Bernhard Welte
Bernhard Welte (* 31. März 1906 in Meßkirch; † 6. September 1983 in Freiburg) war Professor für Christliche Religionsphilosophie in Freiburg i. Br.
Leben
Nach seinem Studium der Katholischen Theologie in Freiburg und München war er von 1934-1948 Sekretär von Erzbischof Conrad Gröber. 1938 promovierte er bei Engelbert Krebs über "Die postbaptismale Salbung" und habilitierte sich 1946 mit "Der philosophische Glaube bei Karl Jaspers und die Möglichkeit seiner Deutung durch die thomistische Philosophie". Ab 1952 war er Professor für Grenzfragen. 1954 wurde seine Professur umgewandelt in den Lehrstuhl für Christliche Religionsphilosophie, den er bis zu seiner Emeritierung 1973 innehatte. Welte starb 1983 in Freiburg im Breisgau.
Welte war Mitglied des Freiburger Kreises um Karl Färber, in dem Intellektuelle wie Max Müller, Reinhold Schneider, Robert Scherer und Heinrich Ochsner unter anderem neue Wege des (theologischen) Denkens über die Enge einer neuscholastischen Theologie hinaus für die Zukunft zu erschließen suchten.
1983 wurde die Bernhard-Welte-Gesellschaft gegründet, "um das geistige Erbe des Freiburger Religionsphilosophen [...] zu pflegen, den Nachlaß zu sichern und Forschungen zu Fragen, die durch das Werk Bernhard Weltes eröffnet wurden, zu fördern." ([1])
Seit 1989 wird der Bernhard-Welte-Preis für hervorragende Dissertationen oder Zulassungsarbeiten von der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg verliehen und vom Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg gesponsort.
Grundansatz
Welte bringt das philosophische Denken Martin Heideggers und Karl Jaspers' (siehe: Existenzphilosophie) in ein Gespräch mit der klassischen Metaphysik (Thomas von Aquin). Er versucht, die Möglichkeit und Notwendigkeit erneuerter religiöser Erfahrung phänomenologisch aufzuweisen, indem er die gegenwärtigen Lebenswirklichkeiten diagnostiziert. In der Moderne ist demnach eine Spannung aufgebrochen zwischen der säkularisierten Welt und ihren Bedingungen und Strukturen auf der einen Seite und der Inhalte religiöser Erfahrungen auf der anderen.
Das menschliche Dasein entwirft sich - phänomenologisch betrachtet - als endliches Dasein auf unendlichen Sinn hin. Dieses Phänomen gilt Welte als ursprüngliches Vorverständnis des christlichen Heils. Von da aus soll die Lebenswirklichkeit mit dem christlichen Glauben vermittelt werden, indem sich die Theologie der modernen Philosophie öffnet und auf die Geschichtlichkeit des menschlichen Daseins und die Wandelbarkeit von Denken und Sprache nicht nur Bezug nimmt, sondern sich ganz auf sie einlässt. Epochal geprägte Theologie und Glaubensverkündigung soll bewahrt werden in der Freilegung der Phänomene, deren Sprache sie sind. Dabei wird Überlieferung als Gespräch verschiedener Epochen im Sinne und mit der Methode der geschichtlichen Hermeneutik als kennzeichnend und notwendig für die Theologie herausgestellt.
Zu den Denkern, die neben Heidegger für das Verständnis seines Werks besonders wichtig sind, gehören Augustinus, Thomas von Aquin, Meister Eckhart, Hegel, Kierkegaard, Nietzsche und Maurice Blondel.
Hauptwerke
- Der philosophische Glaube bei Karl Jaspers und die Möglichkeit seiner Deutung durch die thomistische Philosophie. In: Symposion. Jahrbuch für Philosophie, hg. von H. Conrad-Martius u.a., Bd. 2, Freiburg/Br.: Alber 1949, S. 1-190.
- Vom Geist des Christentums, Frankfurt/M.: Knecht 1955 (2. Aufl. 1966), 105 S.
- Nietzsches Atheismus und das Christentum, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Bad Homburg: Hermann Genter 1958 (2. Aufl. 1964), 65 S.
- Auf der Spur des Ewigen. Philosophische Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Religion und der Theologie, Freiburg/Br.: Herder 1965, 470 S.
- Determination und Freiheit, Frankfurt/M.: Knecht 1969, 147 S.
- Dialektik der Liebe. Gedanken zur Phänomenologie der Liebe und zur christlichen Nächstenliebe im technologischen Zeitalter, Frankfurt/M.: Knecht 1973, 128 S. (2. Aufl., ergänzt mit einem Vorwort von Bernhard Casper und der Predigt zum Tode Bernhard Weltes von Bischof Klaus Hemmerle, 1984, 136 S.)
- Religionsphilosophie, Freiburg/Br.: Herder 1978, 268 S. (5., überarb. u. erw. Aufl. hg. von Bernhard Casper und Klaus Kienzler. Frankfurt a.M.: Knecht, 1997, 336 S.)
- Meister Eckhart. Gedanken zu seinen Gedanken, Freiburg/Br.: Herder 1979, 268 S. ( durchges. Neuausgabe mit einem Vorwort von Alois M. Haag. Freiburg/Br.: Herder 1992, 268 S.)
- Zwischen Zeit und Ewigkeit. Abhandlungen und Versuche, Freiburg/Br.: Herder 1982, 280 S.
- Was ist Glauben? Gedanken zur Religionsphilosophie, Freiburg/Br.: Herder 1982, 79 S.
Literatur
- Klaus Hemmerle (Hg.): Fragend und lehrend den Glauben weit machen: Zum Werk Bernhard Weltes anläßlich seines 80. Geburtstages. München: Schnell & Steiner 1987, S. 139-166 (Schriftenreihe der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg).
- Wolfgang Schneider: Bernhard Welte. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. u. 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth u.a., Bd. 3: Moderne Strömungen im 20. Jahrhundert. 1990. 305 ff
- Ludwig Wenzler (Hg.): Mut zum Denken, Mut zum Glauben: Bernhard Welte und seine Bedeutung für eine künftige Theologie. Freiburg: Katholische Akademie 1994 (Tagungsberichte der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg)
- Ingeborg Feige: Geschichtlichkeit: zu Bernhard Weltes Phänomenologie des Geschichtlichen auf der Grundlage unveröffentlichter Vorlesungen. Freiburg [u.a.]: Herder 1989. ISBN 3-451-21474-1 Onlineressource
Weblinks
- Vorlage:PND
- Uni Freiburg: Bernhard Welte
- Bernhard Welte im BBKL
- Welte-Seite von Helmut Zenz
- Bernhard-Welte-Preis
Personendaten | |
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NAME | Welte, Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | Theologe und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 31. März 1906 |
GEBURTSORT | Meßkirch |
STERBEDATUM | 6. September 1983 |
STERBEORT | Freiburg im Breisgau |