Limone di Siracusa
Der Limone di Siracusa (g.g.A.) ist die zur Cultivar Femminello siracusano und ihrer Klonen gehörigen Frucht, die der Art Citrus × limon L. Burm zuzuordnen sind. Der Femminello siracusano ist die repräsentativste Cultivar für Italien[1] und bringt drei Blüten hervor: Den Primofiore[2] (von Oktober bis März), den Bianchetto[3] (von April bis Juni) und den Verdello[4] (von Juli bis September).
Herkunft
Die Zitronenpflanze hat ihren Ursprung in Birma, wo sie wild vorkommt: von hier aus hat sie den Nahen Osten, Mesopotamien und Palästina bis zum Mittelmeer durchquert, wo sie die optimalen Bedingungen für ihre Entwicklung gefunden hat.[5] Das natürliche Habitat der Zitrone liegt im Streifen zwischen den Breitengraden 40 Grad Nord und 40 Grad Süd: Dieser Gürtel umfasst Kalifornien, Uruguay, Argentinien, Südafrika und den Mittelmeerraum, hauptsächlich Italien, Spanien, Griechenland und die Türkei. Im 16. und 17. Jahrhundert, während des freiherrlichen Monopols der Zitrusfrüchteplantagen, blieb die Verwendung der Zitronen weiterhin auf die Vorbereitung von Luxusspeisen beschränkt.
Die Zitrone wurde in der Syrakuser Gegend ab dem 17. Jahrhundert durch Jesuiten intensiv angebaut. Die Zitrone wurde damals zu einer der wichtigsten Quellen des Lebensunterhalts und erreichte im Jahr 1891 eine Produktion von etwa 11.600 Tonnen. Der Erfolg dieses Anbaus führte in Sizilien zur Gründung verschiedener Firmen im Zitrusfrüchte-Sektor, die den konzentrierten Zitronensaft, das Calciumcitrat und die Zitronensäure aus dem Saft gewannen. In den selben Jahren erfuhr die Zitrone von Syrakus einen beträchtlichen Erfolg auf den Auslandsmärkten, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten und in England, wie auch die Daten der Camera di Commercio e Arti (Handels- und Gewerbekammer) von Syrakus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestätigen.[6] Die Daten bezüglich des Verkehrs im Syrakuser Hafen am Anfang des 20. Jahrhunderts geben als ausländische Hauptbestimmungsorte der Zitronen, der bitteren und süßen Orangen, des konzentrierten Zitronensaftes und des Calciumcitrats die Häfen von Triest, London, Rijeka, Liverpool, Glasgow, Manchester, Malta und Odessa an.[7]
Trotz der Urbanisierung und der Industrialisierung, die ab der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden haben, ist die Zitronenkultur nicht aufgegeben worden, und sie repräsentiert heute noch einen sehr wichtigen wirtschaftlichen Sektor: Syrakus wird in qualitativer und in quantitativer Hinsicht sowohl auf dem italienischen Markt als auch auf den europäischen Märkten als ein Bezugspunkt für das frische Produkt betrachtet. Am 3. Februar 2011 wurde die Bezeichnung „Limone di Siracusa“ in das Register der geschützten geographischen Angaben (g.g.A.) eingetragen – Verordnung (EU) Nr. 96/2011.
Eigenschaften der Frucht
Der „Limone di Siracusa g.g.A.“ ist nicht nur durch einen hohen Saftgehalt und den Reichtum an ölhaltigen Drüsen in der Schale gekennzeichnet, sondern auch durch die hohe Qualität seiner ätherischen Öle. Die Syrakuser Zitronenart nennt sich Femminello, wegen der beträchtlichen Fruchtbarkeit der Pflanze, die das ganze Jahr über wieder blüht: Der Primofiore reift von Oktober bis März, hat eine elliptische Form, Schale und Fruchtfleisch sind von hellgrün bis zitronengelb und der Saft ist zitronengelb; der Bianchetto reift von April bis Juni, bietet sich elliptisch-eiförmig dar, mit einer hellgelben Schale, gelbem Fruchtfleisch und zitronengelbem Saft; der Verdello reift zwischen Juli und September, hat eine elliptisch-kugelige Form und eine hellgrüne Schale, während Saft und Fruchtfleisch zitronengelb sind.
Die Pflanzdichte darf höchstens 400 bis 500 Pflanzen je Hektar betragen, oder 850 Einheiten im Fall von dynamischer Pflanzung. Die Anpflanzungen können mit der konventionellen, integrierten oder biologischen Anbaumethode erfolgen.[8] Alle Anbauoperationen müssen so durchgeführt werden, dass das richtige Gleichgewicht und die richtige Entwicklung der Pflanze, die immer einer korrekten Belüftung und der Sonne ausgesetzt sein muss, erhalten bleiben. Die Ernte der Früchte erfolgt manuell und direkt vom Baum, mithilfe von Erntescheren für das Durchschneiden des Stiels.
Dank seiner qualitativen Eigenschaften wird der „Limone di Siracusa“ nicht nur als frische Frucht, sondern auch in anderen Bereichen vermarktet; sie betreffen im besonderen den Nahrungsmittelsektor, den medizinisch-wissenschaftlichen Sektor, die Kosmetik- und die Parfümindustrie, die sich durch die Verarbeitungsunternehmen mit Säften und ätherischen Ölen versorgen.
Produktionskapazität
Das aktuelle Konsumgebiet des „Limone di Siracusa g.g.A.“ ist vorwiegend der italienische Markt der Kaufhäuser, besonders im Norden Italiens; der Export innerhalb der Europäischen Union ist an die Märkte in Deutschland, Österreich, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Dänemark gerichtet; der wichtigste Markt außerhalb der EU ist Norwegen. Im Laufe der Kampagne 2010/2011 sind 13.157,26 Doppelzentner Syrakuser Zitronen in die Verpackungszentren eingetroffen und 6.248,20 Doppelzentner sind als „Limone di Siracusa g.g.A.“ zertifiziert worden.[9] Das Produkt wird als „Limone di Siracusa g.g.A.“ in den Handel gebracht: Es kann unverpackt oder in geeigneten Behältern aus Karton, Holz, Plastik oder in Netzen und Taschen mit fest am Netz befestigtem Kunststoffband vermarktet werden. Die Handelsklassen sind ausschließlich Extra und I.
Verwendung des Produkts
Der Saft und die Schale des Limone di Siracusa (g.g.A.) sind als hochwertig anerkannt und von führenden Betrieben im Nahrungsmittelsektor wie Polenghi und die Eisdielen GROM gefragt.[10] Die ätherischen Öle sind in der Kosmetik und von den wichtigsten Parfümfirmen der Welt, von Chanel bis Dior, von Hermès bis Dolce & Gabbana sehr gefragt.
Im medizinischen Bereich ist der Limone di Siracusa (g.g.A.) Gegenstand einer klinischen Studie, die die Wirksamkeit des Zitronensafts in der Vorbeugung des Nierensteinleidens bei Patienten mit wiederkehrenden Nierensteinen beweisen will.[11] Gewöhnlicherweise ist das Kaliumcitrat das einzige Pharmakon, das imstande ist, die Bildung der Nierensteine zu reduzieren und die Präzipitation der Calciumoxalat-Kristalle, die für die Bildung der Nierensteine verantwortlich sind, zu verhindern. Dieses Pharmakon bringt jedoch verschiedene Beschwerden mit sich, die den Patienten dazu führen, die Behandlung progressiv aufzugeben. Der Saft von drei oder vier Zitronen kann eine mit der Verabreichung des Pharmakons vergleichbare tägliche Menge an Citrat liefern, mit dem Vorteil, dessen unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Die derzeit bei der Nephrologie-Einheit der Vereinten Krankenhäuser von Bergamo laufende Studie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem pharmakologischen Forschungsinstitut „Mario Negri“ und dem Konsortium für den Schutz des Limone di Siracusa.
Kuriositäten und Folklore

Die Stadt Syrakus feiert jedes Jahr am 13. Dezember das Patronatsfest von Santa Lucia mit einer langen Prozession von Piazza Duomo in Ortigia bis zur Kirche von Santa Lucia al Sepolcro. Am 20. Dezember legt die Prozession den umgekehrten Weg zurück. Am 13. Dezember werden die großen Kerzen an den Ecken der Statue traditionell mit Blumen bedeckt, während am 20. Dezember neben der Silberstatue mit Zitronen und Orangen verzierte Kerzen gestellt werden. Die Gabe des Frühobstes an die Heilige hatte, außer den ästhetischen Wert, auch eine eigene Bedeutung: Sie stellte den Weg der Prozession vom Land in die Stadt dar, wenn die Zone von Piazza Santa Lucia die Nordgrenze der Urbanisierung repräsentierte, und die Definition von „Stadt“ der Insel Ortigia vorbehalten war.
Eigenschaften
Die Zitrone ist die Frucht mit der umfangreichsten therapeutischen Anwendung, und die Beziehung zwischen Zitrone und Gesundheit rühmt sich einer tausendjährigen Geschichte: Von den Anwendungen der alten Griechen bis heute gibt es Hunderte von Verwendungsbeispielen der Zitrone in der Medizin, eine lange Liste, die auch einige wichtige Seiten der Medizingeschichte beinhaltet, wie James Linds Entdeckung des Skorbuts im Jahr 1747, eine vom Mangel an Vitamin C bedingte Pathologie, die mit Zitronen- und Orangensaft behandelt wird.
Zitronen (g.g.A.) in der Europäischen Union
Italien hat eine mit Zitronen angebaute Fläche von 12.464 Hektar. Der Limone di Siracusa stellt mit einer Oberfläche von 5.300 Hektar, 150.000 Tonnen Produkt und ungefähr 398.000 Arbeitstage jährlich 34% der gesamten nationalen Produktion dar. Das Produktionsgebiet umfasst den Küstenstreifen von zehn Gemeinden in der Provinz von Syrakus, in Sizilien: Augusta, Avola, Melilli, Noto und Syrakus, zu denen Teil des inneren, zu den Gemeinden Floridia, Solarino, Priolo Gargallo, Rosolini und Sortino gehörenden Territoriums hinzukommt.
Im Folgenden sind die Oberflächen der Zitronen mit geschützter geographischer Angabe in der Europäischen Union aufgeführt:
Sorte g.g.A. | Herkunft | Oberfläche in Hektar (ha) |
---|---|---|
Limone di Siracusa | Italien | 5.300 |
Citricos Valencianos | Spanien | 3.300 |
Limone Interdonato di Messina | Italien | 950 |
Limone di Sorrento | Italien | 400 |
Limone di Amalfi | Italien | 400 |
Limone Femminello del Gargano | Italien | 400 |
Citrinos do Algarve | Portugal | 320 |
Limone di Rocca Imperiale | Italien | 200 |
Die Europäische Union erhielt acht Bezeichnungen (g.g.A.) für die Zitrone: sechs davon sind von Italien, eine von Spanien, eine von Portugal erhalten worden. Außer dem „Limone di Siracusa” umfassen die italienischen Bezeichnungen den „Limone di Sorrento“, den „Limone Costa d’Amalfi“, den „Interdonato di Messina“, den „Femminello del Gargano“ und den „Limone di Rocca Imperiale“; die spanische Bezeichnung ist der „Citricos Valencianos”, während in Portugal die Sorte „Citrinos do Algarve” geschützt ist.
Konsortium für den Schutz des Limone di Siracusa
Das Konsortium für den Schutz des Limone di Siracusa g.g.A. ist am 13. Juli 2000 gegründet worden, hat keinen Erwerbszweck und übt keine kommerzielle Tätigkeit aus. Das Konsortium hat unter seinen wichtigsten Aufgaben:
- Die Ermittlung der Produktionszonen und der unter Schutz zu stellenden Sorten;
- Die Überwachung des korrekten Gebrauches der Bezeichnung „Limone di Siracusa g.g.A.“ in der Ursprungszone und auf den Märkten;
- Die Realisierung von Förderinitiativen in Italien und im Ausland mit dem Ziel, die Kenntnis und das Image des Produktes und des Siegels g.g.A. zu verbreiten.
Der Präsident des Konsortiums ist Fabio Moschella, ein Syrakuser landwirtschaftlicher Unternehmer.
Einzelnachweise
- ↑ Das Territorium von Syrakus stellt 42% der nationalen Zitronenanbaufläche dar.
- ↑ Er wird seinerseits in grünen Primofiore, von Oktober bis Dezember, und winterlichen Primofiore, von Dezember bis März, eingeteilt.
- ↑ Auch als Maiolino bekannt.
- ↑ Oder Sommerzitrone.
- ↑ Die Geschichte des Limone di Siracusa g.g.A..
- ↑ Zusammen mit Getreide, Wein und Johannisbrot repräsentierten die Zitrusfrüchte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs die wichtigsten Syrakuser Exportartikel. In geringerem Maße, aber immer beträchtlich, war auch der Export von Olivenöl und süßen Mandeln in der Schale.
- ↑ Offizielle Daten des Syrakuser Hafens, Zitrusfrüchte-Kampagnen 1902-1903 und 1903-1904.
- ↑ Als konventionelle Methode versteht man die im Gebiet angewandte Methode, unter Beachtung der Normen der „Guten landwirtschaftlichen Praxis“ der Region Sizilien; die integrierte Methode setzt die Beachtung der von der Spezifikation der Region Sizilien vorgesehenen technischen Vorschriften, in Ergreifen der Verordnungen (EG) im Bereich Agrarumwelt, voraus; die biologische Methode nimmt Bezug auf die Verordnung (EG) Nr. 834/2007.
- ↑ Daten IZSS – Istituto Zooprofilattico Sperimentale della Sicilia – Kontrollstelle.
- ↑ Un Gelato al Limone
- ↑ Die versteckten Kräfte der Zitrone