Paria
Vorlage:Mehrfacheintrag Die Paria oder Dalits ("Unterdrückte"), wie sie sich heute selbst nennen, sind die Unberührbaren im indischen Kastensystem. Sie werden gesellschaftlich gemieden und sind dazu da, die als unrein angesehenen Arbeiten beziehungsweise die Arbeiten, bei denen man mit Blut in Berührung kommt, zu verrichten.
Zu den Paria können zum Beispiel Hebammen, Schlachter oder Wäscher gehören.
Neben obiger Definition gibt es auch weitere Verwendungen des Begriffes.
Paria als politischer und soziologischer Begriff
Hannah Arendt benutzt den Begriff des Paria in Anlehnung an den Journalisten Bernard Lazare. Nach Arendt ist das jüdische Volk ein Pariavolk . Die Juden lebten vor dem 20 Jahrhundert außerhalb der Gesellschaft, waren in sie nicht integriert. Im 19. und 20. Jahrhundert assimilierten sich fast alle Juden im westlichen Europa, waren aber trotzdem von der Gesellschaft nicht als ebenbürig anerkannt. Angesichts der Dreyfus-Affäre wollte Lazares den jüdischen Paria in einen politischen Kampf gegen die Gesellschaft und den jüdischen Parvenü führen. Der Parvenü ist das Gegenteil des Paria.
Der Paria ist nach Arendt ein Mensch, der wegen seines Anderssein zum Außenseiter gemacht wird (siehe auch: Etablierte und Außenseiter) und von der Gesellschaft verachtet wird. Der Parvenü verleugnet unbewusst sein Anderssein, um von der herrschenden Gesellschaft anerkannt zu werden.
Lazare und Arendt unterscheiden weiter zwei Pariaformen – den Revolutionär und den auch außerhalb der herrschenden Gesellschaft stehenden Schnorrer. „In beiden Formen, als Revolutionär in der Gesellschaft der anderen wie als Schnorrer in der eigenen lebend, bleibt der Paria dem Parvenu verhaftet, ihn schützend und unter seinem Schutz“. (Arendt, Die verborgene Tradition, 1973, S. 55) Der bewusste Paria steht wirklich außerhalb der Gesellschaft und erlangt durch diese Distanz bessere Einblicke in diese. Als Beispiel nennt Arendt Franz Kafka.
Auch Max Weber bezeichnet die Juden als ein Pariavolk: „Das eigentümliche religionsgeschichtlich - soziologische Problem des Judentums läßt sich weitaus am besten aus der Vergleichung mit der indischen Kastenordnung verstehen. Denn was waren, soziologisch angesehen, die Juden? Ein Pariavolk.“ (Aus: Max Weber: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen.)
In Japan werden Angehörige der Paria-Klasse (Buraku) immer noch ausgegrenzt. Zwar versucht die Regierung, die "Ghettos" aufzulösen, doch vor jeder Heirat überprüfen die Eltern peinlich genau, ob ihr Kind nicht einen "Paria" ehelicht. (Zu lesen im Buch "Warum Japaner nerven")
Paria als Name
Paria ist auch ein Name und wird in Persien unter einem Wesen mit Flügeln verstanden - eine Art Fee oder Engel.
Weblinks
- http://www.einfachhelfen.de (Hilfsprojekt für Dalits)