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Liste lateinischer Phrasen/D

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Initiale D aus einer französischen Handschrift, die die Geometrie - allegorisch als Frau dargestellt - beim Unterrichten umschliesst

Da

Da mihi castitatem et continentiam, sed noli modo.
„Schenke mir Keuschheit und Enthaltsamkeit – aber noch nicht jetzt!“ - Zitat aus den Schriften des Kirchenlehrers Augustinus von Hippo
Da mihi factum, dabo tibi ius.
„Sag mir, was passiert ist, ich werde dir sagen, was Recht ist.“ - Römische Rechtsregel, nach der die Parteien vor Gericht nur den Sachverhalt, nicht jedoch die Rechtslage vorzutragen haben.

Dat

Dat census honores.
Ovid, Amores 3,8,55.
„Reichtum bringt Ansehen.“ Eigentlich: „Der Steueranschlag verleiht Ehrenämter.“
Dat, dicat, dedicat.
„Er gibt, weiht und widmet.“ – Weiheformel für Gegenstände, die man den Göttern widmete, abgekürzt mit D. D. D. Eine andere Version ist „Dat, donat, dedicat“.

Damnatio

Porträt von Septimius Severus, Julia Domna, Caracalla und Geta, bei dem Geta auf Befehl Caracallas bis auf einen kleinen grauen Kreis (links unten) entfernt ist
Damnatio memoriae
„Verdammung der Erinnerung“: Jemand soll aus dem Gedächtnis gelöscht werden. Dabei wurden die Namen besonders verhasster Personen aus den Annalen getilgt und sämtliche Bildnisse und Inschriften zerstört.

De

De duobus malis minus est eligendum.
„Von zwei Übeln muss man das kleinere wählen.“ - Cicero, De officiis 3.3
De facto
„In der Tat, in Wirklichkeit“, - So heißt es von einem realen Tatbestand, der unter Umständen nicht dem rechtmäßigen Zustand de jure entspricht.
De gustibus non est disputandum.
„Über Geschmack kann man nicht streiten.“ - Dieser Satz stammt nicht aus der Antike. Der Franzose Jean Anthelme Brillat-Savarin leitete ihn vom spanischen „Sobre los gustos no hay disputo“ her. In der scholastischen Philosophie heißt es:
„De gustibus et coloribus non est disputandum.“ („Über Geschmäcke und Farben kann man nicht streiten.“)
Meist wird diese Aussage so verstanden, dass niemand rational beweisen kann, dass ein bestimmtes Geschmacksempfinden das richtige sei.[1]
De jure
„Nach (geltendem) Recht“: Der Begriff wird meist im Zusammenhang mit dem Begriff de facto verwendet. Eine Regierung, die de jure im Amt ist, wurde nach geltendem Recht eingesetzt, muss aber keine faktische Gewalt haben. Eine De-facto-Regierung hingegen hat eine tatsächliche Gewalt, jedoch nicht unbedingt eine rechtliche Legitimation.
De minimis non curat praetor/lex (Minima non curat praetor)
„Um Geringfügigkeiten kümmert sich der Praetor/das Gesetz nicht.“: Siehe auch De-minimis-Beihilfe.
De mortuis nil nisi bene [dicendum]
„Über Verstorbene nur wohlwollend [sprechen]“ bzw. wörtl. „Über Verstorbene nichts [sagen], es sei denn gut [gemeint]“ - Auch wenn man über einen Toten etwas Abträgliches berichten muss, es geschehe nie anders als mit Wohlwollen. Andere, den Wortlaut des Lateinischen wörtlicher wiedergebende Übersetzung: „Über die Toten nur auf gute = angemessene Weise [sprechen]“, also sinngemäß: Wenn man über einen Toten nichts Gutes zu berichten weiß, dann soll man über ihn sprechen in einer Weise, die berücksichtigt, dass der Tote sich nicht mehr wehren kann - oder eben schweigen. Die verbreitete Übersetzung „Über die Toten sage man nur Gutes“ ist sprachlich falsch. Ursprünglich eine Solon zugeschriebene Wendung: „[[Liste griechischer Phrasen/Tau#Τὸν τεθνηκότα μὴ κακολογεῖν, γῆρας τιμᾶν.|Vorlage:Polytonisch]]“ („nicht Schlechtes über den Verstorbenen reden“).[2] Büchmann referiert den Ursprung in einer Übersetzung des durch Diogenes Laertios zitierten Chilon von Sparta: „Vorlage:Polytonisch“, ton tethnekota mē kakologein, „über einen Toten nicht schlecht reden“[3]. Im lateinischen Sprichwort ist „gut“ (bene) adverbial, also „auf gute Weise, auf angemessene Weise“. Im griechischen Vorbild (μὴ κακολογεῖν = nicht Schlechtes sprechen) ist schlecht (κακο-) attributiv. Bei der Übernahme des griechischen Sprichworts ins Römische hat also eine beträchtliche semantische Perspektivänderung stattgefunden.
De nihilo nihil fit.
„Von nichts kommt nichts.“ - Nach Lukrez, de rerum natura 2,287, wo es heißt: „de nihilo quoniam fieri nil posse videmus - weil wir sehen, dass aus nichts nichts werden kann.“
De novo
„Von Neuem“
Les Très Riches Heures du duc de Berry, Folio 70r - De Profundis
De profundis
„Aus der Tiefe“ - Anfang des 130. Bibelpsalms: „De profundis clamavi ad te Domine.“ („Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir.“)
De re und de dicto
„Über die Sache – über das Gesagte“ - Unterscheidung in der Logik, ob sich eine Notwendigkeit auf die Sache selbst oder die Art und Weise, wie sie beschrieben ist, bezieht.
De te fabula narratur
„Diese Geschichte wird über dich erzählt.“ - Du bist gemeint!
Horaz, Sermones 1,1,69 f., wo der Satz vollständig lautet: „mutato nomine / de te fabula narratur.“ („Der Name ist geändert, aber die Geschichte handelt von dir.“)

Decernat

Decernat.
„Er möge entscheiden!“ (3. Person Singular Konjunktiv Präsens Aktiv)
Mit diesem Wort wurde eine Angelegenheit vom Vorstand einer Behörde der zuständigen untergeordneten Dienststelle zugewiesen, dem entsprechenden „Dezernat“, wie man seit dem 19. Jahrhundert sagte, fälschlicherweise mit Endbetonung, als stammte das Wort von einem Partizip Perfekt Passiv her wie etwa Dekret von decrétum.[4]

Decori

Decori decus addit avito.
„Ruhm fügt er dem angestammten Ruhm hinzu.“
Der Spruch kommt vor als Aufschrift auf einer Medaille des Earl Spencer (1799).
Ob der Satz - die zweite Hälfte eines Hexameters - aus einer Dichtung stammt, ist nicht nachgewiesen.

Decus

Decus et tutamen
„Zier und Schutz“ - Die Inschrift auf dem Rand der britischen Ein-Pfund-Münze stammt aus Vergils Epos Aeneis (5,262) und geht zurück auf Münzen des 17. Jahrhunderts, deren Kante zum Schutz vor Beschneidung beschriftet war. Damals kam es oft vor, dass der Rand von Silbermünzen abgeschnitten wurde.

Defensor

Defensor fidei
„Verteidiger des Glaubens“ - Der englische König Heinrich VIII. erhielt 1521 für seine Streitschrift „The Defence of the Seven Sacraments“ zur Verteidigung des rechten katholischen Glaubens vom Papst den Titel „Verteidiger des Glaubens“, ein Titel, den die britischen Könige immer noch führen.
Defensor matrimonii
„Verteidiger der Ehe“, auch defensor vinculi (Ehebandsverteidiger). Er tritt in katholischen kirchlichen Scheidungsprozessen auf.

Dei

englische Münze für Heinrich VIII.:
hEnRIC VIII DI GR REX AnGLIE
Henricus VIII. Dei Gratia Rex Angliae
Heinrich VIII. von Gottes Gnaden König von England
Dei Gratia
„Von Gottes Gnaden“ - Der Begriff Gottesgnadentum entwickelte sich aus dem Titelzusatz Dei Gratia. Das Gottesgnadentum beinhaltet die Legitimation des Herrschers durch den Willen Gottes (Stellvertreter Christi auf Erden). Auch heute noch prangt auf den Britischen Münzen der Zusatz D.G. (für Dei Gratia) hinter dem Namen von Königin Elisabeth II.

Deleatur

Korrekturzeichen Deleatur
Deleatur.
„Es möge getilgt werden.“: Korrekturzeichen, welches diejenigen Teile eines Manuskripts (einzelne Buchstaben, Wörter, Sätze oder ganze Absätze) kennzeichnet, die gestrichen werden sollen. Seine Form geht dabei auf den kleinen Buchstaben „d“ in der deutschen Kurrentschrift zurück.

Delicta

Delicta carnis
„Fleischliche Vergehen“

Delictum

Delictum omissivum
Unterlassungsdelikt“ - Straftat, bei der – anders als beim Begehungsdelikt – ein Unterlassen unter Strafe gestellt wird.
Delictum tentatum
„Versuchtes Verbrechen“

Delirant

Delirant isti Romani.
„Die spinnen, die Römer.“ - Aus der lateinischen Version der Asterix-Serie; Standardspruch von Obelix, der auf ungewohnte Verhaltensweisen mit Befremden reagiert („Die spinnen, die …“)

Delirium

Delirium tremens
„Zitterndes Irresein“ - Entzugsdelirium, eine ernste Komplikation bei einer länger bestehenden Alkoholkrankheit.

Demon

Demon est deus inversus.
„Der Teufel ist die Kehrseite Gottes.“
Ein aus Esoterik und Theosophie stammender Satz, bekannt geworden vor allem durch H. P. Blavatskys Werk Die Geheimlehre[5]

Dentata

Dentata charta
„Gezähntes Papier“: Schmähschrift.

Deo

Deo dignus vindice nodus
„Ein Knoten bedürftig eines Gottes zum Lösen“
Das Sprichwort geht zurück auf Horaz, ars poetica 191 f, wo für die Tragödie gefordert wird „nec deus intersit, nisi dignus vindice notus / inciderit“ („und kein Gott sei im Spiel, außer es ist eine Verstrickung angefallen, die einen Befreier verlangt“).
Deo gratias.
„Gott sei Dank!“
Deo iuvante
„Mit Gottes Hilfe“ - Ordensdevise.
Deo Optimo Maximo (D. O. M.)
„Dem besten und höchsten Gott“ - Christliche Aufnahme der antiken Prädikation Jupiter Optimus Maximus.
Seit der Renaissance oft bei Grabmälern in Kirchen und Friedhöfen zu sehen. Devise des Benediktinerordens.
Deo parere libertas.
„Gott gehorchen ist Freiheit.“
Deo volente nobis viventibus.
„Wenn wir am Leben sind, weil Gott will.“ „Wenn wir nach Gottes Willen am Leben sind“ - Siehe auch Condicio Iacobaea.

Depositio

Depositio cornuum
„Ablegung der Hörner“: eine Zeremonie vor der Immatrikulation.

Desine

Desine fata deum flecti sperare precando!
„Lass ab von der Hoffnung, das von den Göttern verhängte Schicksal werde durch Beten abgewendet.“
Vergil (Äneis 6,376)

Desinit

Desinit morbus, incendium extinguitur.
„Eine Krankheit hört auf, ein Brand wird gelöscht.“

Desipere in loco

Deum

Deum cole, regem serva.
„Gott verehre, dem König diene!“

Deus

Deus mare, Friso litora fecit.
„Gott schuf das Meer, der Friese die Küste.“
Deus ex machina (griech. [[Liste_griechischer_Phrasen/Alpha#.E1.BC.80.CF.80.E1.BD.B8_.CE.BC.CE.B7.CF.87.CE.B1.CE.BD.E1.BF.86.CF.82_.CE.98.CE.B5.CF.8C.CF.82|Vorlage:Polytonisch]])
„Ein Gott aus der (Bühnen-)Maschine“ - Heute bezeichnet man mit Deus ex machina meist eine unerwartet auftretende Person oder Begebenheit, die in einer Notsituation hilft oder die Lösung bringt.
Deus lo vult
Deus in minimis maximus
„Gott ist in den kleinsten Dingen am größten.“ - Augustinus zugeschrieben.
Deus lo vult
„Gott will es!“ - Spätlateinischer Kampfruf der Kreuzzüge. So antwortete die Menschenmenge als Papst Urban II. am 27. November 1095 in einer Predigt auf der Synode von Clermont zur Befreiung Jerusalems aufrief.
Deus Auditor et Protector meus
„Gott, mein Helfer und Schützer“, Wahlspruch derer von Elverfeldt genannt von Beverfoerde zu Werries wie dies auch auf deren Stammsitz Schloss Loburg ist bzw. auf dem Beverfoerder Hof zu sehen war.

Di/Dis

Di meliora dent.
„Die Götter mögen Besseres geben!“
Di minores
„Niedere Götter“
Dis aliter visum.
„Die Götter entschieden anders.“

Dic

Dic cur hic.
„Sag warum du hier und jetzt.“ - „Sag, warum du hier bist.“ Von J. M. Moscherosch geprägte humanistische Leitfrage
Dic, hospes, Spartae nos te hic vidisse iacentes, / dum sanctis patriae legibus obsequimur.
„Sag, Fremder, in Sparta, du habest uns hier liegen sehen, den heiligen Gesetzen der Heimat gehorchend.“ - Epigramm des Simonides von Keos in der lateinischen Übersetzung von Marcus Tullius Cicero (Tusculanae disputationes 1,101). Auf dem Gedenkstein bei den Thermopylen für die Spartaner, die sich dort gegen die Perser bis auf den letzten Mann aufopferten, soll das Epigramm auf Griechisch gestanden haben: [[Liste griechischer Phrasen/Omega#Ὦ ξεῖν᾿, ἀγγέλλειν Λακεδαιμονίοις ὅτι τῇδε κείμεθα τοῖς κείνων ῥήμασι πειθόμενοι.|Vorlage:Polytonisch]]
Friedrich Schiller (Der Spaziergang) übersetzt: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest | Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“

Dictum

Dictum
„Gesagtes“ - Diktum, Ausspruch, Äußerung, Sentenz, Bonmot
Dictum, factum.
„Gesagt, getan.“
Dictum sapienti sat.
„Ein Wort genügt dem Weisen“ - Vgl. Sapienti sat.

Diem

Diem perdidi.
„Ich habe einen Tag verloren!“ - Diese Worte rief Kaiser Titus aus, als ihm bei Tische einfiel, er habe an jenem Tage noch niemandem etwas Gutes getan.

Dies

Dies ater
„Ein schwarzer Tag“ - So nannte der römische Geschichtsschreiber Livius die Schlacht an der Allia, bei der die römischen Truppen gegen Gallier eine Niederlage erlitten, durch die die Eroberung Roms ermöglicht wurde.
Erste Strophe des Dies irae
Dies irae
„Tag des Zorns“ - Der jüngste Tag; verkürzt aus „dies irae dies illa solvet saeclum in favilla“ („der Tag des Zorns, jener Tag löst die Welt in Asche auf“) nach Thomas von Celano. Der Zitatensammler Georg Büchmann schreibt in seinen Geflügelten Worten:
Dies irae, der Tag des Zorns, d. h. des Gerichts Gottes, steht, wie „Sprüche“ 11, 4 „dies ultionis“ und Hesekiel 7, 19 „dies furoris“, in der Vulgata Römer 2, 5 (vrgl. Offenb. 6, 16. 17; 11, 18) und bildet den Anfang des Liedes von Thomas von Celano (13. Jahrh.), das beim katholischen Traueramte ertönt und in Goethes „Faust“ dem reuigen Gretchen im Dome entgegenbraust. [6]
Dies levat luctum.
„Die Zeit lindert den Schmerz.“ - Entspricht in etwa dem deutschen Sprichwort „Die Zeit heilt alle Wunden.
Dies interpellat pro homine.
„Der Termin mahnt statt des Menschen.“

Difficile

Difficile dictu
„Schwer zu sagen“
Difficile est satiram (auch:' saturam) non scribere.
„Schwer ist es, keine Satire zu schreiben.“: Erich Kästner schreibt in seinem Essay Sinn und Wesen der Satire über diesen Satz von Iuvenal: „Über dem geläufigen Satze, dass es schwer sei, keine Satire zu schreiben, sollte nicht vergessen werden, dass das Gegenteil, nämlich das Schreiben von Satiren, auch nicht ganz einfach ist.“[7]

Dignus

Dignus est intrare.
„Er ist würdig, einzutreten.“

Dimidium

Dimidium facti, qui coepit, habet.
„Wer (erst mal) begonnen hat, hat (damit) schon zur Hälfte gehandelt!“ Horaz, Epistulae 1,2,40.
Dies entspricht etwa unserem Sprichwort „Frisch gewagt ist halb gewonnen.“
Im Original (v. 40 f.) heißt es:
Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, / incipe!

Dirigo

Siegel des US-Bundesstaates Maine
Dirigo.
„Ich leite.“ Motto auf dem Staatssiegel des US-Bundesstaates Maine, das bereits im Jahr 1820 angenommen wurde. Der über dem Motto dargestellte Polarstern verweist darauf, dass damit der Leitstern der Seefahrer gemeint ist.

Disce

Disce aut discede!
Schufte oder verdufte! (Wörtlich: Lerne oder gehe fort!) - Motto mehrerer Schulen.

Discite

Discite Donatum!
Lernt euren Donatus!
Anfangsworte eines Distichons von Johann Glandorp(ius) (Disticha, 1553), in dem er die Schüler auffordert beizeiten zu lernen, damit sie sich später nicht blamieren:
„Discite Donatum, pueri, puerilibus annis,
ne spretus iuvenes vos notet atque senes.“
„Lernt den Donat, ihr Kinder, in den Kinderjahren,
damit nicht in eurer Jugend und im Alter aufkommt, dass ihr ihn missachtet habt!“
Aelius Donatus (Mitte des 3. Jahrhunderts, Lehrer des hl. Hieronymus) verfasste eine Grammatik des Lateinischen, die im Mittelalter zum maßgeblichen Lehrbuch wurde und deshalb einfach als „der Donatus“ bezeichnet wurde (so wie wir heute vergleichbar „der Duden“ sagen).
Discite iustitiam moniti et non temnere divos!
„Lasst euch das eine Ermahnung sein, Gerechtigkeit zu lernen und die Götter nicht zu missachten.“: Aus Vergils Aeneis (6,620).
Discite moniti!
„Lernt, ihr Ermahnten!“

Disiecta

Disjecta membra
„Versprengte Glieder“: Aus ihrer ursprünglichen organischen Ordnung gerissenen Teile eines Ganzen. Besonders in der Handschriftenkunde und im Buchwesen verwendet, um die verstreute Überlieferung einzelner Bestandteile eines Codex oder Buches zu bezeichnen.

Disiecti

Disiecti membra poetae
„Glieder des zerstückelten Dichters“ - „Verstreute Fragmente des Werks des Dichters“ (Horaz, Satire, I, 4, 62).

Ditat

Staatssiegel des US-Bundesstaates Arizona
Ditat Deus
„Gott bereichert“: Motto auf dem Staatssiegel des US-Bundesstaates Arizona. Es handelt sich dabei um eine Anspielung auf das alttestamentliche Buch Genesis (Gen 14,23 EU) in der lateinischen Vulgata-Übersetzung:
quod a filo subteminis usque ad corrigiam caligae non accipiam ex omnibus quae tua sunt ne dicas ego ditavi Abram;
daß ich von allem, was dein ist, nicht einen Faden noch einen Schuhriemen nehmen will, daß du nicht sagst, ich habe Abram reich gemacht;

Dixi

Dixi et salvavi (servavi) animam meam
„Ich habe gesprochen und meine Seele gerettet“: Ich habe mein eigenes Gewissen beruhigt, indem ich eine Wahrheit ausgesprochen habe, gleich ob daraus Konsequenzen gezogen werden oder nicht. (Nach Ezechiel, 3, 19.)

Divide

Divide et impera
„Teile und herrsche“: Prinzip, unter Gegnern Zwietracht zu säen, um in der Machtausübung ungestört zu bleiben. Es ist angeblich ein Ausspruch des französischen Königs Ludwigs XI.: „Diviser pour régner.“

Do

Do ut des
„Ich gebe, damit du gibst.“ Prinzip, welches das Wesen des römischen Begriffs beneficium wiedergibt: Eine Gefälligkeit (beneficium) verpflichtet den Empfänger zur Dankbarkeit, d. h. zu einer Gegengabe, die in nicht zu kurzer Zeit und keinesfalls geringer zu leisten ist.
Davon handelt Seneca in der Schrift de beneficiis und knapper in Nr. 81 der Epistulae morales. Das richtige Maß auch in der Dankbarkeit kennzeichnet den Weisen: „Nemo referre gratiam scit nisi sapiens“ [„Nur der Weise versteht es, Dank abzustatten“] (epistulae morales 81,13).
Dieses Prinzip gilt auch den Göttern gegenüber.
Es ist also ein Missverständnis, hinter der zitierten Maxime lediglich ein primitives Tauschgeschäft zu vermuten.
Wegen dieser gegenseitigen Verpflichtung wurde im Mittelalter auch das Lehen als beneficium bezeichnet.

Docendo

Docendo discimus.
„Durch Lehren lernen wir.“ - nach Seneca, Epistulae morales 7,8, wo es heißt: „Homines dum docent, discunt“ („Während die Menschen lehren, lernen sie“).

Docta

Docta ignorantia
„Gelehrte Unwissenheit“ - Bei Nikolaus von Kues Bezeichnung für das Wissen um die Unbegreiflichkeit Gottes.

Docti

Docti male pingunt
„Gelehrte schreiben schlecht“ - Eigentlich: Gelehrte malen schlecht. Damit ist das „Malen“ von Buchstaben gemeint.

Doctor

Doctor
„Lehrer“ - Für die meist lateinischen Abkürzungen von wissenschaftlichen Disziplinen, in denen ein Doktortitel erworben werden kann, siehe Doktor.

Dolo

Dolo agit
„Arglistig handelt …“ - Kurzform von „Dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est. („Mit Arglist handelt, wer etwas fordert, das er sogleich zurückgeben wird“ (oder: „… quod restituere oportet eundem“ - „… was der ebenderselbe zurückgeben muss“).
Digesten 50,17,173 §3 und in anderen Sammlungen.
Das bedeutet: Der Einklagung einer Leistung, die nach Erhalt zurückgeben ist, steht die Einrede des dolus (der Arglist) entgegen.

Dolum

Dolum facit, qui ex aliena iactura lucrum quaerit.
„Arglistig handelt, wer aus dem Schaden eines anderen einen Vorteil/Gewinn ziehen will.“ Digesten 14,3,17.
Gegen ein solches Verhalten ist also die Einrede der Arglist (dolus) möglich.

Dolus

Dolus eventualis
„bedingter Vorsatz“
Dolus malus
„bösartiger Vorsatz“
Dolus non praesumitur.
„Vorsatz wird nicht vermutet.“
Dolus semper praestatur.
„Für Vorsatz muss man immer einstehen.“

Domi

Domi leones, foras vulpes.
„Zu Hause sind sie Löwen, draußen Füchse.“
Petronius, Satyrikon 44,14, wo es (in den Gesprächen der Freigelassenen) heißt: „nunc populus est domi leones, foras vulpes“ („Jetzt sind die Leute zu Hause Löwen und außer Haus Füchse“).

Domus

Domus divina
„Göttliches Haus“: Kaiserhaus.

Domine

Domine, conserva nos in pace.
„Herr, bewahre uns in Frieden.“
Domine, dirige nos!
„Herr, lenke uns!“ – Wappeninschrift der City of London

Dominium

Dominium generosa recusat.
„Die Stolze will keinen Herrn.“ - Wappenspruch der Stadt Pisa

Dominus

Dominus Illuminatio Mea
„Der Herr ist/sei meine Erleuchtung!“ - Wappenspruch der Universität Oxford
Dominus providebit.
„Der Herr wird vorsorgen.“
Dominus Vobiscum.
„Der Herr sei mit euch!“ - Grußformel des Priesters in der katholischen Liturgie. Die Antwort lautet „Et cum spiritu tuo(„Und mit deinem Geiste“).

Dona

Dona dantur insuper.
„Geschenke kommen von oben.“: Alles Gute kommt von oben.
Dona nobis pacem.
„Schenke uns den Frieden!“ (Häufig auch als „Gib uns Frieden!“ oder „Gib uns deinen Frieden!“ übersetzt.) - Aus dem Agnus Dei der katholischen Liturgie:
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.
Christe, Du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden.

Donandi

Donandi animo
„In Schenkungsabsicht“

Donec

Donec eris felix, multos numerabis amicos [Tempora si fuerint nubila, solus eris].
„Solange du glücklich bist, wirst du genug Freunde zählen.
(Wenn die Zeiten umwölkt sein werden, wirst du allein sein.)“
Ovid, Tristia I,9,5

Hugo von Hofmannsthal paraphrasiert diesen Ausspruch im Jedermann wie folgt:

So lang einer im Glück ist,
Der hat Freunde die Menge,
Doch wenn ihm das Glück den Rücken kehrt,
Dann verläuft sich das Gedränge.

Donum

Donum exitiale Minervae
„Das vernichtungbringende Geschenk der MinervaVergil (Äneis 2,31).

Dosis

Dosis (sola) facit venenum
„Die Dosis (allein) macht das Gift.“: Nach Paracelsus: „All Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

Draco

Draco dormiens nunquam titillandus.
„Einen schlafenden Drachen soll man niemals kitzeln.“: Motto der Hogwarts Schule für Zauberei und Hexerei bei Harry Potter.

Dramatis

Dramatis personae
„Des Schauspiels Personen“: Rollenverzeichnis im Theater.

Dubia

Dubia
„(Prognose) zweifelhaft“: Medizinischer Fachausdruck; siehe Prognosis.

Duces

Duces tecum
„Du wirst mitbringen.“ - Im englischen Recht eine Vorladung, bei der das Mitbringen bestimmter Dokumente gefordert wird.

Ducunt

Ducunt volentem fata, nolentem trahunt.
„Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es mit sich.“ Seneca, Epistulae morales 107,11.
Dieser Vers (jambischer Trimeter) ist der letzte in einer Übersetzung, die Seneca aus dem Werk des Kleanthes (frg. phys. 527 Arnim) angefertigt hat.
Allerdings ist dieser eine Vers nur hier zu finden, so dass auch vermutet wird, er sei von Seneca selbst dazugedichtet worden.

Dulce

Dulce bellum inexpertis.
„Den Unerfahrenen (erscheint) der Krieg süß.“: Dieses Zitat wird Erasmus von Rotterdam zugeschrieben.
Dulce et decorum est pro patria mori.
„Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben.“: Dieses berühmte Zitat von Horaz stammt aus dessen Liedern (Carmina 3,2,13). Ioannes Audoenus (John Owen) verfasste in seinen Epigrammen 1,48 eine Replik in Form eines elegischen Distichons: „Pro patria sit dulce mori licet atque decorum vivere pro patria dulcius esse puto.“ („Mag es auch süß und ehrenvoll sein, für das Vaterland zu sterben, ich meine, es ist süßer, für das Vaterland zu leben!“) Bertolt Brecht, der anfänglich noch von der Kriegseuphorie angesteckt war, kritisierte als Schüler in einem Aufsatz diesen Spruch als eine „Zweckpropaganda“, auf die nur „Hohlköpfe“ hereinfallen. Er wurde dafür mit einem Schulverweis bestraft. Nur die angesehene Stellung seines Vaters und die Intervention eines Religionslehrers bewahrten ihn vor der Vollstreckung dieser Strafe.
In Wirklichkeit verherrlicht Horaz wohl nicht den Soldatentod. Er bezieht sich auf die beiden zu seiner Zeit wichtigsten philosophischen Lehren, den Epikureismus und die Stoa, und nimmt Bezug auf deren Ansichten vom summum bonum. Für den Epikureer ist es die Lust, für den Stoiker die virtus/Tugend. Für das Vaterland zu sterben widerspricht in Horaz' Auffassung als dulce weder dem epikureischen, noch als honestum dem stoischen Ideal. Denn man darf nicht übersehen, dass beide philosophische Richtungen dem Dienst am Staat skeptisch gegenüberstanden. Eine Verherrlichung wäre zu sehen in der Vorlage des Horaz, einem Verspaar des Griechen Tyrtaios im Dienst der Spartaner:
„Schön ist der Tod, wenn der Krieger im vordersten Treffen / Für das Vaterland ficht und für das Vaterland stirbt.“ (Frg. 6 D in der Übersetzung von Chr. zu Stolberg)
Dulce et utile
„Das Angenehme und das Nützliche“
Diese Zusammenstellung geht auf Horaz, Ars poetica 343 f. zurück, wo es heißt: „Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci / lectorem delectando pariterque monendo“ („Aller Beifall gewinnt, wer das Nützliche unter das Angenehme mischt / dadurch, dass er den Leser ebenso erfreut wie ermahnt“.
Grabbe parodiert dies in seinem Lustspiel „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“, indem er den betrunkenen Schulmeister sagen lässt: „Utile cum dulci, Schnaps mit Zucker! Es wird heute ein saurer Tag.“ (1,1)
Der Büchner-Preisträger Durs Grünbein stellte in einer Lesung zu den Erwartungen der Leser an einen Autor fest: „Den größten Erfolg werde ein Autor haben, der dulce et utile zu verbinden wisse.“[8]

Dum

Dum colosseum stabit, Roma stabit; dum Roma stabit, mundus stabit.
„Solange das Kolosseum stehen wird, wird Rom stehen, solange Rom stehen wird, wird die Welt stehen.“: Zitat von Beda. Das Originalzitat lautet: „Quamdiu stabit Colysaeus stabit et Roma, quando caedet Colysaeus cadet et roma, quando cadet Roma cadet et mundus.“ („Solange das Kolosseum stehen wird, wird auch Rom stehen, wenn das Kolosseum fällt, fällt auch Rom, wenn Rom fällt wird auch die Welt untergehen.“)
Dum Roma deliberat Saguntum perit.
„Während Rom beratschlagt, geht Sagunt unter.“: Sagunt war eine prosperierende Stadt, die sich mit Rom gegen Karthago verbündete und Hannibals ersten Angriff, den Beginn des Zweiten Punischen Kriegs, auf sich zog, weil sie südlich des Ebroflusses liegt, der vertraglich zwischen Rom und Carthago vereinbarten Grenze der beiderseitigen Einflusssphären.
Der historische Moment, auf den sich der Satz bezieht, wird von Polybius (3,20,2) geschildert: „Wie war es möglich, dass die Römer, die ein Jahr vorher den Karthagern Krieg angekündigt hatten, wenn sie in das Gebiet von Sagunt einfallen würden, jetzt, nachdem sie die Stadt selbst eingenommen hatten, zusammenkamen und beratschlagten, ob sie Krieg führen sollten oder im Gegenteil nicht?“
Dum spiro spero.
„Solange ich atme, hoffe ich.“: Cicero, „Epistulae ad Atticum“ („Briefe an Atticus“).
Dum vita est, spes est
„Solange es Leben gibt, gibt es auch Hoffnung.“
Dum differtur, vita transcurrit.
„Mit dem Aufschieben lassen wir das Leben nur enteilen.“ oder „Während man es aufschiebt, geht das Leben vorüber.“: Lucius Annaeus Seneca, „Epistulae morales(„Briefe über die Moral an Lucilius“).

Duo

Duo cum faciunt idem, non est idem.
„Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe.“
Das Sprichwort dürfte sich aus der Komödie Adelphoe des Terenz herleiten. Dort sagt der alte Micio: „Viele Anzeichen gibt es bei dem Menschen, die leicht vermuten lassen, dass man, wenn zwei dasselbe tun, oft sagen kann: 'Dies darf der ungestraft tun, jener nicht', - nicht weil die Angelegenheit ungleich ist, sondern der, der es tut.“ (821-825)
Vergleiche auch: Quod licet Iovi, non licet bovi.

Duabus

Duabus sellis sedere
In einer amüsanten Anekdote erzählt Seneca der Ältere[9], wie mit diesem Diktum der Komödiendichter Laberius dem Cicero eine Bosheit heimzahlte. Laberius war von Caesar in den Ritterstand aufgenommen worden; als er bei den Rittern Platz nehmen sollte, rückten die aber so zusammen, dass er dort keinen Platz fand. Außerdem hatte Cäsar in den Senat, dem auch Cicero angehörte, eine große Anzahl neuer Senatoren berufen. Als da nun Cicero Laberius vorbeigehen sah, rief er ihm zu: „Ich würde dir ja gern Platz machen, wenn ich nicht so eingeengt säße.“ Laberius' Antwort an Cicero, der sich damals weder weder für Cäsar noch für Pompeius entscheiden konnte, es sich aber mit keinem verderben wollte, war: „Aber du sitzt doch immer auf zwei Stühlen.“[10]
Die Redewendung entspricht etwa unserer Redewendung „Auf zwei Hochzeiten tanzen.“

Duobus

Duobus litigantibus tertius gaudet.
„Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.“ - Siehe auch Tertius gaudens, der lachende Dritte

Duodecim

Duodecim tabulas loquuntur.
„Sie sprechen wie die Zwölftafelgesetze.“ - Die Zwölftafelgesetze, eine um 450 v. Chr entstandene Gesetzessammlung, die in zwölf hölzernen Tafeln auf dem Forum Romanum ausgestellt war, stehen hier für eine antiquierte Sprache.

Dura/Durum

Dura lex sed lex
„Das Gesetz (ist) hart, aber (es ist) das Gesetz.“
Durum patientia vincit.
„Geduld besiegt Härte.“

Einzelnachweise

  1. Festvortrag von Wilfried Stroh: „Der gute Geschmack in Küche und Gastmahl der Römer“
  2. Klaus Bartels: Veni, vidi, vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, S. 60.
  3. Georg Büchmann: Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes 33. Auflage, Frankfurt/Main 1981, ISBN 3-550-07686-X
  4. So Duden Bd. 7. Das Herkunftswörterbuch. Mannheim 1997.
  5. Bd. 2 (Kosmogenesis), Zweiter Teil (Die Entwicklung der Symbolik), Abteilung XI (Demon est deus inversus)
  6. Georg Büchmann: Geflügelte Worte, 19. Auflage (1898). Zitiert nach
  7. Erich Kästner: Sinn und Wesen der Satire
  8. Literatur als Mitschrift der Zeit - 25 Jahre Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg
  9. Suasorien 7,3,9
  10. „Atqui soles duabus sellis sedere.“