MBB/Kawasaki BK 117
Der BK 117 ist ein leichter zweimotoriger Vielzweckhubschrauber, der im Jahr 1979 in einer Gemeinschaftsproduktion des deutschen Herstellers Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) und der japanischen Kawasaki Heavy Industries (KHI) entstand. Das Nachfolgemodell, die vergrößerte und modernisierte Version BK 117C-2, bei Eurocopter EC 145 genannt, hatte im Jahr 2000 seinen Erstflug. Heute firmiert der Hersteller unter dem Namen Airbus Helicopters. Alle Versionen wurden auch in Japan gebaut, der BK 117C-2 ist dort ebenso in Produktion.
Geschichte
Ziel bei der Entwicklung des Hubschraubers war es, möglichst viele bewährte Komponenten des Vorgängermodells Bölkow Bo 105 weiter zu verwenden, aber gleichzeitig mit dem Stand der Technik mitzuhalten und mehr Platz im Innenraum zu schaffen. Besonders im Rettungseinsatz hatten sich die beengten Raumverhältnisse in der Bo 105 als bisweilen hinderlich erwiesen. Der Kooperationsvertrag zwischen MBB und KHI wurde durch Dr. Ludwig Bölkow und Teruaki Yamada am 25. Februar 1977 unterzeichnet. Er sah vor, dass MBB den neuen Hauptrotor einschließlich der zugehörigen Steuerungsbauteile und KHI die Zelle und das Hauptgetriebe entwickeln sollte. Die Entwicklungskosten von geschätzt 100 Millionen US-Dollar wurden zu gleichen Teilen aufgeteilt. Am 13. Juni 1979 fand in Ottobrunn der Erstflug des Prototypen P2 der BK 117 statt.
MBB ging später als Teil von Daimler-Benz Aerospace (DASA) zusammen mit der französischen Aérospatiale im neuen Unternehmen Eurocopter auf, zu deren Programm der BK 117 bis heute gehört – inzwischen in der als EC 145 bezeichneten Variante BK 117-C2.[1]

Der BK 117 wird hauptsächlich in den Aufgabenbereichen Luftrettung und Intensivtransport oder als Polizeihubschrauber genutzt. Dafür sind Ausstattungspakete des Herstellers oder von Drittausrüstern, wie z. B. eine Seilwinde, verfügbar. Dies befähigt den Hubschrauber auch für den SAR-Dienst in schwer zugänglichem Gelände. In Deutschland besitzen daher auch die Luftrettung des ADAC und die DRF Luftrettung die größten Kontingente, in Spanien die Guardia Civil; in Frankreich ist die Gendarmerie unter anderem mit dem EC 145 ausgerüstet.
Große Bekanntheit erlangte der BK 117 im deutschsprachigen Raum durch die TV-Actionserie Medicopter 117.
In manchen Staaten befand bzw. befindet sie sich noch in militärischer Verwendung, beispielsweise im Irak und Südafrika oder den Vereinigten Staaten (siehe UH-145).
Im April 2013 demonstrierte Eurocopter mit einem als Optionally Piloted Vehicle ausgeführten EC 145 unbemannte Flüge auf der französischen Luftwaffenbasis Istres. Das Flugprofil enthielt automatische Starts und Landungen, Flüge entlang einer durch Wegpunkte vorgegebenen Route sowie das Absetzen einer unter dem Hubschrauber hängenden Außenlast. Kontrolliert wurde der Hubschrauber dabei von einer Bodenstation aus.[2][3]
Modelle
Die technischen Daten beziehen sich auf das Dokument TCDS R.010 der Europäischen Agentur für Flugsicherheit.[4]
BK 117-A1, -A3, -A4
Das Modell BK 117-A mit der Lycoming LTS 101-650B-1-Turbine wurde am 9. Dezember 1982 vom deutschen Luftfahrtbundesamt (LBA) zugelassen. Die Version A-3 behielt die Motorisierung bei und erhielt am 15. März 1985 ihre Zertifizierung für zusätzliche spezialisierte Aufgaben und optionale Ausrüstung. Die A-4-Version wurde am 29. Juli 1986 mit der gleichen Turbine zugelassen.
BK 117-B1
Die B-1 erhielt die Zulassung am 10. Dezember 1987 und bekam die – nunmehr Honeywell-Lycoming – LTS 101-750B-1-Gasturbine.
BK 117-B2
Zulassung am 17. Januar 1992, ebenfalls angetrieben durch das LTS 101-750B-1-Triebwerk; mit 598 Liter nutzbarem Tankinhalt.
BK 117-C1
Der BK 117-C1 besitzt zwei Turbinen des Typs Turbomeca Arriel 1E2 (692 WPS), einen verbesserten Heckrotor und – mit jetzt standardmäßig 697,4 Litern nutzbarem Treibstoff – mehr Reichweite. Der Hubschrauber verfügt über eine um 150 kg gesteigerte Abflugmasse, erreicht bessere Höhenleistungen und wurde am 2. Oktober 1992 zugelassen. Im Jahr 2002 wurde die Produktion in das norditalienische Trient verlagert, um im deutschen Werk Platz für die neuen Modelle BK 117C-2 und EC 135 zu schaffen.[5] Die letzten Hubschrauber dieser Baureihe wurden im Jahr 2004 produziert und an die Polizeiflieger NRW übergeben. Die letzte Auslieferung eines BK 117C-1 fand aber 2005 statt und ging an einen Kunden in Mexiko.[6] Danach wurde nur noch das neue Modell Eurocopter EC 145 (BK 117C-2) gebaut.
EC 145 (BK 117-C2)

Ab Mitte der 1990er Jahre wurde eine vergrößerte Version der BK-117-Baureihe entwickelt, sie wird von Eurocopter Deutschland als Eurocopter 145 (EC 145) bzw. von Kawasaki (KHI) als BK 117C-2 angeboten. In Deutschland erhielt der EC 145 am 20. Dezember 2000 seine Musterzulassung.
Das neue Modell verfügt über eine verlängerte Kabine. Das Grundkonzept mit seitlichen Schiebetüren und geteilter Hecktür wurde beibehalten. Das Aussehen wurde im vorderen Bereich ähnlich des kleineren EC 135 gestaltet. Im Cockpit kann optional ein neues Glascockpit verwendet werden. Ebenso wurde auch der freiliegende Heckrotor der BK 117-C1 übernommen. Durch eine Neukonstruktion des Hauptrotors konnten gegenüber dem BK 117 die Flugleistungen gesteigert werden. Der Rotor ist zwar nicht lagerlos wie beim EC 135, dafür ist der Hubschrauber aber erheblich günstiger als das Schwestermodell und auch leiser als der BK 117C-1. Der Hubschrauber wird im In- und Ausland oft bei der Polizei, im Zivilschutz und in der Luftrettung verwendet, wobei er häufig mit Instrumenten für IFR ausgestattet ist. Angetrieben wird die Maschine durch zwei Turbinen Turbomeca Arriel 1E2 mit 692 WPS Dauerleistung. Anstelle einer FADEC-Steuerung kommt bei den Antrieben ein VARTOMS (VAriable Rotor speed and TOrque Matching System) zum Einsatz.
EC 145 T2 (BK 117-D2)
Ab Juli 2010 wurden im Eurocopter-Werk Donauwörth Flugversuche mit einem neuen Hubschrauber aufgenommen. An die Zelle des EC 145 mit der Seriennummer 9002 wurde ein Ausleger mit Fenestron-Heckrotor angebaut. Nachdem in der Szene lange mit der Typenbezeichnung EC 146 (was jedoch dem ursprünglichen Bezeichnungsschema der Firma Eurocopter widersprechen würde) spekuliert wurde, wurde am 6. März 2011 der Hubschrauber mit der neuen Typenbezeichnung EC 145 T2 auf der Heli-Expo in Orlando vorgestellt. Er wird Triebwerke der neuen Turbomeca Arriel2+-Familie (Arriel 2E) erhalten. Diese sind 25 % leistungsstärker und wartungsgünstiger als die bisherigen Triebwerke des EC 145. Sie werden volldigital mit FADEC-Zweikanal-Technik geregelt, zudem wurden die Getriebe für den Haupt- und Fenestron-Heckrotor verstärkt. Die Avionik wird ebenfalls verbessert, so wird ein Vier-Achsen-Autopilot serienmäßig installiert und das modular erweiterbare Anzeigesystem im Cockpit verfügt über drei große Farbdisplays. Die Weiterentwicklung des EC 145 (BK 117C-2) wird als BK 117D-2 zugelassen.[7] Durch diese Weiterentwicklungen erhöht sich die Nutzlast/Zuladung bzw. die Leistungsabgabe bei Flügen unter heißen und hohen Umweltbedingungen. Außerdem verringert sich die Lärmemission durch die Nutzung des Fenestrons. Die erste Auslieferung dieser Version war für 2013 vorgesehen.[8] Nunmehr erwartet Airbus Helicopters die Zertifizierung im ersten Halbjahr 2014. Die ersten von bisher schon etwa 100 Bestellungen sollen ab Spätsommer 2014 an Kunden ausgeliefert werden.
Militärische Varianten
→ Hauptartikel: Eurocopter EC 645
Die Bezeichnung für die militarisierte Version des EC 145 lautet EC 645.
Technische Daten




Kenngröße | BK 117-B2 | BK 117-C2 (EC 145)[1] | |
---|---|---|---|
Triebwerke | 2 × AVCO Lycoming LTS 101-750 B-1 mit je 700 Wellen-PS | 2 × Turboméca Arriel 1E2 mit je 692 Wellen-PS (550 kW) | |
Flugleistungen | Höchstgeschwindigkeit | 278 km/h | 268 km/h * |
Reisegeschwindigkeit | 250 km/h | 241 km/h * | |
max. Reichweite | 550 km ohne Reserve | 700 km ohne Reserve *
875 km mit Zusatztank * | |
Verbrauch | ? | 244 kg/h im Reiseflug *
258 kg/h bei max. Leistung * | |
Schwebeflug | ? | 3400 m | |
Dienstgipfelhöhe | ? | 5300 m | |
Steigrate | ? | 8,4 m/s | |
Gewichte | max. Abfluggewicht | 3.350 kg | 3.585 kg |
Leergewicht | 1.723 kg | 1.792 kg | |
Nutzlast | 1.670 kg | 1.793 kg | |
Abmessungen: | Länge über alles | 13,00 m | 13,03 m |
Länge der Zelle | 9,90 m | 10,19 m | |
Breite | 2,71m | 3,12 m (Rumpf: 1,96 m) | |
Höhe über alles | 3,36 m | 3,95 m | |
Hauptrotordurchmesser | 11,00 m
| ||
Heckrotordurchmesser | ? | 1,96 m | |
Kabine (L × B × H) | ? | 3,12 × 1,70 × 1,27 m | |
sonstige Daten | Schallpegel | 120 dB | ? |
Passagiere | bis zu 11 Personen | bis zu 11 Personen (inkl. Besatzung) | |
Tankinhalt | 607 l Jet A-1 | 879 l |
* bei 3000 kg Abfluggewicht
Einzelnachweise
- ↑ a b www.eurocopter.com Technisches Datenblatt, 1,78 MB pdf-Datei
- ↑ eurocopter.com: Eurocopter validates its optionally piloted helicopter capabilities with successful unmanned EC145 demonstration flights at Istres, France. Abgerufen am 26. April 2013.
- ↑ FlightGlobal: Eurocopter demonstrates unmanned EC145. Abgerufen am 26. April 2013.
- ↑ EASA: Type Certificate Data Sheet R.010 BK117. Abgerufen am 19. Februar 2014.
- ↑ Flug-Revue, 2001, abgerufen am 12. April 2010
- ↑ Police Aviation News, 1,34 MB, PDF-Datei
- ↑ Helihub.com, Titel: Eurocopter launches EC145T2 (not the EC146).
- ↑ FliegerRevue April 2011, S.20-22, Eurocopter präsentiert EC145 T2
Siehe auch
Weblinks
- BK 117 und EC 145 in der Luftrettung
- Type Certificate BK117 (PDF-Datei; 138 kB)
- Website des UH-72A von EADS North America (englisch)
- Die EC 645 als Armed Scout 645 (englisch)