Os Gêmeos
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Os Gêmeos (portugiesisch für Die Zwillinge) (* 1974 in Sao Paolo als Ottavio und Gustavo Pandolfo), sind eineiige Zwillinge und brasilianische Graffiti-Künstler. Sie gelten als bedeutendste Vertreter der sogenannten Streetart-Kunst Brasiliens.
Leben und Wirken
Die Hip-Hop-Bewegung, die mit Musik, Tanz und Malerei auf der schwarzen Soul- und Funk-Musik fußt, eroberte in den 80ger Jahren Brasilien. Unter ihrem Einfluss übten sich die Zwillingsbrüder Otavio und Gustavo zunächst als breakdancer, ehe sie um 1987 erste Graffiti erstellten. Da ihnen das Geld für das in der Szene übliche Werkzeug Sprühlack fehlte, malten sie im Gegensatz zu den New-Yorker Straßenkünstlern mit Pinseln, billigeren Fassadenfarben und Tapetenrollern. Auf Güterzügen und an den Wänden von Bahntunneln entstanden Porträts, etwa von Jugendlichen in bunten Pullovern. Übergroße, gelbstichtige Gesichter und dürre Gliedmaßen wurden zu einem Erkennungszeichen von Os Gêmeos.
Einflüsse
Entscheidende Wendung auf ihre Arbeit nahm eine zufällige Begegnung mit dem US-Amerikaner Barry Mc Gee, der sich als Twist in der Grafitti-Szene einen Namen gemacht hatte. Auf einer Tournee durch Brasilien zeigte er den Zwillingen Fotos von den Trends der Szene in New York und machte sie mit der neuesten Technik der Untergrundkünstler bekannt. Fortan verbreiteten sich die knallbunten Phantasiegebilde der Brüder zunehmend über die Stadtteile Sao Paolos: von einfachen Schriftzügen tags bis hin zu komplizierten Wandgemälden mit Familienporträts, übergroßen möblierten Gesichtern, fliegenden Fischen, Musikern, Prozessionen und sozialen und politischen Parolen. Hatten sie sich zu Beginn ihrer Tätigkeit vor allem an ihrem direkten Umfeld und an US-amerikanischen Vorbildern orientiert, fand später zunehmend traditionelle Volkskunst und Mythologie der brasilianischen Heimat Eingang in ihre Werke. Zeitschriften berichteten über die Brüder und machten sie außerhalb Südamerikas bekannt.
Nicht jedem gefällt ihre grelle Kunst. Ein über 700 Quadratmeter großes Wandbild nahe der Autobahn 23 vor Sao Paolo, das die Zwillinge gemeinsam mit anderen Künstlern geschaffen hatten, wäre beinahe zerstört worden. Eine Firma im Auftrag der städtischen Reinigung hatte schon begonnen, das Kunstwerk fachmännisch zu überpinseln, ehe das Vorhaben gestoppt werden konnte. Ein Versehen, hieß es.
Karriere
Zusammen mit anderen Graffitikünstlern bekamen sie vom Jahr 2000 an öffentliche Aufträge und bemalten ganz offiziell Straßenbahnzüge, Hochhausfassaden und Schulgebäude in Sao Paolo und Porto Alegre. Ausstellungen folgten. Eine Gepäckaufbewahrung in San Francisco diente als Kulisse ihrer ersten öffentlichen Einzelausstellung in den USA. Neben Banksy und Shepard Fairey gehören Os Gêmeos heute zu den Streetart-Artisten, die den Schritt in die etablierte Kunstwelt geschafft haben. Ihre Exponate zogen weltweit in Museen und Kunstausstellungen ein und erzielen auf Auktionen bedeutender Häuser hohe Preise. In ihrer Heimatstadt werden sie von einer der vornehmsten Galerien der Stadt vertreten. Kritiker vergleichen sie mit so renommierten Namen wie Max Ernst, M. C. Escher, Walt Disney, Hieronymus Bosch oder Dali.
Arbeiten
Für das Cultural Nova Festival in Herleen in den Niederlanden schufen sie ein 16 mal zehn Meter hohes Wandgemälde. Es soll der Nachwelt erhalten bleiben.
Im Gegensatz dazu wurden sechs ihrer Kunstwerke, die sie eigens für eine Ausstellung an eine Außenwand der Tate-Galerie of Modern Art in London gemalt hatten, nach Ausstellungsende mit Dampfstrahlern gründlich entfernt.
In New York realisierten sie eine großflächige Wandmalerei dort, wo früher schon Keith Haring bunte Figuren gesprüht hatte: an der verkehrsreichen Kreuzung Bowery und Houston Street. Und bei der Art Basel Miami Beach gehörte ihre Wandmalerei zu den Attraktionen der bedeutenden Kunstausstellung.
Das Kunstmuseum in Sao Paolo (MAB) zeigte 2009 eine Ausstellung, in der die Zwillinge die ganze Bandbreite ihrer Kunst ausbreiten konnten: Neben Wandbildern spielten sie mit Klanginstallationen, Leinwänden und beweglichen Skulpturen, verwandelten das Museum in eine psychedelische Welt. Zu den Sponsoren gehörte die Deutsche Bank.
In einem Interview benannte Ottavio Pandolfo den Antrieb für ihre Arbeit: Ganz klar die Freiheit und Kraft, die Graffiti auszeichnet. Da sagt dir keiner, wie, wo und warum du etwas machen sollst. Es ist einfach eine direkte Kommunikationsform.
Literatur
- Reinhild Freitag (Herausgeberin): Street Art München, Hirschkäfer-Verlag München, 2012 (Text deutsch und englisch), ISBN 978-3-940839-21-3
- Peter Kreuzer: Das Graffiti-Lexikon. Wand-Kunst von A-Z, Heyne-Verlag München 1986 ISBN 3-453-35068-5
- Bernhard van Treeck: Das grosse Graffiti-Lexikon. Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin (2001) ISBN 3-89602-292-X
- Anna von Villiez: Gesprühte Utopien: Plastische Bildhaftigkeit aus Sao Paolo: Os Gemeos bei der Graffiti-Ausstellung am Stephansplatz. In TAZ, die tageszeitung Kultur, taz Hamburg vom 14. Juni 2001
- Stefan Krulle: Feine Dosengemälde. Haltbar bis: 18. Juni: Sprühwarm weitererzählt: Internationale Graffiti-Kunst in der alten Postsortierhalle am Stephanslplatz. In: Die Welt Feuilleton vom 12. Juni 2001.
Weblinks
- offizieller Os Gemeos Blog (http://www.12ozprophet.com/index.php/os_gemeos/)
- Os Gemeos Homepage Lost Art (http://www.lost.art.br/osgemeos.htm)
- New York Times-Artikel (http://select.nytimes.com/gst/abstract.html?
Film
Interview mit Os Gemeos, Jeffrey Deitch und Martha Cooper bei Deitch Projects 2008 von ScribeMedia Org (http://www.scibemedia.org/2008/07/=!/carnivalesque-dreams-of-os-gemeos/)