Zum Inhalt springen

Akif Pirinçci

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. April 2014 um 15:26 Uhr durch Dominik.Kuehl (Diskussion | Beiträge) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Akif Pirinçci (Aussprache ['piːʁɪɲtʃi]; * 20. Oktober 1959 in Istanbul) ist ein deutsch-türkischer Schriftsteller.

Leben und literarische Arbeit

Pirinçci kam 1969 mit seinen Eltern nach Deutschland. Die Familie nahm ihren Wohnsitz in Ulmen in der Eifel. Er begann früh zu schreiben. 1980 wurde sein erstes Buch mit der Liebes- und Pubertätsgeschichte Tränen sind immer das Ende verlegt. Der Durchbruch gelang dem heute in Bonn lebenden Autor aber erst 1989 mit Felidae, einem Detektivroman, in dem eine Katze als Hauptfigur agiert. Das Buch wurde in siebzehn Sprachen übersetzt. Mit Francis (1993), Cave Canem (1999), Das Duell (2002), Salve Roma! (2004) und Schandtat (2007) erschienen Fortsetzungen der Katzenkrimis. Im Zuge dieses Erfolgs wurde dann auch sein bis dahin wenig erfolgreiches Erstlingswerk wieder aufgelegt.

1993 wurde Felidae zu dem gleichnamigen Zeichentrickfilm verarbeitet. Pirinçci schrieb zusammen mit Martin Kluger das Drehbuch. Unter der Regie von Michael Schaack verliehen unter anderem Mario Adorf, Klaus Maria Brandauer und Helge Schneider den Katzen ihre Stimmen.

Schon 1992 erschien der Roman Der Rumpf, in dem vor der Kulisse eines Behindertenheimes ein Mann, der ohne Arme und Beine geboren wurde, den perfekten Mord plant und ausführt.

1997 wurde dann Yin, ein Kriminalroman mit Übergängen zur Dystopie veröffentlicht: Der Roman erzählt, wie ein Virus die männliche Bevölkerung auslöscht und damit die Frauen in die Lage versetzt, eine neue Gesellschaft ohne Patriarchat und Geschlechterkampf zu begründen. Das Scheitern dieser Utopie lässt dann die Menschen selbst als ihr eigentliches Virus erscheinen.

In dem Roman Die Damalstür geht es um einen Maler, der auf ein gescheitertes Leben zurückblickt. Durch Zufall stolpert er im Vollrausch durch die titelgebende Damalstür, die ihn in seinem Leben um zehn Jahre zurückversetzt. Er trifft auf sein Alter Ego von damals und beschließt, dieses aus dem Weg zu räumen und mit seiner Frau einen Neuanfang zu wagen. Auf Grundlage dieses Romans schrieb Jan Berger das Drehbuch für den Film Die Tür.

Publizistische Tätigkeit

Von 2012 bis 2013 war Pirinçci regelmäßiger Autor des Weblogs Die Achse des Guten[1], wo er unter anderem islamkritische Thesen verbreitet und vor einem zu großen Einfluss türkischer und muslimischer Organisationen in Deutschland warnt[2] sowie zum Teil die politische Kultur der Bundesrepublik kritisiert.[3]

Pirinçci schreibt in seinem Buch Deutschland von Sinnen, dass es ihm schlecht werde, wenn Menschen aus dem Ausland migrierten und Forderungen an die Gesellschaft stellen. Er habe eine Türkei, die einem „gar nichts“ bot, unter bitterer Armut verlassen. Mittellos 1969 in Deutschland migriert, empfand er die Aufnahme als „unfassbares Geschenk“. Seine Familie hätte Deutschland „auf Knien gedankt“, wenn man es verlangt hätte. Stattdessen sei ihm lediglich vermittelt worden, ein produktiver, kreativer und bereichernder Teil des Landes zu werden und etwas aus dem Leben zu machen. Pirinçci kritisiert nicht nur Rassisten, sondern insbesondere die „selbstgerechten Inländerhasser“. Dass es Sozialhilfe für Menschen gebe, die nichts tun, stellt er zur Debatte. Beim Thema Asyl unterstellt er, dass viele Deutsche in der letzten Konsequenz gegen Asylantenheime in der eigenen Umgebung seien, sobald sie die Folgen ihrer eigenen Überzeugungen spüren würden. Ebenso kritisiert er die Ferne der Politik bei Kenntnisnahme einer Realität, dass die „kleinen Bio-Deutschen“, die „blonden Opfer“ und „Kartoffeln“ von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund aufgegriffen würden. Außerdem stellt er die Frage, ob derjenige ein Rassist sei, der von einem Fremden die gleichen Ansprüche verlangt, wie von einem Einheimischen oder derjenige, der es wie ein schutzbedürftiges Kind behandelt. Pirinçci stelle im Buch auch die Frage, inwiefern der Staat dem wirtschaftlich aktiven Teil etwa die Hälfte ihres erarbeiteten Geldes wegnehmen darf und begäbe sich dabei in eine radikalerliberale und anarchistische Denktradition eines Max Stirner.[4]

Anlässlich seiner Buchvorstellung war Pirinçci zu Gast beim ZDF-Mittagsmagazin. Bei seiner dort geäußerten Kritik - unter anderem auch des „staatlich kontrollierten“ Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk-Senders ZDF - wurde das Interview nach eigenen Aussagen vorzeitig abgebrochen. Anschließend sei das Interview aus der Mediathek genommen worden, woraufhin sich einige Leute beim ZDF beschwert hätten. Diesen Akt prangerte er als ein Einschnitt der Meinungsfreiheit an.[5] Unter anderem sei die Aufnahme des Interviews zu Erst aus der Mediathek verschwunden und anschließend um einige Ausschnitte verkürzt hochgeladen worden.[6]

Pirinçci stellte auf der Achse des Guten den Todesfall Daniel S. in den Kontext einer „Serie von immer mehr und in immer kürzeren Abständen erfolgenden Bestialitäten, die zumeist von jungen Männern moslemischen Glaubens an deutschen Männern begangen werden“.[7] Tobias Kaufmann antwortete Pirinçci auf demselben Blog und fragte nach beweisbaren Statistiken, die diese Taten in den Kontext eines „veritablen Bürgerkriegs“ stellen könnten.[8] Diese Thesen wurden auch von dem taz-Journalisten Deniz Yücel aufgegriffen, der Pirinçci vorwarf, besonders „deutsch“ sein zu wollen und deshalb den einheimischen Deutschen das Schreckgespenst eines Völkermordes vorzumalen.[9] Jochen Grabler sieht in Pirinçci einen neuen „rassistischen Hassprediger“.[10] Diesen Vorwurf wies Pirinçci jedoch mit dem Hinweis auf seine eigene türkische Abstammung zurück. Außerdem erklärte Pirinçci, dass es seiner Meinung nach sachlich fundierte Daten hinsichtlich Gewalt von Muslimen nicht gäbe, aber „jedes sechsjährige Kind“ über die Zustände Bescheid wisse und warf Grabler vor, ein „aus dem Trog des linksgrün versifften Staatsfunks Radio Bremen saufender Journalistendarsteller“ und Teil einer weltfremden, politisch korrekten Gruppierung von „Möchtegern-Gesinnungsdiktatoren“ in Politik und Medien zu sein.[11]

Im Januar 2014 ist ein Aufsatz in einem Sammelband erschienen, der sich unter dem Titel Die Achse des Guten – die Sprache(n) des antimuslimischen Rassismus im Netz mit Akif Pirinçcis Blogbeitrag Das Schlachten hat begonnen auseinandersetzt und ihm mittels Text- und Sprachanalysen (nicht nur) antimuslimischen Rassismus nachzuweisen versucht.[12]

Im Januar 2014 veröffentlichte Pirinçci zunächst bei Facebook und dann auch bei eigentümlich frei einen offenen Brief[13] als Antwort an eine dänische Therapeutin, die in der Vergangenheit drei Jahre lang als Prostituierte gearbeitet und auf ihrem Blog einen offenen Brief an ihre damaligen Kunden gerichtet hatte, der in der norwegischen Aftenposten und in der Tageszeitung Die Welt publiziert worden war.[14] Die feministische Zeitschrift Emma warf ihm daraufhin mangelnde Empathie für Frauen vor.[15]

Werke

Felidae-Zyklus

  1. Felidae. Roman. Goldmann, München 1989, ISBN 3-442-09298-1.
  2. Francis Roman. Goldmann, München 1993, ISBN 3-442-30428-8.
  3. Cave Canem. Roman. Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-30498-9.
  4. Das Duell. Roman. Eichborn-Verlag, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-8218-0865-9.
  5. Salve Roma! Roman. Eichborn-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-8218-0956-6.
  6. Schandtat. Ein Felidae-Roman. Diana-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-453-00620-1.
  7. Felipolis. Ein Felidae-Roman. Diana-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-453-29097-6.
  8. Göttergleich. Ein Felidae-Roman. Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-26846-3.

Dazu:

  • mit Rolf Degen: Das große Felidae-Katzenbuch. Was sie fühlen, wie sie denken, was sie lieben. Goldmann, München 1994, ISBN 3-442-30608-6 (Erweiterte Ausgabe unter dem Titel: KatzenSinne. Was sie fühlen, denken, lieben. Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-43204-9).

Sonstiges

Unter Pseudonym

Film

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die Achse des Guten: Autoren
  2. http://m.focus.de/magazin/archiv/politik-warum-nicht-gleich-tuerkische-richter-in-deutschen-gerichtssaelen_aid_954889.html
  3. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_luegenpartei
  4. Marc Felix Serrao: Liebe Landsleute, Süddeutsche Zeitung vom 22. März 2014
  5. ZDF-Mittagsmagazin: Der Mann im Ohr, eigentümlich frei vom 2. April 2014
  6. Akif Pirinçci erhebt Zensurvorwürfe gegen ZDF, Junge Freiheit vom 3. April 2014
  7. Das Schlachten hat begonnen; Die Achse des Guten vom 25. März 2013
  8. Widerspruch; Die Achse des Guten vom 8. April 2013
  9. Deniz Yücel: Deutsch, vom Ohr bis zum Arsch, in: taz vom 8. April 2013
  10. Jochen Grabler: Weblog spricht von Genozid an Deutschen, auf: Radio Bremen vom 6. April 2013
  11. “Mit mir nicht, du Vollpfosten!”; Die Achse des Guten vom 7. April 2013
  12. Agnieszka Satola/Joachim Spanger: Die Achse des Guten – die Sprache(n) des antimuslimischen Rassismus im Netz, in: Gudrun Hentges/
Kristina Nottbohm/
Mechtild M. Jansen,/Jamila Adamou (Hrsg.) 
Sprache – Macht – Rassismus, Metropol Verlag, Berlin 2014, 

ISBN 978-3-86331-121-6, 376 Seiten, S. 243–264.
  13. Akif Pirinçci: Antwort auf ihren offenen Brief: Liebe ehemalige Nutte Tanja Rahm, abgerufen am 1. Februar 2014
  14. Die Welt: Ich ekelte mich vor Euch und Euren Fantasien (Übersetzung aus dem norwegischen Original) von Tanja Rahm, abgerufen am 1. Februar 2014
  15. Emma: Ein Brief geht um die Welt (16. Januar 2014), abgerufen am 1. Februar 2014
  16. Sex zur falschen Zeit Rezension vom Jörg Böckem im Kulturspiegel 11/2009, am 28. Oktober 2009