A History of Violence (Film)
Film | |
Titel | A History of Violence |
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Produktionsland | USA |
Originalsprache | englisch |
Erscheinungsjahre | 2005 |
Länge | 96 Minuten |
Stab | |
Regie | David Cronenberg |
Drehbuch | Josh Olson; John Wagner und Vince Locke (Graphic Novel) |
Produktion | Chris Bender, David Cronenberg und J. C. Spink |
Musik | Howard Shore |
Kamera | Peter Suschitzky |
Schnitt | Ronald Sanders |
Besetzung | |
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A History of Violence ist ein Film des kanadischen Regisseurs David Cronenberg aus dem Jahr 2005. Das Drama basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel von John Wagner und Vince Locke und wurde vom Filmstudio New Line Cinema coproduziert. Der Film startete in den USA am 23. September 2005 in ausgewählten Kinos, offizieller Kinostart war der 30. September 2005. In Deutschland startete A History of Violence am 13. Oktober 2005.
Handlung
Tom Stall verbringt ein unscheinbares aber glückliches Leben in Millbrook, im US-Bundesstaat Indiana. In der Kleinstadt besitzt er ein kleines Café, ist glücklich mit der Rechtsanwältin Edie verheiratet und Vater von zwei Kindern. Die Idylle im 3246 Einwohner großen Millbrook bekommt jedoch Risse, als eines Abends zwei Männer das Café betreten und zwei Kaffees verlangen. Als Tom sie darauf hinweist, dass das Café bereits geschlossen hat und ihre Bestellung nicht mehr entgegennimmt, zückt einer der beiden Männer eine Pistole und Tom, seine zwei Mitarbeiter und die verbliebenen Gäste werden als Geiseln genommen. Als die Verbrecher seine Kellnerin, deren Fluchtversuch kurz zuvor fehlgeschlagen ist, bedrohen, klärt Tom auf spektakuläre Weise die Situation. Er wirft eine heiße Kaffeekanne auf einen der Männer, entwendet seinen Revolver und erschießt beide, wobei Tom am Fuß verletzt wird.
Toms schnelles und mutiges Handeln lässt ihn über Nacht zur lokalen Berühmtheit avancieren und auch die nationalen Medien berichten ausführlich über den Überfall, der dem Familienvater viel Respekt bei seiner Familie und seinen Freunden einbringt. Tom fühlt sich aber mit dem Medienrummel um seine Person unwohl. Er versucht, den Vorfall zu vergessen und wieder in die Normalität des Alltags zurück zu kehren. Erschwert wird sein Vorhaben jedoch durch das Eintreffen eines bedrohlich wirkenden Mannes, der eines Tages das Café betritt und sich Tom als Carl Fogarty vorstellt. Fogarty legt seine dunkle Sonnenbrille ab unter der der Mann im schwarzen Anzug durch eine große Narbe am linken Auge entstellt ist. Fogarty macht Tom für diese Verletzung verantwortlich und beginnt ihn, im Beisein seiner Frau Edie, mit dem Vornamen "Joey Cusack" anzureden und über die alten Zeiten in Philadelphia zu plaudern. Tom gibt vor, dass es sich um ein Missverständniss handle. Er würde "Tom" heißen und wäre niemals in seinem Leben in Philadelphia gewesen. Er bittet Fogarty zu gehen, der sich durch die Nachforschungen des örtlichen Sheriffs als Mitglied einer Verbrecherbande von der US-amerikanischen Ostküste entpuppt. Fogarty beginnt von nun an die Familie zu terrorisieren. Er stellt Edie Stall und ihrer kleinen Tochter in einem Einkaufszentrum nach und verspricht ihr, dass sich ihr Leben in nächster Zeit drastisch ändern werde.
Die Situation eskaliert, als Fogarty beginnt mit zwei Männern die Stalls auch in ihrem Haus aufzusuchen und darauf besteht, dass Tom mit ihm kommt. Tom gelingt es, die beiden Begleiter von Fogarty zu überwältigen und zu töten. Bei dem Kampf wird er von Fogarty angeschossen und fällt zu Boden. Kurz bevor Fogarty den verwundeten Tom aber töten kann wird er von Toms Sohn erschossen.
Damit stellt sich heraus, dass Tom Stall die Jahre über ein düsteres Geheimnis vor seiner Familie verborgen hat. Sein wirklicher Name ist Joey Cusack, er stammt aus Philadelphia und gehörte dem kriminellen Milieu an. Joey flüchtete jedoch vor fünfzehn Jahren nach Millbrook, nachdem er bei einem Massaker zweier rivalisierender Gangs für tot erklärt wurde. In der Kleinstadt hatte Joey sich erfolgreich eine neue Existenz aufgebaut, die aber durch die unerwartete Publicity um seine Person gelüftet wurde.
Seine Familie wendet sich nun von ihm ab und als er einen Anruf aus Philadelphia erhält, dass dort noch eine unerledigte Angelegenheit seine Aufmerksamkeit verlangt macht er sich auf den Weg dorthin. Dort trifft er in einem prunkvollen Haus auf seinen Bruder Richie, der ihm erklärt, dass Toms Massaker, bei dem Fogarty entstellt wurde, ihm die Chance nahm, zum Boss der Mafia zu werden. Als Richie ihn dafür töten will, entkommt Tom und tötet zunächst Richies Bodyguards und schließlich Richie selber.
Daraufhin kehrt Tom zu seiner Familie zurück, die nun langsam beginnt, ihm wieder zu vertrauen.
Entstehungsgeschichte
A History of Violence basiert auf der gleichnamigen populären Graphic Novel von John Wagner und Vince Locke. Das Comic wurde 1997 von Paradox Press (eine Abteilung von DC Comics) veröffentlicht, die u. a. auch die Graphic Novel Road to Perdition publizierte, die im Jahr 2002 von Sam Mendes verfilmt wurde. Der Produzent J. C. Spinke wurde auf A History of Violence aufmerksam, las die Geschichte und erkannte ihr filmisches Potential. Zusammen mit seinem Partner Chris Bender präsentierte er das Projekt dem Filmstudio New Line Cinema, das sich sofort die Filmrechte an der Graphic Novel sicherte. Mit der Filmadaption von A History of Violence wurde der Drehbuchautor Josh Olson betraut. Olson ersetze u. a. die ursprünglich italienisch klingenden Namen der Figuren in seinem Drehbuch durch irische, um sich so von üblichen Mafia-Klischees zu distanzieren. Im Winter 2003 schloss sich dem Projekt der kanadische Regisseur David Cronenberg an.
Nachdem New Line Cinema grünes Licht für den Film gegeben hatte, begann die Produktion von A History of Violence im kanadischen Toronto, Cronenbergs Heimatstadt. Hier hatte der Regisseur die Möglichkeit den Film mit langjährigen Weggefährten zu verwirklichen, darunter Kameramann Peter Suschitzky, der bereits an Cronenbergs Filmen Spider und eXistenZ mitgewirkt hatte. Mit A History of Violence feierte Suschitzky seine siebte Zusammenarbeit mit dem kanadischen Regisseur.
Mit Viggo Mortensen und Maria Bello gelang es David Cronenberg seine erste Wahl für das Ehepaar Tom und Edie Stall zu verpflichten. Cronenberg traf Mortensen 2001 bei einer Herr der Ringe-Party auf dem Filmfestival von Cannes, wo sie beide überein kamen, dass Mortensen die männliche Hauptrolle in A History of Violence bekleiden sollte. Als Cronenberg zum ersten Mal Hauptdarstellerin Maria Bello in Toronto traf, hatte sie keine Ahnung von dem Projekt. Beide hatten sich aus einem anderen Grund verabredet. Cronenberg dachte während dem gesamten Meeting jedoch daran, dass sie sehr gut in die Geschichte passen würde. "Sie und Viggo spielen ein sehr glaubhaftes verheiratetes Paar - Das Alter und der Tonfall waren perfekt.", so Cronenberg.
Für die männlichen Nebenrollen konnte der Regisseur u. a. die US-Amerikaner Ed Harris und William Hurt verpflichten. Beide gehören zu Cronenbergs Lieblingsschauspielern mit denen er bereits jahrelang zusammenarbeiten wollte.
Rezeption
A History of Violence, dessen Produktionskosten auf eine Höhe von 32 Mio. US-Dollar geschätzt wird, spielte am Eröffnungswochenende eine Summe von 8,1 Mio. US-Dollar ein und belegte damit Platz vier der US-amerikanischen Kinocharts. Von Kritikern wurde Cronenbergs Film allgemein als seine kommerziellste und schwächste Arbeit gewertet.
Kritiken
- "Ungewöhnlich unverästelt und unverrätselt erzählt der Kanadier von einem Diner-Besitzer in Indiana, der nach der coolen Abwehr eines Überfalls von der eigenen Vergangenheit eingeholt wird. Denn der nette Provinz-Papa Tom Stall (Viggo Mortensen) ist in Wahrheit der kriminelle Joey aus Minneapolis. Oder: War er's nur? Das Geheimnis liegt bald offen zutage, und Cronenberg liefert, nach standesgemäßem Blutbad, eine Moral, die auch der National Rifle Association gefallen dürfte: My home is my castle – und wenn ich dafür über die Leichen gehen muss, die ich im Keller habe." (Der Tagesspiegel)
- "Auch wenn's blutig wird, kann man sich bei Cronenberg auf eine gewisse Deutlichkeit verlassen, und hier, in einem seiner schwächeren Filme, besudeln sich die Figuren wieder einmal ausgiebig mit Blut, Hirn und Gewebefetzen. Trotz der komplizierten Nichts-ist-wie-es-scheint-Geschichte verhindern nur die Darsteller, vor allem Ashton Holmes, der den halbwüchsigen Sohn der Familie spielt, die hier auseinanderfliegt, daß das Interesse an ihrem Tun allzu frühzeitig erlahmt." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
- "A History of Violence will von den zwei Gesichtern der amerikanischen Gesellschaft erzählen, und doch erliegt Cronenbergs Thesenthriller seinem eigenen Ästhetizismus: Wenn die großkalibrige Munition sauber durch Stirnen und Brustkörbe schlägt, wenn Arme wie Ästchen gebrochen und die Feinde mit rhythmischer Präzision erlegt werden, neutralisiert Cronenberg ein Stereotyp durch das andere. Hier die comichafte Kinogewalt, dort die naturnahe Americana-Idylle. Auf der einen Seite die beim Abendessen wartende Modellfamilie und auf der anderen der erschöpfte, seine Wunden verbergende Heimkehrer, der in den Wohnzimmern der weiten Welt das eine oder andere Massaker angerichtet hat." (Die Zeit)
Anekdoten
- Die Vornamen der beiden Figuren, Leland und Orser, die zu Anfang des Films Tom Stall in seinem Café bedrohen, ist eine Referenz an den US-amerikanischen Charakterdarsteller Leland Orser, der u. a. dafür bekannt ist geistig verwirrte oder moralisch entartete Charaktere zu verkörpern. Unter anderem war Orser 1995 in dem Thriller Sieben als verstörter Überlebender des "Wollust-Mordes" zu sehen.
- Drehorte neben Toronto war das Städtchen Millbrook in Ontario. Für die Handlung des Films wurde die kanadische Kleinstadt in den US-amerikanischen Bundesstaat Indiana verlegt.
Auszeichnungen
A History of Violence feierte seine Premiere, wie schon Cronenbergs vorangegangener Film Spider (2002), am 16. Mai 2005 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Der Film lief im Wettbewerb, unterlag jedoch dem Drama Das Kind des belgischen Brüderpaares Luc und Jean-Pierre Dardenne. Bei der am 16. Januar 2006 stattfindenden Verleihung des Golden Globe war das Werk als bestes Filmdrama vertreten, außerdem wurde Maria Bello als beste Hauptdarstellerin in einem Drama nominiert die sich aber Felicity Huffman (Transamerica) geschlagen geben musste. Bei der Gegenveranstaltung zu den Golden Globes, den Satellite Awards, war das Drama in drei Kategorien nominiert.
- nominiert in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch
Nominiert in den Kategorien
- Bester Film - Drama
- Beste Hauptdarstellerin - Drama (Maria Bello)
Weitere
Internationale Filmfestspiele von Cannes 2005
- nominiert für die Goldene Palme als bester Film
Chicago Film Critics Association Awards 2006
- Beste Regie
- Beste Nebendarstellerin (Maria Bello)
- nominiert als bester Film
Los Angeles Film Critics Association Awards 2005
- Bester Nebendarsteller (William Hurt)
National Society of Film Critics Awards 2006
- Beste Regie
- Bester Nebendarsteller (Ed Harris)
New York Film Critics Circle Awards 2005
- Bester Nebendarsteller (William Hurt)
- Beste Nebendarstellerin (Maria Bello)
Online Film Critics Society Awards 2006
- Bester Film
- Beste Regie
- Beste Nebendarstellerin (Maria Bello)
Nominiert in den Kategorien
- Bester Nebendarsteller (William Hurt)
- Bestes adaptiertes Drehbuch
- Bester Schnitt
Nominiert in den Kategorien
- Bester Film - Drama
- Bester Hauptdarsteller - Drama (Viggo Mortensen)
- Beste Nebendarstellerin - Drama (Maria Bello)
Toronto Film Critics Association Awards 2005
- Bester Film
- Bester kanadischer Film
- Beste Regie
- nominiert in der Kategorie Bestes Drehbuch
- nominiert in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch
Literatur
- John Wagner, Vince Locke: A History of Violence, 2005 Titan Books, ISBN 1845762126 (engl. Ausgabe)