Werner Forßmann

Werner Otto Theodor Forßmann (* 29. August 1904 in Berlin; † 1. Juni 1979 in Schopfheim; international auch bekannt als Forssmann[1]) war ein deutscher Mediziner, der 1929 an sich selbst die erste publizierte und damit dokumentierte Herzkatheterisierung beim Menschen durchführte. In später Anerkennung seiner Arbeit erhielt er am 18. Oktober 1956, gemeinsam mit André Frédéric Cournand und Dickinson Woodruff Richards, den Nobelpreis für Medizin für ihre Entdeckungen zur Herzkatheterisierung und zu den pathologischen Veränderungen im Kreislaufsystem.
Leben und Werk
Frühe Jahre und Studium
Werner Forßmann wurde am 29. August 1904 in Berlin als Sohn und einziges Kind[2] des Juristen[3] Julius Forßmann und dessen Frau Emmy, geb. Hindenberg, geboren. Die Familie seines Vaters, vor allem Händler und Wissenschaftler, stammte ursprünglich aus Finnland, seine Verwandtschaft lebte jedoch international in England, Finnland und vor allem im Nordwesten Russlands. Die Familie seiner Mutter war preußisch. Die Eltern und vor allem sein Vater legten Wert auf eine gute Ausbildung und Forßmann absolvierte seine Schulausbildung im humanistischen Askanischen Gymnasium in Tempelhof. 1914 wurde sein Vater als Soldat im Ersten Weltkrieg an die Ostfront kommandiert und fiel im Krieg am 16. September 1916 in Swistelniki, Galizien,[4] als sein Sohn 12 Jahre alt war. Forßmann wuchs entsprechend bei seiner Mutter und seiner Großmutter auf, die ihn nach preußischen Idealen erzogen.[5]
1922 begann er sein Studium der Medizin an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität, der heutigen Humboldt-Universität. Während seines Medizinstudiums wurde Forßmann Mitglied der Studentenverbindung Akademische Liedertafel Berlin (heute: Akademisch-Musikalische Verbindung Berlin im SV).[6][7] Sein Staatsexamen legte er 1928 ab,[3] danach ging er für seine klinische Ausbildung an das Universitätsklinikum, das heutige Krankenhaus Moabit, wo er unter dem Chefarzt und Professor Georg Klemperer arbeitete und bei Rudolph Fick Anatomie studierte.[1] Seine Dissertation mit dem Titel Ueber die Wirkung der Leberfütterung auf das rote Blutbild und den Cholesterinspiegel im Serum des gesunden Menschen erfolgte 1929.[8]
Sondierung der rechten Herzkammer

Nach dem Studium arbeitete Forßmann ab 1929 als Assistenzarzt in der Auguste-Victoria-Klinik, dem heutigen Werner-Forßmann-Krankenhaus, in Eberswalde. Forßmann hatte sich bereits in seiner Studentenzeit mit der Herzdiagnostik beschäftigt. Nach eigenen Aussagen basierte der Selbstversuch von Forßmann auf den Arbeiten von Claude Bernard, Auguste Chauveau and Étienne-Jules Marey an Haustieren, vor allem Hunden und Pferden.[9] Bernard hatte in dem Lehrbuch Leçons de Physiologie Operatoire einen Holzschnitt veröffentlicht, auf dem eine Katheterisierung eines auf dem Rücken liegenden Hundes dargestellt war, dem ein Schlauch durch eine geöffnete Halsvene in das Herz geführt und so der Druck im Herzinneren gemessen wurde. Er übertrug diese Untersuchung auf den Menschen, wobei er statt des Halses den besser zugänglichen Arm als Zugang wählte.[3] Er untersuchte die Katheterisierung an Leichen und konnte durch eine Autopsie feststellen, dass er mit einem Schlauch vom Arm bis in das Herz vordringen konnte.[10]

Im Frühjahr 1929 führte er, nachdem entsprechende Patientenversuche durch den Leiter der chirurgischen Abteilung, Richard Schneider, abgelehnt wurden, einen Selbstversuch zur Herzkatheterisierung durch. In einem ersten Anlauf überredete er seinen Kollegen Peter Romeis, ihm bei dem Versuch zu helfen. Er punktierte seinen Arm und führte einen gut geölten Gummischlauch etwa 35 Zentimeter ein, bevor Romeis das Experiment aus Angst vor der Gefahr abbrach.[11] In einem zweiten Versuch eine Woche später führte sich Forßmann selbst einen Gummischlauch in die rechte Vena cephalica, eine große Blutgefäß an der Außenseite des Oberarms, ein und schob diesen 65 Zentimeter weit bis in die rechte Herzkammer. Der Katheter wurde dabei durch die Vena brachialis durch die Mohrenheim-Grube unterhalb des Schlüsselbeins in die Vena subclavia und von dort durch die Vena brachiocephalica und die Obere Hohlvene (Vena cava superior) in den rechten Herzvorhof geführt.[11] Dies dokumentierte er mit einer Röntgenaufnahme, für die er mit dem Katheter in den Röntgenkeller der Klinik gehen musste. Hier machte er mit Hilfe einer Röntgenschwester, die einen Spiegel hielt, ein Bild.[11][5][1]
Am 5. November wurde seine Arbeit Über die Sondierung des rechten Herzens in der Klinischen Wochenschrift publiziert,[11] fand aber – ähnlich wie im April 1931 sein Vortrag auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie – in der Fachwelt kaum Resonanz.[12] Forßmann stellte die Katheterisierung vor allem als Alternative der zum Zeitpunkt der Publikation häufig bei Akutbehandlungen angewendeten und aufgrund potenzieller Verletzung des Herzen und der umgebenden Gefäße sehr risikohaften Intrakardialen Injektion dar, um eine schnelle örtliche Arzneibehandlung zu gewährleisten.[11] Neben seinem Selbstversuch beschrieb Forßmann in diesem Artikel auch die erfolgreiche klinische Anwendung bei der Behandlung eines Patienten mit eitriger Bauchfellentzündung, bei der er den Rechtsherzkatheter zur Medikation einsetzte. Dabei wurde der Katheter 6,5 Stunden im Herzen des Patienten belassen, der jedoch nach kurzer Zustandsbesserung an seiner Erkrankung verstarb. Forßmann fand bei der später erfolgten Obduktion den Katheder tatsächlich im Herzen und darüber hinausgehend in der Unteren Hohlvene vor und konnte keine durch diesen verursachten Verletzungen in den Venen feststellen.[11]
Zunächst hatte die Veröffentlichung, aus der eine Berliner Tageszeitung eine Sensationsmeldung gemacht hatte, lediglich unerwünschte Konsequenzen für Forßmann. Vor allem sah er sich durch Ernst Unger und Fritz Bleichröder Plagiatsvorwürfen ausgesetzt. Wenige Jahre vor Forßmann untersuchten diese die Applikation von Wirkstoffen durch einen Katheter in herznahe Gefäße. Dabei legte Unger einen Katheter an Bleichröder an und bei einem Versuch, bei dem Bleichröder über Brustschmerzen klagte, haben sie wahrscheinlich auch das Herz katheterisiert, dies jedoch nicht dokumentiert.[10] In diesem Zusammenhang schrieb Unger einen Brief an Ferdinand Sauerbruch, den damaligen Vorgesetzten von Forßmann. Dieser Brief und der Umstand, dass Sauerbruch nichts von der Publikation wusste, führte schließlich zur Entlassung von Forßmann.[13] Unger schrieb noch zwei weitere Briefe, einen an Forßmann direkt und einen an Viktor Salle, den damaligen Hauptschriftleiter der Klinischen Wochenschrift, und forderte eine umgehende Richtigstellung. In enger Absprache mit Salle veröffentlichte Werner Forßmann daraufhin einen kurzen Beitrag in der Fachzeitschrift mit dem Titel Nachtrag,[14] in dem er schrieb: Wie mir Prof. E. Unger mitteilte, haben Bleichröder, Unger und Löb denselben Versuch wie ich bereits im Jahr 1912 in einer Arbeit über „Intraartielle Therapie“ veröffentlicht. (…) Er (Unger) hat sogar bei Dr. Bleichröder, wie er aus der Länge des Katheters und einem stechenden Schmerz schloß, das rechte Herz erreicht. Die Veröffentlichung dieser letzten Tatsache haben die Verfasser damals unterlassen (…).[15] Auch in seiner Nobelpreisrede 1956 stellte Forßmann die Arbeiten von Unger, Bleichröder und Löb heraus.[9]
Forßmann verlor, kurz zuvor als Volontärassistent an der Chirurgischen Klinik der Charité angestellt, diese Stellung wieder. Er zitierte den damaligen Klinikchef Sauerbruch mit den Worten: „Mit solchen Kunststücken habilitiert man sich in einem Zirkus und nicht an einer anständigen deutschen Klinik.“ Allerdings bot dieser ihm nach dem Vortrag von 1931 die Rückkehr an an die Charité an.
Karriere als Urologe und Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus
In der Folge wandte sich Forßmann der Urologie zu und arbeitete vom 31. Juli 1932 an am Städtischen Krankenhaus in Mainz, wo er seine spätere Ehefrau Elisabeth Maria Margareta Klara Engel traf[16] und diese am 7. Dezember 1933 heiratete.[4] Da die gemeinsame Arbeit am Krankenhaus für Paare verboten war, ging Forßmann als Oberarzt der Urologischen Ateilung am Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin. Noch in den 1930er Jahren konnte er im Städtischen Krankenhaus in Dresden-Friedrichstadt und 1937 am mittlerweile als Robert-Koch-Krankenhaus bekannten Krankenhaus Moabit den Posten eines Oberarztes für Chirurgie bekleiden.[1]
1932 wurde Forßmann Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) sowie später auch Mitglied der Sturmabteilung (SA) und des NS-Ärztebundes. Die Gründe für seinen Beitritt zur NSDAP sind unklar; Forßmann selbst gibt an, dass die treibende Kraft die Suche nach einer Vatergestalt gewesen sein könnte, zugleich versprach die Ideologie allerdings auch ein ökonomisch gestärktes Deutschland und bessere Karrierechancen für ihn. Als Oberarzt und Vize-Leitung der Chirurgie am Universitätsklinikum wurde Forßmann von Kurt Strauß, Leiter der Chirurgie und SS-Führer, mit Karl Gebhardt, dem Leibarzt von Heinrich Himmler bekanntgemacht. Gebhardt sagte Forßmann Unterstützung für seine Arbeit zu, die dieser ablehnte. Ein Jahr später bekam Forßmann Ärger mit Strauß, da er entgegen einem Verbot Juden im Krankenhaus behandelte.[5]
Dem Rat seines Schwiegervaters folgend meldete sich Forßmann 1939 zur Wehrmacht, um einem potenziellen Druck durch die SS zu entgehen, und im Zweiten Weltkrieg war er Sanitätsoffizier für Chirurgie. Er wurde gefangen genommen und blieb als amerikanischer Kriegsgefangener bis zum Oktober 1945 in Gefangenschaft.[1] Die Zeit der Entnazifizierung, in der er als NSDAP-Mitglied Berufsverbot hatte, überbrückte er in Wies im Schwarzwald in der Praxis seiner Ehefrau. Im Jahr 1948 wurde er von der Französischen Besatzungsmacht für seine Aktivitäten bei der NSDAP entlastet und er konnte ab 1950 eine Tätigkeit als Urologe an den Diakonie-Anstalten in Bad Kreuznach aufnehmen.[5]
Späte Ehrung

Nachdem 1954 seine Verdienste für die therapeutische Herzchirurgie mit der Verleihung der Leibniz-Medaille der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin erstmals gewürdigt worden war, wurde er als Ehrengast an der Universität Córdoba, Argentinien. 1956 erhielt er den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Er sowie der französischstämmige André Frédéric Cournand und der Amerikaner Dickinson Woodruff Richards wurden für ihre Entdeckungen zur Herzkatheterisierung und zu den pathologischen Veränderungen im Kreislaufsystem ausgezeichnet.[1] Im selben Jahr wurde Forßmann Honorarprofessor für Chirurgie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 1958 ging er als Chefarzt der Chirurgie an das Evangelische Krankenhaus Düsseldorf, wo er bis zu seiner Pensionierung tätig war, und er wurde zusätzlich Honorarprofessor der Universitäten Córdoba (1961) und Düsseldorf (1964). 1962 wurde Forßmann Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, zudem war er Mitglied des American College of Chest Physicians und Ehrenmitglied der Schwedischen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Gesellschaft für Urologie.[1] 1967 wurde er zudem Ehrenmitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften von Indien.[17]
Späte Jahre
Am 3. Januar 1968 druckte die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine energische Stellungnahme Forßmanns gegen die Transplantation unpaarer Organe ab. Vor allem Herz und Leber sollten seiner Ansicht nach nicht für Transplantationen in Frage kommen. Öffentliche Unterstützung aus Fachkreisen bekam er nur von Prof. Werner Wachsmuth aus Würzburg. In den Jahren 1957 bis 1978 war er regelmäßiger Gast der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau und nahm an dieser insgesamt 16 mal teil.[18]
Als ihm 1977 die Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität die Ehrendoktorwürde verlieh, hieß es in der Laudatio: „Ihm gehört das historische Verdienst, neben der Herzkatheterisierung auch die Kontrastmitteldarstellung des Herzens entdeckt und ihre Gefahrlosigkeit für den Menschen an sich selbst bewiesen zu haben.“
Seinen Ruhestand verbrachte Werner Forßmann in Wies-Wambach. Gemeinsam mit seiner Frau hatte er sechs Kinder: Klaus (* 1934), Knut (* 1936), Jörg (* 1938), Wolf (* 1939), Bernd (* 1940) und Renate (* 1943); mit Ausnahme von Renate wurden alle Kinder in Berlin geboren, Renate kam in Schopfheim zur Welt.[4] Sein Sohn Bernd Forssmann (* 1940) ist Physiker und einer der Entwickler der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie bei Dornier System. Ein weiterer Sohn ist der Anatom Wolf-Georg Forssmann (Professor in Heidelberg). Seine Tochter lebt als Renate Forssmann-Falck in Richmond, Vereinigte Staaten, und ist Psychiaterin. Werner Forßmann starb am 1. Juni 1979 an den Folgen eines Myokardinfarkt im Städtischen Krankenhaus in Schopfheim.[5]
Bedeutung für die medizinische Forschung

Die erste Katheterisierung des (linken) Herzens wurde bereits 1831 von Johann Friedrich Dieffenbach durchgeführt.[19] Dieser versuchte bei einem sterbenden Cholerakranken die Herztätigkeit durch mechanische Reizung der Herzinnenwand zu stimulieren und veröffentlichte das Experiment 1834, 1848/49 wurde es von Rudolf Virchow in seiner Vorlesung besprochen.[20] Werner Forßmann gab an, erst 1971 von diesem Versuch erfahren zu haben; ob Bleichröder diese Arbeit Dieffenbachs kannte, ist unbekannt.[14]
Obwohl die Katheterisierung des rechten Herzens und der Selbstversuch von Werner Forßmann zur Zeit seiner Durchführung wenig beachtet wurde und für Forßmann einen deutlichen Verlust seiner Reputation als Kardiologe bedeutete, war dieser Versuch jedoch sein wichtigster Beitrag zur medizinischen Forschung. Forßmann hatte als erster Mensch dokumentiert, wie er einen langen und biegsamen Katheter zum Herzen geführt und diesen Versuch unbeschadet überstanden hat. Sein Selbstversuch und die Dokumentation bildete die Basis für zahlreiche Entwicklungen der Herzkatheteruntersuchung sowie der darauf aufbauenden Lungenkatheteruntersuchung. Der italienische Kardiologe Arrigo Montanari aus Florenz, der um 1928 selber Versuche zur Katheterisierung des Herzes an Tieren und Leichen durchführte, bestätigte 1930 den Verdienst Forßmanns als ersten, der die Herzkatheterisierung am lebenden Menschen durchführte und beschrieb, und stellte dar, dass die von Forßmann gewählte radiologische Dokumentation bei der Durchführung dieser Technik sinnvoll und notwendig sei.[21] Weniger bekannt blieben die nur wenige Monate nach seinem Selbstversuch publizierten Ergebnisse des in Prag praktizierenden tschechischen Mediziners Otto Klein, der nach der von Forßmann publizierten Methode über Herzkatheter den Herz-Blutdruck und die Sauerstoffkonzentration im Herzblut bei Lungenpatienten bestimmte.[22][23][9]

Vor allem die Arbeiten der beiden gemeinsam mit Forßmann ausgezeichneten Nobelpreisträger André Frédéric Cournand und Dickinson Woodruff Richards basieren auf den bis dahin fast vergessenen Versuchen Forßmanns, auf die sie bei Recherchen zu ihren Forschungen am Bellevue Hospital in New York gestoßen sind. Cournand und Richards beschäftigten sich mit verschiedenen Herz- und Kreislaufbeschwerden und wanden die Rechtsherzkatheterisierung für die Untersuchung verschiedener Erkrankungen an. Dabei nutzen sie die Methode beispielsweise bei der Untersuchung von traumatischem Schock, der Wirkung von Herzmedikamenten und Herzkrankheiten, deren Behandlung und deren Diagnose. Sie optimierten die Katheterisierung und erforschten ihre Anwendungsmöglichkeiten zuerst in Tierversuchen an Hunden und Schimpansen sowie später auch am Menschen. Ende der 1930er Jahren waren sie in der Lage, komplizierte und bis dahin unbekannte Herzfehler feszustellen und die Behandlung zu ermöglichen.[24][25]
Um 1940 wurde die Methode in die klinische Praxis eingeführt und breitete sich sehr rasch weltweit als klinische Routinemethode aus. Gemeinsam mit der bildgebenden Angiokardiographie ermöglichte die Katheteruntersuchung die umfassende Diagnostik des Herzens und darauf aufbauend die moderne Kardiologie.[3]
Cournand zeigte 1949 die Untersuchungsmöglichkeit der Rechtsherzkathetisierung zur Identifikation von angeborenen Herzfehlern auf. Später war er der erste Arzt, der eine Lungenkatheterisierung mit einem Katheter durchführte, den er durch das rechte Herz und die Lungenarterie in die Lunge führen konnte.[25]
Positionen
Vor allem nach der Verleihung des Nobelpreises äußerte sich Forßmann öffentlich zu verschiedenen Themen und stellte seine Positionen unter anderem zur Euthanasie, zur Todesstrafe und Sterbehilfe sowie zur Organtransplantation und zu weiteren Themen dar.
Vor allem auf der medienwirksamen Tagung der Nobelpreisträger in Lindau war er mehrfach zugegen und hielt entsprechende Vorträge zu ethischen Fragen. Seine Positionen waren vor allem bedingt durch seine persönliche Vergangenheit als Arzt während der Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Forßmann Pazifist und beteiligte sich an den vor allem in den 1960er und 1970er vor allem aufgrund der Aktivitäten von Terrororganisationen wie der Rote Armee Fraktion (RAF) aufkommenden Diskussionen um die mögliche Wiedereinführung der Todesstrafe in Deutschland, wobei er diese massiv ablehnte.
Ehrungen

- Leibniz-Medaille der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1954)
- Nobelpreis für Medizin, gemeinsam mit André Frédéric Cournand und Dickinson Woodruff Richards (1956)
- Verleihung der Ehrenbürgerrechte der Stadt Bad Kreuznach (1957)[4]
- Großes Bundesverdienstkreuz mit Schulterband und Stern (1964)[4]
- Commandeur dans l’Ordre des Palmes Académiques (1971)[4]
- Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität (1977)[4]
- Zum 50. Jahrestag der Verleihung des Nobelpreises gab 2006 die deutsche Post eine 90-Cent-Sondermarke heraus
- Das Klinikum Barnim an Forßmanns Wirkungsstätte Eberswalde trägt den Namen Werner-Forßmann-Krankenhaus (1991)[4]
- Werner-Forßmann-Preis als Stiftungspreis der Ruhr-Universität Bochum[4]
- Ehrengrab in Wies im Schwarzwald[4]
Veröffentlichungen
- Ueber die Wirkung der Leberfütterung auf das rote Blutbild und den Cholesterinspiegel im Serum des gesunden Menschen. Medizinische Dissertation, Berlin 1929.
- Über die Sondierung des rechten Herzens, in: Berliner Klinische Wochenschrift vom 5. November 1929.
- Selbstversuch. Erinnerungen eines Chirurgen. Droste Verlag, Düsseldorf 1972; ISBN 3-7700-0313-6.
Weblinks
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1956 an Werner Forßmann (englisch)
- Werner Forßmann: Selbstversuch. Erinnerungen eines Chirurgen. Droste Verlag, Düsseldorf 1972; ISBN 3-7700-0313-6.
- Renate Forssmann-Falck: Werner Forssmann: A Pioneer of Cardiology. The American Journal of Cardiology 79, 1. März 1997. (Volltext)
- H.W. Heiss: Werner Forssmann: A German Problem with the Nobel Prize. Clinical Cardiology 15 (7), 1992; S. 547–549. (Volltext)
- Forßmann, Werner Theodor Otto In: Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreisträger. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2001; S. 133. ISBN 3-491-72451-1.
- Ingrid Graubner: Der Weg zum Herzen (PDF; 129 kB) Artikel in Humboldt, der Universitätszeitung der Humboldt-Universität, Ausgabe 9 - 2003/2004, Jahrgang 48 – 29. Juli 2004, S. 11.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Autobiografie von Werner Forßmann auf den Seiten der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1956 (englisch). Abgerufen auf nobelprize.org am 16. Februar 2014; erschienen in: Nobel Lectures, Physiology or Medicine 1942-1962, Elsevier Publishing Company, Amsterdam 1964.
- ↑ Werner Forßmann: Selbstversuch. Erinnerungen eines Chirurgen. Droste Verlag, Düsseldorf 1972; S. 11.
- ↑ a b c d Forßmann, Werner Theodor Otto In: Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreisträger. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2001; S. 133. ISBN 3-491-72451-1.
- ↑ a b c d e f g h i j Forßmann, Werner Theodor Otto, Prof. Dr. med. Dr. h.c. auf der Internetseite der Stadt Bad Kreuznach. Abgerufen am 18. Februar 2014.
- ↑ a b c d e Renate Forssmann-Falck: Werner Forssmann: A Pioneer of Cardiology. The American Journal of Cardiology 79, 1. März 1997. (Volltext)
- ↑ 100 Jahre Sondershäuser Verband akademisch-musikalischer Verbindungen. 1867–1967. Festschrift des Sondershäuser Verbandes. Aachen 1967, S. 105.
- ↑ SV-Handbuch, Ausgabe 3/2002, S. 376.
- ↑ Werner Forßmann: Ueber die Wirkung der Leberfütterung auf das rote Blutbild und den Cholesterinspiegel im Serum des gesunden Menschen. Medizinische Dissertation, Berlin 1929. (Datenbankeintrag der Deutschen Nationalbibliothek)
- ↑ a b c Werner Forßmann: Nobel Lecture: The Role of Heart Catheterization and Angiocardiography in the Development of Modern Medicine., erschienen in: Nobel Lectures, Physiology or Medicine 1942-1962, Elsevier Publishing Company, Amsterdam 1964. Abgerufen auf nobelprize.org am 16. Februar 2014.
- ↑ a b Diana Berry: Pioneers in cardiology. Werner Forssmann – sowing the seeds for selective cardiac catheterization procedures in the twentieth century. European Heart Journal 30 (11), 2009; S. 1296–1297. (Volltext)
- ↑ a b c d e f Werner Forßmann: Die Sondierung des Rechten Herzens. Klinische Wochenschrift, 1929; 8 (45):2085-2087.
- ↑ Eckart Roloff: Vorstoß in die Lebensadern. Untersuchungen mit dem Herzkatheter. Zur Verleihung des Medizinnobelpreises an Werner Forßmann vor 50 Jahren. In: Rheinischer Merkur Nr. 49 vom 7. Dezember 2006, S. 31.
- ↑ H. A. Neumann: Werner Forßmann und der Herzkatheter. 2009, S. 4–6. (online verfügbar; abgerufen am 8. Oktober 2011)
- ↑ a b Werner Forßmann: Selbstversuch. Erinnerungen eines Chirurgen. Droste Verlag, Düsseldorf 1972; S. 106.
- ↑ Werner Forßmann: Nachtrag. Klinische Wochenschrift, 1929 (49); 8:2285.
- ↑ H.W. Heiss: Werner Forssmann: A German Problem with the Nobel Prize. Clinical Cardiology 15 (7), 1992; S. 547–549. (Volltext)
- ↑ Gustavo Martínez Mier, Luis Horacio Toledo-Pereyra: Werner Theodor Otto Forssmann: Cirujano, Cateterista y Premio Nobel Cirujano General 22 (3), 2000; S. 257–263. (Volltext)
- ↑ Werner Forßmann bei der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau, Eintrag in der Mediatheque der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau, abgerufen am 19. Januar 2014.
- ↑ Johann Friedrich Dieffenbach: Physiologisch-chirurgische Beobachtungen bei Cholerakranken. 1834.
- ↑ Robert Rössle: Die Würzburger Vorlesungen Rudolf Virchows. Virchows Archiv für Pathologische Anatomie und Physiologie und für Klinische Medizin, 1937, 300, S. 4–30.
- ↑ Arrigo Montanari: Zur Sondierung des Gefäss-Systems. Klinische Wochenschrift 9 (11), 1930; S. 501.
- ↑ Otto Klein: Zur Bestimmung des zirkulatorischen Minutenvolumens beim Menschen nach dem Fickschen Prinzip. (Gewinnung des gemischten venoesen Blutes mittels Herzsondierung). Münchener Medizinische Wochenschrift 77, 1930; S. 1311-1312.
- ↑ Shlomo Stern: A note on the history of cardiology: Dr. Otto Klein, 1881 to 1968. Journal of the American College of Cardiology 45 (3), 2005; S. 446-447. doi:10.1016/j.jacc.2004.09.071
- ↑ Richards, Dickinson Woodruff In: Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreisträger. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2001; S. 133. ISBN 3-491-72451-1.
- ↑ a b Cournand, André Frédéric In: Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreisträger. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2001; S. 133. ISBN 3-491-72451-1.
Personendaten | |
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NAME | Forßmann, Werner |
ALTERNATIVNAMEN | Forßmann, Werner Otto Theodor (vollständiger Name); Forssmann, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mediziner |
GEBURTSDATUM | 29. August 1904 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 1. Juni 1979 |
STERBEORT | Schopfheim |
- Chirurg
- Urologe
- Nobelpreisträger für Medizin
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften
- Korporierter im SV
- Sanitätsoffizier (Deutsches Reich)
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- Deutscher
- Geboren 1904
- Gestorben 1979
- Mann