Narkosesystem
Ein Narkosesystem ist eine technische Einrichtung, die im Rahmen von Narkosen (Allgemeinanästhesie) die geregelte Beatmung und Zufuhr von Sauerstoff, Atemluft und Narkosegasen ermöglicht.
Systematik
Man unterscheidet
- Nichtrückatemsysteme von
- Rückatemsystemen.
Das Wesen der Unterscheidung liegt in der Frage, von woher die Einatemluft stammt und wohin die verbrauchte Luft abgeatmet wird. In Rückatemsystemen wird die verbrauchte Luft wieder aufbereitet (Elimination von Kohlendioxid).
System | Inspiration | Expiration | |
---|---|---|---|
offen | Umgebung | Umgebung | |
halboffen | System | Umgebung | |
halbgeschlossen | System | System | Abgabe eines Überschusses in die Umbegung |
geschlossen | System | System | keine Überschussabgabe in Umgebung |
Nichtrückatemsysteme
offenes System
Das bekannteste offene System ist unter dem Namen Schimmelbuschmaske (Schimmelbusch, Curt [1860-1895, dt. Chirurg]) bekannt.
Es handelt sich um ein Drahtgestell, mit dem Mullkompresse so über Mund und Nase gespannt werden können, dass dampfförmige Inhalationsnarkotika verabfolgt werden können.
Es ist historisch eines der ältesten Systeme und war in der Vergangenheit über lange Zeit das Standartinstrument für die Narkose. Aus heutiger Sicht sind aber unvollkommene Steuerbarkeit der Narkose durch unkontrollierbare Narkosegaskonzentrationen, und die extreme Umwelt- (OP-Luft-) belastung Hinderunggründe für den weiteren Einsatz.
halboffenes System
Beim halboffenen System erfolgt die Einatmung aus einem Narkosesystem und die Ausatmung in die Umgebung.
Diese Systeme haben den Vorteil geringer Systemwiderstände. Nachteilig ist aber ein hoher Gasverbrauch (Sauerstoff, Narkosegas). Sie sind deshalb relativ unwirtschaftlich im Ressourcenverbrauch. Die Abgabe der expirierten Atemluft in die Umgebung belastet die Luft im OP. Es gibt aber Möglichkeiten die Gase ins Freie abzuleiten.

In der Abbildung ist das Funktionsschema eines Ventiles der Baureihe Ambu in der Inspirationsphase dargestellt.
Die gelben Kautschuckventile sorgen für den gerichteten Luftstrom. Sie sind in Ruheposition verschlossen.
Hier ist das Insirationsventil geöffnet. So kann Frischluft von rechts zum Patienten (unten) gelangen. Der Expirationstel (links) ist verschlossen, somit ist Rückatmung zuvor ausgeatmeter Luft unmöglich.

In der Expirationsphase ist der Einatemteil (rechts) verschlossen und das Expirationsventil (links) geöffnet. Die Luft entweicht in den Raum.
Mit einem Ambu-Ventil lassen sich Beatmung und Spontanatmung realisieren.
Rückatemsysteme
Bei den Rückatemsystemen erhält der narkotisierte Patient einen Teil seiner ausgeatmetem Luft zurück. Die ausgeatmete Luft muss dazu von CO2 befreit werden. Dazu dienen Kohlendioxid-Aborber (3), die hauptsächlich mit Calciumhydroxid gefüllt sind, das mit CO2 zu Carbonat und Wasser reagiert. Diese Reaktion ist exotherm.
halbgeschlossenes System

Das halbgeschlossene Systeme wird heute am meisten genutzt. Es bildet den besten Kompromiss zwischen Ressourcenverbrauch, messtechnischen Aufwand und Anschaffungskosten. Die Abbildung eines Narkosegerätes mit halbgeschlossenem System befindet sich im Artikel Narkose.
In vorliegendem Funktionsschema ist der Patient am Y-Stück (5) angeschlossen. Für die Richtung des Luftstromes sorgen die Domventile (4 und 6) mit Keramikplättchen. Diese Plättchen verschließen die Ventile in Ruhe durch Schwerkraft. Bei Beatmung oder Spontanatmung kommt es zu Druckerhöhungen oder Druckerniedrigungen in System und Schlauch, die zum Öffnen der jeweiligen Ventile führen.
Über eine Leitung (8) wird dem System Frischluft zugeführt.
Bei Einatmung wird zuvor duch die exotherme Absorberreaktion erwärmte und angefeuchtete Luft über das geöffnete Insirationsventil (4), den Silikonschlauch (grün) und das Y-Stück (5) dem Patienten zugeführt. Das Expirationsventil (6) ist dabei druck- und schwerkraftbedingt geschlossen. Dieser Vorgang kann durch Eigenatmung oder Beatmung initiiert werden.

Bei Expiration verlässt die Ausatemluft über das Y-Stüch, den Silikonschlauch und das Expiratiosnventil (6) den Patienten und gelangt in den NArkosearm (2). Dort kann überschüssiges Gas über ein Überdruckventil (7) in die Umgebung abgegeben werden oder in der anderen Richtung einem erneutem Beatmungsvorgang zur Verfügung gestellt werden.
geschlossenes System
Geschlossene Systeme sind im Wesen ihrer Bauart den halbgeschlossene System gleich, demgegenüber vermeiden sie aber die Abgabe eines Überschusses an die Umgebung. Mit ihnen sind neue Narkosestrategien möglich (quantitative Anästhesie).
Sie haben den geringsten Ressourcenverbrauch. Sie müssen aufwendig abgedichtet werden. Außerdem ist zu ihrer exakten Funktion die aufwändige und ständige Überwachung der Systemparameter notwendig. Aus diesen Gründen haben sie sich bisher nicht weit verbreitet.
Bei den Rückatemsystemen erhÃ?lt der narkotisierte Patient einen Teil seiner ausgeatmetem Luft zurück. Die ausgeatmete Luft muss dazu von CO2 befreit werden.