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Iran

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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جمهوری اسلامی ایران Jomhûri-ye Eslâmî-ye Îrân
Islamische Republik Iran
Flagge Irans
Flagge Irans
Wappen Irans
Wappen Irans
(Details) (Details)
Amtssprache Persisch (Farsi)
Hauptstadt Teheran (Tehran)
Staatsform Islamische Republik
Oberster Rechtsgelehrter Seyyed Alī Chāmene'ī
Staatspräsident Mahmūd Ahmadī-Nežād
Fläche 1.648.195 km²
Einwohnerzahl 68.017.860 (Juli 2005)
Bevölkerungsdichte 42 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 2055 US-$ (2004)
Gründung 550 v. Chr. unter Kyros II.
Währung Iranischer Rial
Zeitzone UTC +3,5
Nationalhymne Sorud-e Melli-ye
Dschomhuri-ye Eslami
Kfz-Nationalitätszeichen IR
Internet-TLD .ir
Vorwahl +98
Lagekarte des Iran
Karte des Iran

Der Iran (Persien, persisch: ایران /iːˈrɔːn/) ist ein Staat im westlichen Asien.

Landesname

Seit frühester Zeit wurde das Land von seiner Bevölkerung als Iran bezeichnet. Die altiranische Form dieses Namens, Aryānām Xšaθra, bedeutet Land der Arier.

Die im Abendland bis ins 20. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung Persien geht auf die Zeit der Achämeniden zurück, die im 6. Jahrhundert v. Chr. ein erstes persisches Großreich schufen. Dessen Kerngebiet war die von den Griechen so genannte Landschaft Persis, die heutige Provinz Fars um Schiraz. Von ihr leitet sich auch der Name "Farsi" (Perser) für die persische Sprache und für die ethnischen Perser (Farsen) ab.

Der geographische Begriff Iran bezieht sich auf das gesamte iranische Hochland, über den Staat Iran hinaus also auch auf Regionen von Nachbarländern.

Geographie

Der Iran grenzt an den Irak (Grenzlinie 1.458 km), die Türkei und Aserbaidschan (je ca. 500 km), Armenien (35 km), das Kaspische Meer (500 km), Turkmenistan (ca. 1.000 km), Afghanistan (936 km) und Pakistan (Provinz Belutschistan, 909 km).

Der höchste Berg des Irans ist der 5.610 m hohe, erloschene Vulkan Damavand (Demawend) im Elbursgebirge, nördlich der Hauptstadt Teheran. Im Süden und Südwesten hat das Land eine 2.000 km lange Küste zum Golf von Oman bzw. Persischen Golf, die beiden Meere sind durch die Straße von Hormuz (Vereinigte Arabische Emirate, Oman) getrennt. Aufgrund der geophysischen Gegebenheiten treten im Iran verhältnismäßig häufig Erdbeben auf. (Die Situation ist vergleichbar mit der Erdbebenhäufigkeit in der Türkei und an der Westküste der USA.)

Klima

Topografie

Das Klima des Irans ist, bedingt durch seine geografische Ausdehnung, sehr unterschiedlich. Es überwiegen aride Klimaverhältnisse, regional liegen die Niederschläge aber bei 2.000 mm im Jahr.

Vegetation

53 % des Irans sind Wüstengebiet (Kavir im Norden, Lut im Süden, siehe Wüsten Afghanistans und Irans), 27 % Weideland, 9 % Ackerland (75.620 km² bewässert), 11 % Wald.

Die Wälder sind zumeist übernutzt, zwischen Elburs-Gebirge und Kaspischem Meer finden sich aber großflächige Urwälder der Buche, die sich in dieser Ausdehnung nur im äußersten Osten des Buchenareals erhalten haben.

Bevölkerung

Die Bevölkerung Irans (68 Millionen - Stand Juli 2005) setzt sich zusammen aus ca. 51 % Persern, ca. 24 % Aserbaidschanern, ca. 7 % Kurden, 8 % Gilaki und Mazandarani, ca. 3 % Araber, 2 % Turkomanen, 2 % Luren und 2 % Belutschen und einigen kleineren Minderheiten, wie christliche Armenier, Assyrer und Georgier. Insgesamt bekennen sich 98 % der Bevölkerung zum Islam; 90 % davon sind Schiiten und 8 % Sunniten.

Daneben leben im Iran zahlreiche Flüchtlinge: 2 Millionen aus Afghanistan und 203.000 aus dem Irak.

20.000 Iraner befinden sich als Flüchtlinge im benachbarten Irak.

Zu den größten Städten zählen Teheran (Stadt 7,1 Mio.; Ballungsraum 12 Mio.), Mashhad (2,3 Mio.), Isfahan (1,5 Mio.), Karadsch (1,4 Mio.), Täbris (1,4 Mio.), Schiraz (1,2 Mio.), Qom (1,0 Mio.), Ahwas (850.000) und Kermānschāh (770.000).

Siehe auch: Liste der Städte im Iran

Sprachen

Amtssprache des Irans ist Farsi (Neupersisch). Farsi ist die sprecherreichste Sprache der südwestiranischen Gruppe der iranischen Sprachen, die zusammen mit den indoarischen Sprachen den indo-iranischen Zweig des Indogermanischen bilden. Die Morphologie des Neupersischen ist in gewisser Hinsicht noch einfacher als die des Englischen. Persisch ist zwar die einzige Amtssprache des Irans, die etwa von 58 % der iranischen Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird, insgesamt werden in Iran jedoch etwa 50 Sprachen gesprochen, neben iranischen Sprachen vor allem Turksprachen. Der Anteil der Aserbaidschanisch-, und Turkmenisch-Sprecher wird mit 26 % beziffert (beide gehören zu den Turksprachen); Kurdisch mit 9 %; Lurisch mit 2 %; und andere, darunter Arabischsprecher, mit 1 %.

Eine vollständige Übersicht über sämtliche Sprachen des Iran und ihre Zuordnung zu den einzelnen Sprachfamilien (genetische Klassifikation) bietet Ernst Kausen, Die Sprachen des Iran.

Religion

Der zwölfer-schiitische Islam ist Staatsreligion. 98 % der Bevölkerung sind Muslime. Daneben gibt es Orientchristen, deren Zahl nach der Revolution jedoch stark zurückgegengen ist. Heute gibt es wohl noch etwa 300.000. Zu 90% sind dies Anhänger der armenisch-apostolischen Kirche, 20.000 bis maximal 40.000 assyrische Christen, etwa 3.000 Chaldäer und wenige Protestanten. Juden gibt es je nach Schätzung 11.000 bis 30.000, daneben 30.000 Parsen und einige tausend Mandäer. Den ca. 300.000 im Iran als ketzerisch bezeichneten und entrechteten Baha'i, deren friedliebende Religion im 19. Jahrhundert im Iran entstand, wird kaum Toleranz gewährt, was teils blutige Pogrome und Hinrichtungen zur Folge hat.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte des Iran

Der heutige Staat Iran befindet sich auf dem Gebiet, das man im deutschen Sprachgebrauch lange als Persien bezeichnet hat. Die geografische Lage zwischen dem Kaukasus im Norden, der Arabischen Halbinsel im Süden, Indien und China im Osten und Mesopotamien und Syrien im Westen ließen das Land zum Schauplatz einer wechselvollen Geschichte werden.

Im persischen Großraum führt die Geschichte vom Reich der Meder zum Perserreich der Achämeniden (Kyros II. der Große bis Dareios III.) über Alexander den Großen zu den Parthern und Sassaniden. Seit dem Mittelalter folgten auf das islamische Kalifat, welches das Sassanidenreich beerbte (siehe Islamische Expansion), verschiedene einheimisch-persische, mongolische und türkische Dynastien bis zu den Safawiden, Kadscharen und dem heutigen Staat Iran.

Der Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und bald auch mit einer eigenen, freien Regierung in die Neuzeit ein.

Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem Einfluss von Großbritannien eine politische Neuorientierung Persiens in Richtung Westen. Dabei nahm der Kontakt zwischen Herrscher und Volk immer mehr ab. Die Unzufriedenheit im Land stieg. Die Wut konzentrierte sich zunächst auf Großbritannien.

Ein Zweckbündnis mit Deutschland und das erstarkte Selbstverständnis des neugeordneten Staates veranlassten den Schah, die internationale Staatengemeinschaft aufzufordern, den seitens der Briten hartnäckig als "Persia" bezeichneten Iran als IRAN zu bezeichnen; dem Landesnamen, unter welchem es den Persern seit Jahrhunderten ein Begriff war. Durch den mit dem Öl verknüpften Reichtum entwickelte sich Iran zur Regionalmacht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1951, unter der Regierung Mohammed Mossadeghs, zu einer Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische BP, die das Ölgeschäft im Iran beherrschte und die sich in Verhandlungen strikt weigerte, ihre Gewinne aus dem Ölgeschäft hälftig mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam es zum internationalen Boykott des iranischen Öls, allen voran durch die USA und Großbritannien, was im weiteren Verlauf zu einer Wirtschaftskrise und zum Staatsdefizit führte. Trotz dieser Ergebnisse wählte das Parlament später in demokratischer Wahl Mossadegh zum Präsidenten des Landes.

Der 1941, ursprünglich gegen den Willen der USA, als Nachfolger seines Vaters ins Amt gekommene Schah, Mohammad Reza Pahlavi, der Sohn Reza Schahs, stellte sich mit Unterstützung der USA gegen Mossadegh und sprach sich für ein Handelsabkommen mit den USA aus. In diesem sollten Ölförderrechte an US-amerikanische Unternehmen übertragen und dem Iran 50 % des Gewinns aus dem Ölgeschäft zugesprochen werden (mit der britischen BP waren es ca. 5 %). Mossadegh weigerte sich, da er den mit dem Öl verbundenen Reichtum des Iran im Lande behalten wollte. Es kam zu Unruhen und Spannungen zwischen Shah und Mossadegh. Letzterer hatte jedoch großen Rückhalt im Volk, was den Schah veranlasste, auf dem Höhepunkt der Krise im August 1953 das Land zu verlassen.

Dennoch organisierten monarchistische Kräfte unter Führung des Generals (i. R.) Fazlollah Zahedi einen Staatsstreich (militärisch unterstützt von den USA) und holten den Schah wieder zurück an die Macht. Die damalige Regierung, mit Zahedi als Ministerpräsident, schloss neue Verträge mit den USA ab. Diese hielten bis zur ersten Ölkrise, hervorgerufen durch deutliche Preiserhöhungen des Irans, an. Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941-1979) leitete zwar die "weiße Revolution" ein, verlor aber in der Folgezeit seiner Herrschaft zunehmend den Kontakt zum Volk. Anfang 1979 musste er infolge einer islamischen Revolution endgültig den Iran verlassen.

Der Schiitenführer Ruhollah Chomeini kehrte aus dem französischen Exil zurück, etablierte sich als oberste Autorität des Staates und transformierte das Kaiserreich Iran bzw. Persien (offizielle Bezeichnungen des Landes bis 1979) in eine Islamische Republik. Seine Politik war geprägt durch eine fundamentalistische, stark antiwestliche Linie.

Von 1980 bis 1988 befand sich das Land in einem Krieg (erster Golfkrieg), nachdem der Irak das Land angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation des Irans lockerte sich erst Ende der 1990er.

Seit 2005 ist der Iran zusammen mit Indien, Pakistan und der Mongolei Beobachter bei der Shanghai Cooperation Organization (SCO).

Politik

Seit der Revolution von 1979 ist der Oberste Rechtsgelehrte ("Revolutionsführer") entweder der Rahbar (i. e. Führer) oder in seiner Abwesenheit ein Rat religiöser Amtsträger. Der Revolutionsführer, seit 1989 Seyyed Alī Chāmene'ī, hat die uneingeschränkte Macht und ernennt die obersten Richter (allesamt Geistliche) und ist auch Oberkommandierender der Streitkräfte. Er wird vom Expertenrat auf Lebenszeit gewählt. Dieser wird wiederum alle acht Jahre vom Volk gewählt, wobei der Wächterrat die Kandidaten genehmigen muss.

Das Staatsoberhaupt und Regierungschef des Irans ist der Präsident (seit 2005 Mahmud Ahmadinedschad). Er wird in allgemeinen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit bestimmt und ist gleichzeitig Regierungschef. Der Präsident ernennt die Mitglieder des Kabinetts und steht diesem auch vor. Er koordiniert die Regierungsarbeit und legt dem Parlament die Regierungsvorlagen vor. Die Macht von Präsident, Regierung und Parlament ist jedoch stark beschränkt, denn alle zu wählenden Kandidaten und alle Gesetze müssen vom Wächterrat bestätigt werden. Zudem hat in allen Fragen das letzte Wort der Revolutionsführer.

Der Wächterrat besteht aus 6 religiösen Geistlichen und 6 weltlichen Rechtswissenschaftlern. Die Geistlichen werden vom Revolutionsführer ernannt. Ihre Aufgabe ist es, jedes Gesetz auf seine Konformität mit den islamischen Prinzipien hin zu überprüfen. Die Juristen werden vom Obersten Richter, dem Chef der Judikative ernannt. Ihre Aufgabe ist es, die Verfassungskonformität legislativer Akte zu überprüfen. Der Oberste Richter seinerseits wird vom Revolutionsführer ernannt. Der Wächterrat ist befugt, jedes Gesetz abzulehnen oder im Nachhinein für ungültig zu erklären, und Kandidaten die Teilnahme an der Wahl für das Parlament und das Präsidentenamt zu verweigern. Der Wächterrat entscheidet per einfacher Mehrheit. Bei gleichen Stimmanteilen hat der Revolutionsführer das letzte Wort.

In der iranischen Verfassung Artikel § 57 wird die staatliche Gewalt, Legislative, Exekutive und Judikative, der religiösen Führung (welayat-e faghi) unterstellt. Alle drei Gewalten sind somit nicht autonom in ihren Entscheidungen, sondern abhängig vom geistlichen Führer "Rahbar".

Das iranische Einkammer-Parlament (Islamischer Konsultativrat; persisch Majles e-Shura ye-Eslami) besteht aus 290 Abgeordneten, die in allgemeinen, direkten und geheimen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit gewählt werden. Wegen der Auswahl des Wächterrates wird das Parlament (außer von 2000-2003) von den islamisch-konservativen Kräften dominiert.

Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Chātemīs 1997 etablierte sich die politische Bewegung der Reformer im iranischen Parlament. Sie stehen dem religiösen Machtmonopol kritisch gegenüber und versuchen, die republikanischen Elemente des Staates zu stärken. So gelang es Chatemi zu Beginn seiner Amtszeit, eine Liberalisierung der nationalen Presse durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen dadurch ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen Nachdruck zu verleihen.

Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte allerdings nicht sehr lange an. Der Wächterrat macht die Gesetze mit Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig und blockierte fortan nahezu alle Reformversuche des Parlaments.

Seitdem sehen sich die Reformer mit großen Vertrauensverlusten in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Die Enttäuschung über die Ohnmacht des Parlaments führte bei den letzten Kommunalwahlen (2003) zu sehr geringer Wahlbeteiligung (Landesschnitt 36 %, in Teheran 25 %) und zu einem klaren Sieg der konservativen Kräfte.

Bei den Parlamentswahlen am 17. Juni 2005 trat vorerst das parlamentarische Ende der Reformer ein, zumal Chātemī nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte.

Der Wahlkampf wurde im Fernsehen, im Radio, auf Plakaten und auf Redeveranstaltungen geführt. Dominant was das Bild eines Mannes: Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī. Der ehemalige Präsident Irans (1989-1997) kandidierte erneut für den Posten des Regierungschefs. Aus westlicher Sicht war er der sichere Wahlsieger, da er als starker Mann der Tat, als Pragmatiker galt und für wirtschaftlichen Aufschwung stand, dessen strahlende, ungezwungen westlich orientierte Auftritte allenfalls Korruptions- und Kungelleivorwürfe schmählerten.

Aber die Wahlen gewann völlig überraschend (für westliche Beobachter) Mahmud Ahmadinedschad in der ersten Stichwahl der iranschen Geschichte. Ahmadinedschad gilt als sogenannter Hardliner. In westlichen Zeitungen wurde er unter anderem als "religiöser Faschist" bezeichnet. Auf seiner politischen Agenda stehen viele Punkte, die an Ruhollah Mousavi Chomeini erinnern: Islamisierung der Gesellschaft, Kleiderordnungspflicht für Frauen, erhebliche Einschnitte der Presse- und Meinungsfreiheit, eine Abwendung von diplomatischen Eingeständnissen in internationalen Verhandlungen (Atomstreit), etc.

Doch wegen dieser Politik ist er nicht hauptsächlich gewählt worden. Er steht auch für eine realistische Lösung der Probleme, welche die einfachen Iraner täglich haben. Hohe Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Perspektivlosigkeit. Die Lösung dieser Probleme, oder zumindest deren Abschwächung, hat sich Ahmadinedschad ebenfalls zur Aufgabe gemacht. Die Arbeitslosen, die Armen, die vielen Menschen ohne Zukunft in einem Land mit außergewöhnlich vielen jungen Einwohnern, die einfachen Leute haben ihn gewählt - weil sie ihn als einen von ihnen ansehen.

Ob Mahmoud Ahmadinedschad die Hoffnungen, die in ihn projiziert werden, wird einhalten können, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass Iran einen schweren Rückschlag in Sachen Demokratisierung und Liberalisierung der Gesellschaft und des Staatssystems erfahren hat.

In einer Rede vom 26. Oktober 2005 hat der Präsident die Vernichtung Israels gefordert, ein in der UN-Geschichte einmaliger Vorgang, der von den meisten UN-Staaten einhellig verurteilt wurde.

Rechtssystem

Durch die islamische Revolution ist das islamische Recht, die Scharia als Gesetz wieder eingeführt worden. Da die Scharia niemals erfolgreich kodifiziert worden ist, obliegt die Rechtspflege und Fortentwicklung der islamischen Jurisprudenz in einer Art Case Law-System. Von einem Standpunkt der Gewaltenteilung aus wirkte sich die Tätigkeit des ersten Obersten Richters nach der Revolution Chalkali katastrophal aus. Bis heute gibt es keine Gewaltenteilung im Iran, der oberste geistliche Führer hat weitreichende Befugnisse.

Zivilgesellschaft und Menschenrechtsprobleme

Aus westlicher Sicht bestand 1997 mit der Wahl von Präsident Khatami Hoffnung auf Besserung der Menschenrechtslage. So konnten sich in der Folge auch diverse Nichtregierungsorganisationen gründen. Die Bemühungen erfuhren schließlich durch die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahre 2003 an die iranische Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi internationale Anerkennung.

Todesstrafen (öffentliche Hinrichtungen wie Steinigen oder Erhängen) oder öffentliches Auspeitschen werden auch für Personen unter 18 Jahren als Strafen für Vergewaltigung, Mord, Drogenhandel verhängt; auch Alkoholkonsum wird bestraft. Im Islam sind Jungen ab 15 Jahren und Mädchen schon ab 9 Jahren volljährig und voll straffähig. Im iranischen Strafgesetzbuch gibt es eine Vorschrift die den "Abfall vom wahren Glauben" (gemeint ist der Islam) mit den Tode bestraft. Laut AI wurden im Jahre 2005 drei Todesurteile durch Erhängen aufgrund dieses Gesetzes vollstreckt.

Homosexualität widerspricht dem Islam, wobei laut internationalen Menschenrechtsorganisationen für Homosexualität alleine keine Todesurteile ausgesprochen wurden. Für Homosexualität in Verbindung mit Vergewaltigung wurden in letzter Zeit aber Todesurteile verhängt. Die Meldung von zwei Jugendlichen, die im Juli 2005 wegen homosexueller Handlungen hingerichtet wurden, sorgte weltweit für Aufsehen und wurde wegen des internationalen Entsetzens nachträglich von iranischen Behörden so erweitert, dass die beiden einen weiteren, unbekannten Dreizehnjährigen vergewaltigt haben sollen. Geschlechtsumwandlungen sind im Iran erlaubt.

Staatsoberhäupter

Oberste Rechtsgelehrte
Ruhollah Mousavi Chomeini 1979-1989
Seyyed Alī Chāmene'ī seit 1989
Staatspräsidenten
Abū l-Hasan Banīsadr 1980-1981
Mohammad Alī Radschāʾī 1981
Seyyed Alī Chāmene'ī 1981-1989
Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī 1989-1997
Mohammad Chātemī 1997-2005
Mahmūd Ahmadī-Nežād seit 6. August 2005
Ministerpräsidenten (Amt 1989 abgeschafft)
Mehdi Basargan 1979
Mohammad Alī Radschāʾī 1980-1981
Mohammed Javad Bahonar 1981
Mohammed Reza Mahdavi-Kani 1981
Mir Hossein Moussavi 1981-1990

Siehe auch: Liste der Herrscher des Irans

Militär

Hauptartikel: Streitkräfte des Iran

Das iranische Militär befindet sich nach wie vor in einer Aufbauphase, in der das Land versucht, die Verluste durch den ersten Golfkrieg wieder auszugleichen. US-Schätzungen gehen davon aus, dass der Irak in den acht Kriegsjahren zwischen 20 und 40  % der iranischen Militärkapazität vernichtete, sowohl Soldaten als auch Material. Was die Mannschaftsstärke betrifft, ist der Prozess der Wiederherstellung der Schlagkraft weitgehend abgeschlossen, ähnliches dürfte auch für bodengebundene Waffensysteme gelten, bei denen es dem Land heute vor allem um Modernisierung und weniger um zahlenmäßige Aufrüstung geht. Noch nicht ausgeglichen sind die Materialverluste durch den Krieg auf dem Feld der Luftwaffe, in viel höherem Maß aber bei den größeren Überwassereinheiten der Marine. Auf diesen Feldern ist der Iran für ein Land seiner Größe unterbewaffnet. Neben den Kriegsverlusten sind vor allem die Ausfuhrbeschränkungen zahlreicher Staaten der Grund für diesen Zustand. Ein Großteil der vorhandenen Waffensysteme stammt aus US-Waffenhilfen und in neuerer Zeit aus Waffengeschäften mit Russland und der Volksrepublik China.

  • Informationen zum iranischen Nachrichtendienst unter: VEVAK

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung des Iran

Der Iran ist in 30 Provinzen gegliedert. Die größten Städte sind die Hauptstadt Teheran mit offiziell 7,1 Mio. (bzw. 12 Mio. im Ballungsraum) und Maschhad mit etwa 2,1 Mio. Einwohnern.

Siehe auch: Liste der Städte im Iran

Wirtschaft

Die iranische Wirtschaft unterliegt zum größten Teil der staatlichen Kontrolle. In privater Hand befinden sich ausschließlich kleinere Betriebe.

Wichtigste Wirtschaftssparte sind die reichen Erdöl- und Erdgas-Vorkommen im Iran. Weitere wichtige Wirtschaftssparten sind die Textilindustrie, die Landwirtschaft und die Zement- und Baustoff-Produktion.

Der Iran hat eine arbeitsfähige Bevölkerung von 23,68 Millionen Menschen, die aber mangelnd ausgebildet ist. Die Arbeitslosigkeit beträgt etwa 11,2 %. Der Dienstleistungssektor bietet 45 % der Arbeitsplätze, wobei der Staat einen sehr großen Verwaltungsapparat betreibt; Die Landwirtschaft bietet 30 % und die Industrie 25 %.

Erdöl und Erdgas

Der Iran ist der größte Lieferant von Erdöl (nach Saudi Arabien) und von Erdgas (nach Russland).

Der Iran fördert 3,979 Millionen Barrel Erdöl (ungefähr 632,661 Millionen Liter) pro Tag. Davon sind 1,425 Millionen Barrel (ungefähr 226,575 Millionen Liter) Eigenbedarf des Irans, die restlichen 2,5 Millionen Barrel werden exportiert. 10 % der weltweit bekannten Erdöl-Reserven gehören dem Iran (etwa 133,3 Milliarden Barrel).

Am 20. März 2006 plant der Iran eine eigene Ölbörse (International Oil Bourse, IOB) zu gründen, die Erdöl in Petroeuros anstelle der üblichen Petrodollar handelt.

Die Förderung von Erdgas betrug 79 Milliarden m³ im Jahr 2003. Davon wurden 72,4 Milliarden m³ für den Eigenbedarf des Irans benötigt, womit das Land neunt größter Erdgasverbraucher der Welt ist. 4,92 Milliarden m³ Erdgas wurden 2003 importiert und 3,4 Milliarden m³ Erdgas exportiert. Die bekannten Erdgas-Resourcen betragen etwa 26,7 Billionen m³.

Die Regierung will den hohen Eigenbedarf an Erdgas durch ein eigenes Atomprogramm reduzieren.

Landwirtschaft

Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt trotz zahlreicher Gebirge und Wüsten 10 % der Landesfläche, wobei jedoch ein Drittel künstlich bewässert wird. Die Landwirtschaft ist einer der größten Arbeitgeber des Landes.

Wichtige Produkte sind Weizen, Reis, Zucker, Baumwolle, Früchte, Nüsse, Wolle und Kaviar.

Export/Import

2005 exportierte der Iran Güter im Wert von 55,25 Milliarden US-Dollar. Die größten Export-Partner waren 2004 Japan (18,4 %), China (9,7 %), Italien (6 %), Südafrika (5,8 %), Südkorea (5,4 %), Taiwan (4,6 %), Türkei (4,4 %) und die Niederlande (4 %).

Das wichtigste Exportgut ist Erdöl. Der hohe Erdölpreis erlaubt dem Iran Quersubventionen seiner Industrie und Staatskasse.

Der Import betrug 2005 etwa 42,5 Milliarden US-Dollar. Die größten Importpartner waren 2004 Deutschland (12,8 %), Frankreich (8,3 %), Italien (7,7 %), China (7,2 %), Vereinigte Arabische Emirate (7,2 %), Südkorea (6,1 %) und Russland (5,4 %).

Kultur

Medien

Teheran ist das Medienzentrum des Landes. Hier erscheinen die wichtigsten Tageszeitungen (Jumhori-yi Islami, Resalat, Kayhan, Akhbar, Ettelaat), darunter auch einige englischsprachige (Tehran Times, Kayhan International, Iran Daily, Iran News). Die Zeitungen und auch die staatlichen Rundfunk- und Fernsehsender unterliegen staatlicher Zensur.

Zusätzlich gibt es über 30 iranische Fernsehsender aus dem bei Los Angeles liegenden San Fernando Valley, Kalifornien, die über Satellit oder Internet im Iran empfangen werden können. Diese von der iranischen Zensur nicht erreichbaren Sender spielten bei den Studentenprotesten 2003 eine wichtige Rolle bei der Koordination der Demonstrationen.

Siehe auch: Persische Literatur, Iranische Musik

Literatur

  • Katajun Amirpur, Reinhard Witzke: Schauplatz Iran - Ein Report. Freiburg 2004, Herder Verlag, ISBN 3-45105535-X
  • Columbia University (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. (Das ausführlichste Nachschlagewerk zum Iran von dem bisher 12 Bände erschienen sind.)
  • Navid Kermani: Iran. Die Revolution der Kinder, Verlag C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47625-2
  • W. G. Lerch: Iranische Traumata. Persien ist im vorigen Jahrhundert von vielen angegriffen oder fremdbestimmt worden. FAZ v. 21.6.2003. (Beleuchtet die Rolle des Iran als Opfer des Imperialismus)
  • Roy Mottadeh: Der Mantel des Propheten oder Das Leben eines persischen Mullah zwischen Religion und Politik, Verlag C.H. Beck, München 1988, ISBN 3-406-32289-1
  • Olya Roohizadegan: Olya's Geschichte. Der erschütternde Bericht einer Frau, die – zusammen mit anderen – wegen ihrer Zugehörigkeit zur Bahai-Religion von den Mullahs im Iran inhaftiert und mißhandelt wurde. Bergisch Gladbach 1995, Bastei-Lübbe Verlag in der Reihe "Erfahrungen", ISBN 3-40461322-8
Wiktionary: Iran – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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