Liste auf Tonträgern erhaltener deutschsprachiger Dichterstimmen vor 1950
Leitgedanken
Rainer Maria Rilke verwunderte sich Mitte der 20er Jahre darüber, dass die im Zusammenhang mit musikalischer Wiedergabe viel gerühmte Schallaufzeichnung "mit dem gesprochenen Wort noch wenig beschäftigt sei" und Kurt Tucholsky nannte "die Stimme der Toten" einmal das Interessanteste in Bezug auf Schallaufnahmen. Von beiden sind aber trotz ihrer offensichtlichen Faszination für die "Stimmenmaschine" soweit man weiß keine Stimmenaufnahmen erhalten geblieben, obwohl von Rilke überliefert ist, häufiger und ausgezeichneter Interpret seiner Werke gewesen zu sein und Tucholsky gar über das Radio zu hören war.
Schauspielerstimmen
Während berühmte Schauspieler wie z.B. Josef Kainz bereits 1902 ihre Stimme für die Nachwelt auf Tonträger sprachen, hat man den Wert der Autorenstimme für die Schallaufnahme erst spät und allmählich erkannt.
Frühstes Dokument
Das erste diesbezügliche Engagement im deutschsprachigen Raum war wahrscheinlich das Phonogramm-Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, das sich exklusiv der Archivierung österreichischer Autorenstimmen verschrieben hatte. Hieraus stammt denn auch die älteste bekannte erhaltene Aufnahme einer deutschsprachigen Autorenstimme. Es ist die Hugo von Hofmannsthals, die am 22. April des Jahres 1907 bei der Rezitation seines bereits vor der Jahrhundertwende verfassten Gedichts Manche freilich aufgenommen wurde.
Beschränkung auf Zeitraum vor 1950
Die Beschränkung der Liste auf Aufnahmen aus einem begrenzten frühen Zeitraum bis 1950 hat ihren Sinn darin, dass ab den 50er Jahren die Schallaufzeichnung immer stärker für literarische Aufnahmen und Sendungen genutzt wurde und damit auch immer mehr das Nichtvorhandensein einer Autorenstimme als Schallaufzeichnung die Rarität darstellt, zumal auch aufgrund einer für den deutschen Sprachraum bezüglich Krieg und Großkatastrophen ruhigen zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum Aufzeichnungen verloren gingen. Autorenstimmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind weitaus rarer und Autoren von denen wie im Fall Thomas Mann eine ganze Anzahl von Aufnahmen erhalten blieb, geradezu selten.
Liste
Die Liste ist neben ihrem Eigenwert als Informationsquelle in der Lage, darauf hinzuweisen, in welche Wikipeia-Artikel evtl. noch Fakten über erhaltene Aufzeichnungen von Dichterstimmen einzuarbeiten sind.
Die Liste ist noch unvollständig und bedarf der Ergänzung. Sofern bekannt steht das genaue Aufnahmejahr der frühesten Aufzeichnung hinter dem Namen des Autors.
vor 1910
1910 bis 1919
1920 bis 1929
1930 bis 1939
- Bertolt Brecht 1930
- Gerhart Hauptmann 1930
- Max Reinhardt 1930
- Arnold Schönberg 1931
- Ernst Barlach 1932
- Kurt Schwitters 1932
- Stefan Zweig 1933
- Karl Kraus 1934
- Curt Goetz 1938
1940 bis 1949
- Franz Werfel 1944
- Ricarda Huch 1947
- Hermann Kasack 1948
- Elisabeth Langgässer 1948
- Hermann Hesse 1949
- Ernst Kreuder 1949
- Theodor Plivier 1949
- Gottfried Benn 1950
Aufnahmejahr unbekannt
- Clara Westhoff
- Heinrich Lersch † 18. Juni 1936
- Rudolf G. Binding † 4. August 1938
- Ernst Toller † 22. Mai 1939
- Josef Weinheber † 8. April 1945
- Karl Valentin † 9. Februar 1948