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St. Nikolaus (Überlingen)

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Das Münster St. Nikolaus ist die Stadtpfarrkirche von Überlingen am Bodensee. Die fünfschiffige Basilika wurde zwischen 1350 und 1576 im Stil der Spätgotik errichtet. Zur Ausstattung des größten spätgotischen Kirchenbaus am Bodensee gehört ein Schnitzaltar von Jörg Zürn, ein Meisterwerk des deutschen Manierismus (1613-1616).

Baugeschichte

Der Innenraum des Münsters, Blick in Richtung Hochaltar

Die Stadt Überlingen besaß wahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert eine Saalkirche, die im 12. Jahrhundert durch eine dreischiffige Säulenbasilika ersetzt wurde. Beide Bauten waren wahrscheinlich im Stil der Romanik gehalten Um 1350 begann Baumeister Eberhard Rab mit der Errichtung eines neuen Chorraums in gotischem Stil. Das Langhaus wurde ebenfalls neu errichtet und 1408 geweiht. Zur gleichen Zeit entstanden auch die beiden Türme. Der Bau des Südturms wurde 1420 unterbrochen und nie vollendet, im Turm hängt die 8,9 t schwere Ossanaglocke , der Nordturm erhielt 1576 seine endgültige Form.

Da der Reichtum der Stadt im 14. Jahrhundert wuchs, begann man 1424 mit einem erneuten Neubau des Langhauses. Die benachbarte Reichsabtei Salem hatte soeben das Salemer Münster vollendet; nun begann Überlingen mit dem Umbau der Stadtkirche zur dreischiffigen Hallenkirche, die kurz darauf sogar zu einer fünfschiffige Hallenkirche umgebaut werden sollte. Um 1470 wurde die Kirche noch einmal größer, als die Räume zwischen den Strebepfeilern zu Seitenkapellen ausgebaut wurden. Die letzte Erweiterung zur heutigen Form war der Umbau zur Basilika nach 1512, wobei das Ulmer Münster als Vorbild diente. Dabei wurde das Mittelschiff nach oben erweitert und durch Obergaden ergänzt sowie mit Netzrippengewölben überwölbt. 1563 war die heutige Gestalt des Kirchenbaus vollendet.

Ausstattung

Madonna auf der Mondsichel, 1510 (Gregor Erhart zugeschrieben)

Der Überlinger Holzschnitzer Jörg Zürn und seine Mitarbeiter schufen von 1613 bis 1616 den geschnitzten Hochaltar. Er besteht aus unbemaltem Lindenholz und ist mit 23 lebensgroßen sowie über 50 kleinen Figuren, teilweise in szenischen Darstellungen, dekoriert. Zentral ist die Geburt Christi dargestellt, daneben Heilige und Apostel, darunter Jakobus der Ältere für die Pilger auf dem Jakobsweg sowie Rochus und Sebastian, die die Stadt vor der Pest beschützen sollten. Unterhalb dieser Szene ist die Verkündigung dargestellt, oberhalb die Krönung der Jungfrau Maria. Auf der vierten Ebene, unterhalb des abschließenden Kruzifixes, thront eine Figur des Bischofs Nikolaus von Myra, dem Patron der Kirche.

In den Seitenkapellen des Langhauses stehen 13 weitere Altäre, die aus der Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert stammen. Die Altaraufbauten sind zum Teil mit prächtigen Schnitzereien dekoriert. Darunter fällt besonders der Rosenkranzaltar im südlichen Seitenschiff ins Auge, den David Zürn 1631 schnitzte. Eine Holzfigur der Muttergottes ist hier umgeben von 15 szenischen Rundreliefs, die Motive aus dem Rosenkranz-Gebet darstellen. Der Marienaltar, von Westen her der vierte im südlichen Seitenschiff, ist nach dem Hochaltar das bedeutendste Kunstwerk im Münster; es handelt sich um das erste Werk des Holzschnitzers Jörg Zürn in Überlingen (1607-1610).

An den Pfeilern des Mittelschiffs sind auf kleinen Konsolen überlebensgroße Holzfiguren der zwölf Apostel und des Erlösers postiert, die aus dem Jahr 1552 stammen.

Die Wand über dem Chorbogen ist mit einem riesigen Fresko bemalt, das das Jüngste Gericht darstellt. Jakob Carl Stauder maltes es im Jahr 1722. Es ist vom Laienraum aus gut sichtbar und sollte für die Gläubigen eine ständige Mahnung sein.

Umgebung

Schutzmantelmadonna am Südwesteingang

Das Münster überragt die historische Altstadt von Überlingen vor allem durch den hohen Nordturm. Der halbkreisförmige Platz nördlich der Kirche war vor 1530 ein Friedhof. Südlich der Kirche steht das spätgotische Rathaus der Stadt, daneben der so genannte Ölberg von 1493, ein halboffener Pavillon, der eine monumentale Christus-Statue beherbergt.

In der südwestlichen Vorhalle des Münsters findet sich ein Fresko von Marx Weiß (1563), das eine Schutzmantelmadonna darstellt. Von einem weiteren Fresko von 1493 sind an der Nordseite des Münsters noch Spuren erhalten; es stellte den Tod der Maria und das Jüngste Gericht dar und diente als Schmuck eines Familiengrabes.

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