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Rodenstock (Unternehmen)

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Rodenstock GmbH

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1877
Sitz München, Deutschland
Leitung
  • Oliver Kastalio (CEO)
  • Michael Kleer (COO)
  • Sven Schirmer (CFO)
Mitarbeiterzahl ca. 4.200 Mitarbeiter (Stand: April 2013)
Umsatz 401 Mio. EUR
Branche Augenoptik
Website www.rodenstock.com
Stand: 15. Februar 2014
Ehemaliges Logo
Ehemaliges Logo

Die Rodenstock GmbH mit Hauptsitz in München ist ein deutscher Hersteller für Brillengläser und -fassungen. Das Unternehmen wurde 1877 von Josef Rodenstock gegründet und ist mit etwa 4200 Mitarbeitern und 14 Produktionsstätten in 12 Ländern vertreten.

Unternehmensgeschichte

Optische Werke Rodenstock, um 1928

Gründungsjahre (1877-1920)

1877 wurde das Unternehmen in Würzburg von Josef Rodenstock unter dem Namen „Optisches Institut G. Rodenstock“ gegründet. In der dort angesiedelten feinmechanischen Werkstatt wurden zunächst Barometer, Brillengläser und -fassungen, Waagen sowie verschiedene Messinstrumente produziert. 1880 entwickelte Rodenstock mit den Diaphragma-Brillengläsern seine ersten patentierten Produkte und exportierte zwei Jahre später nach Österreich, in die Schweiz, in die Niederlande, nach Dänemark, Italien und Russland. Ab 1883 wurde der Firmensitz nach München verlegt und 1898 in Regen im Bayerischen Wald ein Schleifereibetrieb errichtet. 1899 fertigte Rodenstock die ersten Korrektions-Sonnenschutzgläser mit UV-Schutz. Bereits 1886 wurde das Rodenstock Firmengrundstück an der Isartalstraße erworben, bis 1905 mit dem Einstieg Josefs Sohn Alexander Rodenstock die gesamte Fabrikation nach München umsiedelte.

Einstieg in die Objektiv- und Rüstungsproduktion (1920-1953)

Ab den 1920er Jahren produzierte Rodenstock in Großserie Objektive für zahlreiche Kamerahersteller. Eine eigene Kameraproduktion wurde auf Druck der Abnehmer dieser Objektive eingestellt. 1930–1939 baute Rodenstock Vertretungen und Büros in allen wichtigen Märkten weltweit auf.

Während des Zweiten Weltkrieges stellte Rodenstock Rüstungsgüter her, unter anderem Panzerfernrohre und Ausblickprismen für Panzer. Die Brillenproduktion wurde jedoch beibehalten, da sie ebenfalls als „kriegswichtig“ galt. In der Nachkriegszeit konzentrierte man sich wieder stärker auf die als Kernkompetenzen gesehenen Geschäftsfelder der Brillenfassungen und Brillengläser.

Rodenstock Brillenmodell, 1940er

Bundesdeutsches Großunternehmen in Familienhand (1953-2000)

1953 übernahm Alexander Rodenstocks Sohn Rolf Rodenstock die Unternehmensleitung. Der Aufstieg zu einem weltbekannten Großunternehmen der optischen Industrie begann. Seit etwa 1954 investierte der Konzern neben Anzeigen in Fachzeitschriften für Augenoptiker und Augenärzte verstärkt in Publikumswerbung. 1955 wurden fünf Millionen Brillenfassungen produziert. Neben Brillen wurden auch weiterhin andere Optiken gefertigt, beispielsweise Projektionsobjektive für Diaprojektoren (Splendar). 1968 wurden die ersten selbsttönenden Brillengläser Europas eingeführt und ab 1975 produzierte Rodenstock die weltweit ersten Brillengläser aus Kunststoff.

Rodenstock Splendar-Objektive, 1960er Jahre

Währenddessen wurde zwischen 1972 und 1983 das Netz ausländischer Vertriebsgesellschaften weiter ausgebaut. Nicht im Namen der Firma, sondern als Privatmann mitgründete Rolf Rodenstock bereits 1950/51 in Chile den optisch-feinmechanischen Betrieb „Industria Optica Rodenstock - Chile S.A.“, welches erst nach und nach von den „Optischen Werke G. Rodenstock KG“ übernommen wurde und das bis heute Marktführer bei Brillen in Chile ist. 1983 trat Randolf Rodenstock als persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) in den Gesellschafterkreis der Optische Werke G. Rodenstock ein und leitete das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Rolf Rodenstock.

1989 verlagerte Rodenstock einen Großteil der Produktion in den neu aufgebauten Serienstandort nach Thailand. Der Umsatz, 1988 rund 700 Millionen Mark, war 1989 um etwa 10 Prozent zurückgegangen.[1] 1991 wurde das Logo und Markenzeichen "R" eingeführt.

1995–1996 baute Rodenstock in Klattau (Tschechien) ein neues Werk für Rezeptgläser. 2000 wurde der Geschäftsbereich Präzisionsoptik (Fertigung von analogen Fachkameras, bekannt u. a. unter den Markennamen Sironar, Apo-Ronar, Grandagon), Vergrößerungsgeräte (z. B. das Rodagon) und digitale Fachkameras mit hochauflösenden Digitalrückteilen (z. B. das 1997 vorgestellte Apo-Sironar digital) an die Linos AG, Göttingen verkauft.

Rodenstock GmbH (2000-2012)

Der verbleibende Unternehmensbereich Brille wurde 2002 von den Optischen Werken G. Rodenstock in das neu gegründete Unternehmen Rodenstock GmbH überführt. 2003 kam es auf Grund geschäftlicher Schwierigkeiten in den USA zu einer schweren Unternehmenskrise.[2] Im gleichen Jahr stieg die Investorengruppe Permira mit 49 % bei Rodenstock ein.[3]. 2004 stockte Permira seine Anteile an Rodenstock auf 85 % auf, 10 % hielt weiterhin die Familie Rodenstock. Die übrigen 5 % hielt das Management.[4] Mit Permira wurde eine umfassende Restrukturierung eingeleitet.[5]

2006 verkaufte Permira seine 85-%-Anteile von Rodenstock an die Beteiligungsgesellschaft Bridgepoint;[6] auch die Familie Rodenstock verkaufte 2007 die restlichen 10 % ihrer Anteile an Bridgepoint. Bridgepoint hält somit 95 % an Rodenstock. Die restlichen 5 % blieben bei den Geschäftsführungen.[7] Im selben Jahr erschloss man neue Vermarktungsfelder für den Augenoptiker mit dem Service-Terminal ImpressionIST®. Seit 2009 führt Rodenstock Portfolios für Nahkomfortgläser. Im Juni 2010 hatte das Bundeskartellamt gegen den Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) und gegen mehrere Brillenglashersteller – u. a. gegen Rodenstock – wegen Kartellabsprachen Bußgelder in Höhe von insgesamt 115 Millionen Euro verhängt[8].

Rodenstock - nach 2012

2012 wurde mit der Eye Lens Technologie[9] ein Brillenglas auf den Markt eingeführt, bei welchem der Einstellastigmatismus und die Listingsche Regel für die Nähe berücksichtigt und die physiologisch korrekten Nahrefraktionswerte berechnet werden, so dass das Sehvermögen des Brillenträgers ausgeschöpft werden kann.

Rodenstock zog nach 126 Jahren an der Isar Anfang Mai 2012 in die Elsenheimerstraße im Westen Münchens.[10]

Aktuelles Produktsortiment

Gegenwärtig befasst sich das Unternehmen mit der Entwicklung, Herstellung und dem Verkauf von Brillengläsern, Brillenfassungen sowie Sonnen-, Sport-, Lese- und Kinderbrillen. Die Vermarktung erfolgt über die Eigenmarke Rodenstock als auch über einige Lizenzmarken.

Marken

  • Eigenmarke
    • Rodenstock
    • rocco by Rodenstock
    • Claudia Schiffer by Rodenstock

Produkte

Gläser

  • Einstärkengläser: Die individuelle Anpassung an die Sehanforderungen durch Impression Mono 2 ermöglichen eine verbesserte Sicht am Rand der Brille. der Vorgänger Impression Mono gewann den Innovationspreis Silmo d´Or 2006.
  • Gleitsichtgläser: Für die Fertigung der „individuellen“ Gleitsichtgläser Impression Free Sign 2 werden neben der Sehstärke weitere persönlichen Daten des Gesichts und die Daten der gewählten Brillenfassung berücksichtigt.
    Zudem gibt es die Gleitsichtgläser Impression Hyperop und Myop, die für extrem weitsichtige oder extrem kurzsichtige Brillenträger geeignet sind. Zur Ausschöpfung des 100 % Sehpotenzials bedient man sich der Eye Lens Technology.
  • Nahkomfortgläser: Impression Ergo
  • Sportgläser: Einstärkenglas Impression Mono Sport 2, Gleitsichtglas Impression Sport 2, getöntes Glas Sport Polarized und Sport Polycarbonat
  • Getönte Gläser: SunContrast Sonnenschutzgläser mit UVA- und UVB-Schutz.
  • Spezialanfertigungen in Handarbeit, unter anderem für antike Lorgnetten, Monokel, Vorhalter, Zwicker oder Tauchmasken
Beschichtungen
  • Sonnenschutz mit 100 % UV- und Blendschutz
  • Tönungen
  • selbsttönende Gläser: ColorMatic IQ mit hoher Tönungsgeschwindigkeit, 100 % UV-Schutz und in individueller Sehstärke möglich
  • medizinische Farbfilter mit therapeutischer Wirkung
  • Entspiegelung mit Solitaire Protect Plus
  • Anti-Beschlag Tuch, namens „FogFree“

Fassungen

  • Neben Korrektionsmodellen finden sich auch Sonnenbrillen im Sortiment.
  • Scharniersystem Rodaflex Twin (patentiert) als Weiterentwicklung der Rodaflex Federscharnier-Technologie. Rodaflex Twin bietet einen konstanten Bügelanpressdruck.
  • Pro Modell durchschnittlich 135 aufeinander abgestimmte Produktionsschritte, 85 % davon in Handarbeit.
  • Design, Produktentwicklung und Konstruktion werden unter dem Siegel Qualität „Made in Germany“.

Beratungsterminal

Mit dem zum Patent angemeldeten Beratungsterminal ImpressionIST Avantgarde, vermessen Augenoptiker Brillenfassungen und Brillengläser an den Gesichtern der Kunden durch dreidimensionale Videovermessung.

Der DNEye Scanner misst vollautomatisch und hochpräzise die Abbildungsfehler höherer und niederer Ordnung des Auges für Ferne und Nähe sowie in Abhängigkeit von der Pupillengröße. Zusammen mit anderen festgehaltenen Messdaten kann das nach heutigem Stand der Technik bestmöglich individuelle Brillenglas produziert werden.

Der Rodenstock Qualitätsnachweis

Markenzeichen „R“

Das Rodenstock Logo R wurde erstmals 1991 eingeführt. Als sichtbarer Qualitätsnachweis wird das R-Markenzeichen mit Laser-Technologie seit 2011 oben in der Ecke im rechten Brillenglas für Endkunden integriert.

Produktionsstätten

Mit 14 Produktionsstätten in 12 Ländern sowie Vertriebsniederlassungen und Distributeuren in 80 Ländern werden weltweit 4.200 Mitarbeiter (1.600 davon in Deutschland) beschäftigt.

Auszeichnungen und Designpreise

Seit 1994 wurden 52 Brillenmodelle mit diversen Designpreis-Auszeichnungen bewertet: 22mal gewannen Rodenstock und Porsche Design Brillen einen iF Product Design Award. 11mal wurden Brillenfassungen mit dem RedDot Award ausgezeichnet.

2012 wurde dem Serviceterminal ImpressionIST 3 der iF Product Design Award vom Industrie Forum Design Hannover verliehen. Im Glassektor konnte Rodenstock allein 2012 drei Silmo d’Or Auszeichnungen einstreichen.[11]

Die Brillenfassung „Rodenstock Perfection R8005“ gewinnt in der Kategorie Lifestyle des German Design Award 2014 die Auszeichnung „Special Mention“ für besondere Design Qualität.

Trivia

Zu Zeiten des Wilhelminischen Kaiserreiches war Josef Rodenstock Hof-Optiker des deutschen Kaisers.[12] Neben der Produktinformation wurde Werbung ab den 1950er Jahren auch zur Imagepflege der Marke eingesetzt. So engagierte Rodenstock als Erster der Branche international bekannte Stars, wie Brigitte Bardot, Carl Möhner, Curd Jürgens, Gina Lollobrigida, Hildegard Knef, Senta Berger, Toni Sailer oder Roy Black, als prominente Werbeträger.

In den 1990er Jahren erfolgte erstmals die Einführung einer Garantiezusage auf Brillengläser.

Rodenstock Brillenträger sind unter anderem Franz Beckenbauer, Bill Clinton wie auch der Dalai Lama.

Nach der Boris-Becker-Edition 2010, präsentiert Rodenstock ab Januar 2014 in Zusammenarbeit mit Claudia Schiffer eine Sonnen- und Korrektionsbrillen für Damen unter dem Namen "Claudia Schiffer by Rodenstock". Ebenso wird 2014 das Eyewear-Portfolio, um die aus den 1960ern stammende Kultserie "rocco" im Zuge einer breiten Social Media-Kampagne namens "#whereisrocco", erweitert.

Literatur

  • Dirk Reder, Severin Roeseling: AugenBlicke. Die Geschichte der Optischen Werke G. Rodenstock. Piper, München u. a. 2003, ISBN 3-492-04482-4.
  • Martin Schäfer: Josef Rodenstock (= Ullstein 35942). Ullstein Buchverlage, Berlin 1999, ISBN 3-548-35942-6.
  • Rat für Formgebung (Hrsg.): Designkultur. 1953–1993. Philosophie, Strategie, Prozess. rat für Formgebung, Frankfurt am Main 1993.
Commons: Rodenstock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13497347.html
  2. Franziska Brüning: Der Name der Brille – Das Familienunternehmen Rodenstock stand seit dem 19. Jahrhundert für hochwertige Gläser. In: Süddeutsche Zeitung, vom 12. Juni 2012.
  3. http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,431595,00.html
  4. http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,431595,00.html
  5. http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,459502,00.html
  6. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/permira-verkauft-rodenstock-wieder;1191743
  7. Rodenstock: Manchmal geht man so ganz“ – manager magazin vom 12. Jan. 2007
  8. http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/archiv/PressemeldArchiv/2010/2010_06_10.php
  9. http://visionplusmag.fourplusmedia.com/?p=1446
  10. http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/rodenstock-zieht-nach-laim-910336.html
  11. http://www.euro-focus.de/index.php/netnews/comments/rodenstock-bestnoten-fuer-servicequalitaet.
  12. Berlin und die Berliner. Leute – Dinge – Sitten – Winke. outlook Verlag, Bremen 2011, ISBN 978-3-86403-088-8, S. 501 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).