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Helfrich Bernhard Hundeshagen

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Helfrich Bernhard Hundeshagen (* 18. September 1784 in Hanau; † 9. Oktober 1858 in Endenich) war ein deutscher Germanist, Bibliothekar, Kunsthistoriker und Architekt. Sein älterer Bruder war der Forstwissenschaftler Johann Christian Hundeshagen.

Hundeshagen studierte 1802 bis 1803 zusammen mit Jacob Grimm in Marburg bei Friedrich Carl von Savigny Rechtswissenschaft. Sein Studium setzte er von 1804 bis 1806 in Göttingen fort. Nach dem Examen war er am Hofgericht in Hanau tätig. Nebenbei beschäftigte er sich mit der Kunstgeschichte, vor allem mit der Architektur der Antike und des Mittelalters. In Hanau setzte er sich vergeblich für den Erhalt der Stadttore der Stadtbefestigung ein[1] und verfasste ein Werk über die Pfalz Gelnhausen.[2]

1808 schickte er ein Manuskript über das Parthenon an Goethes Verleger Heinrich Meyer, vielleicht in der Hoffnung, Goethes Zustimmung zu seiner Arbeit zu bekommen. 1813 wurde er als Bibliothekar nach Wiesbaden an die Öffentliche Bibliothek berufen, wo er u.a. die Auflösung der Klosterbibliotheken beaufsichtigte. Hierbei gelang es ihm, den Oculus Memoriae wieder zu erwerben und der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen[3]. Während seiner Tätigkeit in Wiesbaden kam es zu Kontakten mit Goethe und Carl Friedrich Zelter. Goethe besuchte Wiesbaden zur Kur 1814/15. Hundeshagen betätigte sich dort auch als Archäologe. Er begleitete die Freilegung der Thermen am Kochbrunnen beim weißen Löwen und berichtete Goethe, der großes Interesse daran zeigte, darüber brieflich im Januar 1816.[4]

Hundeshagenscher Kodex: Etzel lässt die Burgunderkönige zu Gast laden.

Heutzutage ist er in erster Linie für den Hundeshagenschen Kodex bekannt. Im Jahre 1816 hatte er diese illustrierte Handschrift des Nibelungenliedes aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erworben, die er dann in jahrelanger Arbeit akribisch restaurierte, heute befindet sie sich in der Staatsbibliothek zu Berlin.

Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er in der psychiatrischen Anstalt in Bonn-Endenich.

Literatur

  • Adalbert Elschenbroich: Hundeshagen, Helfrich Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 62 f. (Digitalisat).
  • Wolfgang Wagner: Helfrich Bernhard Hundeshagen 1784–1858. Leben und Werk eines Romantikers. In: Zeitschrift des hessischen Vereins für Geschichte und Landeskunde 93, 1988, S. 111–128.
  • Harald Tausch: Das unsichtbare Labyrinth. Zur Parkgestaltung und Architektur in Goethes "Wahlverwandtschaften". In: Helmut Hühn (Hg.): Goethes Wahlverwandtschaften. Werk und Forschung. Berlin, New York 2010, S. 89 - 136 (darin das Kapitel ab S. 109 zum Thema Hundeshagen als Vorbild der Figur des Architekten in Goethes Roman Wahlverwandschaften und zu Hundeshagens frühen Studien romanischer Architektur)
  • Eckhard Meise: Bernhard Hundeshagen - kein Denkmalschutz im Hanau des frühen 19.Jahrhunderts. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2006, S. 3–61.

Einzelnachweise

  1. Eckhard Meise: Bernhard Hundeshagen - kein Denkmalschutz im Hanau des frühen 19.Jahrhunderts. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2006, S. 3–61.
  2. Kaiser Friedrichs I Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen – eine Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen und der Kunstbildung ihrer Zeit. historisch und artistisch dargest. von Bernhard Hundeshagen 1819.
  3. Schüler, Winfried: bewahren erleben verstehen. 200 Jahre Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-9815190-1-3.
  4. Walter Czysz: Wiesbaden in der Römerzeit. Theiss, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1088-8, S. 86-87.
Commons: Helfrich Bernhard Hundeshagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Hundeshagenscher Kodex – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!