recht, eine eigene Gemeinde zu bilden.

Im Jahr 1884 wird der Männergesangverein Altershausen/Abtsgreuth gegründet. 1899 wird in Abtsgreuth eine Posthilfsstelle errichtet. Im Mai 1902 wird in Abtsgreuth die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 1923 werden in der Gemeinde der Strom und die Dorfbeleuchtung eingerichtet.

In der Nacht vom 1. zum 2. August 1928 brennen die Anwesen von August Mechs und Christian Thaler ab. Hierbei verbrennt eine große Truhe mit alten Urkunden. Anfang 1940 kommen verschleppte polnische Landarbeiter zwangsweise nach Abtsgreuth. Ab 1943/1944 bekommen die Abtsgreuther des Öfteren Luftangriffe – hauptsächlich auf Nürnberg – mit. 1945 wollen SS-Soldaten etliche Häuser sprengen, um die Straßen zu blockieren. Zwischen Abtsgreuth und Altershausen wird die Straße vermint. Am Sonntag, 15. April 1945 rücken früh die Amerikaner in Abtsgreuth ein, binnen 10 Minuten müssen die Häuser geräumt werden.

Seit 1952 existiert in Abtsgreuth ein eigener geweihter Friedhof, so dass die Verstorbenen nicht mehr in Münchsteinach begraben wurden. 1958 stiftet der nach dem Tode von Bürgermeister August Mechs zum Bürgermeister gewählte Johann Mechs für das Türmchen auf der Schäferei eine neue Glocke, nachdem die beiden Glocken dieses Türmchens in den zwei Weltkriegen eingeschmolzen worden waren.

Von 1966 bis 1972 war David Thaler aus Abtsgreuth letzter Bürgermeister der Gemeinde Abtsgreuth-Mittelsteinach, die am 1. Januar 1972 aufgelöst und nach Münchsteinach eingemeindet wird.[1]

Zwischen 1970 und 1982 wurde die Flurbereinigung Abtsgreuth-Mittelsteinach durchgeführt.

Der Kegelclub Abtsgreuth wird am 8. August 1979 gegründet. Am 17. Juni 1988 wird das neue Feuerwehrhaus im Gründleinsweg eingeweiht, in dessen Kellergeschoss der Kegelclub eine vollautomatische Kegelbahn mit Bewirtschaftung einbaut, die am 15. Dezember 1990 eingeweiht wird. Im Frühjahr 1991 bildete sich im Kegelclub eine Sportkeglermannschaft, die 1993, 1994 und 1995 dreimal hintereinander den Aufstieg schaffte und mittlerweile in der Bezirksliga kegelt.

Am 15. Juli 1994 findet der Festabend zur erstmaligen Erwähnung der Ortschaft Abtsgreuth vor 500 Jahren am Freitag der Keglerkerwa statt. Zu diesem Anlass überreicht der Lehrer Simon dem Vorstand des Kegelclubs Lorenz Beihl eine gerahmte Kopie der Originalurkunde des Staatsarchivs Bamberg. Eine Chronik der Ortschaften Abtsgreuth und Mittelsteinach wird von Jürgen Schmidthammer zusammengestellt und in über 130 Exemplaren veröffentlicht.

Am 18. März 1995 wird in einem feierlichen Akt eine von der Gemeinde anlässlich der 500-Jahr-Feier gestiftete Eiche neben dem Keglerheim gepflanzt.

Vereine

  • Kegelclub Abtsgreuth e. V.
  • Freiwillige Feuerwehr Abtsgreuth
  • Männergesangverein Altershausen-Abtsgreuth

Literatur

  • Helmut Simon/Jürgen Schmidthammer: Chronik der Ortschaften Abtsgreuth und Mittelsteinach - Herausgegeben anlässlich der 500-Jahr Feier der erstmaligen urkundlichen Erwähnung Abtsgreuths. – Abtsgreuth: Juli 1994

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 536