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Operation Oluja

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Die Militäroperation "Sturm" (kroat. Operacija Oluja) war eine militärische Großoffensive, bei der die Kroatische Armee und Polizeieinheiten innerhalb etwa 72 Stunden das seit dem Jahr 1991 von serbischen Freischärlern besetzte Drittel Kroatiens zurückeroberte und den Kroatischen Unabhängigkeitskrieg beendete.

Die Oluja begann am 4. August, endete am 7. August 1995 und stellte die territoriale Einheit der international und völkerrechtlich anerkannten Republik Kroatien her.

Die Kampfhandlungen erstreckten entlang einer Kriegsfrontlänge von 630 km und auf einer Gesamtfläche von 10.500 Quadratkilometern.

Bedeutung der Oluja für die Beendigung des Bosnienkrieges

Datei:Croatia corps boundaries Jan 95.jpg
Territoriale Kräfteverteilung in Kroatien und Bosnien und Herzegowina vor der Militäroperation Oluja. Jänner 1995.

Die Militäroperation Sturm führte zu einem Ende des Krieges in Kroatien und ermöglichte die Rückkehr von über 170.000 Kroaten, die von serbischen Freischärlern und der JNA im Jahr 1991 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden waren. Andererseits wiederum flohen rund 200.000 Krajina-Serben vor der kroatischen Armee aus ihrer angestammten Heimat.

Durch diese Militäroperation kam es auch zu einer militärischen Kräfteverschiebung zu Gunsten der kroatischen und bosnisch-muslimischen Streitkräfte in Bosnien und Herzegowina, was wiederum zu einer rascheren Friedenslösung im Bosnienkonflikt führte. Unmittelbar nach Beendigung der Oluja wurde gemeinsam mit bosnischen Regierungstruppen die im Abkommen von Split zwischen der bosnischen und kroatischen Regierung vereinbarte Militäroperation Maestral begonnen. Das von Serben kontrollierte Territorium in Bosnien-Herzegowina schrumpfte innerhalb weniger Tage von 70% auf etwa 47%. Die Operation Maestral wurde auf massiven Druck der internationalen Gemeinschaft gestoppt.

Der Friedensschluß im Vertrag von Dayton war eine indirekte Folge dieser Militäroperation.

Vorgeschichte

Im den Jahren 1991 bis 1992 vertrieben die militärisch von der JNA unterstützten und von Belgrad finanzierten serbischen Freischärler etwa 170.000 Kroaten, ermordeten etwa 8.000 kroatische Zivilisten in den besetzten Teilen Kroatiens und errichteten eine selbst ernannte „Republik Serbische Krajina“. Allein etwa 1.000 Kroaten wurden während des Mandates der UNPROFOR ermordet.

Auch im Jahr 1995 war an eine Rückkehr der vertriebenen Kroaten nicht zu denken. Als die serbische Führung unmittelbar vor der Oluja auch den Friedensplan der G 6 abwies, die den Serben weitgehende Autonomie bot, fiel die Entscheidung der kroatischen Regierung zum militärischen Handeln.

Am 17. Juni 1995 haben serbische Truppen unter dem Kommando von Ratko Mladić die UN-Schutzzone in Srebrenica erobert, daraufhin etwa 8000 bosnische Zivilisten ermordet (Massaker von Srebrenica) und etwa 30.000 Bewohner vertrieben.

Wenige Tage nach der Einnahme von Srebrenica wurde eine weitere UN-Schutzzone Žepa von bosnischen Serben erobert und die Bewohner vertrieben.

Die Großoffensive der Serben gegen die Enklave Bihać, eine weitere UNO-„Sicherheitszone“, hatte bereits begonnen: Radovan Karadžić und Ratko Mladić zogen weitere serbische Kräfte zusammen, um Bihać einzunehmen. Etwa 70 Prozent Bosnien-Herzegowinas waren zu jener Zeit noch unter serbischer Kontrolle.

Der bosnische Kommandant der Verteidiger von Bihać, Atif Dudaković, apellierte an die kroatische Regierung, mit der Operation Oluja so schnell wie möglich zu beginnen, weil es ansonsten unmöglich wäre, Bihać noch länger zu halten.

Mit der Operation Oluja wurde die serbische Belagerung von Bihać beendet.

Kriegsverbrechen

Während der Oluja kam es zu schweren Verbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung. Das Tribunal in Den Haag spricht von Plünderungen, Brandschatzungen, Zerstörungen, unmenschlicher Behandlung und Demütigung. 150 Serben seien ermordet worden, mehrere Hundert verschwunden. Laut ICTY-Anklage soll General Ante Gotovina maßgeblich dafür verantwortlich sein. Jedoch sieht die Anklage auch eine Verwicklung der damaligen Staatsspitze unter Präsident Franjo Tuđman in die Planung und Durchführung der systematischen Repressionen. Infolge der Festnahme Gotovinas am 8. Dezember auf den Kanarischen Inseln ist eine gerichtliche Aufarbeitung der Aktion Oluja vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal möglich geworden.

Nahezu die gesamte serbische Bevölkerung floh bereits vor Eintreffen der kroatischen Armee, laut der Anklageschrift des ICTY insgesamt zwischen 150.000 und 200.000 Personen. Darunter befanden sich etwa ca. 40.000 schwer bewaffnete Freischärler.

Am 11. August veröffentlichte das kroatische Verteidigungsministerium, dass auf der kroatischen Seite während dieser Polizei- und Militäroperation 174 Soldaten gefallen sind und 1430 Soldaten verwundet wurden.

Nach einem Bericht des kroatischen Helsinki-Komitees vom 1. August 1996 kamen während der Offensive insgesamt 526 Serben ums Leben, etwa 410 Soldaten und 116 Zivilisten. In den folgenden Monaten kamen mindestens 150 weitere serbische Zivilisten, darunter viele ältere Menschen, die nicht geflohen waren, ums Leben, 110 Personen verschwanden spurlos.

Laut dem Jahresbericht 1996 von amnesty international wurden die meisten getöteten Serben Opfer von Brandschatzungen, Misshandlungen oder außergesetzlichen Hinrichtungen. Dies wurde von einem Untersuchungsteam der UNO festgestellt.

Militärisches Kräfteverhältnis

Kroatische Truppen

Kroatische Armee:

  • 180.000 Soldaten
  • 280 Panzer
  • 200 Schützenpanzer
  • 800 Geschütze
  • 120 Raketenwerfer
  • 24 MiG-21 Kampfflugzeuge
  • 38 Mi-8 Hubschrauber
  • 12 Mi-24D Hubschrauber

Serbische Truppen

  • 40.000 Soldaten
  • 200 Panzer
  • 350 Geschütze
  • 20-25 Raketenwerfer
  • 12 Kampfflugzeuge Galeb und Jastreb

HRT, Englisch

Siehe auch