Gabriele Kämper
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Gabriele Kämper (* 30. März 1960 in Kapstadt) ist eine deutsche Literaturwissenschaftlerin.[1][2]
Leben
Gabriele Kämper studierte Lateinamerikanistik, Germanistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin und an der Universidad Complutense in Madrid. 2003 wurde sie an Technischen Universität Berlin zum Dr. phil. promoviert. Für den Titel ihrer Dissertation zum Thema Geschlecht in der Rhetorik der Neuen intellektuellen Rechten wählte Gabriele Kämper ein Zitat aus Jüngers Kriegstagebuch von 1926 Kampf als inneres Erleben, in dem Jünger den Krieg als mythisches Naturereignis verklärte: ’Dem Phallus schimmernde Tempel errichten …’..
Sie war Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Ressorts Frauenpolitik der Senatsverwaltung des Landes Berlin[3] und hat mehrere Publikationen herausgegeben, darunter die Materialien zum Frauenhandel (1999)[4] und den Tagungsband Regenbogenfamilien. Wenn Eltern lesbisch, schwul, bi- oder transsexuell sind (2001), in dem sie vertritt, dass diese Form der Familienführung die Gesellschaft bereichern könne. [5]
Seit 2008 leitet sie die Geschäftsstelle Gleichstellung des Senats von Berlin und „verantwortet die Konzeption und Koordination der landesweiten Prozesse der Gleichstellung und des Gender Mainstreaming im Rahmen des Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramms“.[6][7]
Werk
Sie publizierte zu den Themen politische Sprache, Rhetorik als Geschlechterdiskurs, intellektuelle Neue Rechte und deren Vordenker der Konservativen Revolution, vor allem Ernst Jünger, und die Neuverortung des Nationalen in der deutschen Literatur nach der Deutschen Wiedervereinigung.
Gabriele Kämper veröffentlichte 2000 einen Aufsatz, in dem sie die Nachrufe auf Ernst Jünger untersuchte.[8] Von einer Ausnahme abgesehen, waren diese von Männern verfasst worden. In ihrer Analyse ging sie von dem Umstand aus, dass sich die männlichen Autoren über unterschiedliche politische Lager und Generationen hinweg von Jüngers Werk wie von seiner Person fasziniert zeigten. Als Zentrum dieser Faszination arbeitete Kämper ein spezifisches Männlichkeitskonstrukt heraus, das sie als Kult der Kälte beschrieb.[9]
2005 erschien ihre Dissertation als Buch unter dem Titel Die männliche Nation. Darin analysierte Kämper den 1994 von Heimo Schwilk und Ulrich Schacht veröffentlichten Sammelband Die selbstbewusste Nation als Manifest einer sich seit der Wende in Deutschland neu formierenden intellektuellen Rechten. Die Texte der Autoren befragte sie nach den Bildern und Metaphern, die jenseits der eigentlichen Aussagen stecken und griff dabei auf die Analysen der Phantasien soldatischer Männer zurück, wie sie der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit herausgearbeitet hatte.[10][11] [12][13] [14]
Gabriele Kämper gehört zum wissenschaftlichen Beirat der Fachzeitschrift Feministische Studien.[15]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Monografien
- Die männliche Nation. Politische Rhetorik der neuen intellektuellen Rechten (=Reihe: Literatur-Kultur-Geschlecht, Große Reihe, Band 36). Böhlau Verlag, Köln u. a. 2005, ISBN 3-412-13805-3 (zugleich Dissertation, Technische Universität Berlin 2003)
Buchbeiträge
- Der Gender Appeal – Rhetoriken kollektiver Selbstermächtigung in nationalen Diskursen. In: Carola Sachse, Edgar Wolfrum, Regina Fritz (Hrsg.): Nationen und ihre Selbstbilder. Postdiktatorische Gesellschaften in Europa (= Diktaturen und ihre Überwindung im 20. und 21. Jahrhundert, Band 1). Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0212-9 , S. 342–362 (Rezension von Kerstin von Lingen bei H-Soz-u-Kult)
- mit Carola Sachse: Wer wird Professorin? Eine Spielanleitung zur Orientierung zwischen telegener Bildungsrenaissance und der Verschrottung von Bildungsressourcen. In: Barbara Duden u. a. (Hrsg.): Geschichte in Geschichten. Ein historisches Lesebuch. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2003, ISBN 3-593-37252-5, S. 43–51.
Herausgeberschaft und Autorenschaft
- Spreeperlen. Berlin – Stadt der Frauen. 1. Auflage. Herausgegeben von der Landesarbeitsgemeinschaft der Bezirklichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Berlins und der Geschäftsstelle Gleichstellung, Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen Berlin. Edition Ebersbach, Berlin 2012, ISBN 978-3-86915-046-8 (Kurzrezension von Cosima Schmitt in der Zeit).
- mit Ulrike Gleixner: WerkstattGeschichte, Heft 2/2004 (Schwerpunkt-Heft Rhetorik). Herausgegeben vom Verein für Kritische Geschichtsschreibung e. V.; Klartext Verlag, Essen, ISSN 0942-704X
- Gleichstellungsgesetzgebung; Bilanz und Fortentwicklung; [LGG-Bilanz]; Dokumentation der Fachtagung zu den Gleichstellungsgesetzen der Länder und des Bundes vom 10. bis 12. September 1997, Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, Berlin 1998
Artikel
- Vom Verschwinden der feministischen Theorie mit ihrem Gegenstand, in: Feministische Studien Heft 1/2013
- Das Schweigen der Musen, in: Zeitschrift für Ideengeschichte Heft IV/3 Herbst 2010, S. 34f.
- Utopien radikalisierter Männlichkeit. Weißer Terror in Uwe Tellkamps Der Eisvogel, Themenheft Gebrochene Utopien (herausgegeben von Kämper, Gabriele / Othmer, Regine / Sachse, Carola), Feministische Studien Heft 2 November 2009 (Inhaltsverzeichnis online)
- Ein trauriger Traum. Das Museum of the American Indian in Washington D.C., in: WerkstattGeschichte 14/2005, S. 86-88
- Von der Selbstbewussten Nation zum nationalen Selbstbewusstsein., in: Werkstatt Geschichte 37, Klartext Verlag, Essen 2004, S. 64–79
- »Kult der Kälte«: Figurationen von Faszination und Männlichkeit im Rückblik auf Ernst Jünger. Ein Nachruf auf die Nachrufe, in: Feministische Studien 2/2000
- „Neue Rechte“ und Geschlecht, in: Informations- und Dokumentationsstelle gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Nordrhein-Westfalen (Hg.): „Neue Rechte“. Was steckt dahinter? Materialien zum Rechtsextremismus Bd. 1, Düsseldorf 1998, 2. Aufl. 2000 (pdf)
- Kennt Erinnern nur ein Geschlecht? Bericht von der internationalen Konferenz „Memory and the Second World War in International Comparative Perspectives“ (mit Ulrike Gleixner), Amsterdam im April 1995, in: WerkstattGeschichte Heft 13, 5. Jg. 1996
- „Neue Rechte“ und Geschlecht, in: Informations- und Dokumentationsstelle gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Nordrhein-Westfalen (Hg.): „Neue Rechte“. Was steckt dahinter? Materialien zum Rechtsextremismus Bd. 1, Düsseldorf 1998, 2. Aufl. 2000
- Facetten und Widersprüche. Das Ende des Krieges im Erleben von Frauen (mit Carola Sachse), Ein Bericht über die Tagung „Die unvollendete Vergangenheit – Täterschaft, Verfolgung und Überleben von Frauen im Nationalsozialismus und bei Kriegsende“ in Berlin im Mai 1995, in: Feministische Studien, Heft 2/1995
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Berliner Literaturwissenschaftlerin Gabriele Kämper hat jetzt versucht, diesem Diskurs in ihrem umfangreichen Buch "Die männliche Nation" auf die Spur zu kommen. in: Thomas Kleinspehn: Sehnsucht nach Männlichkeit. Gabriele Kämper über die intellektuelle Rechte, Deutschlandfunk, 13. Juni 2005
- ↑ Gabriele Kämper, Literaturwissenschaftlerin, Geschichte in Geschichten. Ein historisches Lesebuch, hrsg. Barbara Duden, Campus, Frankfurt a. M./New York 2003, S. 363
- ↑ Autoren von Geschichte in Geschichten. Ein historisches Lesebuch, hrsg. Barbara Duden, Campus, Frankfurt a. M./New York 2003, S. 363
- ↑ Anlässlich der Internationalen Konferenz Europäische Strategien zur Prävention und Bekämpfung des Frauenhandels 25.-26. November 1998 in Berlin
- ↑ Wiebke Krohn: Das Problem kirchlicher Amtshandlungen an gleichgeschlechtlichen Paaren, V&R unipress 2011, ISBN 978-3-89971-851-5, S. 193f.
- ↑ Steuerungsgruppe (pdf) der Internationalen Fachtagung "Stadt der Zukunft - Stadt der Vielfalt" am 24. und 25. Oktober 2013 in Berlin im Kontext der Veranstaltungsreihe "Gleichstellung weiterdenken"
- ↑ Gleichstellung weiter denken: das Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm (GPR), Senatsverwaltung für Arbeit, Integartion und Frauen, Berlin
- ↑ Gabriele Kämper: »Kult der Kälte«: Figurationen von Faszination und Männlichkeit im Rückblik auf Ernst Jünger. Ein Nachruf auf die Nachrufe. In: Feministische Studien, 18/2 (2000), S. 20 - 34. Erstmals unter dem Titel Der „Kult der Kälte”: Männlichkeit und Faszination im Werk Ernst Jüngers. Ein kritischer Nachruf auf die Nachrufe als Beitrag zur Ersten Internationalen Erlanger Graduiertenkonferenz „PostModerne Diskurse zwischen Sprache und Macht. Erlangen 20.-22.November 1998 (online auf gradnet)
- ↑ Thomas Goetz: Poetik des Nachrufs. Zur Kultur der Nekrologie und zur Nachrufszene auf dem Theater, Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-77734-2, S. 89 - 91f.
- ↑ Rezension von Gerd Wiegel in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) 06/2006
- ↑ Rezension von Teresa Orozco Martinez, in: Feministische Studien Heft 2 November 2007
- ↑ Rezension von Thomas Kleinspehn: Sehnsucht nach Männlichkeit. Gabriele Kämper über die intellektuelle Rechte, Deutschlandfunk, 13. Juni 2005
- ↑ Barbara Sichtermann: Wenn Weicheier hart kochen, Cicero, 21. Oktober 2009
- ↑ Besprechung in: Literaturen, Issues 7-12, 2005, S. 130
- ↑ Beirat Feministische Studien
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Kämper, Gabriele |
| KURZBESCHREIBUNG | deutsche Literaturwissenschaftlerin |
| GEBURTSDATUM | 30. März 1960 |
| GEBURTSORT | Kapstadt |