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Carl Schurz

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Carl Schurz

Carl Schurz, manchmal auch Karl Schurz, (* 2. März 1829 in Erftstadt-Liblar; † 14. Mai 1906 in New York) war ein deutscher Revolutionär der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes, hier insbesondere der badischen Revoution von 1848/1849, und im politischen Exil in den USA als einer der so genannten Forty-Eighters US-amerikanischer General und Staatsmann. Er war der erste Deutsch-Amerikaner, der Mitglied des amerikanischen Senates wurde.

Schurz wurde 1829 als Sohn des Lehrers Christian Schurz in Burg Gracht in Liblar in der Nähe von Köln geboren. Er hatte noch drei jüngere Geschwister, Heribert, Anna und Antoinette. Er besuchte von 1839 - 1846 das Jesuiten-Gymnasium in Köln und studierte ab 1847 Philologie und Geschichte in Bonn. Hier befreundete er sich mit Gottfried Kinkel. Während seines Studiums schloss er sich der Bonner Burschenschaft Frankonia an.

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Gedenktafel an der Frankfurter Paulskirche

Während der Märzrevolution nahm Schurz 1848 an dem Sturm auf das Siegburger Zeughaus teil und begab sich dann über die Pfalz nach Baden in die Reihe der Aufständischen (vgl. auch Badische Revolution), wo er Adjutant von Fritz Anneke wurde, den er aus Köln kannte, und der die Artillerie der Pfälzischen Volkswehr befehligte. Nach der Niederlage gegen preußische Truppen konnte Carl Schurz nach Frankreich ins Elsaß entkommen. Im Sommer 1850 kehrte er heimlich nach Berlin zurück und befreite im November Gottfried Kinkel aus dem Gefängnis in Spandau. Danach ging er nach Paris, wurde aber aus Frankreich ausgewiesen. Bis August 1852 lebte er in London und unterrichtete dort die deutsche Sprache. Am 6. Juli 1852 heiratete er Margarethe Meyer, die in den USA dafür bekannt ist, den ersten Kindergarten eröffnet zu haben.

Hierauf ging er 1852 nach Amerika, wo er sich anfangs in Philadelphia, 1855 in Watertown im Staat Wisconsin niederließ. Er war bald einer der einflussreichsten Führer der aufstrebenden republikanischen Partei und hatte großen Anteil an deren Wahlsieg von 1860. Daher ernannte ihn der neugewählte US-Präsident Abraham Lincoln bei seinem Amtsantritt zum Botschafter in Spanien.


Carl Schurz während des Bürgerkriegs, in Generalsuniform

Schurz kehrte jedoch schon im Januar 1862 während des Bürgerkrieges nach Amerika zurück, um in das Unionsheer einzutreten. Unter Franz Sigels Führung diente er als General und zeichnete sich in der zweiten Schlacht von Bull Run, bei Chancellorsville, bei Gettysburg, bei Chattanooga und in verschiedenen anderen Kämpfen aus. Später kämpfte er unter Joseph Hooker in Tennessee, führte bis zum Ende des Kriegs eine Division und verließ 1865 die Armee.

Carl Schurz (1861)

Danach gründete er in Detroit (Michigan) eine neue republikanische Zeitung, die Detroit Post. 1867 ließ er sich in St. Louis (Missouri) nieder, wo er Miteigentümer und Redakteur der Westlichen Post wurde. Im Jahr darauf traf er Otto von Bismarck in Berlin. 1868 in Missouri zum Senator gewählt, gehörte er zusammen mit Sumner zu den unabhängigen Mitgliedern der republikanischen Partei und trat mutig gegen die überhandnehmende Korruption unter Ulysses Simpson Grants Präsidentschaft auf. 1875 versuchte er, aus den gemäßigten Elementen der Demokraten und Republikaner eine neue, die so genannte Reformpartei (Mugwump), zu bilden, gab aber den Versuch noch vor der neuen Präsidentenwahl 1876 auf.

Der neu ernannte US-Präsident Rutherford Birchard Hayes berief Schurz als "Secretary of the Interior" (1877-81) und er bewies seine Tüchtigkeit und seine redliche Gesinnung sowohl durch die rasche Beendigung der Wirren nach dem Sezessionskrieg in den Südstaaten als durch eine kluge, geschickte Lösung der Indianerfrage. Die Bevölkerung versuchte er für die Erhaltung der Wälder zu sensibilisieren. Der U.S. "Secretary of the Interior" ist nicht mit einem deutschen Innenminister zu verwechseln. Seine Aufgaben liegen in der Organisation der amerikanischen Bundesverwaltung (die Schurz nach preussischem Vorbild neu organisierte), und der Verwaltung von dem Bundesstaat gehörenden Territorien und Liegenschaften, zu denen die Nationalparks und die Indianerreservate gehörten. Er ist nicht für die innere Sicherheit und Strafverfolgungsbehörden zuständig. Dies fällt in den Bereich der einzelnen Bundesstaaten und Kommunen sowie in den Aufgabenbereich des Justizministeriums, das später, Anfang des 20. Jahrhunderts, auch die Oberaufsicht über das FBI und dessen Vorgängerinstitutionen erhalten hat. In der Indianerpolitik war es Schurz zu verdanken, dass die Indianerfrage nicht mehr als in den Bereich der Armee gehörendes Sicherheitsproblem, sondern primär als zivile und Verwaltungsaufgabe gesehen wurde.

Von 1888 bis 1892 war er Vertreter der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) in New York. Danach war er bis 1901 Präsident der National Civil Service Reform League. Bis zu seinem Tode 1906 betätigte er sich in der amerikanischen Politik. Dabei wurde Schurz, der 1860 die Republican Party mitbegründet hatte, ein entschiedener Gegner der zunehmenden globalen und imperialistischen Orientierung der US-Aussenpolitik speziell unter dem Präsidenten Theodore Roosevelt, der den Einflussbereich der USA ab 1898 nach Ostasien und Lateinamerika ausdehnte.

Von Carl Schurz stammte der Ausspruch: „Our country right or wrong. When right, to be kept right; when wrong, to be put right.“

Zu seinen Ehren wurden nach ihm mehrere Straßen (beispielsweise in Berlin-Spandau), eine Schule in Bonn, eine Grundschule in Rastatt, ein Gymnasium in Frankfurt am Main und die Bundeswehrkaserne im badischen Hardheim benannt. In New York City auf der Insel Manhattan gibt es einen Carl-Schurz-Park.

Werke von Carl Schurz

Schurz-Denkmal in Liblar mit Schloss Gracht im Hintergrund
  • Carl Schurz: Sturmjahre - Lebenserinnerungen 1829 - 1852, Verlag der Nation, Berlin
  • Carl Schurz: Unter dem Sternenbanner - Lebenserinnerungen 1852 - 1869, Verlag der Nation, Berlin
  • Speeches of Carl Schurz (12 politische Reden), 1885
  • Briefmarken 1952 und 1976

Literatur über Carl Schurz (deutschsprachig)

  • Herbert Kranz: Der Weg in die Freiheit - Carl Schurz: vom badischen Leutnant zum amerikanischen Staatsmann, Jugendbuch, Herder-Verlag, 1960
  • Ernst Röhl: Auf eigene Gefahr - Carl-Schurz-Roman, Das Neue Berlin, 1998