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Sehepunkte

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Die sehepunkte sind ein epochenübergreifendes, frei zugängliches (Open Access)-Online-Rezensionsjournal für die Geschichts- und Kunstwissenschaften.

Trägerschaft und Nutzung

Die sehepunkte erscheinen seit November 2001 am 15. eines jeden Monats mit 80 bis 100 Buchbesprechungen. Im Juli eines jeden Jahres erscheint eine Doppelausgabe. Die Inhaltsverzeichnisse der monatlichen Ausgaben können als Newsletter kostenlos abonniert werden. Die sehepunkte sind aus einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Kooperation des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Bayerischen Staatsbibliothek hervorgegangen. Sie werden inzwischen überwiegend vom Freistaat Bayern finanziert und sind redaktionell an den Universitäten München und Mainz angesiedelt.

Das Journal wurde im November 2001 von Gudrun Gersmann, Peter Helmberger und Matthias Schnettger gegründet. Ab der Oktober-Ausgabe 2008 wurde das Herausgebergremium um Andreas Fahrmeir, Hubertus Kohle, Mischa Meier und Claudia Zey erweitert. Zum Jahreswechsel 2011/12 ist Gudrun Gersmann aus dem Herausgebergremium ausgeschieden. Das Journal wird seit 2002 bzw. 2003 herausgegeben in Verbindung mit dem Herder-Institut, Marburg, und dem Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin. Die Erstellung des Journals beruht zu einem wesentlichen Teil auf der Arbeit der über 40 ehrenamtlich tätigen Fachredakteurinnen und Fachredakteure, die bei jeder Rezension namentlich aufgeführt („Redaktionelle Betreuung“) werden. Die Arbeit der Redaktion wird von einem Wissenschaftlichen Beirat begleitet, dem Peter Funke (Universität Münster) vorsitzt.

Bis Januar 2014 haben über 4.300 Internet-Nutzer das kostenlose E-Journal abonniert. Pro Monat verzeichnen die sehepunkte bis zu 550.000 Seitenaufrufe von über 40.000 unterschiedlichen Rechnern. Für 2012 nennen die Betreiber „über 5,4 Mio. Seitenaufrufe bei über 1,5 Mio. ‚Besuchen‘“. Bis Januar 2014 wurden in insgesamt über 10.200 Rezensionen mehr als 10.700 Publikationen besprochen. 10 Prozent der publizierten Rezensionen wurden in nicht-deutschen Sprachen verfasst. 30 Prozent der besprochenen Publikationen wurden in nicht-deutschen Sprachen veröffentlicht.

Name

Der ursprünglich aus der Optik stammende Name sehepunkte wurde von den Herausgebern in programmatischer Absicht vom Theologen und Historiker Johann Martin Chladni (1710–1759) entlehnt, einem Vertreter der Auslegungskunst um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Chladenius hatte in seiner 1742 veröffentlichten Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften mit dem „Sehepunckt“ die subjektive Perspektive des Historikers charakterisiert: Da jede Wahrnehmung vom Standpunkt der wahrnehmenden Person bedingt sei, hänge auch die Deutung historischer Ereignisse maßgeblich vom Wissen und von der Haltung des Urteilenden ab.

In einer Zeit, deren Geschichtsverständnis noch weitgehend den starren Auffassungen des Rokoko verpflichtet war, trat mit Chladenus somit ein kritischer und innovativer Erkenntnistheoretiker hervor. Er hob die Relativität des menschlichen Urteilsvermögen im Allgemeinen hervor und verwies damit auch die Geschichtsschreibung auf das Problem des später so genannten Hermeneutischen Zirkels.

Konzept

Die sehepunkte legen neben Aktualität vor allem Wert auf Qualität und Vielfalt der Perspektiven im Sinne der von Chladenius geforderten pluralistischen Geschichtswissenschaft. Das Journal ist (auch im Gegensatz zu seinem Vorgängerorgan Perform) epochenübergreifend und interdisziplinär angelegt. So finden neben Beiträgen aus der Kunstgeschichte, auch die Rechts-, Medizin-, Wirtschafts-, Frauen- und Geschlechter- sowie die Umweltgeschichte ihren Platz. Neben der deutschsprachigen Fachliteratur (Stand Januar 2014: Knapp 70 Prozent der besprochenen Titel) werden in den sehepunkten in zunehmendem Maße auch internationale Publikationen rezensiert. Seit September 2006 werden – in unregelmäßigen Abständen – Rezensionen zum Bereich ‚Islamische Welten‘ (bis Dezember 2013 erschienen insgesamt 27 derartige FOREN) publiziert. Seit Januar 2012 werden entsprechende FOREN auch für den Bereich ‚Atlantische Geschichte‘ veröffentlicht (bis September 2013 erschienen drei derartige FOREN). Die Buchbesprechungen erscheinen überwiegend (Stand Januar 2014: rund 90 Prozent der publizierten Rezensionen) in deutscher Sprache, in wachsender Zahl aber auch auf Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch. Die kunsthistorischen Rezensionen erscheinen parallel zusätzlich im seit dem Jahr 2000 existierenden Online-Journal Kunstform.

Die sehepunkte sind nach dem Prinzip von Open Access frei nutzbar. Das Journal folgt somit der übergreifend festzustellenden Tendenz, wissenschaftliche Inhalte der Scientific Community wie auch der interessierten Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich zu machen.

Die Struktur des Journals folgt einem beständigem Schema: Neben einer Kategorien „Forum“, die in jeder Ausgabe einem oder mehreren besonderen Thema/Themen gewidmet ist, folgen die Rubriken „Epochenübergreifend“, „Theorie / Methode / Didaktik“, „Altertum“, „Mittelalter“, „Frühe Neuzeit“, „19. Jahrhundert“, „Zeitgeschichte“ und „Kunstgeschichte“. Zu vielen Büchern werden die Inhaltsverzeichnisse (als PDF oder als Link zu Bibliothekskatalogen) angeboten. Es gibt ferner die Möglichkeit über eine Verlinkung, direkt im Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) nach der Verfügbarkeit der rezensierten Titel in Bibliotheken zu recherchieren. Jede Rezension kann über einen Link kommentiert werden, wobei den Rezensentinnen und Rezensenten auch die Möglichkeit zur Replik offensteht.

In jeder Ausgabe werden die in der Redaktion neu eingetroffenen Bücher aufgelistet. Die Vergabe der Rezensionen erfolgt durch die Herausgeberinnen/Herausgeber und/oder die Fachredakteurinnen/Fachredakteure.

Literatur

  • Gudrun Gersmann: Wege durch den Literaturdschungel. Rezensionen im Internet. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 54 (2003), Heft 7/8, S. 452–454.
  • Peter Hassel: Geschichtsdidaktik im 18. Jahrhundert: Johann Martin Chladenius. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 42 (1991), Heft 1, S. 22–29.

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