Johann Andreas von Traitteur
Johann Andreas Traitteur, ab 1790 Edler von Traitteur, (* 30. Juli 1752 in Philippsburg [1]; † 20. Januar 1825 in Bruchsal) [2] war ein Ingenieur, kurfürstlich pfälzischer Administrationsrat und Baudirektor in Heidelberg; K.k. Oberstleutnant und Salinenbesitzer zu Bruchsal und Mosbach (1824).
Familie
Traitteur entstammte einem pfälzischen Geschlecht. Sein Vater war Johann Adam Traitteur aus Maikammer, seine Mutter Eva Elisabeth Duraß aus Weyher in der Pfalz. Sie heirateten am 20. Mai 1749 in Philippsburg[3], wo sie sich auch niederließen.[4] Die Familie hatte sechs gemeinsame Kinder. [5]
Johann Andreas von Traitteur war zweimal verheiratet. Die erste Ehe mit Anna Maria Walther, die aus Langenbrücken stammte, blieb kinderlos. [6][7] Die Hochzeit war nach genehmigter Dispens[8] am 23. September 1777 in Ubstadt geschlossen worden.[9] Am 17. April 1798 starb seine erste Frau und nur zwei Monate später heiratete er am 21. Juni 1798 in Heidelberg Maria Anna Augusta Janner (auch Jonner) „Von Stolzenberg“. Aus dieser zweiten Verbindung gingen sechs Kinder hervor. Ein Sohn [10] sowie fünf Töchter.[11] Amalia Christina Carolina heiratete in die Adelsfamilie von Glaubitz, Antonia Maria Anna Philippina ging eine Verbindung mit der Adelsfamilie Göler von Ravensburg ein und die Tochter Marie Philippine Caroline Auguste Valerie heiratete in die Adelsfamilie von Faber.
Johann Andreas' Bruder, Karl Theodor von Traitteur (1756–1830), war ab 1788 Hofbibliothekar in Mannheim.[12] Gemeinsam mit seinen Brüdern Jacob, Conrad und Karl Theodor Traitteur wurde er von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern in München am 14. September 1790 in den Reichsritterstand mit Namensergänzung Edler von Traitteur erhoben.
Leben
Traitteur studierte ab dem 17. November 1772 Rechtswissenschaft an der Universität von Heidelberg. Er setzte das Studium am Collége de St. Louis in Metz fort.
Als Ingenieur und „Genieoffizier“ kam er zum kurpfälzischen Kontingent. Anschließend als Oberstleutnant der österreichischen Armee. Von 1779 bis 1781 hielt er Vorlesungen über Geometrie. Die Ernennung zum Professor erhielt er am 9. Dezember 1784, zunächst aber ohne Besoldung. Im Mai 1785 trat er die Professur an der Uni Heidelberg an. 1786 wurde er Doktor, sowie Dekan der Philosophischen Fakultät, 1790/91 Rektor der Uni Heidelberg. [13] Die Niederlegung der Professur an der Universität Heidelberg erfolgte zum 24. Dezember 1803.
Traitteur war vielseitig tätig, so war er auch Mitglied der Freimaurerloge Carl zur Eintracht in Mannheim.
Am 17. Juli 1784, wenige Monate nachdem Joseph Michel Montgolfier bei Paris seine erste bemannte Ballonfahrt ausführte, startete in Leimersheim ein von Traitteur gebauter Heißluftballon. Dieser war aus Papier gefertigt und mit Schnüren verstärkt, 16 Schuh (ca. 4,60 m) hoch und hatte einen Durchmesser von 12 Schuh (ca. 3,50 m). Laut dem Bericht von Traitteur flog der Ballon circa 38 Minuten lang.
1787 und 1788 leitete Traitteur die Bauarbeiten zur Beseitigung der Rheininsel Ceylon, welche die Kurpfalz als Bedrohung der Stadt Germersheim ansah. Dabei unterbreitete er Kurfürst Karl Theodor weitergehende Pläne zur Begradigung des Rheins im Raum Germersheim.[14]
Bau der Wasserleitung von Rohrbach nach Mannheim
Nach über 110 Jahren wurde endlich der Entschluss gefasst eine Frischwasserleitung nach Mannheim zu bauen. Viele Jahre zuvor wurden über 20 000 (fl.) Gulden für Untersuchungen ausgegeben, jedoch ständige Widersprüche unter den Sachverständigen setzten den Hof außer Stand den erwünschten Endzweck zu erreichen.[15]
Mit Schreiben (Rescript) vom 19. Juli und dem 21. September 1790 erhielt v. Traitteur den Auftrag zur Planung und Ausführung der Arbeiten vom Hof genehmigt. Am 20. November 1790 hält er in der Redoute (Festung) in Mannheim eine öffentliche Vorlesung, in der er der Bevölkerung einen Plan darstellte, um Mannheim mit Quellwasser aus Rohrbach (Heidelberg) durch eine Wasserleitung zu versorgen. Mit einem weiteren Schreiben vom 24. November und nochmals vom 16. Dezember 1790 wurden neue Forderungen zu den Bauausführungen gemacht, welche die Kosten durch erneute Überplanung und Erweiterungen erhöhten. Mit dem zweiten Vertrag (Contract) vom 1. März 1791 wurde eine Bausumme von 238 000 Gulden vereinbart. J.A. v. Traitteur sollte die ersten Kosten, in Höhe von 90 000 Gulden vorschießen und diese dann von der Staatskasse zurückerhalten.[16] Der Vertrag mit der Gemeinde Rohrbach zum Bau der Quellenfassung für diese Wasserleitung wurde am 2. Mai 1791 von Traitteur unterzeichnet.[17]
Durch Neid, Missgunst, Streitigkeiten und Intrigen kam es immer wieder zu Verzögerungen und schließlich zum Baustillstand. Der ausgebrochene 1. Koalitionskrieg sorgte zudem für Geldmangel, sodass 1798 das Projekt Wasserleitung nach fast achtjähriger Bauzeit für immer eingestellt wurde.[18][19]
In einem Vergleichskontrakt vom 22. März 1798 wurden alle vorherigen Verträge aufgehoben. Eine Begleichung der von v. Traitteur vorgeschossenen Baukosten wurde durch die fehlende Unterschrift des Kurfürsten nicht getätigt. Am 13. März 1803 erscheint in Mannheim eine anonyme Schrift „Die Rheinpfälzische Wasser=Leitungsgeschichte von Mannheim vom Jahr 1790 bis 1803“, in der J. A. v. Traitteur den Bau der Wasserleitung von Rohrbach nach Mannheim darstellt und die Machenschaften der kurpfälzischen bzw. pfalzbayerischen Regierung anprangert, wobei er detailliert dokumentiert, wie ihm systematisch das Geld vorenthalten wird, das er für den Bau der Wasserleitung von Rohrbach nach Mannheim vorgestreckt hatte. Es handelt sich dabei um ca. 100 000 Gulden. Nach 10-jährigem Rechtsstreit drückt er zum Schluss die Hoffnung aus, dass er (Zitat) „...aber von der Gerechtigkeitsliebe der theilenden Fürsten sicher erwarten darf, dass das an dem baaren Vorrath dieser Arréage allenfalls noch abgängige zu seiner endlichen Befriedigung entweder in Churpfälzischen Staats Papieren von gleichem Werth der seinigen oder in baarem Geld verhältnismäßig beigeschaffen werde“. Nach bisherigem Kenntnisstand hat Traitteur sein Geld nie bekommen.[20]
Enttäuscht vom Mannheimer Hof, kehrte er Mannheim den Rücken zu und zog nach Bruchsal.
Von 1799 an war er dort der Pächter der Bruchsaler Saline. [21]
1812 geht die Saline in seinen Besitz über. Ebenso war er Erblehenträger der Fürstlich-Leiningenschen Saline in Mosbach.
Titel
- Professor
- Freiherr
- Kaiserlicher Hauptmann (1803)
- "Comes Romanus (primogen.)" in Rom am 9. April 1824 durch Papst Leo XII.
- Badische Anerkennung als Gräfinnen von Traitteur-Brauneberg[22] für Traitteurs Witwe und Töchter.
Schriften
- Nachricht an die Einwohner der Stadt Heidelberg (1784) GoogleBooks
- Nachricht an die Einwohner der Stadt Manneim (1790) GoogleBooks
- Landau, die französische Festung (1793) GoogleBooks
- Die Wasserleitungen von Mannheim (1798) GoolgeBooks
- Geschichte der Wasserleitung vom Gebürg bei Rohrbach nach Mannheim (1798) GoogleBooks
Trivia
Spottverse der zahlreichen Schaulustigen begleiteten den Ballonpionier bei einem Flugversuch in Burrweiler am 17.Oktober 1784. Die Verse werden bis zum heutigen Tag in diversen Regional- und Pfalzpublikationen zitiert:
Herr Tretter, Herr Tretter,
de Luftballon schlagt wedder.
Hätt er unne meh uffgeblose,
wär er owwe nit angestoße.[23]:
Dem Spott folgte Bewunderung, nachdem der Flugversuch erfolgreich abgeschlossen wurde.
Die Stadt Mannheim ehrte den tüchtigen Bauingenieur, sowie seinen Neffen, dem Brückenbaumeister Wilhelm von Traitteur mit der Traitteurstraße in Mannheims–Oststadt (Schwetzingerstadt). [24]
Im Dezember 2013 wurde auf einem privaten Grundstück in ca zwei Meter Tiefe die Überreste der historischen Wasserleitung gefunden.[25]
Literatur
- K.H. Frauenfeld: Johann Andreas von Traitteur. In Badische Heimat, 53(1973), ISSN 0930-7001, S. 325–329.
- Paul-Gerhard Franke, Adolf Kleinschrot: Lebensbilder in Kurzfassung. Persönlichkeiten des Fachgebietes Hydraulik und Wasserbau aus dem deutschsprachigen Raum. Lehrstuhl für Hydraulik und Gewässerkunde der TU München, München 1987, S. 100.
- Viktor Carl: Lexikon der Pfälzer Persönlichkeiten. 2. Auflage. Hennig, Edenkoben 1998.
- Genealogisches Handbuch des Adels. Band XIV, Band 131 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2003, ISSN 0435-2408.
- Rudolf Heinze: Heidelberger Universitätsjubiläen ... Heidelberg 1884, S. 39 Anm. 59.
- Fritz Hirsch: Von den Universitätsgebäuden in Heidelberg. Heidelberg 1903, S. 80–81 und 90–98.
- August Rosenlehner: Zur Lebensgeschichte des kurpfalzbayrischen Bibliothekars und Hofhistoriographen Karl Theodor von Traiteur [!] <1756-1830>. In: Mannheimer Geschichtsblätter. 9. Jahrgang, 1908, Nr. 8 und 9, Sp. 171–172.
- Florian Waldeck: Alte Mannheimer Familien. 3. Teil. In: Mannheimer Geschichtsblätter. 22. Jahrgang, 1921, Sp. 112–114.
- Florian Waldeck: Von Traitteur. In: Alte Mannheimer Familien. Mannheim 1922. (Schriften der familiengeschichtlichen Vereinigung Mannheim. 2.) 2. Teil S. 48–64;
- Carl von Traitteur: Ursprung der Familie von Traitteur. In: Mannheimer Geschichtsblätter. 32. Jahrgang, 1931, Sp. 58–61.
- Wolfgang H. Collum: Sippenbuch der Stadt Philippsburg .... Reihe A, Band 62. Grafenhausen bei Lahr 1975, S. 566 Nr. 5144 (Badische Ortssippenbücher, 36).
Weblinks
- Historisches und genealogisches Adelsbuch des Grossherzogthums Baden GoogleBooks [26]
- Dagmar Drüll: Traitteur, Johannes Andreas von. In: Heidelberger Gelehrtenlexikon. Bd. 1: 1652–1802. Heidelberg 1991, S. 156–158.
- Französische Seite über Amalie Christine Karoline von Traitteur die Tochter von Johann Andreas Traitteur und der Marie Auguste Jonner.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Ortssippenbuch Philippsburg, Nr. 5144 (erstes OSB) bzw. 7198 (Neue OSB-Version); dort ist nur ein Johann Traitteur vermerkt (der 2. Vorname „Andreas“ fehlt)
- ↑ Ortssippenbuch Bruchsal (im Aufbau)
- ↑ OFB Philippsburg #5144
- ↑ Eva Elisabeth Durass war Witwe des Philippsburger Hofrats Johann Heinrich Weber (1721 – 1749)
- ↑ Die Mutter brachte aus erster Ehe eine Tochter (1747–1752) mit.
- ↑ Anna Maria Walther wurde in Deidesheim am 30. April 1752 geboren, später aber nach Langenbrücken gezogen. Familysearch sowie im Ortssippenbuch Bad Schönborn, Mingolsheim (in Vorbereitung), Kinderlos lt. OFB Maikammer
- ↑ Vater der Braut war Georgius Adamus Carolus Walther, (1738 Advokat in Bruchsal und 1790 Hofrat des Fürstbischofs von Speyer (Consiliarius Aulici)). Die Mutter der Braut war Anna Elisabetha Regina Durass, deren Vater war Johann Jakob Düraß (Durass), ein fürstbischöflicher Hofkammerrat und Kammerdirektor.
- ↑ durch Papst Pius VI. vom 19. Juni 1777 in Rom - wegen der Blutsverwandtschaft im zweiten Grad.
- ↑ Ortssippenbuch Ubstadt, Nr. 2432
- ↑ Ferdinand Carl von TRAITTEUR-BRAUNEBERG wurde am 23. April 1799 in Heidelberg getauft.
- ↑ Zwei Töchter starben kurz nach der Geburt (1804, 1807)
- ↑ Heidelberger Gelehrtenlexikon
- ↑ Heidelberger Gelehrtenlexikon/Dagmar Drüll - Heidelberg Bd. 1. 1652-1802. - 1991, S. 156-158
- ↑ Heinz Musall: Zur historisch-geographischen Entwicklung der Rheinniederung bei Rußheim. In: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Institut für Ökologie und Naturschutz Karlsruhe (Hrsg): Der Rußheimer Altrhein. Eine nordbadische Auenlandschaft. (= Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden-Württembergs, Band 10) Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe 1978, ISBN 3-88251-028-5, S. 15–47, hier S. 37ff.
- ↑ Geschichte der Wasserleitung... (1798)
- ↑ Chronik von Rohrbach PDF, 1. März 1794
- ↑ Chronik von Rohrbach: Im August 1791 verlangt v. Traitteur einen Vorschuss für die geleisteten Arbeiten, erhält jedoch keinerlei Geld. Am 1. März 1792 wird durch ein kurfürstliches Rescript der Vertrag mit v. Traitteur aufgehoben. Nach zweijährigen Verhandlungen, in denen v. Traitteur von der kurfürstlichen Hofkammer vergeblich die Erstattung seiner Auslagen für die inzwischen im Bau weit fortgeschrittene Wasserleitung von Rohrbach nach Mannheim forderte, wird ein neuer Vertrag geschlossen. Zitat:„der zur Absicht hatte, den vorhinigen Plan der Wasser=Leitung nach thunlichkeit zu beschränken, um dadurch bei eingetrettenen Kriegs Umständen die der Hofkammer zu häftig geschienen Kosten möglichst zu minderen, und zu derselben Zahlung längeren Verzug zu finden“. Traitteur setzt im Vertrauen auf diesen neuen Vertrag den Bau fort und investiert weitere 70 000 Gulden.
- ↑ 10. Juni 1798 Johann Andreas Traitteur begründet in „Die Wasserleitungen von Mannheim...“ in der „Vorrede an die Bürger von Mannheim“, warum die Wasserleitung von Rohrbach nach Mannheim auf halbem Wege steckenblieb.
- ↑ "Geschichte der Wasserleitung v. Gebürg bei Rohrbach nach Mannheim"
- ↑ Chronik von Rohrbach, 22. März 1798
- ↑ Am 9. November 1800 bringt ein Sturm über Bruchsal die Bischöflich Speyerische Saline zur Hälfte zum Einsturz. Der Schaden beträgt ca. 66 000 Gulden. Um einer „regresslichen Klage auszuweichen“ zeigt die Kurpfälzische Hofkammer Einsehen und zahlt J. A. v. Traitteur 28 Stück der seit Jahren willkürlich zurückgehaltenen Staats-Obligationen aus. Der weitaus größere Teil seines zurückbehaltenen Eigentums bleibt aber weiterhin in Händen des Fiskus. Chronik von Rohrbach, 9. November 1800
- ↑ Brauneberg ist eine Gemeinde an der Mosel
- ↑ Burrweiler (unter - Pfälzische "Wiege" der Aerostatik), abgerufen am 29. Mai 2013
- ↑ Traitteurstraße in GoogleMaps
- ↑ Eppelheimer entdeckt Stück der barocken Wasserleitung in seinem Garten
- ↑ Auszug: Das Geschlecht der von Traitteur vom Braune-Berg stammt urprünglich aus der Markgrafschaft Franchimont eine der vier Provinzen des vormaligen Bisthums und Reichsstiftes Lüttich, woselbst es authentischen geschichtlichen Nachrichten zufolge, schon vor der Reformation existierte. Urkundlich existierte die adelige Familie von Traitteur (in älteren Zeiten oftmals von Trettor und Trytor geschrieben), ehedem lange Jahre in dem Lütticher Lande, ihr gehörte auch der Brauneberg an der Moselzu, und ein Abkömmling derselben Michael von Traitteur (1660), Stammherr der in Deutschland noch blühenden, katholischen Linien, und Urgrossvater des (1825) zu Bruchsal verstorbenen Grafen Johann Andreas von Traitteur, besass im Lütticher und Jüllicher Lande beträchliche Güter, welche die Nachkommenschaft in Folge der Zeitverhältnisse verlor. ff
Personendaten | |
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NAME | Traitteur, Johann Andreas von |
ALTERNATIVNAMEN | Traitteur, Johann Andreas Edler von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur |
GEBURTSDATUM | 30. Juli 1752 |
GEBURTSORT | Philippsburg |
STERBEDATUM | 20. Januar 1825 |
STERBEORT | Bruchsal |