BASA-Bunker
Die BASA-Bunker waren im Zweiten Weltkrieg Schutzbauten für das Fernmeldenetz der Deutschen Reichsbahn.
Mit der von Siemens & Halske seit 1914 entwickelten Technik der Bahnselbstanschlußanlage (BASA) konnte die Deutsche Reichsbahn ab 1928 ein eigenes Fernmelde- und Fernschreibnetz aufbauen, das aufgrund einer hohen Anzahl von Querverbindungen die Bedeutung von Vermittlungsstellen reduzierte und damit eine höhere Ausfallsicherheit erzielte. Ab 1933 wurden alle Anlagen vereinheitlicht („Einheitsbasa“) und das Gesamtnetz im Deutschen Reich koordiniert.[1] Dieser technologische Vorsprung bot der deutschen Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg logistische Vorteile bei der schnellen Verlegung von Truppen. Der im Verlauf des Krieges immer stärker einsetzende Luftkrieg gegen Deutschland zwang jedoch zum Schutz der wichtigsten Anlagen in Bunkern. Insbesondere die zentrale Leitstelle in Berlin wurde mit hohem Aufwand gesichert. Weitere BASA-Bunker waren in Köln, München und Nürnberg gebaut worden.
BASA-Bunker Berlin

Der BASA-Bunker Berlin befindet sich am Halleschen Ufer am Landwehrkanal neben dem Anhalter Steg im Ortsteil Kreuzberg.
Dokumente zu Funktion und Baugeschichte
Der Bunker wurde ab 1942 gebaut. Der Hinweis darauf findet sich in der vom Reichsbahndirektionspräsidenten a. D. Moeller in Berlin herausgegebenen Zeitung des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen unter der Rubrik „Nachrichten aus dem Vereinsgebiet – Deutschland“ vom Juni 1942:
„Einsetzung einer Zentralverkehrsleitstelle. Um die zweckmäßige, den Bedürfnissen der Kriegswirtschaft entsprechende Verteilung der Transporte im gesamten Reichsgebiet nach einheitlichen Gesichtspunkten sicherzustellen, hat der Reichsverkehrsminister eine Zentralverkehrsleitstelle am Sitz der Generalbetriebsleitung Ost der Deutschen Reichsbahn in Berlin errichtet“
Als Grund der Zentralisierung werden vor allem Reibungen unter den „Gebietsverkehrsleitungen“ über die Zuteilung von Eisenbahnladeraum genannt. Im Artikel werden auch kurz die Aufgaben der Behörde umrissen. Einen weiteren Hinweis gibt es auf der Beschreibung einer Luftaufnahme mit „Sept.43: […] der so genannte BASA-Bunker, Hallesches Ufer, noch im Bau.“[3]

Flutung 1945 und Nachkriegsnutzung
Die zentrale Einrichtung in Berlin war technisch von hohem innovativen Wert und drohte im Kampf um Berlin Ende April 1945 der Sowjetarmee in die Hände zu fallen.
Am 2. Mai 1945[4] wurde durch die Sprengung des S-Bahn-Tunnels unter dem nahegelegenen Landwehrkanal auch die unterirdische Einrichtung des Bunkers geflutet.
Nach der Übergabe der Region durch die Sowjets im Juli 1945 an die US-Army und der Einrichtung der Amerikanischen Zone wurde die Anlage 1946 geborgen und aufwendig instandgesetzt:[5]
„... wobei die Sachlage deswegen besonders schwierig war, weil die Anlage längere Zeit unter Wasser gestanden hat. Es handelt sich um die Fernmeldeanlagen in einem bombensicheren Bunker der Reichsbahn in Berlin, den diese im Jahre 1944 an der Kreuzung des Landwehrkanals mit dem S-Bahn-Tunnel errichten ließ. Während der Kampfhandlungen wurde diese Kreuzung bekanntlich gesprengt und infolgedessen der S-Bahn-Tunnel unter Wasser gesetzt. Auch der Fernmeldebunker mit seinen unzähligen kostbaren Geräten wurde dabei überflutet.“
Zwischen 1959 und 1962 wurde der Bunker für die Senatsreserve genutzt.[7]
BASA-Bunker Köln
- (Abriss 2013)
In diesem Schutzbau in Köln war die „Gebietsverkehrsleitung West“ untergebracht. Das Gebäude existierte als verkleideter Hochbunker zwischen den Straßen „Am alten Ufer“ und „Johannisstraße“.[8]
Von Januar bis April 2013 wurde im Zusammenhang mit der ehemaligen Reichsbahndirektion am Konrad-Adenauer-Ufer in Köln[9] auch der BASA-Bunker abgerissen.
BASA-Bunker München
- (Abriss 2009)
Im Dezember 2008 wurde mit dem Abriss des 1942 in München gebauten Fernmeldebunkers der Deutschen Reichsbahn begonnen. „Der Bunker besitzt zwei unterirdische Stockwerke. Die ca. 2–2,5 Meter starke Betondecke ist überirdisch. Im ersten UG befinden sich zwei fast über die ganze Länge reichende Räume, im zweiten UG mehrere kleine.“[10]
Fotos sind auf der Webseite der Bunkerfreunde München einsehbar.[11] Mitte Januar 2009 wurde mit der Sprengung der auf einem 2300 Quadratmeter großen Grundstück gelegenen Bunkeranlage begonnen.[12]
BASA-Bunker Nürnberg
Im Jahr 1940 begann man in Nürnberg – wie in vielen anderen Städten – im Rahmen des „Luftschutz-Führerprogramms“ mit dem Bau bombensicherer Bunker für die Zivilbevölkerung. Dabei entstanden 15 Hoch- und 6 Tiefbunker mit einem Fassungsvermögen für rund 17.000 Personen. Parallel zu den Bunkern des „Luftschutz-Programms“ baute die Reichsbahn zwei Bunker im Hauptbahnhof und den BASA-Bunker an der Sandstraße unter dem heutigen DB-Museum.[13]
Der 1000 m² große Bunker unter dem DB-Museum wurde 1937 als Befehlsleitstelle der Deutschen Reichsbahn erbaut. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, während der Deutschen Teilung, wurde der Bunker – nun von der Deutschen Bundesbahn – für den Kriegsfall vorgehalten und in den 1970er Jahren zum Schutz vor einem Atomschlag modernisiert. Im Jahr 2006 übergab die Deutsche Bahn den Bunker an das Museum.[14]
„Der Bunker befindet sich im Innenhof der ehemaligen BD Nürnberg. Rechts des Weges steht ein trutziger Betonklotz, der BASA-Bunker. Darin stand das Linienstellwerk.“
Literatur
- Dietmar Arnold, Rainer Janick: Sirenen und gepackte Koffer, Bunkeralltag in Berlin. Christoph Links Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-86153-308-1.
- Josef Kirch: Bau von Einheits-Bahnselbstanschlußanlagen. Otto Elsner Verlagsgesellschaft, Berlin, Wien, Leipzig 1942.
- Rainer Knothe: Anhalter Bahnhof – Entwicklung und Betrieb. EK-Verlag, Freiburg 1997. ISBN 3-88255-681-1.
Einzelnachweise
- ↑ Josef Kirch: Bau von Einheitsbahnselbstanschlussanlagen.
- ↑ Einsetzung einer Zentralverkehrsleitstelle In: Zeitung des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen, herausgegeben im Auftrag des Vereins von Reichsbahndirektionspräsident a. D. – Ing. e. h. Moeller in Berlin, 82. Jg., Nr. 25, 18. Juni 1942, S. 340
- ↑ R. Knothe, Anhalter Bahnhof, S. 77
- ↑ Rudolf Kerger (Bauabteilungsleiter der Reichsbahndirektion Berlin): Der S-Bahn-Tunnel in Berlin; zerstört und wieder aufgebaut. In: Der Verkehr, 1. Jahrgang, Heft 2 (Juli/August 1947) S. 59
- ↑ Artur Flad: Wiederaufbau von Fernmeldeanlagen. In: Die Technik, Bd. 1, Nr. 1, S. 43, Berlin 1946
- ↑ In: Die Technik, Bd.1, Nr.1, S. 43, Berlin 1946
- ↑ Arnold, Janick: Sirenen und gepackte Koffer, S. 181.
- ↑ Forum, Geschichtsspuren: Bahnschutzräume Köln, abgerufen am 6. Mai 2013.
- ↑ Express Köln: Reichsbahndirektion nur noch Fassade. Abgerufen am 6. Mai 2013.
- ↑ Forum, Geschichtsspuren: Abriss BASA-Bunker der Reichsbahn in München. Abgerufen am 6. Mai 2013.
- ↑ Bunkerfreunde, München: Fotos Zustand 2008 und Abriss. Abgerufen am 6. Mai 2013.
- ↑ Wochenanzeiger, München: Sprengungen im Wohngebiet. Abgerufen am 6. Mai 2013.
- ↑ Museum, Industriekultur: Archiv 2005 – Beklemmende Orte. Abgerufen am 6. Mai 2013.
- ↑ Wegen Frieden stillgelegt. In: DB Welt. Nr. 2, 2013, S. 8 f.
- ↑ Bahn 04 Erste Signal- und Weichenfernsteuerung der Bundesbahn in Nürnberg – 1952. 24. Oktober 2006, abgerufen am 6. Mai 2013.